Welche Notfallmedikamente und erweiterten Versorgungsmaßnahmen würdet ihr euch als NFS wünschen?

  • Interessant. Ich möchte aber erst einmal abwarten, welche SOPs tatsächlich von den ÄLRD kommen. Bislang ist die Anzahl noch sehr überschaubar (vgl. http://www.aelrd-bayern.de/ima…en/Checklisten_NotSAN.pdf) und enthält grundsätzlich die Forderung nach Notarztruf an oberster Stelle.



    Solange Herr Professor S. in Bayern noch aktiv ist wird sich daran wohl auch ni etwas ändern!

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Interessant. Ich möchte aber erst einmal abwarten, welche SOPs tatsächlich von den ÄLRD kommen. Bislang ist die Anzahl noch sehr überschaubar (vgl. http://www.aelrd-bayern.de/ima…en/Checklisten_NotSAN.pdf) und enthält grundsätzlich die Forderung nach Notarztruf an oberster Stelle.


    Obacht mit dem Detail:
    Dort steht:

    Zitat

    Empfehlungen der ÄLRD Bayern
    Checklisten zu Maßnahmen Notfallsanitäter/innen
    Nach Art. 4 Abs. 2 Nr. 1c „wenn ein lebensgefährlicher Zustand
    vorliegt oder wesentliche Folgeschäden zu erwarten sind“
    bis zum Eintreffen des Notarztes


    In dem Papier von Innenministerium geht es aber darum:


    Das ist ein Unterschied.
    Und ich bin mir sicher, dass da SOPs kommen werden... :pfeif:


    Und auch wenn es nun etwas "vermessen klingt": Die Patienten bei denen die meisten der im Schreiben der ÄLRD genannten Probleme vorliegen, sind wirklich lebensbedrohlich erkrankt (von der Reposition mal abgesehen). Denen "schadet" ein Notarzt nun auch nicht...

  • Vorsicht - es mag sein, dass man fachlich für 80% der Notarzt-Einsätze keinen NA braucht (und vielleicht auch für sehr viele Rettungsdiensteinsätze keinen RD ...), das bedeutet aber noch nicht, dass in 80% der Notarzteinsätze eine ärztliche Behandlungsentscheidung ohne Kenntnis des Patienten verantwortlich vorab getroffen werden kann (das aber bedeutet dieser Mechanismus der "Vorabdelegation").


    Ich glaube, dass das aber genau das Ziel ist. Und wenn das mit der "Vorabdelegation" aus einem Ministerium stammt, das sicherlich auch den ein oder anderen Juristen hat, würde ich es als kommende "normative Kraft des Faktischen" beschreiben.

  • Ich glaube, dass das aber genau das Ziel ist. Und wenn das mit der "Vorabdelegation" aus einem Ministerium stammt, das sicherlich auch den ein oder anderen Juristen hat, würde ich es als kommende "normative Kraft des Faktischen" beschreiben.


    Natürlich ist das das Ziel. Nicht, weil man den Notfallsanitäter so gut leiden kann, aber die Motivation steht auf einem anderen Blatt. Und in der Tat hat die bayerische Ministerialverwaltung Juristen mit dem Thema befasst. Soweit ich weiß, ist dabei ein lesenswerter Vermerk herausgekommen.


    Mit der normativen Kraft des Faktischen hast Du vermutlich recht.

    Lügen ist keine Kunst. Kunst ist, anderen die Wahrheit in einem neuen Licht zu zeigen.

  • Die Möglichkeit einen Notarzt nachzufordern wird aber weiterbestehen - gerade bei lebensbedrohlich erkrankten Patienten.


    Ich glaube nicht, daß die Intention ist diesen Patienten einen NA vorzuenthalten, sondern unnütze NEF Einsätze zu vermeiden.

  • Ich habe mich für die Schaffung des Berufsbildes Notfallsanitäter eingesetzt. Mir ging es aber nie darum eine Reanimation, Narkose oder HRST alleine zu behandeln, sondern zu Kopfplatzwunden, Unterzucker, kreislaufstabilen Schlaganfall nicht immer einen NA dazu zu bekommen bzw. einen holen zu müssen wenn ich einen Zugang lege oder Glukose spritze. Außerdem ging es mir darum, einen Patienten mit massiven Schmerzen in Zukunft auch selber was gegen die Schmerzen geben zu können, ohne hinterher fürchten zu müssen meinen Job zu verlieren. Es ging mir auch darum, dass ich dem Patienten maximal gut helfen kann, während ich auf den NA warte. Zuletzt habe ich bei einer Reanimation 21 Minuten auf das NEF gewartet, bei einer Nachforderung zur Analgesie 32 Minuten.


