Tagesschau: Wenn Notfallsanitäter nicht helfen dürfen

  • Wo oder wie genau liegt er denn völlig daneben? Wenn man schon Populismus vorwirft, bin ich auf die nuancierte, sachliche Antwort gespannt.

    1. Wie ich schon geschrieben habe, bedeutet Medikamentengabe ohne Notarztruf nicht, dass keine Medikamente gegeben werden dürfen/ sollen und der NFS hilflos neben dem Patienten stehen muss, sondern, dass eben noch der NA hinzugezogen werden muss. Ich kann in diesem Fall keine schlechtere Versorgung von Patienten erkennen, wenn zusätzliche Fachexpertise hinzugezogen werden muss. Im Gegenteil könnte ich behaupten, dass diese Patienten sogar besser versorgt werden.


    2. Wenn im Schnitt 17 Medikamente freigegeben sind und sich nur einzelne Kreise und ein Bundesland davon als Ausreißer davon hervortun, dann kann ich hier keine schlechte Umsetzung des Willens des Gesetzgebers bei der Notfallversorgung bzw. des Pyramidenprozesses erkennen. Ein Scheitern des ÄLRD-Systems in der Fläche erschließt sich mir hier nicht.


    3. Es werden auch nicht die Kompetenzen der NFS in Frage gestellt. Herr König verkennt, dass nach aktueller gesetzlicher Lage Notfall-Patienten immer noch von einem Arzt behandelt werden sollen und nur bei fehlender Möglichkeit der NFS alleine aktiv werden soll.


    4. Das föderale System mag seine Schwächen haben, in zentralistisch regierten Ländern läuft es aber auch nicht unbedingt besser. Der medizinische Standard ist in ganz Deutschland gleich. Wie dieser erreicht wird, obliegt aber den Ländern. Wenn es in einem Kreis eine relativ hohe Notarztdichte oder insgesamt nur wenig schwere Notfälle gibt, so dass auch ohne Freigabe von Medikamenten an NFS Patienten zeitlich "im Schnitt" nach medizinischen Standard versorgt sind, dann ist das genauso richtig, wie, wenn man aufgrund von NÄ-Mangel 40 Medikamente freigibt, damit Patienten ausreichend versorgt sind.


    Abschließend noch eine nicht nuancierte, unsachliche Antwort:

    Mir geht dieser ständige Vorwurf der Standesdünkelei insbesondere auch durch Herrn König erheblich auf den Sack, weil gleichzeitig immer der eigene NFS-Stand genauso hochgehalten wird. Dass man es begrüßt, den bisherigen NA abschaffen zu wollen, um ihn durch einen studierten NFS mit genau den selben Kompetenzen zu ersetzen, ist selbstverständlich auch kein Standesdünkel, sondern nur der Sorge um den Patienten begründet. Aber klar, Ärzteverbänden geht es immer nur um sich, das Wohl der Patienten ist diesen völlig egal.

  • Ich bin hier zu 100% bei Hilope, Standesdünkel zu betreiben und dabei stets Standesdünkel zu rufen, ist am Ende nur humoristisch wertvoll und sonst Unfug.


    Und das System ÄLRD für gescheitert zu erklären ist einfach nicht begründbar. Natürlich mag man an der ein oder anderen Stelle Entscheidungen kritisieren können, aber insgesamt hat sich doch in den letzten Jahren viel geändert und das durchaus auch mit und durch die Arbeit der ÄLRD. Uns es ist auch nicht in jedem Kreis großartig unterschiedlich. Es gibt ja jetzt durchaus auch Bereiche, in denen man sich auch landeseinheitliche Grundalgorithmen geeinigt hat und diese lokal allenfalls geringfügig an die Gegebenheiten anpasst, was in höchsten Maße sinnvoll sein kann.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

    Einmal editiert, zuletzt von Johannes D. ()

  • Also gerade nicht im Kern der Fehler des „Systems ÄLRD“.

