Es geht nicht ohne Freiwillige - Busunfall auf der BAB8 bei Pforzheim

  • Hallo Freunde,


    hier ein Beitrag der Pforzheimer Zeitung, Mitanbieter meines Arbeitgebers.


    Es geht nicht ohne Freiwillige


    Es zeigt schon das gewisse Einsätze nicht ausschließlich mit dem Hauptamt abzuarbeiten sind. Das Ehrenamt hat also gerade bei solchen "Lagen" seine Begründung. Es zeigt aber auch das genau deshalb auch hier professionell gearbeitet werden muss.


    Ehrenamt bei Feuerwehr und Sanitätsdienst ist mehr als nur ein Hobby!

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    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:

  • Es zeigt schon das gewisse Einsätze nicht ausschließlich mit dem Hauptamt abzuarbeiten sind. Das Ehrenamt hat also gerade bei solchen "Lagen" seine Begründung.


    Diese Begründung resultiert ausschliesslich auf Grund eines traditionellen Systems, in dem "das Ehrenamt" schon immer als eine tragende Säule in der Planung berücksichtigt wurde.


    Dort, wo ehrenamtliche Kräfte kaum existieren oder aber erst zu einem späteren Zeitpunkt eintreffen, werden solche Ereignisse ebenfalls bewältigt.

  • Der verlinkte Artikel nimmt Stellung zum Ehrenamt im Rahmen der freiwilligen Feuerwehr. Diesbezüglich besteht auch im Forum wohl größtenteils ein Konsens in Bezug auf die Erforderlichkeit dieser Kräfte, gerade im ländlichen Raum.
    Über die Vergleichbarkeit mit dem Ehrenamt im Rettungsdienst und dessen pros und cons wurde an dieser Stelle schon tausendfach diskutiert.
    Warum also dieser Versuch der Polarisation?

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.


  • Es zeigt schon das gewisse Einsätze nicht ausschließlich mit dem Hauptamt abzuarbeiten sind. Das Ehrenamt hat also gerade bei solchen "Lagen" seine Begründung. Es zeigt aber auch das genau deshalb auch hier professionell gearbeitet werden muss.


    Meine Erfahrung, die sicherlich nicht repräsentativ ist, ist die, dass die höchst qualifiziertesten Helfer in einem Großschadensfall entweder direkt von den regulären Rettungsmitteln oder aus der Gruppe des dienstfreien Personals stammen.


    Und der Trend wir meiner Meinung nach zunehmen.

  • Das unterschreibe ich dir voll und ganz.
    Ich gehe sogar soweit und behaupte dass der durchschnittliche Busunfall auch rein durch hauptamtliches RD abgearbeitet werden kann.
    Das setzt natürlich vorraus das man sich im Vorfeld Gedanken macht wo man die nötigen Einsatzkräfte herbekommt, wie man diese motiviert etc.

  • Moin!


    Ich vermute mit einem durchschnittlichen Busunfall ist lediglich gemeint, dass man bei derartigen Ereignissen nicht von 30 Schwerstverletzten ausgehen muss. Busunfälle sind, auch wenn sie im Ländlichen immer als hochspektakulär gelten, im Großstadtbereich weder selten noch hochdramatisch. Ich kenne kaum einen Bereich, der initial mehr als zwei bis drei RTW und ein NEF disponiert und dann die erste Rückmeldung abwartet. Außer natürlich es ist von mehr Verletzten im Notruf die Rede, aber das ist als selten anzusehen. Nicht jeder Busunfall ist ein Weltuntergangsszenario und nicht jede Schürfwunde braucht einen RTW oder einen Vier-Tragen-SanKa...


    Weiterhin wird hier geschickt überlesen, dass es um das Ehrenamt der freiwilligen Feuerwehr geht, und dass vor allem die dienstfreie Schicht des Hauptamts alarmiert wurde. Es gibt viele Städte, die eine Alarmierbarkeit des dienstfreien Hauptamts organisiert hat. Natürlich wird die Anzahl der tatsächlich kommenden Kollegen geringer sein, dafür habe ich aber auch wesentlich mehr qualifiziertes Personal (und das ohne das ich dafür gegen jede Anforderung die durch Qualifikation gestellt wird meckern muss). Nachteil ist natürlich, dass ich den Einsatz des Hauptamts entlohnen muss und das es in den meisten Tarifverträgen relativ teuer ist (kurzfristig angeordnete Mehrarbeit). Teilweise besteht genug Freiwilligkeit, dass es im Rahmen einer "kleinen Schleife SEG" gemacht wird, warum man auf die Entlohnung verzichten soll, sehe ich persönlich allerdings nicht ein.


    Es gibt übrigens ein Rettungsdienstsystem in einem deutschsprachigen, südlichen Anrainerstaat, der recht effiziente Strategien zur Bewältigung von Großschadensereignissen bereits seit langem hat und vor nicht alzu langer Zeit auch im Rahmen eines Busunfalls unter Beweis stellen musste, der leider zu den wenigen wirklich hochdramatischen zählte.


