Rettungsdienstgesetz NRW

  • Das Gesetz regelt sicher eine verbesserung der Ausbildung für zukünftiges Personal. Das ist absolut zu begrüßen. Allerdings wurden IMHO einfach zuviele handwerkliche Fehler eingebaut.


    Mit der Aussage würde ich absolut mitgehen. Beide Aspekte sind nicht zu unterschätzen. Die Ausbildungssituation (und alles, was dazugehört) wird sich für zukünftige angehende Rettungsdienstler erheblich verbessern, somit auch der Anreiz, überhaupt eine Tätigkeit im Rettungsdienst anzustreben. Der Beruf wird nun möglicherweise auch für junge Leute attraktiv (oder gerät überhaupt in deren Wahrnehmungsspektrum), die davor nichts mit Feuerwehr oder Hilfsorganisationen zu tun hatten. Allein darin liegt meiner Meinung nach eine erhebliche Aufwertung.
    Dass das NotSanGesetz handwerklich relativ schlampig konstruiert ist und noch viele Baustellen bereithält - unbestritten. Allerdings hilft es jetzt kaum, sich darauf zu beschränken, darüber zu lamentieren. Man kann - und muss geradezu - diese Situation auch dazu nutzen, weiterhin an der Umsetzung mitzugestalten. NRW hält sich da (aus meiner bescheidenen Perspektive) im Ländervergleich noch ziemlich zurück bzw. bremst eher.
    Das NotSanGesetz durch einen Berg von Ausnahmeregelungen auszuhöhlen, sollte da meines Erachtens nicht der Weg sein. Damit komme ich zum nächsten Absatz:

    Für mein empfinden uns das vieler Kollegen ist das Gesetz für Feuerwehren nicht umsetzbar. Ich spreche bewusst für die Feuerwehren da es mich direkt betrifft. Wie möchte man einen jungen Kollegen, der gerade eine handwerkliche Ausbildung nach 3 Jahren abgeschlossen hat motivieren zuerst eine 18 Monatige Ausbildung zum Brandmeister und im Anschluss dann eine 3 jährige Ausbildung zum NotSan anzustreben? Schwierig bis unwahrscheinlich denke ich. Welcher Arbeitgeber stellt heute jemanden ein, der dann in 4 1/2 Jahren den ersten richtigen Arbeitstag hat?
    Das ganze dann noch für A7 während die Angestellten Kollegen im TVöD evtl. Stufe 8 oder 9 bekommen sollen?


    Dann muss man halt mal umdenken. Auch eine Berufsfeuerwehr muss nicht ausschließlich aus "eierlegenden Wollmilchsäuen" bestehen. Ich habe kein Problem damit, wenn die Trägerschaft und Organisation des Rettungsdienstes bei der Feuerwehr liegt, das hat durchaus Vorteile (speziell im Vergleich zur organisatorischen Entropie in meinem Heimatland Ba-Wü...). Das bedeutet aber doch nicht, dass jeder Mitarbeiter in jedem Bereich eingesetzt werden muss. Man kann doch einen Teil des Personals mit Schwerpunkt Brandschutz ausbilden (Brandmeister + RS) und einen anderen Teil des Personals mit Schwerpunkt Rettungsdienst (NotSan). Um Bedarfsspitzen auszugleichen und flexibel zu sein, könnte man ja von mir aus ein paar "Allrounder" (max. 20% der Belegschaft) qualifizieren, die alles können. Ob die alle Beamte sein müssen, steht nochmal auf einem anderen Blatt.
    Da ist also keine Rücknahme des NotSanGesetzes erforderlich, sondern vielleicht ein Mentalitätswechsel. Das sage ich übrigens auch als Steuerzahler.

    Und zu guter letzt entscheidet wie immer der ärztliche Leiter ob und wie sich etwas ändert. Stadtrettung ist halt mit Landrettung nicht zu vergleichen. Auf dem Land sehe ich schon potenzial für Verbesserungen. In den Städten, wo das NEF zeitgleich mit dem RTW eintrifft kann ich das leider noch nicht erkennen.


