Wo oder wie genau liegt er denn völlig daneben? Wenn man schon Populismus vorwirft, bin ich auf die nuancierte, sachliche Antwort gespannt.
1. Wie ich schon geschrieben habe, bedeutet Medikamentengabe ohne Notarztruf nicht, dass keine Medikamente gegeben werden dürfen/ sollen und der NFS hilflos neben dem Patienten stehen muss, sondern, dass eben noch der NA hinzugezogen werden muss. Ich kann in diesem Fall keine schlechtere Versorgung von Patienten erkennen, wenn zusätzliche Fachexpertise hinzugezogen werden muss. Im Gegenteil könnte ich behaupten, dass diese Patienten sogar besser versorgt werden.
2. Wenn im Schnitt 17 Medikamente freigegeben sind und sich nur einzelne Kreise und ein Bundesland davon als Ausreißer davon hervortun, dann kann ich hier keine schlechte Umsetzung des Willens des Gesetzgebers bei der Notfallversorgung bzw. des Pyramidenprozesses erkennen. Ein Scheitern des ÄLRD-Systems in der Fläche erschließt sich mir hier nicht.
3. Es werden auch nicht die Kompetenzen der NFS in Frage gestellt. Herr König verkennt, dass nach aktueller gesetzlicher Lage Notfall-Patienten immer noch von einem Arzt behandelt werden sollen und nur bei fehlender Möglichkeit der NFS alleine aktiv werden soll.
4. Das föderale System mag seine Schwächen haben, in zentralistisch regierten Ländern läuft es aber auch nicht unbedingt besser. Der medizinische Standard ist in ganz Deutschland gleich. Wie dieser erreicht wird, obliegt aber den Ländern. Wenn es in einem Kreis eine relativ hohe Notarztdichte oder insgesamt nur wenig schwere Notfälle gibt, so dass auch ohne Freigabe von Medikamenten an NFS Patienten zeitlich "im Schnitt" nach medizinischen Standard versorgt sind, dann ist das genauso richtig, wie, wenn man aufgrund von NÄ-Mangel 40 Medikamente freigibt, damit Patienten ausreichend versorgt sind.
Abschließend noch eine nicht nuancierte, unsachliche Antwort:
Mir geht dieser ständige Vorwurf der Standesdünkelei insbesondere auch durch Herrn König erheblich auf den Sack, weil gleichzeitig immer der eigene NFS-Stand genauso hochgehalten wird. Dass man es begrüßt, den bisherigen NA abschaffen zu wollen, um ihn durch einen studierten NFS mit genau den selben Kompetenzen zu ersetzen, ist selbstverständlich auch kein Standesdünkel, sondern nur der Sorge um den Patienten begründet. Aber klar, Ärzteverbänden geht es immer nur um sich, das Wohl der Patienten ist diesen völlig egal.