    Viele Grüße,
    Johannes


    PS: Ja, eine gewisse Schärfe dieses Beitrags ist beabsichtigt. Ich selbst war eigentlich die meiste Zeit als hauptamtlicher RDler in einer SEG Mitglied bis ich ins Hamburger Umland gezogen bin. Ich finde es durchaus unterstützenswert und gut, solange es nicht um Aufgaben des regulären RD geht. Es kann und darf aber nicht sein, dass die gesamte Qualität des Rettungsdienstes, sei es die neue Ausbildung oder die Gehaltsstruktur und damit in gewissem Maß auch die Qualität der Mitarbeiter, unter der Geißel des Ehrenamtes zu leiden hat. Es gibt genug Landstriche auch innerhalb Deutschland, wo es weitgehend ohne geht. Das würde, wenn es muss, auch im Rest der Republik zweifelsfrei funktionieren. Daher kann ich diese Polemik "es geht aber nicht ohne uns!!!" einfach nicht mehr lesen. Doch, es geht sehr wohl!

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Klingt plausibel.


    Was ich auf folgende Faktoren zurückführe:
    Busunfälle im Stadtbereich passieren bei einer geringeren Geschwindigkeit.
    Im eigenen RD-Bereich gibt es immer mal wieder eine Gruppe gestürzter Personen im Bus aufgrund von Bremsmannövern, die durch das Fehlverhalten anderer Fehlverhalten anderer VerkehrsteilnehmerInnen verursacht werden.
    Land- und Bundesstrassen, aber erst recht Autobahnen haben idR. eine höhere Geschwindigkeit aller Verkehrsteilnehmer.


    Die rettungsdienstlichen Ressourcen sowie die Verfügbarkeit anderer BOS-Dienste sind nun einmal in einem städt. Bereich höher wie im ländlichen Raum.
    Im eigenen RD-Bereich ist die nahezu zeitgleiche Verfügbarkeit von 4 - 6 - 8 Rettungsmitteln gegeben; woanders muß dafür bereits eine SEG alarmiert werden.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Das würde ich stark bezweifeln. Städte haben Stadtautobahnen, Ring- und innerstädtische Kraftverkehrsstraßen über die sehr häufig auch die normalen Buslinien gehen. Allein deswegen und wegen der großen Anzahl von Auf- und Abfahrten sind auch dort die Unfälle vermutlich häufiger als im ländlichen Bereich. Übrigens war in dem Bericht auch nur von einem "schwer eingeklemmten Fahrer" die Rede. Weitere Verletzte wurden gar nicht erwähnt, lediglich, dass 12 Krankenkraftwagen unklaren Typs im Einsatz waren. Klingt für mich auch eher wenig dramatisch.

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  • Also ich kann die ganze Polemik weder in die eine noch in die andere Richtung hier noch ernst nehmen. Weder würde der Rettungsdienst in Deutschland auf der Stelle zusammenbrechen, wenn es keine Ehrenamtlichen mehr geben würde, noch wird es wohl so sein, dass morgen alle Ehrenamtliche aus den Fahrzeugen des Rettungsdienstes verschwinden werden und es deshalb doppelte Bezahlung für die Hauptamtlichen gibt.


    Es gibt einfach zwei völlig unterschiedliche Meinungen und wir wissen doch auch wer welche vertritt.


    Falls sich jemand für meine interessiert:


    Ich finde, es muss einen einheitliche Qualitätsanforderung geben und es soll dabei weder für den einen noch für den anderen Sonderregelungen geben. Weder Erleichterungen für das Ehrenamt, noch spezielle "Sperren" für Nicht-HA.
    Und wer die Anforderungen tatsächlich erfüllt darf auch mitmachen.


    Aber meistens wird das ja nicht kontrolliert, weder im HA noch im EA.


    Eddy

  • wenn man dann noch Konzepte wie die "Reverse-Triage" einbeziehen würde und Transportkapazitäten von Polizei FF und Unternehmen (z.B. Nahverkehrsunternehmen) in größeren Schadenslagen bei leichtzverletzten nutzen würde... aber nein, das ist hier ja gleichbedeutend mit Ketzerei. Lieber erstmal nen Transportstop und dann schön mit mindestens 5 regenbogenfarbenen Zelten die Landschaft verschandeln ;)


    Nicht zu vergessen die 10 4-Tragenkrankenwagen, damit das Personal, das sonst auf Sandiensten abhängt auch 2-3 mal im Jahr Katastrophe spielen kann :)


    Ciao,


    Madde


    PS: Jetzt Spass beiseite, es geht ohne Freiwillige. Das muss nicht heissen, dass es immer gehen muss, aber auch das Ehrenamt hat durchaus sein "Pfründe" die verteidigt werden.

    "You won't like me when I'm angry.


    Because I always back up my rage with facts and documented sources."



    The Credible Hulk.

  • Jetzt Spass beiseite, es geht ohne Freiwillige.

    Na ja, solange ich die kurzfristige Alarmierung der Hauptamtlichen entsprechend vergüte, sind ja auch diese keine Frewilligen. Denn ohne entsprechende Entlohnung machen auch diese dann ehrenamtliche Arbeit.


