Notfallsanitäter: Weisung zur Weiterqualifizierung war rechtswidrig (BF)

  • Zitat

    Ungeachtet dessen konnte der Kläger als Rettungsassistent durch Weisung zur Teilnahme an einem Ergänzungslehrgang mit dem Ziel der Weiterqualifizierung zum Notfallsanitäter verpflichtet werden. Denn der Kläger sollte hierdurch in die Lage versetzt werden, den gestiegenen Anforderungen an seinen Dienstposten weiterhin gerecht zu werden.

    Quelle: Rettungsdienst.de

  • Ich finde die Überschrift leicht irreführend. Wenn ich das richtig verstehe, wäre die Weisung zur Weiterqualifizierung an sich ja rechtmäßig, in diesem Fall hat es nur an der Beteiligung des PR gefehlt. SO klingt das, als ob das gar nicht gehen würde.

  • Ich finde die Überschrift leicht irreführend. Wenn ich das richtig verstehe, wäre die Weisung zur Weiterqualifizierung an sich ja rechtmäßig, in diesem Fall hat es nur an der Beteiligung des PR gefehlt. SO klingt das, als ob das gar nicht gehen würde.

    Die Überschrift hier entspricht der Überschrift des Artikels auf deren Homepage.

  • Die Überschrift hier entspricht der Überschrift des Artikels auf deren Homepage.

    Und wie immer gilt die Regel: Presseberichterstattung ist fast immer, jedenfalls weit überwiegend, mehr oder weniger falsch, und wenn sie einmal (weitgehend) richtig ist, dann passen zumindest Überschrift, Zwischenüberschriften oder Fotos nicht. 8)

  • Ein übler Effekt dessen, dass man meint mit Springer-Presse zu konkurrieren.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Die Motivation hinter der Weigerung vermutlich aber eine ganz andere.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich öffne Fässer ja nicht gerne, ich schubse sie meistens gleich um ... :saint:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • In berlin sind Manche zur Fortbildung gegangen, sind aber dann mit Absicht durchgefallen. So kann man es auch lösen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Hey!

    Ich finde es nicht überraschend, dass auf Feuerwehrseite teilweise kein Interesse an der rettungsdienstlichen Tätigkeit besteht. Ich halte es für durchaus naheliegend, dass es viele Rettungsdienstmitarbeiter gibt, die kein Interesse an Feuerwehrtätigkeiten haben.


    Davon abgesehen halte ich den multifunktionalen Einsatz in Brandbekämpfung, technischer Rettung und Patientenversorgung nicht für optimal; eine Allround-Ausbildung ist nicht schlecht, eine Allround-Tätigkeit ohne Spezialisierung hingegen erscheint mir auf die Dater kaum leistbar. Es hat einen Grund, dass die Polizei nach weitgehend identischer Laufbahn zwischen Schutz- und Kriminalpolizei unterscheidet und Laufbahnwechsel zwar ermöglicht (oder regelmäßig anstrebt), das Personal aber nicht täglich, wöchentlich oder monatlich wechselnd einsetzt.


    Ich räume allerdings ein, dass diese Bewertung aus möglichst objektiver Sicht subjektiv darauf gründet, dass ich in einem anderen System großgeworden bin. Ich habe allerdings den Eindruck, dass die rettungsdienstliche Performance multifunktional eingesetzter Feuerwehrkräfte nicht optimal ist, und sehe in solchen Berichten (und auch den Berichten aus Berlin ...) eine Bestätigung dieser Einschätzung.


    (Jetzt bin ich allerdings weit vom Thema abgekommen. Sorry.)

  • Das ist leider ähnlich objektiv, als wenn ich die Polizei insgesamt für einen Haufen rechter Schläger halte (Anm.: für alle, die den folgenden Text nicht verstehen: das ist nicht meine Meinung!), weil ich vor Jahren mal eine Spiegel-TV Reportage über ausufernde Gewalt einer Einheit der Bereitschaftspolizei gesehen habe und es hier auf der Ecke mal einen Skandal um rechte Memes in einer Polizeischüler-Whatsappgruppe gab, der es in die Presse geschafft hat.