    Nie ging es mir darum den NA abzuschaffen, sondern ihn als wertvolle Ressource zu nutzen und nicht für jeden Betrunkenen gleich das NEF mit drau0en zu haben.


    Und fakl, ich stimme dir zu, dass vermutlich artzbesetzte Rettungsmittel in der Menge zurück gehen. Aber ich glaube das wird zum einen daran liegen, das es schlicht nicht mehr genügen NA geben wird und zum anderen daran, dass in manchen Bereichen ja eine NEF-Dichte herrscht die mich nur staunen lässt. In meinem Landkreis kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass von den 3 NEF eins "geschlossen" wird. Denn zumindest Nachts und bei schlechtem Wetter braucht man diese um in einem akzeptablen Zeitraum einen NA zu bekommen. Zuletzt haben hier die NEF die 15 Minuten Hilfsfrist nur in knapp über 80 Prozent gehalte und der eine RTH für 4 Landkreise kann auch nicht alles bedienen und schafft die 15 Minuten auch öfters mal nicht.

  • In meinem Landkreis kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass von den 3 NEF eins "geschlossen" wird. Denn zumindest Nachts und bei schlechtem Wetter braucht man diese um in einem akzeptablen Zeitraum einen NA zu bekommen. Zuletzt haben hier die NEF die 15 Minuten Hilfsfrist nur in knapp über 80 Prozent gehalte und der eine RTH für 4 Landkreise kann auch nicht alles bedienen und schafft die 15 Minuten auch öfters mal nicht.


    Ich würde dir da sogar zustimmen, wenn man nur die Thematik Notfallsanitäter betrachtet.
    Wenn man aber noch die Sache mit dem Telenotarzt sieht, die momentan auch in Bayern läuft äh erprobt wird (http://www.pnp.de/nachrichten/…ion-fuer-Telenotarzt.html), dann verwundert es einen, dass man bereits jetzt bayernweit auf Haftungsfragen für den Telenotarzt eingeht... man könnte meinen: Das Ergebnis steht fest.


    Ich kann nicht sagen, wie BW mit dem Thema dann umgeht, aber in Bayern scheint es momentan richtig "kontra" Notarzt zu laufen.
    In BW haben wir ja die Entwicklung, dass mancherorts sogar noch neue NA Standorte hinzugekommen sind.
    Das wäre mir in Bayern nun nicht bekannt. Aber ich glaube, dass es mittelfristig da eine "gemeinsame" Marschrichtung geben wird.

  • Ich spüre bei dir zum Thema Telenotarzt eine gewissen Unbehagen und das du einen klaren "Indikationskatalog" vor Augen hast der dir Sorge bereitet. Willst du das noch etwas konkreter ausführen, weil ich kann dir noch nicht ganz folgen.

  • Ich habe beim Thema Telenotarzt auch noch ein bissl Unbehagen. Habe aber ehrlichgesagt auch noch nie in einem solchen System gearbeitet. Für mich stellt sich halt die Frage, wann ein TNA wirklich Sinn macht!? Wenn er mir (wie damals bei Notruf California) die 500er Ringer mit 0.1mg Fenta freigeben muss, dann halte ich das System ehrlich gesagt für zu aufgeblasen. Das kann ein NotSan auch alleine. Bei komplexeren Einsätzen kommt es oft auf manuelle Fertigkeiten an (Narkose, difficult airway, Thoraxdrainage usw. ) da hilft er au nix. Als Hilfestellung in wirklich komplexen medizinischen Situationen kann ich mir die Unterstützung schon vorstellen. Im Alltag sollen die NotSan ihre Massnahmen halt endlich eigenständig dürfen ohne irgendwo nachfragen zu müssen.



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  • Der Telenotarzt ist aus meiner Sicht v.a. als Rückfallebene, grade auch für "unsicheres" (junges/unerfahrenes/wenig routiniertes) Personal sinnig.
    Ich muss zugeben, dass ich mir schon mehr als einmal einen NA dazu geholt hab vorrangig um eine zweite Meinung zu kriegen weil bestimmte Fälle und Krankheitsbilder grade für den wenig routinierten Retter durchaus einmal zu Unsicherheit führen können. (Und als hauptberuflicher Bürohengst bin ich einfach nicht so routiniert wie die NotSan/RettAss die 47h die Woche am Auto sitzen)

  • Ich spüre bei dir zum Thema Telenotarzt eine gewissen Unbehagen und das du einen klaren "Indikationskatalog" vor Augen hast der dir Sorge bereitet. Willst du das noch etwas konkreter ausführen, weil ich kann dir noch nicht ganz folgen.


