Dortmund - Bleibt der Krankenwagen bald leer? - Rettungsdienst kämpft mit Personalnot

  • Eine drei Mann Besatzung auf einem NEF (NA, RettSan, FKP A/I) wäre deutlich übertrieben. Ich verstehe Deinen Ansatz, aber neben dem lieben Geld des Steuerzahlers wäre es dann auch pfiffiger, wenn man dann ein NAW-System davon macht.

    Ich denke, das war in Personalunion und nicht in Einzelpersonen gemeint.

  • Beispielhaft werden hier die Überstunden aufgeführt.

    Ich kann die Diskussion um Überstunden gut verstehen.


    Allerdings frag ich mich bei der Diskussion schon, ob die Menschen bei dem Thema eigentlich schon mal in entsprechende Tarifverträge und auch überhaupt einmal vor der Unterschrift in den eigenen Arbeitsvertrag geschaut haben? Da steht in der Regel deutlich die Verpflichtung der AN drin, Überstunden zu leisten. Im Gegenzug ist geregelt, was diese Stunden den AG plus Zuschläge natürlich dafür kosten bzw. dieser dafür zu zahlen hat. Lesen können darf man auch von der jüngeren Generation wohl noch erwarten dürfen? Bei mir wartet nach den vertraglich vereinbarten Überstunden meine Frau (ok, gehöre zu der seltenen Spezies, die schon fast 30 Jahre verheiratet ist) und zum Glück auch oft meine zwei Enkelkinder..... Familie ist kein Privileg der jüngeren Generation.

  • Maslows Bedürfnispyramide ist hier ein gutes Modell. Die Kriegs- ( und direkte Nachkriegsgeneration) hatte ein Sicherheitsbedürfnis. Es folgte mit dem wirtschaftlichen Aufstieg und dem Wohlstand die Deckung der sozialen Bedürfnisse (Rentensicherheit, Vereine), danach die Individualbedürfnisse (Urlaub). Dies geschah im Rahmen des Wirtschaftswunders sehr nah beisammen. Die heutige Jugend hat in der Regel keine Verwandschaft mit direkter Kriegserfahrung. Auch ist Reisen heute kein Problem, vor allem nicht innerhalb Europas. Da bleibt nur noch die Selbstverwirklichung. Und die finden die Wenigsten im Beruf.

  • Ich kann die Diskussion um Überstunden gut verstehen.


    Allerdings frag ich mich bei der Diskussion schon, ob die Menschen bei dem Thema eigentlich schon mal in entsprechende Tarifverträge und auch überhaupt einmal vor der Unterschrift in den eigenen Arbeitsvertrag geschaut haben? Da steht in der Regel deutlich die Verpflichtung der AN drin, Überstunden zu leisten. Im Gegenzug ist geregelt, was diese Stunden den AG plus Zuschläge natürlich dafür kosten bzw. dieser dafür zu zahlen hat. Lesen können darf man auch von der jüngeren Generation wohl noch erwarten dürfen? Bei mir wartet nach den vertraglich vereinbarten Überstunden meine Frau (ok, gehöre zu der seltenen Spezies, die schon fast 30 Jahre verheiratet ist) und zum Glück auch oft meine zwei Enkelkinder..... Familie ist kein Privileg der jüngeren Generation.

    Überstunden, sofern sie selten mal auftreten sind ja nicht das Problem, sondern dass man sich mittlerweile eigentlich regelhaft bereits darauf einstellen kann, Überstunden machen zu müssen. Das ist EIN Problem, welches angegangen werden muss. Da damit auch die regelmäßige Wochenarbeitszeit in Höhe von 48h überschritten wird. Und gerade ältere Semester wollen das, meines Gefühls nach, nicht geändert haben: War ja schließlich schon immer so. Aber wollen wir wirklich den Stillstand oder sollten wir alle nicht eher für einen Fortschritt kämpfen?

    Unabhängig davon, dass der Einzelne vielleicht nichts oder nicht lange etwas davon hat.

    Lerne, dir selbst in größter Eile Zeit zu lassen.
    Wyatt Earp

  • Aber wollen wir wirklich den Stillstand oder sollten wir alle nicht eher für einen Fortschritt kämpfen?

    Die Älteren sollen jetzt auch noch für das Wohlgefühl der Jüngeren kämpfen? Ohne mich. Mir reicht ja schon, wenn viele dieser Kolleginnen und Kollegen als Ablösung mal pünktlich wären. Natürlich sollten sich Überstunden im Rahmen halten. Von einer Mengenbegrenzung steht weder was im TV noch im Arbeitsvertrag. Dein Beitrag hört sich ein wenig nach Gewerkschaft an. Danke, habe fertig....