    Ja, genau. Der genannte "Funken Wahrheit" ist eben die große Anzahl an ärztlichen Leitern RD in Deutschland. Die förderalistische Struktur verlangt eben nach diesen Strukturen, die dann jeweils eigene Fürstentümer erstellen. Das ist nicht nur auf die ÄLRD bezogen, sondern auch auf die Rettungsdienstleiter bzw. Trägerverwaltungen dahinter. Denn das beginnt ja nicht nur mit den Medikamenten bzw. hört damit auf. Die Aussage ist daher nicht ganz passend, sondern kann nur mit einem Ohr eben auf dieses Problem der förderalistischen Struktur, der ganzen Insellösungen, hinweisen. Rein sachlich wird das "dem Problem" nicht gerecht, denn es gibt auch viele sehr gute ÄLRD. Meine beiden würde ich dazu zählen. Einer der beiden hat jedoch auch eine schlechte Verwaltung hinter sich sitzen. Wünschenswert wäre es eben, wenn in ganz Deutschland, in jeder Ecke, die Struktur und Organisation des Rettungsdienstes, gleich wäre. Das ist jedoch bisher Träumerei.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Standesdünkel

    Ein über die Jahrzehnte wirklich bis zum Erbrechen überstrapazierter Begriff, der leider aufgrund der neu aufgekommenen Hybris der NFSschaft eine ganz neue Färbung bekommt.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Die Aussage "Das System ÄLRD ist gescheitert" ist somit für mich grob populistisch. Das System wird von Menschen mit Inhalt gefüllt, die ihren Auftrag unterschiedlich interpretieren. Vielleicht muss einfach nur der Auftrag klarer formuliert werden?

    (Das Zitat lautet "Das System Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, so wie es jetzt ist, ist gescheitert.")
    Das ist doch ein wichtiger Punkt.Es gibt natürlich sehr gute ÄLRD und sehr bemühte ÄLRD. Das System wird von Menschen gefüllt ist natürlich richtig. Entscheidend ist doch aber, wie das System da Einfluss nimmt darauf, durch wen es gefüllt wird, und wie diese Menschen dann agieren. ÄLRD scheinen eine vielerorts nicht oder kaum definierte Rolle einzunehmen, und daraus ergeben sich dann eine Vielzahl von verschiedenen Aufgabenfeldern oder Tätigkeitsfeldern. Es ist eben Wildwuchs. Und ein Resultat daraus sind völlig unterschiedliche Vorgehensweisen im Umgang mit medizinischen QM, Delegationen, oder Fortbildung. Das war schon zu RettAss Zeiten ein gewaltiges Problem meiner Meinung nach, das ist nun zu NotSan Zeiten ein viel größeres.


    Und darum stimme ich zu, dass das System ÄLRD so wie es jetzt ist gescheitert ist. Weil das was die ÄLRD machen oder nicht machen Zufall ist. Weil es keine vernünftigen Vorgaben gibt, weil es keine Strukturen gibt. Die mag es natürlich lokal geben, aber das reicht mMn nicht. Und an Berlin sieht man wie schnell eine lokale Vorgabe geändert werden kann, und ein ÄLRD auch wieder abgesägt werden kann (und aus der Behördenleitung entfernt werden kann mit der ganzen Funktion).

    Es darf nicht so massiv an einzelne Persönlichkeiten oder Charaktere liegen, wie die Patientenversorgung gestaltet wird in einem LK oder RDB. Seit 2010(?) wird das NotSanG diskutiert, seit Ende 2012 weis man dass 2014 das NotSanG in Kraft tritt, und 2023 gibt es noch LK wo die Kardioversion pauschal und per Dienstanweisung des ÄLRD untersagt ist. Die Bayerischen ÄLRD scheinen die Gesetzesbegründung des NotSanG nicht gelesen zu haben, denn da steht unter anderem:
    "Diesen Mehrausgaben stehen erhebliche, in der Summe nicht quantifizierbare Einspareffekte gegenüber, da durch die verbesserte Qualifizierung dieser Berufsgruppe Einsparpotentiale bei Krankenhausbehandlungen und weitere Einsparungen durch eine Vermeidung unnötiger Notarzteinsätze zu erwarten sind."