    Ich habe etwas die Befürchtung, dass die Autoren des Schreibens der Meinung sind bzw. die Hoffnung haben, dass ein Telenotarzt immer einen Notarzt vor Ort ersetzen kann.
    Ich glaube auch, dass da seitens des Rettungsdienstes im Ministerium bei den verantwortlichen Juristen dieser Eindruck erweckt wird. Denn invasive Maßnahmen, dafür muss man ja nicht studieren und für die Indikationsstellung von Medikamenten gibt es den Telenotarzt und selbst den bräuchte man nicht bei jedem Einsatz, da man das gut ausgebildete Personal mit SOPs hat.
    Das kann man dem Bürger dann wiederum als eine Versorgung präsentieren, die nicht zu 100 % dem Standard entspricht, sondern sogar zu 120 % dem Standard entspricht.
    Moderne Technik sei Dank!

  • Ich bin bayerischer Notfallsanitäter-Azubi im dritten Jahr. Ich empfinde die Inhalte des genannten Schreibens als sehr begrüßenswert und denke auch dass die daraus abzuleitenden Konsequenzen auf mittelfristige Sicht den Standart im deutschen Rettungswesen darstellen werden. In manchen Bundesländern (zum Teil ohne mit BY vergleichbaren Notarztmangel) geht es ja bereits in eine derartige, von Allgemeindelegation durch ÄLRD gepägte Richtung. Das aktuelle Schreiben nimmt meiner Auslegung nach auch einen Teil der nicht unproblematischen rechtlichen Last von den bayerischen ÄLRD.


    Es ist völlig klar dass auf den (kommenden) NotSan, also uns und den weitergebildeten Kollegen, ein gewisser Vorlegedruck liegt. Wer mehr Kompetenzen will muss zunächst natürlich auch was zeigen.
    Der Notfallsanitäter lernt sehr wohl nicht unerhebliche Ausmaße an Pharmakologie, erweiterten Diagnostikmethoden und invasiven Techniken. Ich weiß nicht was das für Kollegen bei User Pillenhändler sind, bei uns wurden pharmakologische Kenntnisse vermittelt die auch an der sehr guten RD-Schule hier im Landkreis beim RA nicht gelehrt wurden. Darüber hinaus habe z.B ich durchaus viel Geld in meine (Zusatz-) Ausbildung gesteckt um dem ja zum Teil formulierten Anspruch an den NotSan gerecht werden zu können.
    Und dann nach der Ausbildung in einer Berufsrealität stehen die von Notarztassistenz, Krankentransporte und evtl mal ein paar Bagatellnotfällen geprägt ist? Ich möchte meinen Beruf nicht wichtiger nehmen als er ist, es ist im Endeffekt eine sehr ähnliche Tätigkeit dem RA. Trotzdem ist es sehr unbefriedigend ausgebildet zu werden mit dem Wissen, das Erlernte ohnehin nicht selbst anwenden zu können. Oder dann unter Notärzten im Feld zu stehen die in keinster Weiße Verständnis für den eigenen, lange antrainierten und eigentlich international gültigen Arbeitsstil haben - aber das ist ja ein anderes Thema.
    Ist jetzt etwas länger geworden, was ich sagen wollte - ich und viele Kollegen begrüßen das Schreiben sehr und sind gespannt auf die Umsetzung der ÄLRD.

  • Und was ich auch noch anmerken will: ich habe vor anderthalb Jahren einen sehr hohen Aufwand betrieben um das 12- Kanal interpretieren zu erlernen. Bücher, Kurse, zusätzlich mal noch auf die Kardiointensiv mitgegangen... Jetzt sieht bei uns der Alltag so aus dass bei so ziemlich allem kardialen oder respiratorischen (der Notarztindikationsliste Bayern - Joker "Herzbeschwerden" ist irgendwie wieder out...) auch ein NEF mit kommt. Der Notarzt (in der Stadt immer Klinikanästhesist) interpretiert dann und lässt ggf "mal drauf gucken".


