Germanwings Airbus A320 in Frankreich abgestürzt

  • Nachdem eine Kampffeministin sich geäussert hat, folgen doch nun diejenigen, die eine Aushöhlung der ärztlichen Schweigepflicht fordern.


    Da eine solche Regelung sich ja nicht nur isoliert auf Berufspiloten anwenden lässt, werden also demnächt:
    -Schiffsführer
    -Busfahrer
    -Taxichauffeure
    -Rettungsdienstmitarbeiter (Besitz von tödlichen Arzneimitteln zusätzlich zum potentiellen Mordinstrument des RTW!!!)
    -u.a.m.
    ebenso darunter fallen.


    Schön, wenn der AG künftig im Krankheitsfall gleich genau Bescheid weiss.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ganz persönlich glaube ich, dass die Forderung psychiatrische Erkrankungen quasi meldepflichtig zu machen und ein Berufsverbot in bestimmten Bereichen zu erwirken eher zum Gegenteil des gewünschten Effektes führen wird. Sicherlich ist das Sicherheitsbedürfnis nachvollziehbar, aber die Folge ist meiner Meinung nach eher, dass diese Erkrankungen weiter tabuisiert werden und auch diejenigen, die erfolgreich behandelt werden könnten, gar nicht erst in die Behandlung kommen. Eben aus Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes, so wird aus einem Sicherheitsbedürfnis eine wesentlich unsichere Situation geschaffen. Man sollte langsam wirklich aufhören, psychiatrisch Erkrankte derart an den Rand der Gesellschaft zu drängen. Mich erschrecken dazu auch häufig die Meinungen von anderem Rettungsfachpersonal und Ärzten.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Das mit der Schweigepflicht ist durchaus nicht trivial.
    Ich glaube, dass wenn er mein Patient gewesen wäre, ich unabhängig einer rechtlichen Bewertung, durchaus einige Tage Urlaub und etwas zur Sedierung für die Nacht gebraucht hätte.
    Der Tod von 150 Menschen, die mediale Präsens des Ereignisses und die Idee, dass man es hätte verhindern können, würde sicherlich die wenigsten kalt lassen und zu durchaus schweren Störungen des Gemüts führen.

  • Lasse reden. Oder fordern. Die Tagespolitik kennt demnächst auch wieder eine neue Sau, die durchs Dorf getrieben werden muss. In ein paar Tagen bspw. wird der Krawalltourismus in Lübeck einfallen und die artig gebotene Gelegenheit "Ministertreffen G7" dazu nutzen, die ein oder andere Zerstörung anzurichten ohne dafür strafrechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen. Spätestens dann haben wir auch wieder andere Schlagzeilen in diesem Land.

  • Das mit der Schweigepflicht ist durchaus nicht trivial.
    Ich glaube, dass wenn er mein Patient gewesen wäre, ich unabhängig einer rechtlichen Bewertung, durchaus einige Tage Urlaub und etwas zur Sedierung für die Nacht gebraucht hätte.
    Der Tod von 150 Menschen, die mediale Präsens des Ereignisses und die Idee, dass man es hätte verhindern können, würde sicherlich die wenigsten kalt lassen und zu durchaus schweren Störungen des Gemüts führen.


    Ohne Frage eine schwierige Situation für den Arzt. Aber die falsche Konsequenz wäre es, die ärztl. Schweigepflicht zu lockern. Wo willst du den Cut machen? Sollten z.B. Vergewaltiger, die sich in einer Therapie befinden, ebenfalls an den AG gemeldet werden? Wie sieht es mit Gewaltverbrechern aus, die es mittels einer Therapie in den Griff bekommen wollen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Ich glaube auch, dass die Lockerung der Schweigepflicht keine echte Option ist. Wahrscheinlich würden dann einfach viele Betroffene gar nicht mehr zum Arzt gehen. Damit ist dann auch niemandem geholfen.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Ohne Frage eine schwierige Situation für den Arzt. Aber die falsche Konsequenz wäre es, die ärztl. Schweigepflicht zu lockern. Wo willst du den Cut machen?


