Und wenn man Patienten kommuniziert, dass die Chancen zwar schlecht stehen, sie aber natürlich nicht null sind, dann wollen viele diese Chance ergreifen.
Das ist doch so der nächste Punkt, für viele gibt es irgendwelche letzte Chancen, sei es für ein Überleben oder für ein paar Tage mehr. Diese Chancen zu erwähnen ist auch nicht falsch, allerdings werden da teilweise auch übertrieben Hoffnungen geschürt bzw. zu wenig betont zu welchen Bedingungen das geschieht. Menschen Chancen zu erwähnen und ggf. (tlw. unterbewusst) die Nachteile weniger heraus zu stellen ist manchmal auch der bequemere Teil, schließlich ist es etwas "positives" was man erklärt. Bei nicht wenigen Fällen sind diese Optionen und paar Prozent genau das, auf was die Angehörigen oder Patienten in Ausnahmesituationen setzen. Nicht selten geschehen dann aber auch Sachen, die die Patienten für sich unter normalen Bedingungen aber ablehnen würden, unter anderem auch weil die Chancen zu gering sind bzw. der Preis zu hoch ist. Auch diese Fälle sind es, wo es erfahrenen Ärzte, ein betreuendes Team braucht und eben Schulungen um wirklich im Sinn der Patienten zu handeln.
Es geht hier übrigens in gar keinen Fall darum Leben oder Kosten zum erleben halten einen Preis zu geben und damit etwas abzuwägen, es geht rein um das was manchmal gemacht und zu welchen Bedingungen.
Mal praktisch: Viele Menschen wollen zu guten Zeiten nicht als Vollpflegefall im Bett vegetierend enden und doch haben wir viele solche Fälle die immer und immer wieder eine maximale Therapie erhalten, selbst wenn es nur geringe Chancen für ein Überleben bzw. Wiedererlangung des ist Zustandes gibt. Ein klassisches Beispiel sind Patient mit stark fortgeschrittener Demenz oder Z.n. schwerem Schädel-Hirn-Trauma die im Rahmen eines schweren Infektes intubiert und beatmet werden, die ggf. eine Notfalldialyse, am Ende ggf. auch noch zig Katecholamine und oder auch noch eine ECMO bekommen.
Ich verurteile ein entsprechendes Vorgehen nicht, da die Ausbildung in diesem Bereich bzw. Rückendeckung tlw. mangelhaft ist und es eine tlw. extreme Belastung für z.B. die Ärzte darstellt. Ich für mich stelle nur fest, dass es hier ein anderen Diskurs in unserer Gesellschaft und mehr Schulung für medizinisches Personal braucht.
Grundlage für dieses Aussage sind neben persönlichen Erfahrungen (dienstliche und privat) eben auch Aussagen aus Dokumentationen, Talkshows und auch Interviews (jeweils mit Ärzten, tlw. auch erfahrenen Intensivmedizinern und auch Ethikern).