    Die Berufsfeuerwehren in diesem Land gehören zu den größten Leistungserbringern im Rettungsdienst und haben sehr unterschiedliche Konzepte, wie man diese Leistung erbringt. Viele erbringen einen wesentlichen Anteil davon durch Angestellte im Rettungsdienst - die unterschiedlich stark im Bereich technische Rettung und Brandbekämpfung fortgebildet werden. Einige haben hier ein Beamten-Modell geschaffen, was eine umfangreiche rettungsdienstliche Ausbildung und nur eine grundlegende Feuerwehrtechnische beinhaltet, andere haben sicherlich noch diverse Konzepte, die ich auch nicht kenne. Aber ja, es gibt auch den klassischen "Alles-Könner-Brandmeister". Ist das wirklich so problematisch? Kommt drauf an. Die Kollegen, die ich erlebe - und auch im Rahmen meiner Tätigkeit bei einer der größten Berufsfeuerwehren des Landes - mit nur wenigen Wochen FW-technischer Ausbildung meinerseits - erlebt habe, waren überwiegend gut und durchaus auch motiviert. Realisiert wurde das dadurch, dass man diese Kollegen nicht zusätzlich im Krankentransport eingesetzt hat und RTWs diese (zu dieser Zeit) auch tatsächlich überhaupt nicht gefahren sind. Und ich meine das wörtlich, in meinen Jahren dort gab es genau einen Einsatz ohne Sonderrechte - eine Amtshilfe für die Polizei.


    Will ich damit sagen, dass es den unmotivierten BFler nicht gibt, nein, davon gibt es genug. Und einige davon werden auch von Anfang an keinen Bock auf Rettung gehabt haben, und ja, das sind etwas mehr, als ich sie in Kreisrettungen und Hilfsorganisationen erlebt habe, aber interessanterweise gab es auch da einige Leute, die von Anfang an kaum bis keine Motivation für ihren Job hatten. Man munkelt Zwangsumschulungen vom Arbeitsamt hatten damit etwas zu tun. Was ich aber auch kenne - und das wieder auf allen Seiten: ausgebrannte Stadtretter. Man muss einfach zugeben, dass eine langjährige Tätigkeit in der Stadtrettung ein großes Risiko hat, Leute auszubrennen. In der Berufsfeuerwehr sind das dann klassisch Leute, die gern den "Pflasterlaster" vermeiden. In anderen Organisationsformen scheiden die Leute aus oder formen dort ebenfalls größere Probleme im Betrieb. Aber den Beamtenstatus gibt man nicht leichtfertig auf und man hat zumindest Ausweichtätigkeiten, die einen noch eher im Job halten. Vielleicht wäre es hier sinniger an die Arbeitsbedingungen und an Prävention zu denken, als auf das System Feuerwehr zu schimpfen. Denn Hand auf's Herz, viele Berufsfeuerwehrangehörige haben heutzutage einen medizinischen Beruf als Einstiegsqualifikation, gar nicht selten RettAss/NFS. Und sicher kommt man nicht durch das Bewerbungsverfahren, wenn man sich so wenig über den Job informiert hat, dass man nicht weiß, dass ein Großteil der Zeit auf dem RTW und NEF gedient wird.


    Wenn ich für jedes mal, wenn mir ein HiOrgler in meiner BF Zeit erklärt hat, der min. 80% seiner Zeit auf dem KTW verbracht hat, dass ich meinen Job gar nicht können könnte, weil ja Feuerwehr auf meiner Jacke steht, 5 Euro bekommen hätte, hätte ich nicht nochmal studieren müssen, sondern würde inzwischen mein Geld für mich arbeiten lassen. Von dir, thh, erwarte ich ehrlich gesagt eine differenziertere Sichtweise.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ist das wirklich so problematisch?

    Problematisch ist das eigentlich nur, wenn man zu viele Sonderfunktionen auf wenigen Schultern verteilen möchte. Gab ja durchaus Konzepte des CBRN-Taucher-Höhenretter-Notfallsanitäters. Da kann man in den verschiedenen Bereichen einfach nicht immer gleich gut sein. Aber im normalen LHD kann man durchaus guter Feuerwehr- und Rettungsdienstmensch sein. Und beides profitiert voneinander.