    Damit gemeint ist, bessere Weichenstellung, bessere Versorgung (die weniger Versoprung im KH benötigt), Patienten ggf. nicht ins KH bringen, und weniger NEF Einsätze. Ich habe nicht das Gefühl, dass irgendwer an den Einspareffekten des Gesetzgebers interessiert war seit inkrafttreten des Gesetzes.


    In den letzten 10 Jahren ist mir kein Ort bekannt, der weniger NEF Einsätze gefahren wäre. Ich habe auch das Gefühl, dass erst kürzlich begonnen wurde die AAO für NEF Einsätze zu überdenken. Ich sehe da die Versäumnisse nicht allein bei den ÄLRD. Diese arbeiten natürlich in Systemen, die auch Träge sein können und auch RDL oder Geschäftsführer können auf der Bremse stehen. Nichtsdestotrotz ist die Aufgabe eines ÄLRD ja schon die Maßnahmen eines Rettungsdienstes am Patienten (mit?)zu gestalten. Und da finde ich ist es zu dünn, wenn man sich einfach einer schlechten SOP Sammlung anschließt, oder (wie in Bayern) versucht die Maßnahmen die ein NotSan unter 2a ergreift zu reglementieren (was ja explizit nicht die Aufgabe des ÄLRD ist. Der sollte sich Gedanken um die Delegation machen).


    Und um es klar zu sagen: ich erwarte nicht, dass morgen alle ÄLRD das Konzept des LK NF umsetzen.Ich erwarte schon, dass die SOP Patientenorientiert und Leitlinienorientiert sind. Ich erwarte, dass sie aktuell sind, und das sie aus mehr als Baumdiagrammen bestehen. Und ich erwarte sehr wohl, dass es mehr Einheitlichkeit gibt. Die von Johannes angesprochenen "einheitlichen" SOP mit "kleinen lokalen Änderungen" sind in der Praxis oft (aber nicht immer) einfach verschiedene SOP mit einheitlichem Design und Layout. Für die Anwenden ist das aber wenig Hilfe, wenn der Kollege von LK A zum LK C wechselt, haben sie die Kriterien wann Salbutamol vernebelt werden soll trotzdem verändert. Das ist dann nicht einheitlich, nur weil das in einer PDF Sammlung gedruckt wird.


    Also in kurz: es gibt sau gute ÄLRD und sau gute Arbeit die gemacht wird. Und es gibt das Gegenteil dessen. Und dass das "System ÄLRD" beides zulässt und beides gewähren lässt, ist für mich ein Indiz, dass das System ÄLRD, so wie es jetzt ist, gescheitert ist. Genau so, wie ein RD Bereich der super gute NotSan und gefährliche NotSan gewähren lässt für mich gescheitert ist in seinem Auftrag Patienten sicher zu versorgen, genau so ist ein System gescheitert, bei dem ÄLRD ohne Rahmen, ohne Unterstützung, und ohne Vorgaben gewähren können. Nur, weil dann auch zufällig viel gutes passiert, ist das kein gutes System.

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    Einmal editiert, zuletzt von M1k3 () aus folgendem Grund: Editiert, um sauber aufzuzeigen, dass Johannes nicht die Unwahrheit gesagt hat. Vorher hieß der Satz: "Die von Johannes angesprochenen "einheitlichen" SOP mit "kleinen lokalen Änderungen" sind in der Praxis einfach verschiedene SOP mit einheitlichem Design und Layout." Nun lautet er: "Die von Johannes angesprochenen "einheitlichen" SOP mit "kleinen lokalen Änderungen" sind in der Praxis oft (aber nicht immer) einfach verschiedene SOP mit einheitlichem Design und Layout."

