Stellungnahme der Swiss Paramedic Association zum Fachkräftemangel in den Rettungsdiensten

  • Wenn nur nicht die Butter so teuer wäre...

    https://www.spiegel.de/wirtsch…c9-4acd-bb16-8410441b081b

    Das ist bei uns in der Klinik schon seit Monaten so, kommunaler Träger.

    "Frauen, die geboren haben und Hebammen, die Geburten begleiten, sind diejenigen, die uns am meisten über Geburt zu sagen haben.
    Gleichzeitig sind sie aber auch diejenigen, die am wenigsten gehört werden."
    Oja Ploil, Soziologin (1991)
    ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

  • Dabei sind gehärtete Pflanzenfette mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen assoziert :see_no_evil_monkey:

    Da könnte man bei den Privat-Patienten wenigstens als kleinen Ausgleich noch eine Zigarette für nach dem Essen dazu legen.

  • An was sind sie genau gescheitert?

    Du hast noch immer viele Kader im Rettungsdienst die keinerlei Deutsche einstellen wollen beziehungsweise wenn schon Deutsche dann nur mit mehrjähriger Erfahrung im Schweizer RD.

    Auch ist in einigen RDs das Verhalten gegenüber neuen, deutschen, Mitarbeitern unter aller Sau - da sind Sprüche gefallen, die in einem deutschen RD zur sofortigen Kündigung geführt hätten, nur hier leider vom Kaderpersonal.

    Damit das auch klar ist: Das betrifft nicht alle RDs. Es gibt genug RDs die sich vorbildlich verhalten und tolle Arbeitgeber sind&diese Probleme nicht haben. Aber für Menschen die wenig bis keine Kontakte haben ist eben nicht klar, welche RDs hier welche sind. Und wenn du mehrfach solche Erfahrungen machst dann gibst du irgendwann auf.


    Auf Seiten des SRK sind mitunter tlw. immer absurdere Forderungen nach Unterlagen gestellt worden, bzw. Unterlagen angefragt worden. (Wobei das vor allem Leute mit nicht rein-deutscher Ausbildung betraff) Ich kenne einen Fall eines indischen Kollegen der neben seiner indischen Pflegeausbildung auch deutscher NotSan ist. Ihm wurde die Anerkennung u.a. wegen eines nicht-vollständigen Stempels (=Ein Dokument wurde gestempelt aber der Stempel war halt nur teilweise aufgedrückt) bei einem 10 Jahre alten Dokument verweigert. Lustiger Weise ging das gleiche Dokument bei seiner Pflegeanerkennung problemlos durch. Der Kollege arbeitet jetzt in der Pflege in der Anästhesie und fährt RD nur noch in DE.


    Kombiniere das mit den doch sehr hohen Kosten&Aufwände für die Anerkennung, der bis heute etwas intransparenten Anerkennungspraxis im Bezug auf deutsche NotSan (insb. "ergänzte vs. Vollausbildung") und du hast durchaus einen gewichtigen Faktor warum viele Kollegen es sich mittlerweile sparen. Auch das Modell "einige Jahre bei einem schlechten RD buckeln damit man die Ausbildung nostrifiziert bekommt und dann zu einem gescheiten RD wechseln kann" das ja für die letzten 15 Jahre für einige RDs ganz gut funktioniert hat, ist immer weniger attraktiv.

    Nimmt man dann noch die deutlich schlechteren gesamtwirtschaftlichen Arbeitsbedingungen wie die im Schnitt mehr Stunden außerhalb des RD-man hat ja auch Partner-, schlechtere Absicherung im Krankheitsfall, kaum Absicherung bei Behinderung, weniger Hilfe beim Thema Familie/Schwangerschaft/Betreuung dazu, ist das Paket "Schweiz" für viele Kollegen und v.a. Kolleginnen bei weitem nicht mehr so attraktiv.


    Für die Schweiz bleiben damit nur zweieinhalb Möglichkeiten:

    Entweder sie ändert diese Praxis und die Nostrifizierung wird transparenter, einfacher (nicht fachlich sondern was den Aufwand für RDs wie Mitarbeitende angeht), finanziell attraktiver und gleichzeitig springt man auch in der "schlechteren Hälfte" der RDs über seinen Schatten und zwingt Kader wie Mitarbeitende zu vernünftigem Umgang um neue Mitarbeitende effektiv und langfristig zu halten.

