Marode Marine-Flotte: Rettungshelikopter: Bundespolizei soll einspringen

  • http://www.shz.de/nachrichten/…rettungshubschrauber.html


    Zitat

    Weil die SAR-Helikopterflotte der Marine schwächelt, soll die Bundespolizei in Schleswig-Holstein die Aufgabe übernehmen.


    Der Such- und Rettungsdienst aus der Luft ist in Deutschland zu teuer - daher soll die Bundeswehr ihn an die Bundespolizei abgeben. Die Hubschrauber für zivile Bergungsaktionen auf der Nord- und Ostsee stünden dann künftig nicht mehr im Marinefliegerkommando Nordholz bei Cuxhaven, sondern im Bundespolizei-Stützpunkt Fuhlendorf bei Bad Bramstedt; zwei weitere - wie schon jetzt - in Warnemünde und auf Helgoland. Das ergibt sich aus Forderungen des Bundesrechnungshofs in einem vertraulichen Gutachten an den Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestags. Bis Ende des Jahres soll die Entscheidung fallen.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Also ich bin im Thema Bundeswehr ja absolut fremd, aber mit meiner laienhaften Meinung lautet:


    Entweder ich will eine leistungsfähige Armee, dann muss man halt aber auch Geld dafür ausgeben, oder ich bin nicht bereit Geld dafür auszugeben, dann kann mir die Armee auch sparen.

  • Es hat seine Gründe, warum die ganzen Hubschrauberpiloten von der Bundeswehr wegwollen. Die kommen zu allem, nur nicht zum Fliegen. Selbst Flüge bei Auslandseinsätzen fallen aus, weil kein Geld da ist. Wir haben bei der DRF einen neuen Piloten, der 17 Jahre beim Bund geflogen ist. Wenn man die Geschichten hört, trauert man seinen Steuergeldern noch mehr hinterher.

  • Andererseits kommen die Piloten so zu noch weniger Übungs/Einsatzflügen und sollen es in Afghanistan dann trotzdem plötzlich können... diese Armee ist echt ein Trauerspiel.

  • Um das Dilemma etwas darzulegen: der luftgebundene SAR-Dienst über See liegt in den Händen der Marine, genau genommen beim Marinefliegergeschwader 5. Wenn man es ganz streng nimmt, hat er da ansich gar nichts verloren, weil der SAR-Dienst eine zivile Aufgabe darstellt, bedingt durch die Auflagen der ICAO. Diese Aufgabe liegt originär beim Verkehrsministerium, das es z. T. an die Bundeswehr übertragen hat.


    Logischerweise kommt dann in Zeiten knapper Kassen im Einzelplan 14 irgendwann die Frage auf, ob es Sinn macht, wenn die Bundeswehr Mittel in Aufgaben steckt, die nicht ihrem Auftrag gemäß Artikel 87a GG entsprechen. Für eine Amtshilfe gem. Artikel 35 GG reicht auch ein geringerer Kräfteansatz, der auch leichter zu finanzieren ist - wenn man denn dafür Kräfte extra vorhält.


    Darüber hinaus ist es kein Geheimnis, dass die SAR-Flotte der verwendeten Sea King Mk41 nach roundabout 40 Jahren im Dienst am Ende ihrer Lebensdauer steht, was auch entsprechend große Auswirkungen auf den Klarstand hat. Vor kurzem wurde zwar die Beschaffung des Nachfolgermusters NH-90 beschlossen, aber bis dieser auf dem Flugfeld in Nordholz steht, wird wohl noch einige Zeit vergehen.


    Da die Bundeswehr seit einiger Zeit ohnehin den Trend verfolgt, sich aus der Luftrettung und auch dem SAR-Dienst über Land zurück zu ziehen (weil eben nicht der Auftrag und der Anspruch an SAR dank ziviler Luftrettung zurückgegangen ist), wird es wohl meiner Meinung nach absehbar sein, dass SAR irgendwann an eine andere Institution fällt, oder in einem komplett anderen Bereich aufgeht. Selbst die britischen Streitkräfte haben nun einen Teil der SAR-Luftrettungsstationen privatisiert.

  • Andererseits kommen die Piloten so zu noch weniger Übungs/Einsatzflügen und sollen es in Afghanistan dann trotzdem plötzlich können... diese Armee ist echt ein Trauerspiel.


    Es wäre mir völlig neu, daß die BW in Afghanistan Hubschrauber einsetzt.
    Dies gilt sowohl für Kampfhubschrauber als auch für bewaffnete Rettungseinsätze. Bei letzteren sind "wir" noch wie vor auf die Hilfe der USA angewiesen.
    Soweit mir bekannt, setzt die Bundesmarine im Rahmen des Einsatzes vor der somalischen Küste auch Hubschrauber ein.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Es wäre mir völlig neu, daß die BW in Afghanistan Hubschrauber einsetzt.


    Tut sie. Und das in einem Umfang, der ein Grund für die Lücken in D ist. Enge Wartungsintervalle und wenig für spezielle Flüge ausreichend qualifiziertes fliegendes Personal sorgen dann zusätzlich dafür, dass die Kombination "flugfähiges Gerät" und "flugfähige Crew" hierzulande nicht so häufig vorhanden ist.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Die Informationen, die ich habe lauten anders: es ist ausreichend Personal und Fluggerät da, aber es darf nach der Ausbildung ("combat ready") aus Kostengründen nicht fliegen. Dasselbe Problem ist vor Ort. Notwendige Kontrollflüge werden auch im Ausland aus diesen Gründen von höherer Stelle abgesagt.