  • (Das Zitat lautet "Das System Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, so wie es jetzt ist, ist gescheitert.")
    Das ist doch ein wichtiger Punkt.Es gibt natürlich sehr gute ÄLRD und sehr bemühte ÄLRD. Das System wird von Menschen gefüllt ist natürlich richtig. Entscheidend ist doch aber, wie das System da Einfluss nimmt darauf, durch wen es gefüllt wird, und wie diese Menschen dann agieren. ÄLRD scheinen eine vielerorts nicht oder kaum definierte Rolle einzunehmen, und daraus ergeben sich dann eine Vielzahl von verschiedenen Aufgabenfeldern oder Tätigkeitsfeldern. Es ist eben Wildwuchs. Und ein Resultat daraus sind völlig unterschiedliche Vorgehensweisen im Umgang mit medizinischen QM, Delegationen, oder Fortbildung.

    Damit ist aber das jetzige System der ÄLRD nicht gescheitert, sondern dessen korrekte Umsetzung. Wenn ein System falsch angewandt wird, ist damit nicht das System gleich falsch.


    Eine zentrale, einheitliche Vorgabe garantiert erstens nicht, dass diese den von dir gewünschten Vorstellungen entsprechen würde (es könnten z.B. sehr schlechte SOP oder Alarmierungs-Indikationen erstellt werden, die gelten dann aber bundesweit) und zweitens ebenso nicht, dass diese lokal vor Ort von den Verantwortlichen korrekt umgesetzt würde.


    Und ich erwarte sehr wohl, dass es mehr Einheitlichkeit gibt. Die von Johannes angesprochenen "einheitlichen" SOP mit "kleinen lokalen Änderungen" sind in der Praxis einfach verschiedene SOP mit einheitlichem Design und Layout. Für die Anwenden ist das aber wenig Hilfe, wenn der Kollege von LK A zum LK C wechselt, haben sie die Kriterien wann Salbutamol vernebelt werden soll trotzdem verändert. Das ist dann nicht einheitlich, nur weil das in einer PDF Sammlung gedruckt wird.

    Stell dir vor, dass es noch krasser geht: Wenn ich von KH A ins KH B in der selben Stadt wechsle, bin ich schon mit unterschiedlichen SOP konfrontiert, obwohl dort auch keine andere Medizin gemacht wird. Bisher sind mir keine Kollegen bekannt, die daran irgendwie gescheitert wären. Solange die SOP leitlinienkonform sind, ist dagegen auch nicht einzuwenden.


    genau so ist ein System gescheitert, bei dem ÄLRD ohne Rahmen, ohne Unterstützung, und ohne Vorgaben gewähren können. Nur, weil dann auch zufällig viel gutes passiert, ist das kein gutes System.

    Das ist ein pauschaler Vorwurf, der jeglicher Grundlage entbehrt. Wie Michael Neupert schrieb, machen sich (alle?) ÄLRD sehr wohl Gedanken, wie sie ihre Vorgaben ausgestalten. Diese werden auch auf den Konferenzen der ÄLRD diskutiert und selbst die "schlechten" Bayern-Vorgaben werden zumindest nachvollziehbar begründet. Nur, weil deren Ausgestaltung aus NFS-Sicht nicht positiv ausfällt oder gefällt, bedeutet das nicht, dass sie schlecht sind oder das System als solches gescheitert ist.

  • [...]


    Die von Johannes angesprochenen "einheitlichen" SOP mit "kleinen lokalen Änderungen" sind in der Praxis einfach verschiedene SOP mit einheitlichem Design und Layout. Für die Anwenden ist das aber wenig Hilfe, wenn der Kollege von LK A zum LK C wechselt, haben sie die Kriterien wann Salbutamol vernebelt werden soll trotzdem verändert. Das ist dann nicht einheitlich, nur weil das in einer PDF Sammlung gedruckt wird.


    [...]