  • Die Generation Babyboomer hat den Großteil ihrer Sozialisation auch noch in Firmen verbracht in denen man "für das Leben" arbeitete, in denen man nicht von Zeitarbeit zu befristetem Vertrag hangelte, in denen nicht die Gefahr drohte trotz "laufender Geschäfte" wegrationalisiert zu werden

    Es gab zu dieser Zeit auch noch Chefs, die man als „Patron“ bezeichnet hat.

  • Die Älteren sollen jetzt auch noch für das Wohlgefühl der Jüngeren kämpfen? Ohne mich. Mir reicht ja schon, wenn viele dieser Kolleginnen und Kollegen als Ablösung mal pünktlich wären. Natürlich sollten sich Überstunden im Rahmen halten. Von einer Mengenbegrenzung steht weder was im TV noch im Arbeitsvertrag. Dein Beitrag hört sich ein wenig nach Gewerkschaft an. Danke, habe fertig....


    Die Boomer könnten sich vielleicht auch mal kritisch überlegen, ob die Zeiten vielleicht andere waren, als die Arbeitsverdichtung noch so war, dass es Pausenräume für Ärzte gab und die Lohnstruktur so, dass ein Vollzeitgehalt für Haus und Auto gereicht hat. Wenn Stellenpläne mittlerweile so geplant werden, dass die Dienstpläne generell nicht besetzt werden können und alles zusammen bricht, wenn einer krank oder schwanger ist, dann ist meine Bereitschaft einzuspringen sehr gering. Außerdem bin ich nach einem Dienst einfach ausgelutscht und eine Ausbildung (die vertraglich vereinbart wurde) findet mangels Personal kaum statt. Im übrigen finde ich ein Nettogehalt von 15€ pro Stunde für einen Arzt auch nicht wirklich üppig und die Zuschläge für Überstunden sind ein schlechter Scherz (wenn sie denn überhaupt bezahlt werden). Es ist im Leben eben immer ein Geben und Nehmen. Ich persönlich bin daher in meinem Berufsleben genau drei mal spontan eingesprungen (außer im Impfzentrum) und plane das auch genau so weiter zu machen.

  • ein Vollzeitgehalt für Haus und Auto gereicht hat

    Nee, das reichte auch bei den Normalverdienern der Boomergeneration nicht. Mein Haus ist aus eigener Hand und massiv Überstunden finanziert. Muss man selbst entscheiden, wie man das hinkriegen kann und will. Kann man weniger selbst machen, muss man halt mehr Geld besorgen...Lediglich fürs Brutto ist der AG verantwortlich. Fürs Netto kann der doch auch nix. Im Rettungsdienst kenne ich keine Organisation, die Stellenpläne bewusst nicht mit Personal besetzt. Und ja, ich war und bin nach Nachtdiensten und sogar nach Tagdiensten müde und ausgelutscht. Geht meinem Nachbarn als Zimmermann aber auch so, kommt müde und abgekämpft von der Arbeit. Meistens sechs Tage die Woche.

  • Du wohnst wohnst in keiner Metropolregion nehme ich an?

  • Du wohnst wohnst in keiner Metropolregion nehme ich an?

    https://metropolregion.hamburg.de/karte/


    In der Tat gibt es in der Metropolregion Hamburg noch Gegenden, wo man Dinge durchaus noch bezahlen kann. Mit einem normalen Durchschnittsverdienst geht das aber auch schon lange nicht mehr. Für die geringeren Lebenshaltungskosten ist auch das Lohnniveau z. T. deutlich geringer als im Westen oder im Süden. Dafür stört Dich hier aber auch kein regelmäßiger, gut erreichbarer Bahnverkehr, kein Bus mehr ab 18.00 Uhr. Der nächste Bäcker ist 6 Kilometer entfernt, Schulen sind in der nächsten oder übernächsten Gemeinde/Stadt. Soll ich weiter aufzählen? Es ist für mich einfach betrachtet ziemlich logisch: Umso höherwertiger die Umfeldbedingungen eines Lebensraumes sind, umso teurer ist die Gegend. Mein Heimatort ist ein klassisches Schlafdorf. Einzige öffentliche Infrastruktur 2 x täglich ein Bus, einmal täglich Leerung des Briefkastens Mo-Fr. Sonst gibt es hier nix. Ach ja, vereinzelt Straßenlampen von Sonnenuntergang bis 23:00 Uhr.

  • Da steht in der Regel deutlich die Verpflichtung der AN drin, Überstunden zu leisten.