    Das reduziert die Thematik für meinen Geschmack viel zu sehr auf den Aspekt der "erweiterten Kompetenzen". Das ist sicher EIN wichtiger Aspekt, aber meiner Meinung nach nicht der, der die ganze Gesetzesnovelle ausmacht. Durch eine dreijährige Ausbildung, die vernünftig strukturiert ist, wird der zukünftige Notfallsanitäter per se wesentlich besser qualifiziert sein als der bisherige Rettungsassistent. Einfach, weil er die Chance hat, sein Handwerk länger und tiefergehend zu erlernen. Seine Qualifikation wird regelmäßig auf einer breiteren Grundlage stehen. Damit wird er zum Beispiel auch entscheidungssicherer werden, wenns einmal "um die Wurst geht".
    Der "Unsicherheitsfaktor ÄLRD" stört mich auch (das habe ich hier oft genug erläutert), aber er ist für mich nicht der entscheidende Knackpunkt bei der Frage, ob sich der Beruf weiterentwickelt oder nicht. Das wird er.


    Viel wichtiger finde ich im Moment die Frage der Finanzierung. Diese muss endlich durch- und umgesetzt werden, damit die Ausbildungen *endlich* regelhaft und in der Fläche beginnen können, sonst bekommen wir absehbar ein ganz anderes Problem, nämlich LEERE Beifahrersitze.
    Der richtige Weg dahin ist aber nicht, dass sich die Leistungserbringer jetzt monatelang gegenseitig ins Knie schießen und mit Ausnahmeforderungen überbieten. NEIN! Man muss an einem Strang ziehen und mithilfe des Gesetzgebers endlich die Kostenträger in die Pflicht nehmen, die Finanzierung der Ausbildung sicherzustellen. Und nicht erst 2017 oder 2020 oder 2025. Die Lehrgänge müssen endlich anlaufen.
    Und so problematisch ich es finde, dass verschiedene Schulen jetzt irgendwelche Schlupflochkurse ins Leben rufen und Ausbildungswege improvisieren: Schöner wäre es, wenn sie die Möglichkeit (und Planungssicherheit) hätten, endlich voll in die Regelausbildung einzusteigen. Dass sie das nicht auf eigenes finanzielles Risiko tun, ist auch klar...


    J.

    Einmal editiert, zuletzt von Jörg Holzmann ()

  • Da hat jemand das System dahinter verstanden :positiv:



    Das ist Unsinn - quasi die selben Argumente wie für ein MZF-System.


    Aus wirtschaftlicher Sicht macht es ja aber mehr Sinn anstatt 3 Vollzeitstellen lieber 4 75% Kräfte oder 6 50% Kräfte zu haben (vgl. Personalpolitik von Aldi). Daher würden aus wirtschaftlicher Sicht (dank der neu einführten Doppik auch bei Kommunen) mehrere Dinge Sinn machen:


    1. Angestellte statt Beamte
    2. Trennung von Brandschutz und RD
    3. Einstellung von vielen Teilzeitkräften
    4. Spezialisierungen aufteilen zwischen Feuerlöschern und Rettern (warum sollten zB nicht die NFS als Bootsführer unterwegs sein?)

  • Wenn grundsätzlich ein System nicht geändert wird, kann es auch keine grundsätzlichen Verbesserungen/Veränderungen geben.


    Das ist sowohl grundsätzlich als auch im konkreten Fall falsch. Daran ändert auch nichts, dass du keine Geduld hast, die Veränderungen abzuwarten.

  • Komunen unterhalten auch Krankenhäuser, Abfallwirtschaftsbetriebe und andere Institutionen, dies ist kein Argument für einen RD bei einer BF.
    Und noch viel weniger dafür, dass die Spezialisierung eines FA(SB) immer die Befähigung zum Transportführer im Rettungsdienst beinhalten muss. Es wird ja auch nicht jeder Taucher, Zugführer, Kranmachinist, Sprechfunkausbilder, etc.


    Ein hausgemachtes Problem für NRW scheint sich wohl hierraus zu ergeben:

    Zitat von FSHG NRW §10

    [...]
    (1) Die Gemeinden können neben einer Freiwilligen Feuerwehr eine Berufsfeuerwehr einrichten. Die kreisfreien Städte sind hierzu verpflichtet.
    (2) Das Einsatzpersonal der Berufsfeuerwehren wird aus hauptamtlichen Kräften gebildet, die zu Beamten zu ernennen sind.

    Somit sind Angestellte bei den BFen wohl nicht möglich.

  • Das ist sowohl grundsätzlich als auch im konkreten Fall falsch. Daran ändert auch nichts, dass du keine Geduld hast, die Veränderungen abzuwarten.