    Das ist schlichtweg sachlich falsch, was du da schreibst. Leg doch mal die Schleswig-Holstein-Algorithmen neben die der einzelnen Landkreise. Die Unterschiede sind minimal, aber das Layout unterscheidet sich schon ein bisschen. Nur, weil es nicht zu deinem Narrativ und Weltbild passt, musst du mir nicht gleich eine Lüge unterstellen. Aber, wir sind ja Fakten-orientiert, also, dann zeig mir doch gern mal die deiner Meinung nach erheblichen Unterschiede der SOPs zwischen den Städten und Landkreisen der RKiSH, der Kreise Plön, Steinburg, Ostholstein und der Stadt Kiel auf. Du kannst die Schleswig-Holsteinischen RD-Bereich gern variieren, das gilt für alle außer den Kreis NF. Denn einzig der Kreis Nordfriesland tanzt immer mal wieder etwas aus der Reihe, weil er mehr und strenger regulierte Freigaben möchte. Das heißt hier kannst du im ganzen Bundesland ziemlich beliebig wechseln, und von der turnusmäßigen Anpassung abgesehen, gibt es zwischen den Kreisen und den SOPs während der schulischen Ausbildung kaum Unterschiede. Was auch Sinn ergibt, es so zu gestalten. Und warum ist es so? Weil sich die ÄLRD zusammensetzen und diese SOPs gemeinsam entwickeln, es ging auch aus der Initiative der ÄLRD hervor.

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  • Zuletzt waren die stets nicht-öffentlich. Wenn man an RD Schulen unterwegs ist, bekommt man die dann aber schon (aus offensichtlichen Gründen). Aber die anderen Landkreise sind größtenteils öffentlich oder verweisen von vorneherein lediglich auf die SH-SOPs.

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  • Das ist schlichtweg sachlich falsch, was du da schreibst. Leg doch mal die Schleswig-Holstein-Algorithmen neben die der einzelnen Landkreise. Die Unterschiede sind minimal, aber das Layout unterscheidet sich schon ein bisschen. Nur, weil es nicht zu deinem Narrativ und Weltbild passt, musst du mir nicht gleich eine Lüge unterstellen.

    Teif durchatmen, wir reden einfach von verschiedenen SOP Sammlungen. Du anscheinend von denen in Norddeutschland, ich rede von anderen. So gibt es diverse Abweichungen von den SAA BPR 2023 je nach SOP und Ort, und im "Gemeinsamen Kompendium Rettungsdienst" wird auch schön deutlich wie unterschiedlich das sein kann, trotz einer PDF.


    https://www.duisburg.de/micros…iv/GemRDKomp22_online.pdf



    Nochmal: dass es irgendwo gut funktioniert heist nicht, dass das System gut funktioniert.

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  • Damit ist aber das jetzige System der ÄLRD nicht gescheitert, sondern dessen korrekte Umsetzung. Wenn ein System falsch angewandt wird, ist damit nicht das System gleich falsch.

    Das stimmt, aber es wird ja nicht falsch angewendet. Wo wird denn im System gefordert, dass ein ÄLRD sich an die Evidenz oder LL hält? Wie wird denn die Arbeit des ÄLRD überprüft? Wie wird das gemessen? Wodran würde man erkennen, wenn das System falsch angewendet wird? (Gar nicht, meine ich).

    Solange die SOP leitlinienkonform sind, ist dagegen auch nicht einzuwenden.

    Das ist erstmal die erste Hürde, die bei weitem nicht alle aktuellen SOP für NotSan erfüllen. Zweitens gibts einen Unterschied. Wenn geringfügige Abweichungen in wertschätzender Atmosphäre besprochen werden, oder akzeptiert werden ist das okay. Wenn für jede kleine Abweichung Strafe droht, ist das nicht okay, wenn überall die SOP ein bisschen anders aussehen. (In der Causa Drobek sollte es Strafe für den Fahrer des RTW geben für Verhalten des Beifahreres. Nur, dass man sich mal klar macht wie repressiv es mancherorts läuft).

    Nur, weil deren Ausgestaltung aus NFS-Sicht nicht positiv ausfällt oder gefällt, bedeutet das nicht, dass sie schlecht sind oder das System als solches gescheitert ist.