    Mir fehlen übrigens die hauptamtlichen Sanitätsdienste in der Betrachtung bei dem ganzen EA-Bashing hier.

  • Sanitätsdienst ist nicht Rettungsdienst und hat mit dem auch nicht viel zu tun. Aber fast alle großen Privaten machen damit gute Einnahmen, also auch den gibt es. Als Beispiele kann man hier die Aicher Ambulanz Union, ProMedica und GARD anführen, aber es gibt auch viele Kleine. Und auch hier verweise ich mal auf die Schweiz, wo auch das fast flächendeckend professionell läuft. Dennoch müssen die Belange des Sanitätsdienstes den Rettungsdienst nun wirklich nicht mehr tangieren.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!


  • Ja es geht auch fast ohne ehrenamtliches Personal. Siehe das Busunglück diesen Jahres in der Schweiz.

  • [...] Transportkapazitäten von Polizei FF und Unternehmen (z.B. Nahverkehrsunternehmen) in größeren Schadenslagen bei leichtzverletzten nutzen würde... aber nein, das ist hier ja gleichbedeutend mit Ketzerei.


    Hier nicht. In Lübeck steht innerhalb kürzester Zeit ein Bus der Stadtwerke (die liefern hier Energie und Fahrgäste...) vor der Tür, auch bei kleineren Lagen (z.B. brennendes Mehrfamilienhaus). Pralktische Sache: die Heizung läuft, die Leute rennen nicht unkontrolliert weg und man hat keine Probleme damit, das "Leichtverletztenzelt" mal eben drei Straßen weiter weg zu parken. Solche Kooperationen müssen nur organisiert werden. Funktioniert natürlich nur bis zu einer gewissen Größenordnung (zumindest wenn es nicht tagsüber knallt).

  • Dennoch müssen die Belange des Sanitätsdienstes den Rettungsdienst nun wirklich nicht mehr tangieren.

    Das halte ich für sehr kurz gedacht.


    Da die Qualifikationen die gleichen sind, muss der Sanitätsdienst ja dann irgendwann von den Hauptamtlichen erledigt werden. Denn langfristig fallen auch die qualifizierten Ehrenamtlichen weg, die bisher die SanDienste machen konnten. Nur sehr wenige Anbieter werden sich auf SanDienste spezialisieren, da diese die Vorhaltung von RTW/KTW nicht selbstständig finanzieren können, vor allem aufgrund der stetig wechselnden Anforderungen an Personal/Material.


    Eine Mischnutzung macht hier schon aus betriebswirtschaftlicher Sichtweise Sinn.

  • In Lübeck steht innerhalb kürzester Zeit ein Bus der Stadtwerke (die liefern hier Energie und Fahrgäste...) vor der Tür, auch bei kleineren Lagen (z.B. brennendes Mehrfamilienhaus). Pralktische Sache: die Heizung läuft, die Leute rennen nicht unkontrolliert weg und man hat keine Probleme damit, das "Leichtverletztenzelt" mal eben drei Straßen weiter weg zu parken. Solche Kooperationen müssen nur organisiert werden. Funktioniert natürlich nur bis zu einer gewissen Größenordnung (zumindest wenn es nicht tagsüber knallt).


    Wie es der Zufall so will:heute morgen beim Joggen an der Trave an einer Sichtungsübung des DRK vorbeigekommen. 3 Busse der Stadtwerke dabei.

  • Warum müssen für einen Sanitätsdienst die gleichen Personal-Qualifikationen des Rettungsdienstes gelten? Ist es nicht so, das einzig aus historischen beweggründen durch die HiOrg´s forciert eine Anlehnung an den RD statt gefunden hat? Ich denke das ein Sanitätsdienst auch sehr gut mit z.b. Krankenpflegepersonal abzuarbeiten wäre, der Transport ist in der Regel sowiso Aufgabe des Regelrettungsdienstes.

  • ... Ich denke das ein Sanitätsdienst auch sehr gut mit z.b. Krankenpflegepersonal abzuarbeiten wäre, der Transport ist in der Regel sowiso Aufgabe des Regelrettungsdienstes.


    Da stelle ich mir zwei Fragen ?
    1) Was qualifiziert PFLEGE Personal für Akutversorgung ? Viele haben da auch nur begrenzte Kenntnisse
    2) Sind die billiger als RS/RA ? Eher nicht.


    Der durchschnittliche San Dienst wird von Leuten gemacht die Qualifizierte Erste Hilfe leisten (San H mit ca. 80 Std Ausbildung). Das ist ausreichend und hat mit KatS und RD erst einmal nichts zu tun.


    Ansonsten qualifiziert die bezahlte Tätigkeit im Rettungsdienst aber auch nicht abschließend für die Mitwirkung in einer SEG. Wer hier auf das Ehrenamt verzichten will soll bitte auch die Aus- und Fortbildung sowie die Materialpflege für die ganzen Sachen bezahlen die man hoffentlich nicht braucht.


    Transportstopp und zelte haben ansonsten erst einmal nichts mit EA/HA zu tun sondern nur mit mangelndem Ausbildungsstand (Transportstopp) und Lage (incl. Wetter).