    Do your job right – Treat people right – Give all out effort – Have an all in attitude.

    ~ Mark vonAppen

  • Aber ja, es gibt auch den klassischen "Alles-Könner-Brandmeister". Ist das wirklich so problematisch? Kommt drauf an. Die Kollegen, die ich erlebe - und auch im Rahmen meiner Tätigkeit bei einer der größten Berufsfeuerwehren des Landes - mit nur wenigen Wochen FW-technischer Ausbildung meinerseits - erlebt habe, waren überwiegend gut und durchaus auch motiviert.

    Ich habe Zweifel, dass sich die immer höheren Anforderungen in diesen Bereichen - auch und gerade im Rettungsdienst durch die Qualifikation als Notfallsanitäter - in der Breite erfüllen lassen. Früher hätte ich da weniger Bedenken gehabt. Da war aber auch noch der 3-Monats-Hilfsarbeiter in manchen Ländern als Verantwortlicher auf dem RTW zugelassen ...

    Realisiert wurde das dadurch, dass man diese Kollegen nicht zusätzlich im Krankentransport eingesetzt hat und RTWs diese (zu dieser Zeit) auch tatsächlich überhaupt nicht gefahren sind. Und ich meine das wörtlich, in meinen Jahren dort gab es genau einen Einsatz ohne Sonderrechte - eine Amtshilfe für die Polizei.

    Auch das wäre wünschenswert, erscheint aber zunehmend schwieriger.

    Will ich damit sagen, dass es den unmotivierten BFler nicht gibt, nein, davon gibt es genug. Und einige davon werden auch von Anfang an keinen Bock auf Rettung gehabt haben, und ja, das sind etwas mehr, als ich sie in Kreisrettungen und Hilfsorganisationen erlebt habe, aber interessanterweise gab es auch da einige Leute, die von Anfang an kaum bis keine Motivation für ihren Job hatten. Man munkelt Zwangsumschulungen vom Arbeitsamt hatten damit etwas zu tun. Was ich aber auch kenne - und das wieder auf allen Seiten: ausgebrannte Stadtretter. Man muss einfach zugeben, dass eine langjährige Tätigkeit in der Stadtrettung ein großes Risiko hat, Leute auszubrennen. In der Berufsfeuerwehr sind das dann klassisch Leute, die gern den "Pflasterlaster" vermeiden. In anderen Organisationsformen scheiden die Leute aus oder formen dort ebenfalls größere Probleme im Betrieb. Aber den Beamtenstatus gibt man nicht leichtfertig auf und man hat zumindest Ausweichtätigkeiten, die einen noch eher im Job halten.

    Ich kann da nur aus meinem Erfahrungshorizont sprechen - die Weigerung eines Mitarbeiters bei einer Hilfsorganisation oder einem privaten Anbieter hätte mich überrascht, die Weigerung eines Feuerwehrbeamten hingegen nicht.

    Wenn ich für jedes mal, wenn mir ein HiOrgler in meiner BF Zeit erklärt hat, der min. 80% seiner Zeit auf dem KTW verbracht hat, dass ich meinen Job gar nicht können könnte, weil ja Feuerwehr auf meiner Jacke steht, 5 Euro bekommen hätte, hätte ich nicht nochmal studieren müssen, sondern würde inzwischen mein Geld für mich arbeiten lassen. Von dir erwarte ich ehrlich gesagt eine differenziertere Sichtweise.

    Ich räume gerne ein, dass ich aus einem System komme, dass die Feuerwehr im Rettungsdienst praktisch nicht kennt, und dass das, was ich dort von der Feuerwehrrettung gesehen habe, mich meistens nicht überzeugt hat. (Ehrlicherweise gilt das natürlich auch für manch anderen Leistungserbringer.) Das deckt sich mit Schilderungen aus Bereichen, wo die Feuerwehr im Rettungsdienst tätig ist; aber die kommen natürlich auch aus der von Dir geschilderten HiOrg-Sicht.