    Was ich von den BY SOP halte steht hier doch gar nicht im Thread. Lediglich gemessen an den erwarteten Einsparungen des Gesetzgebers werden die BY SOP nicht so gut aussehen, weil es zu keiner NEF Einsparung kommt. Da muss man schon Fragen, was denn Ziel des Systems ist.

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  • Ich habe aber nicht behauptet, dass es überall solche guten Vereinheitlichungen gibt, nur dass es diese teilweise gibt - und sie ein Verdienst des jetzigen Systems gibt. Du hast deren Existenz insgesamt abgestritten und mich somit der Lüge bezichtigt. Nun habe ich ein (!) Beispiel angebracht und du hast das gar nicht so gemeint, aber dennoch Recht.


    Verzeih mir die Polemik, aber hast du kürzlich einen Rhetorikkurs bei Herrn König, der Bild oder der AfD gemacht? Kommt einem irgendwie so vor, ich hoffe wenigstens auf die erste der drei Alternativen.

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  • Ich habe aber nicht behauptet, dass es überall solche guten Vereinheitlichungen gibt, nur dass es diese teilweise gibt - und sie ein Verdienst des jetzigen Systems gibt. Du hast deren Existenz insgesamt abgestritten und mich somit der Lüge bezichtigt. Nun habe ich ein (!) Beispiel angebracht und du hast das gar nicht so gemeint, aber dennoch Recht.

    Ich sage doch nicht, dass es keine guten Lösungen gibt. Ich sage, dass die eben leider zufällig entstehen wegen guter Arbeit von den Menschen. Nicht weil das System das einfordert. Entschuldigung wenn meine Formulierung unsauber war. Ich wollte nicht behaupten, es gäbe keinerlei einheitliche SOP. Ich meine zu wissen, dass es die absolute Ausnahme ist, und die meisten "einheitlichen" SOP sind doch ganz schön unterschiedlich in der Praxis (SH und BY bilden da Außnahmen soweit ich weis). Als ich dich erwähnt habe im anderen Post habe ich an die ehem. Brandenburger Sammlung, BPR, oder MVP gedacht.

    EDIT: Ich habe den original-Beitrag editiert.

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  • Das stimmt, aber es wird ja nicht falsch angewendet. Wo wird denn im System gefordert, dass ein ÄLRD sich an die Evidenz oder LL hält? Wie wird denn die Arbeit des ÄLRD überprüft? Wie wird das gemessen? Wodran würde man erkennen, wenn das System falsch angewendet wird? (Gar nicht, meine ich).

    In der Medizin wird stets der aktuelle Stand der Wissenschaft gefordert. Das gilt natürlich auch für alle SOP, die erstellt werden. Dies muss daher nicht ausdrücklich gefordert werden.

    Ich würde mich der Aussage anschließen, dass eine richtige Kontrolle bzw. Messungen fehlen. Ich hatte allerdings auch nicht geschrieben, dass das jetzige System perfekt sei, sondern habe in meinem zweiten Post sogar erwähnt, dass man einiges verbessern könnte. Verbesserungswürdig ist aber keinesfalls gleichzusetzen mit gescheitert.


    Zweitens gibts einen Unterschied. Wenn geringfügige Abweichungen in wertschätzender Atmosphäre besprochen werden, oder akzeptiert werden ist das okay. Wenn für jede kleine Abweichung Strafe droht, ist das nicht okay, wenn überall die SOP ein bisschen anders aussehen.

    Wenn der Sanktionsrahmen beide Punkte mit einschließt, dann muss man einfach damit auch leben. Ich kann mir meinen Chef auch nicht raussuchen. Ich kann mich auch nicht auf die SOP aus meinem ehemaligen Haus berufen, wenn diese im anderen Haus auf Seite 25, Zeile 18 nun mal etwas anderes vorsieht.

    Ein bisschen anders beideutet aber gleichsam, dass es so große Unterschiede ja nicht gibt. (Und ob man bei den kleinsten Abweichungen gleich jemandem einen Strick drehen kann, sei einmal dahin gestellt.) So schlimm kann der Flickenteppich damit ja auch nicht sein.