    Wir sind jedoch Arbeitnehmer, keine Sklaven. Und wie das hier schon gesagt wurde, sind Überstunden, die ab und zu, also selten auftreten, nicht das Problem. Seit Jahren definiert sich "selten" aber eher so, dass regelmäßig Überstunden anfallen. Mittlerweile ist es so, dass es ohne Überstunden gar nicht mehr geht. Quasi täglich. Und das ist nun deutlich zu viel geworden, bei gleichzeitiger Maximierung der Arbeitsverdichtung. Und für das bisschen Zuschläge für die Überstunden reiße ich mir nicht mehr den Arsch auf.

    Familie ist kein Privileg der jüngeren Generation.

    Die jungen Eltern werden für ihre kleinen Kinder jedoch mehr organisatorische Herausforderungen zu bewältigen haben wie die Großeltern mit ihren Enkelkindern.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • wenn viele dieser Kolleginnen und Kollegen

    Ich hätte eher "meine" anstatt "dieser" gewählt. Maximale Anti-Wertschätzung. Danke, habe fertig ...

    Dein Beitrag hört sich ein wenig nach Gewerkschaft an

    Wo wären wir wohl heute, wenn wir keine Arbeitnehmervertretungen hätten? Dann wären wir immer noch Arbeitssklaven des Adels.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Danke Harris!


    Wo wären wir wohl heute, wenn wir keine Arbeitnehmervertretungen hätten? Dann wären wir immer noch Arbeitssklaven des Adels.


    Arbeitsrecht ist hart erkämpft worden, das sollten wir alle mehr wertschätzen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Und ja, ich war und bin nach Nachtdiensten und sogar nach Tagdiensten müde und ausgelutscht. Geht meinem Nachbarn als Zimmermann aber auch so, kommt müde und abgekämpft von der Arbeit. Meistens sechs Tage die Woche.

    Auch Nachts? Auch in den Weihnachtsfeiertagen oder an Neujahr?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Arbeitsrecht ist hart erkämpft worden, das sollten wir alle mehr wertschätzen.

    Ganz genau so ist es! Deswegen bin ich auch immer noch Verdi-Mitglied. Und DBRD-Mitglied. Auch wenn man nicht immer zufrieden ist (die letzten TV im öD waren und sind schlecht; oder manche DBRD-Äußerungen), so halte ich das trotzdem für wichtig. Nur wenn viele organisiert sind, kann man Druck machen. Vor allem jetzt, wo das Personal knapp ist. Aber irgendwie kommen WIR alle nicht aus dem Quark, habe ich das Gefühl.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Arbeitsrecht ist hart erkämpft worden, das sollten wir alle mehr wertschätzen.

    Das sehe ich ganz genau so. Es ist auch maximal sinnvoll, starke Arbeitnehmervertretung zu haben. Arbeitsrecht ist zu beachten, die Arbeitspflichten auch. In meinem Wirkungskreis gibt es keine Spätablösungen....Ich höre davon aber immer wieder von vielen Kollegen, die sich darüber sehr auch ärgern. Das Recht auf pünktliche Ablösung trifft nunmal die Ablösenden....Noch mehr ärgert man sich aber auch über die Duldung der AG solcher persönlicher Unzulänglichkeiten. Könnten ja sonst die AN den Schlagwagen wechseln und sich einen neue Stelle suchen....

  • irgendwie findet sich hier im Thread das gesamte Bullshitbingo der frustrierten Boomergeneration mit zu langjährigen Bildzeitungskonsum wieder. Das ist furchtbar. Aber manches sollte man nicht so stehen lassen.


    1. Die inzwischen gar nicht mehr so junge Generation will ja nur noch Teilzeit arbeiten. Ja, das ist ein Trend der zu beobachten ist. Aber warum denn? Weil im Gegensatz zu der abgehenden Rentnergeneration hier üblicherweise beide Partner arbeiten, um den Lebensunterhalt zu sichern. Die zu Hause bleibende Frau ist eine Mär längst vergangener Tage. Das ist auch gut, gerade im Sinne einer Gleichberechtigung, aber damit fallen mehr Verpflichtungen außerhalb der Arbeit an. Und wenn in der Familie einer 80% und einer 60% arbeitet, ist es insgesamt deutlich mehr erbrachte Arbeit als einmal 100%.


