Ersteinschätzung in der Notfallversorgung: G-BA klagt gegen Ministerium

  • Und irgendwann, wenn das ganze flächendeckend etabliert ist, wird jemand die Frage stellen: Wozu brauchen wir am Tiragetresen, in der ILS, im Rettungsdienst noch teures Fachpersonal, wir haben doch unsere Algorithmen, die statistischen Auswertungen zufolge zu 99,8% eingehalten werden...

    Natürlich. Für die Bedienung eines Systems, dessen Fragen man vorlesen und dann die Antworten anklicken muss, benötigt man kein Fachpersonal.

  • Siehe hierzu die klassischen Anwender von PRO-QA (o.ä.) in den Staaten.


    Hier mal die Anforderungen von Washington State (hier Seattle) an einen 911 Emergency Communications Dispatcher:


    Position Requirements:


    Must be available to work mandatory overtime assignments as required.

    Must be available to work a variety of shifts.

    Applicants must take a keyboarding test, a work-related multi-media performance test, and complete a background check.

    Alle getätigten Aussagen stellen meine private Meinung dar und stehen in keinem Zusammenhang mit meiner beruflichen Tätigkeit.

  • Natürlich. Für die Bedienung eines Systems, dessen Fragen man vorlesen und dann die Antworten anklicken muss, benötigt man kein Fachpersonal.

    Ja, merke ich jeden Tag was da tolles rauskommt in der Leitstelle der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr 🙄

  • Du lässt dabei etwas weg. Das jetzige Ministerium hatte dem GBA mitgeteilt, eben keine Einschätzungsverfahren festzulegen, da das im rahmen der anstehenden gesetzlichen Veränderungen Thema wird. Darauf wollte der GBA aber nicht warten, vor allem wollten wohl die Niedergelassenen nicht warten. Denn wenn man selbst was festlegt hat man mehr Steuerungsmöglichkeiten...

    Und genau deswegen wollte man sich vom BGM nicht die Butter vom Brot klauen lassen und möchte nun den G-BA in einem fast abgeschlossenen Prozess kurz vor Fristende ausgebremsen. Der G-BA bemängelt doch vollkommen zurecht, dass überhaupt nicht abzusehen ist, wann das jetzige Gesetzgebungsverfahren, welches eines der größten im Bereich des Gesundheitswesens in den letzten 20 Jahren sein wird, abgeschlossen sein wird und dessen Regelungen in Kraft treten können. Da können noch Jahre vergehen, wenn es überhaupt zu einer Reform kommen wird.

  • Eine Frage zu SmeD.

    Als Ergebnis stand im Artikel dringend, 24h oder 48h.

    Ist das dringend noch näher definiert? Denn das ist es ja, was die klinischen Einschätzungssysteme machen.

    Ein Kritikpunkt war ja, das auch die Patienten, die mit dem Rettungsdienst kommen, triagiert werden müssen. Das finde ich richtig.

    Letztlich ist das Ergebnis eines Algorithmus nicht per se gut oder schlecht, sondern von der Qualität des Algorithmus und den Fähigkeiten des Nutzers abhängig (insbesondere, wann abgewichen werden muss).

    Und zum NotSan, der in der Klinik triagieren, aber nicht Patienten Zuhause lassen darf.

    In der Klinik wird nur entschieden, wie lange die zulässige Wartezeit bis zum Arztkontakt ist. Es gibt keine Option, Patienten ohne Arztkontakt weg zu schicken.

  • Natürlich. Für die Bedienung eines Systems, dessen Fragen man vorlesen und dann die Antworten anklicken muss, benötigt man kein Fachpersonal.

    Wobei dieses die Leitstellenfachwelt anders sieht:


    4. Sofern es eine Trennung in Calltaker:in und Dispatcher:in gibt, muss der/die Calltaker:in die höchste Ausbildung besitzen, da diese gegenüber dem/der Dispatcher:in die höhere Verantwortung trägt (Notrufabfrage, Einschätzung des Lagebilds, Entscheidung für ein Einsatzstichwort, die Anleitung von Erste-Hilfe- und Sicherheitsanweisungen incl. Telefon-Reanimation)

    Ich muss mich dieser Meinung auch anschließen, da Abfragen wirklich nicht jeder kann, Disponieren jedoch schon (zu mindestens im RTW+NEF Bereich = Knöpfchen drücken). Erfahrungsgemäß sitzen in dem Calltakter-Dispatcher-System die schlecht ausgebildeten und wenig erfahrenden Kollegen in der Abfrage. So auch in meiner alten Leitstelle.


    Ich muss dieser Fachwelt (u.a. Rafael Trautmann) auch zu stimmen, da auch dieses meine Erfahrung spiegelt. Wenn gering erfahrende und / oder schlecht ausgebildete (oder auch geeignete) Calltaker die Notrufabfrage übernehmen, kommt häufig Mist dabei raus. Ganz schlecht wird es, wenn unqualifizierte oder sehr gering qualifizierte Personen per standardisierter Abfrage (nicht strukturierter) handeln, das System aber ausfällt oder mal nicht mehr weiter weiß (wie bei der 116117 beispielsweise).


    Problem in der Praxis: Niemand hört auf die Experten und Studien. Systeme werden so gestaltet wie man das möchte. Und so entstehen die Meinungen und Erfahrungen, wie diese auf dieser Seite (schon wieder) zu lesen sind ...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Vor allem sucht der GBA nach Möglichkeiten Pfründe zu sichern, da nimmt man gern jedes Argument zurate.


    Mark my words: SmED wartet nur auf die Einführung, das Gemauschel darum ist manifest.


    Grade hat der GBA berichtet, dass der SmED Test erfolgreich war. Da bin ich ja überrascht. ;-)

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.