    Und schafft in gleichem Maß bessere Arbeitsbedingungen (den Teil beobachteich aber sehr aktiv, da tut sich ja in der Tat extrem viel)

    (Ich kann mir als halbe Lösung aber durchaus vorstellen, dass ein kleiner Teil der RDs hier zukünftig noch mehr als jetzt ausländische Mitarbeiter unterstützt und "im Norden rekrutiert" und damit bei ansonsten unveränderte Rahmenbedingungen gut fahren wird)


    Oder man muss das Problem innerhalb der Schweiz lösen und entsprechend viele junge Menschen zur Ausbildung motivieren. Auch hier müssen einige RDs über den eigenen Schatten springen und sich von der Praxis lösen, dass nur RS wird wer vorher schon x-Jahre TS war. Aber hier sehe ich tatsäch auch sehr viel Veränderung.


    Damit wir uns nicht falsch verstehen:

    Ich mag die Schweiz, war früher ja selber dort Vollzeit tätig und bin es heute noch immer mal wieder. Es gibt tolle Schweizer RDs die jeden mir bekannten deutschen RD übertreffen und tatsächlich halte ich die Bedingungen im Schweizer RD im Mittel für besser als in DE. Ich mag sehr viele Schweizer Kolleginnen und Kollegen sehr sehr gerne.

    ABER: Es gibt eben auch die Ausreißer die eine blanke Katastrophe sind. Und eben auch an vielen anderen Stellen Probleme die man nicht wegdiskutieren kann.

  • Ein kleiner Exkurs in die Welt der Flugsicherung. Wir haben seit Jahren ein immer größer werdendes Personalproblem, weil wir nicht genug Nachwuchs finden. Man konnte es eine Zeit überbrücken, indem man uns Lotsen üppigste Zulagen für Zusatzschichten bezahlt hat, aber der Effekt ist inzwischen verflogen, da wir ja ohnehin schon gut verdienen. Geld reicht da am Ende eben nicht.


    Unsere Nachwuchswerber erzählen, dass man ohnehin mit viel Geld keinen Azubi mehr lockt. Die häufigst gestellten Fragen sind derzeit, ob man auf Wochenend - und Nachtdienste verzichten könnte. Man würde dafür auch ein geringeres Gehalt akzeptieren.


    Viele fertige Lotsen möchte die Tariferhöhungen inzwischen nicht in Geld sondern in Zeit bekommen. Nicht 2.5% mehr Geld, sondern 2.5% weniger arbeiten. So dass man über die Jahre und Jahrzente bei gleichem Gehalt immer weniger arbeitet. Das kann die Firma aber nicht umsetzen, da sie das Personal nicht hat. Wir haben inzwischen immer öfter Azubis, die kündigen, weil sie das einfach nicht mehr wollen, obwohl die Rahmenbedingungen bei uns ein Traum sind. (gutes Gehalt, präventive Kuren, relativ viel frei / Urlaub und mit 55 hören wir auf)


    Letztlich habe ich die Lösung dafür auch nicht. In unseren Berufen braucht es eben Leute, die Nachts und am Wochenende arbeiten. Auf jeden Fall aber ist "mehr Geld" nicht die Lösung. Auch beim Bestandspersonal nicht.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Aber das Max. Alter hochstellen könnte euch noch eine Stelle besetzen.... :whistling:

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Sachen rum schubsen und hin und her koordinieren kann ich. Mit 55 in Rente? Also in 9 Jahren für mich Platte. Nehmt ihr auch Quereinsteiger?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich würde dich nehmen :-*

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Ich übe morgen schon mal: Romeo Tango Whiskey 83-1, rechts drehen auf Level Station 3 East, kontaktieren sie Schwester Hilde auf 9345. Wieso Einbahnstraße? Ich bin hier der Lotse!

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ohje ... naja, wir müssen nehmen, was kriegen können :-D Jetzt aber BTT

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Die Schweiz ist schon lange nicht mehr das Land, in dem rettungsdienstlich gesehen, nur Milch und Honig fliesst.


    Momentan fällt einigen Systemen ihre "Fehleinschätzungen" aus vergangenen Tagen auf die Füsse.