    2. Handwerker schaffen es doch auch, sich ein Haus zu kaufen. Das ist für die heutige Generation einfach Unsinn. Wer das abstreitet ist schlicht schlecht informiert. Darüber wird überall berichtet. Früher mag es möglich gewesen sein, heute ist es selbst mit einem Arztgehalz in Vollzeit kaum möglich, in planbarer Zeit eine Eigentumswohnung in der Stadt zu finanzieren. Von einem Haus in vertretbarer Entfernung zu möglichen Arbeitgebern kann man nicht mal träumen. Und da rede ich nicht einmal von Hamburg. Heutzutage zahlt man übrigens für 80 qm, 3 Zimmer auch schon 1100 Euro Miete und darf das günstig nennen. Damit legt man auch weniger zurück.


    3. Wenn der Teilzeittrend auch bei den Ärzten ankommt.. herzlich willkommen in der Neuzeit, das ist schon mehr als eine Dekade her, dass das passiert ist. Die Altherrengesellschaft ist auch bei der Ärzteschaft gefallen und die Arbeitsbedingungen lässt man sich nur so lange gefallen, wie man in der Fscharztweizerbildung ist und damit letztlich erpressbar. Selbst da reduzieren viele oder kündigen das opt-out auf. Um den Schock zu vergrößern: ich bin von den 12 Vordergrunddienst-Leistenden in meiner Abteilung (15 100% Planstellen), der letzte, der noch Vollzeit arbeitet. Übrigens bestehen auch wir darauf, dass man Überstunden bezahlt.


    4. Überstunden und regelmäßige Wochenarbeitszeit. Natürlich sind Überstunden zu leisten. Aber zum einen gibt es nur der maximalen Wochenarbeitszeit und der regelmäßigen, durchschnittlichen Wochenarbeitszeit vorgeschriebene Größen, die eingehalten werden müssen. Die stehen nicht immer im Tarif, sondern dann im Arbeitszeitgesetz. Wird sehr gern ignoriert, darf man dann auch einfordern. Zum anderen muss man sich anschauen, was eine Überstunde ist. Das ist unvorhersehbar aufgetretene Mehrarbeit. Es ist schon höchstrichterlich entschieden und hier im Forum zwischen 2010 und 2015, damals noch mit einem Forumsjurist namens Nils diskutiert, dass Einsätze zur Übergabezeit das beispielsweise nicht sind, da diese im Rettungsdienst letztlich vorhersehbar sind, und der Arbeitgeber zu Gegenmaßnahmen wie beispielsweise überlappende Dienstzeiten verpflichtet sind. Lediglich die Umsetzung findet man selten.


    5. Du kannst dir nicht vorstellen, dass Planstellen bewusst offen gelassen werden? Dann hast du entweder in einer Insel der Glückseligkeit gearbeitet und nicht nach links und rechts geschaut oder schlicht nicht sehr gut aufgepasst. Dies ist eine der ältesten Taktiken in Geld zu sparen und sie wird in der gesamten Medizin großflächig eingesetzt. Und damit meine ich jetzt nicht einmal die Angebote, die einfach schlecht sind, sondern tatsächlich nicht ausgeschriebene Stellen.


    6. Meinungen, wie du sie hier vertreten werden, schaden dem Berufsstand. Nicht nur, dass sie im wesentlichen sachlich falsch auf verklärter Erinnerung beruhen, denn ja, selbst in meiner 14 jährigen und dann beendeten Rettungsdienstkarriere ist die Arbeitsbelastung spürbar gestiegen, es war früher einfach weniger belastend, die verhindern letztlich die Verbesserung der Bedingungen. Die jetzigen Bedingungen führen aber zur Abwanderung und damit zum Mangel an Personal. Denn gerade im Rettungsdienst und in der Pflege ist die Hauptursache des Personalmangels die Abwanderung. Und daran arbeiten solche Meinungen aktiv mit.


    Viele Grüße,

    Generation Y

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • frustrierten Boomergeneration mit zu langjährigen Bildzeitungskonsum

    Moin,


    bin weder frustriert noch habe ich die erwähnte Zeitung gelesen. Ich will auch überhaupt nicht anderen vorschreiben wie sie arbeiten und/oder leben sollen. Allerdings will ich auch nicht selbst vorgeschrieben bekommen, wie ich arbeite und womit ich meine Zeit so verbringe. Ist doch eigentlich ganz einfach. Welcher Rettungsdienst lässt denn nun bewusst Stellen offen, denn lediglich von Rettungsdiensten habe ich geschrieben??? Was im Krankenhausbereich passiert, kann ich nicht umfänglich beurteilen, ist mir aber auch eigentlich egal.


    Ist das hier eine Selbsthilfegruppe gleicher Meinungen? Dann könnte ich hier tatsächlich falsch sein. Ansonsten gehört es dazu, die Meinung anderer zu respektieren und auszuhalten. Ich halte Deinen Beitrag aus, da meine Lebensrealitäten und Umstände noch völlig in Ordnung sind.