    Vor nicht langer Zeit habe ich Lagetypen, alle möglichen Blöcke auch im Real Life sicher erkannt. Jetzt fallen mir zunehmend unsicherheiten meiner selbst auf (wie war das mit dem S in V6...), einfach weil ich im Alltag selten " selber interpretieren" kann. Ich denke dass sich das mit vielen "Notsanskills" in Kombination mit dem aktuellen NA- Katalog so verhält. Handlungssicherheit am Quicktrach wird kein Notsan erlangen können. Aber Sachen wie i.v Zugang, 12 Kanal Diagnostik und Auskultationsbefunde brauchen halt auch tägliche, eigenverantwortliche Durchführung um sicher darin zu sein.

  • Und was ich auch noch anmerken will: ich habe vor anderthalb Jahren einen sehr hohen Aufwand betrieben um das 12- Kanal interpretieren zu erlernen. Bücher, Kurse, zusätzlich mal noch auf die Kardiointensiv mitgegangen... Jetzt sieht bei uns der Alltag so aus dass bei so ziemlich allem kardialen oder respiratorischen (der Notarztindikationsliste Bayern - Joker "Herzbeschwerden" ist irgendwie wieder out...) auch ein NEF mit kommt. Der Notarzt (in der Stadt immer Klinikanästhesist) interpretiert dann und lässt ggf "mal drauf gucken".


    Fordere es ein. Sprich es mit dem ärztlichen Kollegen durch. Nur weil ein Arzt da ist heißt das doch nicht, dass du dir kein EKG mehr anschauen darfst.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Selbstverständlich schaue ich mir auch EKG bei NA Einsätzen an. Ein vorinterpretiertes EKG zu befunden ist etwas völlig anderes als das von fraglich vorbekannen Pathologien überschwemmte EKG von Frau Edeltraut in der Hand zu halten und auszulesen.

  • Hi!

    Jetzt sieht bei uns der Alltag so aus dass bei so ziemlich allem kardialen oder respiratorischen (der Notarztindikationsliste Bayern - Joker "Herzbeschwerden" ist irgendwie wieder out...) auch ein NEF mit kommt.

    Ich denke dass sich das mit vielen "Notsanskills" in Kombination mit dem aktuellen NA- Katalog so verhält.

    verallgemeinert genau mein reden. Da sich seit einem Jahr, und m.m. auch in nächster Zeit nichts daran ändern wird-das nach wie vor zu jedem Mi** ein NA mitgeschickt wird,bin ich eher demotiviert mich irgendwie auf einem hohen Level zu halten und was zu lernen.(Bezogen auf das weitere Umfeld wo ich arbeite)
    Grüße Dani

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Nur weil zu jedem Mist ein Notarzt mitgeschickt ist (und glaub mir, das ist bei mir hier nicht anders) heißt das nicht, dass alle Parteien nicht trotzdem von persönlichen Fähigkeiten und Kenntnissen profitieren können.
    Denn wenn man ein gutes Verhältnis zu den Notärzten pflegt und einen gewissen Kompetenzgrad besitzt, darf man hier zumindest sehr viel selbst unter Supervision des Notarztes machen. Klappt natürlich nicht mit jedem, aber mit vielen.
    Außerdem habe ich im Vergleich zum selbstständigen Arbeiten auch den Vorteil, dass mich der Notarzt (hoffentlich) auf Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten hinweist.
    Umgekehrt sind auch nicht wenige Notärzte dankbar, wenn das nichtärztliche Personal über einen hohen Standard verfügt und dessen eigene Tätigkeit kritisch begleitet.

  • Irgendwo stimmt das sicher alles was du sagst Pillenhändler. Leider ist das Verhältnis RD/NA häufig (vor allem in den RDB mit selbstfahrendem KVB-NA)häufig alles andere als flach. Die Folgen sind dann prinzipiell gut qualifiziertes, aber demotiviertes und unterfordertes Personal. Ich sehe so viele Kollegen die mal wirklich gut waren und dann mit der Zeit an der dauernden Kreuzverwendung von RTW im KTP und dem Alltagsgeschäft resigniert sind. Irgendwo kann ich das nachvollziehen, aber ich will nicht dass das mir auch passiert.

  • Ich sehe so viele Kollegen die mal wirklich gut waren und dann mit der Zeit an der dauernden Kreuzverwendung von RTW im KTP und dem Alltagsgeschäft resigniert sind.

    Vielleicht passieren in Deutschland am Tag oder in der Nacht einfach zu wenige richtige Einsätze? Die werden ja nicht mehr, nur weil der RTW zwischenrein keine KTW-Transporte fährt.