  • Darüber hinaus ist es kein Geheimnis, dass die SAR-Flotte der verwendeten Sea King Mk41 nach roundabout 40 Jahren im Dienst am Ende ihrer Lebensdauer steht, was auch entsprechend große Auswirkungen auf den Klarstand hat. Vor kurzem wurde zwar die Beschaffung des Nachfolgermusters NH-90 beschlossen, aber bis dieser auf dem Flugfeld in Nordholz steht, wird wohl noch einige Zeit vergehen.


    @All


    Auch wenn trotz meines persönlichen Interesses an der Militärluftfahrt mein Wissen bestimmt noch laienhaft ist, so würde ich trotzdem behaupten, dass die Bundeswehr seit Ende des kalten Krieges für den Bereich der fliegenden Waffensystemen einen gewissen Trend zur Modernisierung verpasst hat oder um einige Jahre (mehr Jahrzehnte) hinterher hinkt! Dieses ist sicher auch durch das politische Tun so (ständige "Gesundschrumpfung", Sparzwang). Aber ich frage mich schon, warum alles selbst neu erfunden werden muss, gerade wenn es bereits seit vielen Jahren oder Jahrzehnten bereits vergleichbare oder bessere alternative Waffensysteme gibt (A400M vs. neuere Herkules-Versionen oder C-17, Tiger vs. AH-64, usw.). Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo der Eurofighter noch Jäger 90 genannt wurde. Dann wurde er eine Zeit sogar mal Eurofighter 2000 genannt. Nun langsam ist es soweit, dass der Eurofighter die alte Phantom ablöst. Sicher kein schlechter Kämpfer. Aber in Zeiten wo einige andere Nationen bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten mit Tarnkappenflugzeugen durch die Weltgeschichte fliegen frage ich mich schon, ob wir in D noch ganz im Trend liegen mit unserem Konzept?


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich konnte vor 3 Jahren mit einer BW-Besatzung bei einem Flugtag in Solothurn reden. Die kamen gerade von einem Vorbereitungstraining in den schweizer Alpen.
    Die sagten mir, dass es ein Flugstundenkontingent gibt. Da dieses aber für In- & Ausland gilt, wird ein grosser Teil dieser Stunden bei den Auslandsmissionen verbraucht, so das für Deutschland nur noch wenig Kapazität vorhanden ist.

  • Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allen Informationen, was den aktuellen Status der Bundeswehr angeht.

  • Schön dann sind jetzt also zwei AWT mit deutschen Tigern in AFG. Das Problem an der Sache ist aber das gerade die deutschen Tiger als Unterstützungs- und nicht als Kampfhubschrauber konzipiert und damit primär für den Kampf gegen Kampfpanzer und gepanzerte Fahrzeuge vorgesehen sind. Das größte Manko dabei ist die fehlende Bordmaschinenkanone welche auch nicht ohne weiteres Nachgerüstet werden kann. Ansonsten fliegen in AFG z.Zt einige CH-53 als Trupentransporter. CSAR wird weiterhin von den Amerikanern durchgeführt.

  • Tut sie. Und das in einem Umfang, der ein Grund für die Lücken in D ist. Enge Wartungsintervalle und wenig für spezielle Flüge ausreichend qualifiziertes fliegendes Personal sorgen dann zusätzlich dafür, dass die Kombination "flugfähiges Gerät" und "flugfähige Crew" hierzulande nicht so häufig vorhanden ist.

    Das Problem gibt es aber nicht nur mit den Hubschraubern, sondern überall beim Bund. Das die Marine ein leichtes Hubschrauberproblem hat, ist leider auch ein alter Hut. Die SeaKings, mit denen SAR geflogen wird, sind einfach reif und der Wartungsaufwand ist riesig. Man hat schon Probleme genug Maschinen für den normalen Betrieb, also als Bordhubschrauber, zusammenzukratzen. Dazu kommen auch nocht Probleme mit der Beschaffung. Aber warum soll jetzt die Bundespolizei das übernehmen? Die sind doch auch als chronisch unterfinanziert bekannt und zusätzliche Piloten und Maschinen müssen auch erst einmal ausgebildet/beschafft werden. Das ist nochmal so teuer und aufwendig.

  • Die Bundespolizei verfügt mit der Super Puma bereits über eine ansehnliche Zahl hochseetaugliche Hubschrauber. Es wird schon seine Gründe haben, weshalb man auf die Bundespolizei zurückgreifen will.

  • Spontan fällt mir als Antwort ein:
    Weil es ein anderer Etatplan ist - BMI anstelle BMV.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Die Bundespolizei verfügt mit der Super Puma bereits über eine ansehnliche Zahl hochseetaugliche Hubschrauber. Es wird schon seine Gründe haben, weshalb man auf die Bundespolizei zurückgreifen will.


    Die Bundespolizei ist bisher nicht in der Seenotrettung tätig und hat das entsprechend wohl kaum ausgebildet. Bis das soweit ist, kannst Du gerne mit deren Super Pumas in See stechen. Meines Wissens haben die Dinger ja noch nicht mal eine mit den SeaKings vergleichbare Radarausstattung.



    PS: Der Grund ist derselbe wie bei der BW im Inneren: Man nimmt das Erstbeste was halbwegs passt: Uniform, Hubschrauber = die nehmen wir.