    (In der Causa Drobek sollte es Strafe für den Fahrer des RTW geben für Verhalten des Beifahreres. Nur, dass man sich mal klar macht wie repressiv es mancherorts läuft).

    Soweit ich mich erinnere, ging es nicht um kleine Abweichungen von unterschiedlichen SOP. Unabhängig von der eigentlichen Sache kann ich die Mithaftung eines Kollegen bei gleicher Qualifikation durchaus nachvollziehen, sofern dieser eine "falsche" Maßnahme vorbehaltslos mitträgt.


    Lediglich gemessen an den erwarteten Einsparungen des Gesetzgebers werden die BY SOP nicht so gut aussehen, weil es zu keiner NEF Einsparung kommt. Da muss man schon Fragen, was denn Ziel des Systems ist.

    Um es noch ein drittes Mal zu erwähnen: Der Artikel bzw. Herr König kritisieren, dass NFS in Deutschland bei unterschiedlichen Medikamenten unterschiedlich häufig den NA nachfordern müssen und deswegen das System der ÄLRD gescheitert sei. Dass dies an den Haaren herbeigezogen ist, hast du noch immer nicht widerlegt, sondern andere Punkte wie Einsparungen im Gesundheitssystem angeführt, die nicht erreicht werden. Das mag vielleicht tatsächlich diskussionswürdig sein, ist aber sicher nicht einzig auf das System der ÄLRD zurückzuführen, sondern deutlich vielfältiger Natur.

  • Ein bisschen anders beideutet aber gleichsam, dass es so große Unterschiede ja nicht gibt. (Und ob man bei den kleinsten Abweichungen gleich jemandem einen Strick drehen kann, sei einmal dahin gestellt.) So schlimm kann der Flickenteppich damit ja auch nicht sein.

    Sicherlich anekdotisch, aber leider trotzdem wieder (bayerische) Realität: Während im Landkreis A die Aussage des Notarztes "ich fahre nicht mit, wenn Schmerzen > NRS 5, dann noch mal 0,1mg Fentanyl" kein Problem darstellt, gibt es im Landkreis B - falls am Ende so digital dokumentiert - richtig Ärger wegen BtMG-Verstoß.
    Wohlgemerkt: Landesweit einheitliche Delegation, nur von den einzelnen ÄLRD unterschiedlich ausgelegt.

  • Sicherlich anekdotisch, aber leider trotzdem wieder (bayerische) Realität: Während im Landkreis A die Aussage des Notarztes "ich fahre nicht mit, wenn Schmerzen > NRS 5, dann noch mal 0,1mg Fentanyl" kein Problem darstellt, gibt es im Landkreis B - falls am Ende so digital dokumentiert - richtig Ärger wegen BtMG-Verstoß.
    Wohlgemerkt: Landesweit einheitliche Delegation, nur von den einzelnen ÄLRD unterschiedlich ausgelegt.

    Das verstehe ich nicht. Der geschilderte Fall ist doch eine klare Einzelfall-Delegation durch den Notarzt; weiterer Regelungen bedarf es dafür nicht, und selbstverständlich können sie diese ärztlichen Befugnisse auch nicht einschränken.

  • Sicherlich anekdotisch, aber leider trotzdem wieder (bayerische) Realität: Während im Landkreis A die Aussage des Notarztes "ich fahre nicht mit, wenn Schmerzen > NRS 5, dann noch mal 0,1mg Fentanyl" kein Problem darstellt, gibt es im Landkreis B - falls am Ende so digital dokumentiert - richtig Ärger wegen BtMG-Verstoß.
    Wohlgemerkt: Landesweit einheitliche Delegation, nur von den einzelnen ÄLRD unterschiedlich ausgelegt.

    Wenn der Arzt doch sogar vor Ort war, ist das eine stinknormale Delegation, die mit dem NotSanGesetz genau gar nichts zu tun hat.

    Vielleicht sollten Mediziner Medizin machen und nicht Rechtskunde.