    Das es massive Änderungen im Rettungsdienst geben wird bestreite ich gar nicht. Die Ausbildung dauert nun 3 Jahre und Gott - sei - Dank bekommen die Azubis nun ein Gehalt. Dafür wird vermutlich die Überleitung nicht sozialverträglich stattfinden, der ein oder andere alte Rettungsassistent wird vielleicht stempeln gehen müssen, da es einen Rettungsassistentenüberhang geben wird und wiederum der alte RA finanziell nicht in der Lage ist die Überleitung selber zu finanzieren. Die jetzt ganz jungen Rettungsassistenten werden evtl. einen neuen Beruf erlernen, da sie die Kosten der Überleitung erst recht nicht zahlen können und ein Vorwärtskommen in ihrem Beruf somit verbaut ist.


    ....aber strukturell sehe ich keine Veränderung. Die zukünftigen Notfallsanitäter werden die gleichen Rahmenbedingungen vorfinden wie ihre Rettungsassistentenvorgänger. Siehe hierzu meinen letzten Post.

  • Dafür wird vermutlich die Überleitung nicht sozialverträglich stattfinden, der ein oder andere alte Rettungsassistent wird vielleicht stempeln gehen müssen, da es einen Rettungsassistentenüberhang geben wird und wiederum der alte RA finanziell nicht in der Lage ist die Überleitung selber zu finanzieren. Die jetzt ganz jungen Rettungsassistenten werden evtl. einen neuen Beruf erlernen, da sie die Kosten der Überleitung erst recht nicht zahlen können und ein Vorwärtskommen in ihrem Beruf somit verbaut ist.


    Das glaube ich absolut nicht, im Gegenteil. Es wird in 10 bis 15 Jahren einen erheblichen Fachkräftemangel im Rettungsdienst geben. Der Anfang davon ist jetzt schon zu beobachten. So viele Notfallsanitäter kann man gar nicht ausbilden, um das auszugleichen. (Also man könnte schon, man wird es aber nicht schaffen.)

  • Wobei auch einzelne Kommunen in NRW schon hinter vorgehaltener Hand davon sprechen z.B Teile bzw. einen Großteil des Rettungsdienstes an Hiorg etc.abzugeben.
    Einige wollen sich auch nur noch um den Brandschutz und Technische Hilfe kümmern und komplett aus dem RD aussteigen. Wobei der Rettungsdienst das Hauptgeschäft einer BF ist und dadurch auch viele zusätzliche Beamtenstellen geschaffen wurden. Bei uns ist es so das der Landkreis einen Hauptteil der Personalkosten (auch im Brandschutz, weil ein großteil der Beamten im 24 Std. Wechselseitig eingesetzt wird) trägt welche im Falle einer Vergabe des Rettungsdienstes die Stadt selber tragen müsste.


    Ansonsten ist es hier in NRW wirklich so in einigen Kreisen eher Angst vor der Weiterqualifizierung zum NotSan besteht (vor allem bei Führungskräften einiger FW) Dadurch wird viel gebremst und erstmal abgewartet anstatt mit Vorplanungen anzufangen und den Druck auf die Kostenträger zwecks Kostenübernahme zu erhöhen.



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  • Dafür wird vermutlich die Überleitung nicht sozialverträglich stattfinden, der ein oder andere alte Rettungsassistent wird vielleicht stempeln gehen müssen, da es einen Rettungsassistentenüberhang geben wird und wiederum der alte RA finanziell nicht in der Lage ist die Überleitung selber zu finanzieren.


    In Zeiten, in denen viele Rettungsdienste heute schon große Probleme haben, notwendige Planstellen zu besetzen; in denen in den nächsten Jahren auf vielen Rettungswachen ein weiterer Wegbruch von Personal zu verzeichnen sein wird (Renteneintrittsalter) einen Rettungsassistentenüberhang zu prophezeien, halte ich für ziemlich gewagt.
    Dass die gesetzliche Überleitung für junge Rettungsassistenten - insbesondere auch aufgrund der Finanzierungsfrage - misslungen ist, da stimme ich dir sogar zu. Hier muss meines Erachtens über Kurz oder Lang nachgebessert werden.