    Schon interessant, wie mir Worte in den Mund gelegt werden. :nein:
    Ich wollte mit meinem Beitrag eigentlich nur schreiben, dass ich nicht der behandelnde Arzt sein möchte, da man sich moralisch vielleicht irgendwie verantwortlich fühlen könnte.
    By the way: Auch in der heutigen Rechtslage hätte ich relativ eindeutig die Schweigepflicht brechen können, wenn der Patient mir gegenüber Suizid-Gedanken geäußert hätte.
    Dann könnte man nämlich einen Unterbringungsbeschluss für den Patienten erwirken lassen...
    Und das geschieht auch heute, fast immer, bei Suizidalität...
    Soviel zur Diskussion um die Schweigepflicht...
    Übrigens man könnte sich auch verantwortlich fühlen, wenn sich der junge Mann von der Brücke stürzt, da er nach seinem Aufenthalt in der Psychiatrie seinen Job verliert.
    Deswegen ist es durchaus eine Abwägung die man da treffen muss und die ich zum Glück nicht treffen musste.
    Daher ist die Sache mit der Schweigepflicht nicht trivial. Auch bei der heutigen Rechtslage...

  • Vielleicht hätte ich den Satz "Wo willst du den Cut machen" besser so formuliert:


    Wo sollte man den Cut machen. Ich wollte dir die Worte nicht in den Mund legen, sondern es eher allgemein diskutieren.


    Ich sehe es, wie GuyFawkes, dass sich in der Konsequenz weniger Menschen mit ihren psychischen Problemen in Behandlung begeben würden.


    Auch mein Beruf wäre davon ziemlich sicher betroffen. Mein Beruf lebt aber eben auch davon, dass wir mit unserem Betriebsarzt, sowie den Flugmedizinern bei der Tauglichkeitsuntersuchung über alles offen reden können, ohne, dass ich ständig um meinen Job fürchten muss.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Vielen Dank!


    Glatt mal abonniert.



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Der vorläufige Untersuchungsbericht wurde veröffentlicht:


    http://www.bea.aero/docspa/201….de/pdf/d-px150324.de.pdf

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • PM des deutschen Presserates



    http://www.presserat.de/presserat/news/pressemitteilungen/

  • Man gut, dass man da anderer Meinung sein darf...


    Ich finde, man muss da zwei Aspekte auseinanderhalten: die formaljuristische Bewertung und die Beurteilung hinsichtlich der Notwendigkeit und des guten Geschmacks.
    Formaljuristisch ist die Beurteilung des Presserates vermutlich korrekt und für mich auch nachvollziehbar. Nötig finde ich die Namensnennung persönlich immer noch nicht und die gesamte Berichterstattung hat für mich nach wie vor einen faden Beigeschmack. Aber man sollte halt nicht die juristische Bewertung mit der "kulturellen" Bewertung vermischen, das ist kaum weiterführend.

  • Aber ist die Bewertung des Presserats eine "formaljuristische"?
    Nach meinem Verständnis ist es doch nichts anderes, als eine Bewertung gemäß der Kriterien des Pressekodex, oder?


    Nachvollziehbar finde ich den Inhalt der Pressemitteilung aber dennoch nicht.
    Wem hilft es denn, dass - auch bei dem großen öffentlichen Interesse - der Nachname des Co-Piloten bekannt ist? Unterstützt das in irgendeiner Form die "Wahrheitsfindung"?
    Oder warum muss jemand den Wohnort nebst Abbildung des Wohnhauses (der Eltern) kennen?


    Für mich aber kaum überraschend, dass der Presserat hier keinen "Rüffel" ausspricht.
    Wäre es anders wären ja 99,5% der Medien betroffen.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Unterstützt bzw. befriedigt wird hier aber das Leserbedürfnis nach Information; man kann auch Neugier dazu fragen.
    Deswegen erfahren wir ja auch etwas über den Gesundheitszustandes eines Bundeskanzlers a.D. bzw. eines Bundespräsidenten a.D.


    Die Informationen über Namen und Wohnort usw. erleichtern auch das Verstehen - der "Täter" ist eben nicht Hannibal Lecter gewesen, sondern jemand "normales".
    Dieser normale Mensch ist von jetzt auf gleich eine Person des öffentl. Interesses geworden.
    That's all.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?