    Ansonsten wundert es mich ebenfalls, dass auch in sehr gut gemachten Dokumentationen - wie bspw. bei Feuer & Flamme - die rettungsdienstliche Leistung sehr, sehr überschaubar wirkt und auch offensichtlich nicht im Fokus ist. Aber auch das kann natürlich Zufall sein - oder daran liegen, dass ich "Feuerwehr" nur aus der Theorie kenne und mir daher dort Minderleistungen nicht so auffallen.


    Möglicherweise muss ich aber auch einfach mein Vorurteil revidieren.

  • Problematisch ist das eigentlich nur, wenn man zu viele Sonderfunktionen auf wenigen Schultern verteilen möchte. Gab ja durchaus Konzepte des CBRN-Taucher-Höhenretter-Notfallsanitäters. Da kann man in den verschiedenen Bereichen einfach nicht immer gleich gut sein. Aber im normalen LHD kann man durchaus guter Feuerwehr- und Rettungsdienstmensch sein. Und beides profitiert voneinander.

    Geht schon, aber ist halt nicht mehr mit Volltätigkeit im Einsatzdienst zu machen. Wenn du dir das Qualifikationsprofil der HART Kollegen in UK, etc. anschaust ist das durchaus ähnlich. CBRN-USAR-Höhenretter-Taktikischer-Großunfall/Schwerunfall-Notfallsanitäter.

  • Ich dachte früher auch, dass es da ein Gefälle zwischen Vollzeitrettern und BFlern geben müsste.

    Nach meiner Erfahrung in der Notaufnahme gibt es den nicht.

    Die gefühlte Verteilung zwischen "so wünsche ich mir präklinische Versorgung und Übergabe an die Klinik" zu "der Krankenwagenbelademeister mit seinem unfähigen Gehilfen ist wieder da" ist gleichmäßig.

    Und die Wachen, die in Summe eher negativ aufgefallen sind, waren allesamt Vollzeitrettern.

  • Ich kenne auch aus dem Bereich Kreisrettung, HiOrg und aus privaten Rettungsdiensten genug Leute, die nicht bereit waren, den Notfallsanitäter ohne konkrete Zusagen für ein höheres Gehalt zu absolvieren. Was ja nun erstmal vergleichbar zu der Situation des Beamten ist. Und etliche, aus allen Bereichen, haben sich auch nach der Anpassung der Tarife geweigert und wünschen sich explizit den Einsatz im Bereich des qualifizierten Krankentransports und als Fahrer des RTW. Wenn man sich lange genug nicht ausreichend fortgebildet hat und dies nun auch nicht nachholen möchte, mag das im Einzelfall sogar ein sinnvoller Weg sein, wenn wir kurz ehrlich sind.


    Und die Unmöglichkeit den Job gut zu machen, wenn man in Teilzeit ist und eventuell eine andere Beschäftigung ausführt, sehe ich einfach nicht. Das gibt es auch bei deutlich anspruchsvolleren Jobs noch und ich kenne etliche sehr gute Kollegen, für die das gilt. So etwas soll ja sogar bei Juristen und Ärzten vorkommen.


    Zu den Dokumentationen: ich glaube eher, dass mehr Zuschauer es spektakulärer finden, wenn ein Gebäude im Vollbrand steht oder eine Person technisch aus dem Fahrzeug gerettet wird, als wenn der 30. Infarkt gefolgt vom 40. Apoplex in die Klinik gefahren wird. Es wurden ja auch nur sehr wenige piepsende Rauchmelder gefilmt, obwohl das mit weitem Abstand der häufigste Einsatzgrund des Löschzugs (oder einer angepassten, kleineren Einheit) sein dürfte. Und für den Laien sind sich rettungsdienstliche Einsätze ja oft ähnlich. Und es gab gerade bei der genannten Dokumentation doch ein paar, wenn ich mich recht entsinne.


    Das Problem mit Vorurteilen ist einfach, dass sie selten objektiv sind. Ich habe beim Sammeln meiner NA-Einsätze etliche mit RTWs einer privaten Firma gehabt, gegen die ich massive Vorurteile hatte. Und die Kollegen waren gut. War schön und schmerzhaft zugleich. Vielleicht ist es am Ende gar nicht die Aufschrift der Jacke, die so wahnsinnig wichtig ist...

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!