    Und was die Rahmenbedingungen betrifft, die sich deiner Ansicht nach nicht ändern werden: darüber unterhalten wir uns dann vielleicht in ein paar Jahren noch einmal. Alles andere ist derzeit nicht zielführend.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Ich glaube, dass es zusätzlich noch ein sehr intensives Werben anderer Arbeitgeber (Krankenhäuser, Praxen) um die Notfallsanitäter geben wird. Jetzt wo endlich die 3 jährige Ausbildung vorhanden ist, kann man diese dann sehr gut z. b. in Notaufnahmen einsetzten. Hier werden sie für die Krankenhäuser finanziell attraktiv sein.

  • Jetzt wo endlich die 3 jährige Ausbildung vorhanden ist, kann man diese dann sehr gut z. b. in Notaufnahmen einsetzten. Hier werden sie für die Krankenhäuser finanziell attraktiv sein.


    Nur, wenn sie billiger als Krankenschwestern sind. Sonst sind sie für ein Krankenhaus nicht interessant, weil man sie nicht variabel genug im Krankenhaus einsetzen kann.

  • Zitat


    Für mein empfinden uns das vieler Kollegen ist das Gesetz für Feuerwehren nicht umsetzbar.


    Das ist aber nicht zwingend ein Fehler des Gesetzes. Wenn die für die heutigen Anforderungen im Rettungsdienst erforderliche Aus- und Fortbildung sowie ständige Praxis nicht neben einer anderen, umfangreichen Ausbildung und Tätigkeit im Brandschutz zu leisten ist, dann ist die Erbringung der gebotenen Qualität eben nicht mehr durch Multifunktionskräfte möglich. Das muss kein Fehler sein.


    Das Ehrenamt hatte im Rettungsdienst auch seinen Platz, aber rein ehrenamtlich betriebene Wachen haben sich sich überlebt. Dann wird man eben sich bei der Fw Brandschutz und Rettungsdienst sich trennen müssen. Das ist nicht neu; Altenpflege, Krankenpflege, Rettungsdienst, Ausbildung und Jugendarbeit sind bspw. auch disjunkte Tätigkeitsfelder, und der Dermatologe im Notarztdienst hat sich auch überlebt ...

  • Zitat

    n Zeiten, in denen viele Rettungsdienste heute schon große Probleme haben, notwendige Planstellen zu besetzen; in denen in den nächsten Jahren auf vielen Rettungswachen ein weiterer Wegbruch von Personal zu verzeichnen sein wird (Renteneintrittsalter) einen Rettungsassistentenüberhang zu prophezeien, halte ich für ziemlich gewagt.


    Es ist nicht gewagt, in meinem Bundesland Realität. (..sie ist also doch noch nicht futsch, wie manch einer sagt^^) Grund dafür ist, das es kaum noch reine Rettungssanitäter in Bayern im öffentlich rechtlichen Rettungsdienst gibt. Die meisten dort tätigen, sind ausgebildete Rettungsassistenten, haben aber einen Rettungssanitätervertrag. Diese Personen müssen teilweilse, gerade auf dem Lande, über ein Jahrzehnt warten, eine RA - Planstelle zu bekommen.


    Auch was immer propagiert wird, das es ein zeitliches Ausbildungsproblem gibt, sehe ich nicht. Die Tendenz geht bereits dahin, das sich ein Teil der heutigen Rettungsassistenten auch privat überleiten lassen wollen und bereit sind, die Kosten zu tragen, notfalls dafür einen zinsgünstigen Kredit aufnehmen. Gerade im Bezug auf die Überleitung haben die Johanniter den Anfang gemacht, es werden reichlich Anbieter folgen. Damit würde sich für die Politik schonmal ein großes Problem lösen. (Auch ein guter Grund erstmal abzuwarten) Gerecht wird es nicht sein, wenn die persönliche finanzielle Lage ausschlaggebend für das berufliche Weiterkommen sein wird.


    Zitat

    Und was die Rahmenbedingungen betrifft, die sich deiner Ansicht nach nicht ändern werden: darüber unterhalten wir uns dann vielleicht in ein paar Jahren noch einmal. Alles andere ist derzeit nicht zielführend.


    ...da hast Du recht, aber gerade die Haltung der ÄLRD in Bayern, aber auch in NRW zeigt eigentlich genau auf, in welche Richtung es gehen wird. Hier geht es nicht um Reformen sondern um schlichte Machtfragen im Rettungswesen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mütom ()

  • 1. Angestellte statt Beamte
    2. Trennung von Brandschutz und RD
    3. Einstellung von vielen Teilzeitkräften
    4. Spezialisierungen aufteilen zwischen Feuerlöschern und Rettern (warum sollten zB nicht die NFS als Bootsführer unterwegs sein?)