    Beispiel:

    Das Gesundheitsdepartement eines Kantons entscheidet aufgrund des im Vorfeld sehr deutlich wahrnehmbaren Lobbyismus der grossen Player im Rettungsdienst, dass RTW nur noch in Doppelbesetzung dipl. RS gesetzeskonform eingesetzt werden können. Gleichzeitig wurden die Anerkennungskriterien für dipl. RS "angepasst".


    Drei Kernziele wurden damit verfolgt:

    1. Kleinere Leistungserbringer zur Fusion zu bewegen

    2. Die Einstiegshürde im lokalen Markt für potentielle Marktbegleiter aus dem In-/Ausland zu erhöhen

    3. Die Einstiegshürde für mögliche RS Kandidaten:innen aus dem Ausland zu erhöhen


    Das Ganze wurde unter dem Deckmantel der Qualitätssteigerung durchgeführt, ohne dass es jemals eine Studie z.B. zur Fragestellung gab, ob eine Doppelbesatzung aus dipl. RS zu einer Qualitätssteigerung bei der Ergebnisqualität für den Patienten führt.


    Studien aus anderen Ländern mit ähnlichen Qualifikationen haben keinen Qualitätsanstieg aufzeigen können.


    Zusätzlich muss man noch wissen, dass die Rettungsdienstsysteme in der Schweiz, sich in Sachen Vorhaltung bis vor wenigen Jahren und teilweise auch heute noch, eher am Minimum ausgerichtet haben bzw. ausrichten und eine signifikante Bedarfserhöhung längstens notwendig gewesen wäre und gleichzeitig noch eine grosse Verrentungswelle ansteht.


    Zwei der Kernziele wurden klar verfehlt.

    1. Die kleineren Leistungserbringer haben so viel Selbstbewusstsein entwickelt, dass sie heute deutlich grösser geworden sind und relevante Marktanteile von den Lobbyrettungsdiensten abgegriffen und gleichzeitig die Vorhaltung erhöht haben und dafür auch weitere dipl. RS benötigten

    2. Die Marktbegleiter sind trotzdem in den Markt eingestiegen und haben zu einem Aktionismus im Bereich der Neueröffnung von Rettungswachen durch die etablierten Player geführt (um die gesetzlichen Anforderungen bei den Hilfsfristen einzuhalten und sich nicht angreifbar zumachen), was den Bedarf an dipl. RS adhoc signifikant gesteigert hat.


    Das dritte Kernziel hat man erreicht: Die Zahl der Anerkennungen hat abgenommen bzw. stagniert auf einem zu niedrigen Niveau.


    Bis heute werden nicht genug dipl. RS ausgebildet, um den deutlich gewachsenen Bedarf zu kompensieren.


    Meine persönliche Einschätzung ist aktuell, dass sich die Situation in der Schweiz schneller und gravierender verschlechtern könnte, als die Situation in Deutschland. Dies in erster Linie aufgrund massiver Fehlentscheidungen / -einschätzungen in den letzten 5 bis 8 Jahren.

  • Ergänzend zu den Ausführungen m.duschl

    Rettungsdienst ist Angelegenheit der Kantone, es gibt sehr unterschiedliche Verfahrensweisen.


    Es anderer Kanton: Die Vorhaltung von Rettungsmittel (Primäreinsätze) bleibt gleich, wird aber evaluiert.
    Aufbau eines Sekundärdienstes (7/24) für stabile Patienten ist abgeschlossen und dient der Entlastung des Primärdienstes.

    Die Anzahl der Studierenden wurde teilweise erhöht, Arbeitszeiten wurden reduziert.

  • Was kann man sich darunter vorstellen? Pflegekräfte Intensiv?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • also eine normale Krankenschwester. Und die fahren Sekundärtransporte (auch Intensiv)?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das ist etwas komplizierter. FaGe ist ein Teil der Pflege, welche aber den Beruf mit Sekundarabschluss erlernen, im Gegensatz zur tertiären Ausbildung zur Pflegefachperson HF oder FH. Den Einsatz im Verlegungsdienst ist eher ein neuer Sektor, meistens arbeiten sie in der klinischen oder häuslichen Pflege, sowie Altenpflege.
    Sie fahren im geschilderten Falle ausschliesslich stabile Patienten (analog dem dt. KTW) Verlegungen von Klinik nach Klinik oder Entlassungen, also keine Patienten, die ein Monitoring benötigen.