    Ich kann dir versichern das die hohen Herren mit Sicherheit schon Pläne in den Schubladen liegen haben. Allerdings sind Teilzeitkräfte sicher das letzte was wir brauchen.
    Dann kann ich auch freiwillige Feuerwehrleute zu Rettungssanitätern machen und diese Ehrenamtlich KTW fahren lassen um personal Engpässe zu füllen.


    Auf jeden Fall ist und bleibt es spannend.

  • Bei welcher BF soll es denn so sein, dass Beamte alle paar Monate mal auf dem RTW sitzen? In den mir bekannten BFen ist es eher so, dass die Mannschaftsdienstgrade mehr Rettungsdienst als Brandschutz fahren. Und selbst wenn das Verhältnis zuungunsten des weißen Dienstes verschoben ist behaupte ich, dass der durchschnittliche BF-Beamte durch die i.d.R. hohe Einsatzfrequenz und kein KTW-Fahren mehr Notfälle abbekommt als die meisten nebenberuflichen Retter bei den HiOrgs. Außerdem sind die BFen die Einzigen im System Rettungsdienst, die Mitarbeiter bis zur Rente halten können (also das was hier öfter gefordert wird).



    Vor allem für die Mitarbeiter hat das System "Berufsfeuerwehr im Rettungsdienst" außerdem viele handfeste Vorteile:
    - die Verbeamtung bei der BF vs. Zeitverträge bei den HiOrgs
    - damit verbunden i.d.R. bessere Bezahlung
    - auch damit verbunden: früheres Erreichen der Altersgrenze als Beamter als als Angestellter
    - Aufstiegsmöglichkeiten bei der BF, bei den HiOrgs eher eingeschränkt
    - Möglichkeit, gerade wenn man nicht mehr 25 ist, im blauen Dienst auch mal ne Nacht durchzuschlafen
    - Möglichkeit andere Einsatzbereiche (z.B. Leitstelle) kennen zu lernen, wenn Interesse besteht
    - Möglichkeit in rückwärtigen Bereichen zu arbeiten, wenn der Rücken mal nicht mehr will
    - Möglichkeit Sonderqualifikationen (Taucher, Höhenretter, Bootsführer und vieles mehr) zu erwerben


    Ich verstehe wirklich nicht, warum man den Mitarbeitern diese Möglichkeiten nehmen sollte. Zumal meiner Erfahrung nach der Großteil der Beamten sehr wohl "Bock auf Rettungsdienst" hat und viele, gerade junge Kollegen, eher wegen des Rettungsdienstes und den oben beschriebenen Vorteilen zur BF gehen als wegen des Feuer-löschens.

  • Bei all deinen Vorteilen fehlt für mich der Vorteil den der Patient haben soll.


    Das sollte die erste Sorge sein. Und ich höre und lese von Feuerwehrseite immer nur "Wie soll die Feuerwehr das schaffen?".
    Warum sagt die Feuerwehr nie "wir versorgen unsere Patienten besonders gut, weil .... und darum sollten wir weiter RD machen" ?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Bei all deinen Vorteilen fehlt für mich der Vorteil den der Patient haben soll.


    Das sollte die erste Sorge sein. Und ich höre und lese von Feuerwehrseite immer nur "Wie soll die Feuerwehr das schaffen?".
    Warum sagt die Feuerwehr nie "wir versorgen unsere Patienten besonders gut, weil .... und darum sollten wir weiter RD machen" ?



    Wie ich sehe kommst du aus Berlin. Jeder weiß doch, das gerade in unserer Hauptstadt das Geld gerade bei den Feuerwehren an jeder Ecke fehlt.
    Daher verwundern die von dir genannten Sprüche gerade dort überhaupt nicht. Ich bin mir aber sicher, das auch dort die Kollegen ihren Job gewissenhaft erfüllen.
    Schwarze Schafe gibt es überall und nicht nur bei den Feuerwehren.
    Das sieht in anderen Landesteilen aber unter Garantie völlig anders aus.

  • Ich kann dir nicht folgen....


    Was hat mein Wohnort mit der Argumentation der BFen (oder von den BF unterstützen) zu tun? Bisher hat keiner Argumentiert das die BF besonders geeignet sei RD zu machen, oder das sich daraus besonders gute Patientenumstände ergeben.



    Ich kenne nicht nur die BF Berlin recht gut (soweit man das kann bei der größten BF in De), sondern auch die BF Potsdam. Ansonsten habe ich auch Drähte (gehabt) zu BFen in NRW (aber auch Dresden zum Beispiel). Es zeichnet sich überall ein gewisses Bild, und das hat nix mit der Einzelleistung zu tun:


    - Rettungsdienst bringt Geld, eine gute Auslastung der RTWs ist wirtschaftlich gesehen gut (das ist nicht nur bei BFen so)
    - Rettungsdienst ist lästig weil:
    --- nicht der Grund warum man zur Feuerwehr geht
    --- ein deutlich größerer Arbeitsaufwand
    --- deutlich mehr Selbstständigkeit (wenn man nicht grade Zugführer ist. Diese sind aber weniger / gar nicht im RD)
    --- ein komplett anderes Aufgabenfeld, das sehr wenig mit Handwerk zu tun hat
    Das sind nur ein paar Punkte.


    Ferner ist es oft so, das die BFen nicht ganz so akribisch auf die Fortbildungsstunden gucken. Alle zum RS / Kretas ausbilden ist zwar super für Personalgestaltung, aber dass dann alle auch 30 (das ist in den meisten Länder RDG so) Fortbildungsstunden jährlich brauchen, ist recht lästig.
    Zu guter Letzt: Die BFen sind in Städten unterwegs. In der Regel also eine recht hohe Krankenhaus und Notarztdichte, was Entscheidungsträger und Retter gleichermaßen zur Forderung kommen lässt, dass die Kollegen lieber die Füße stillhalten sollen. Das führt zu Abstumpfen bei vielen Kollegen: "ich darf eh nix", "ist eh egal was ich mache" etc.


    Ich habe aktuell das Vergnügen (das meine ich ernst!) BF Berlin Personal zum RettAss auszubilden. Das sind Jungs die schon ne weile den Job machen, und schon RettSan sind. Ich kriege also ganz gut mit wie das abläuft, Wachen und Personal unabhängig (es sind etwa 6 Kurse die jetzt durch oder aktuell sind). Das hat auch nicht so viel mit Geld zu tun IMHO, sondern eher mit der Grundeinstellung des Personals. Für viele ist Rettungsdienst ein lästiges extra, für mich ist es ein verantwortungsvoller Beruf der das höchste Gut des Menschen umsorgt. Ich könnte mir auch nicht vorstellen einen weiteren Beruf mit dieser Hingabe auszuüben.



    Schlechte und gute Retter gibt es überall, da stimme ich zu 100% zu. Guten Rettern wird es in einer BF aber unnötig schwer gemacht, ist meine Erfahrung bisher. Und viele gute Retter werden auch nicht angezogen durch die BF. Das muss doch einen Grund haben.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.


  • Aber es ging doch gerade gar nicht darum, wie angenehm (oder nicht) das für die Kollegen ist, sondern darum, was das alles kostet und ob das in Zukunft noch leistbar sein wird!


    Ganz kurz noch dazu:

    Zitat

    Außerdem sind die BFen die Einzigen im System Rettungsdienst, die Mitarbeiter bis zur Rente halten können (also das was hier öfter gefordert wird).


    Wenn die HiOrgs/Privaten ihre Mitarbeiter mit 50 in Ruhestand schicken würden, würden dort auch mehr Rettungsassistenten den Renteneintritt erreichen.


    J.

  • Bei all deinen Vorteilen fehlt für mich der Vorteil den der Patient haben soll.


    Das sollte die erste Sorge sein. Und ich höre und lese von Feuerwehrseite immer nur "Wie soll die Feuerwehr das schaffen?".
    Warum sagt die Feuerwehr nie "wir versorgen unsere Patienten besonders gut, weil .... und darum sollten wir weiter RD machen" ?


    Die Vorteile die ich in der Feuerwehr sehe sind eher organisatorischer Art. Zum Beispiel können zusätzliche Fahrzeuge durch Springer besetzt werden. Beim MANV drückt der Disponent auf den Knopf und zehn Minuten später biegt der Löschzug mit 16 RA/RS um die Ecke. Beim Eingeklemmten hat der innere Retter Ahnung von medizinischer und technischer Rettung und ähnliches.