rettungsdienst.de: "Berlin plant freiwilliges Ersthelfer-System"
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klingt ein bisschen nach diesen (vermutlich ähnlichen) Systemen:
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Grundsätzlich finde ich solche Systeme gut und vernünftig umgesetzt sicherlich hilfreich, allerdings sollten solche Einrichtungen niemals Schwächen eines Rettungsdienstes kompensieren. Gerade in Berlin war das mein erster Gedanke dazu, wenn die Hilfsfristen aus organisatorischem Versagen zu lang werden, kann ich nicht meine Hoffnung auf ein Ersthelfersystem setzen. Als Ergänzung in funktionierenden Bereichen gerne, denn auch Hilfsfristen erfüllende 8 Minuten können in manchen Fällen zu lang sein.
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Ich frage mich wer sich hier freiwillig engagieren wird.
Spontan fallenmir da die freiwilligen BOS-Angehörigen an, unabhängig vom Jacken-Emblem und der originären Dienstaufgabe.
Also: HelferInnen, die "sowieso" schon vorhanden sind und denen ich unterstelle, daß sie auch in der Vergangenheit bei einem Notfall nicht einfach weitergefahren sind.Natürlich bietet bspw. die Handyortung die Möglichkeit, einen in der Nähe einer Einsatzstelle befindlichen Helfer zu lokalisieren und zu alarmieren.
Doch ich bezweifle, daß dies die notwendige Menge an Personen reizt, um das Stadtgebiet von Berlin so zuverlässig notfallmedizinisch zu bereichern.
So bezweifle ich bspw. auch, daß jemand ausserhalb der BOS-Szene von Mitternacht bis 06:00 Uhr seine Hochhauswhg. verlässt um den total unbekannten Nachbarn im Nachbarhochhaus aufzusuchen.Die Idee setzt ja voraus:
- sehr viele lassen sich registrieren
- diese lassen sich auch ausbilden
- diese müssen auch ausgerüstet werden; einheitlich und zum gleichen Zeitpunkt!
- beides muß organisiert und regelmässig aktualisiert werden
- die Helfer melden ihren Wegzug/eine neue Rufnummer usw.
- es benötigt regelmässige Motivierung dieser Personen - nicht nur "warme Worte" sondern etwas greifbares
- es muß garantiert werden, daß die erhobenen Daten (Bewegungsprofile) nicht Dritten zugänglich gemacht werden -
So bezweifle ich bspw. auch, daß jemand ausserhalb der BOS-Szene von Mitternacht bis 06:00 Uhr seine Hochhauswhg. verlässt um den total unbekannten Nachbarn im Nachbarhochhaus aufzusuchen.
Die Idee setzt ja voraus:
- sehr viele lassen sich registrieren
- diese lassen sich auch ausbilden
- diese müssen auch ausgerüstet werden; einheitlich und zum gleichen Zeitpunkt!
- beides muß organisiert und regelmässig aktualisiert werden
- die Helfer melden ihren Wegzug/eine neue Rufnummer usw.
- es benötigt regelmässige Motivierung dieser Personen - nicht nur "warme Worte" sondern etwas greifbares
- es muß garantiert werden, daß die erhobenen Daten (Bewegungsprofile) nicht Dritten zugänglich gemacht werdenDas ist ja kein neues Konzept, sondern wird bereits seit Jahren an einigen Orten der Welt genau so praktiziert.
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So ist es... Und bei allem Scheiss, den man sich aufs Handy laden kann, kann das ja durchaus unter bestimmten Voraussetzungen Sinn machen. Warum denn auch nicht?
Es ersetzt ja keinen RTW oder Notarzt. Wenn dafür das therapiefreie Intervall verkürzt wird-gerne.
Ich habe gestern zufällig wieder mal gesehen, wie ungünstig es ist, wenn zwar 10 besorgte Bürger die Rettung rufen, aber dann weiterhin die 10-15 min hilflos um die bewusstlose Person rumgestanden wären. Wenn das was zum drücken gewesen wäre und zufällig dann ein solcher Ersthelfer, der zufällig ums Eck gestanden hätte, wäre das doch ganz gut gewesen, oder?Im Nachbarlandkreis kann man seit 4 Wochen auch mitmachen- ich bin mal gespannt was ich davon höre.
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Ich will dieses System nicht schlechtreden.
Ich habe lediglich bestimmte Punkte aufgezählt.
Ich bin davon überzeugt, daß ein derartiges System andernorts auch sehr gut funktionieren kann.Was ich absichtlich nicht aufgeführt hatte:
meine persönlichen Bedenken bzgl. der deutschen Kultur (nimm-Mentalität anstelle bring-Einstellung), die auch vom Kuhdorf bis zur Millionenstadt schwankend sein wird.
Es würde mich sehr freuen, wenn es funktioniert. -
Andererseits läuft das Projekt in Holland ja anscheinend ganz gut und was die Ersthelferrate im Vergleich zu anderen europäischen Staaten angeht, liegen wir weit zurück. Der Versuch ansich ist auf jeden Fall zu befürworten und gerade in einer Großstadt dürfte es vergleichsweite leichter umzusetzen sein.
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Auch in London läuft so etwas bereits, Stichwort "Good Samaritan App".
Ich bin gespannt. :-] -
Ich bin selbst registrierter Helfer eines solchen Systems und war begleitend auch in der Aufbauphase ein bisschen involviert.
Teilnehmer am System sind natürlich Mitarbeiter aus dem Rettungsdienst, aber auch freiwillige Feuerwehrleute, Pflegepersonal und Arzthelfer.
In meinem Heimatkreis sind es bereits über 300 registrierte Nutzer.
Es gibt viele Fragen im Vorfeld, die geklärt und gelöst werden müssen.
Der größte Komplex ist der Datenschutz und das Haftungsrecht.
Aber auch Nachsorge, Ausbildung und Technik sind nicht so einfach zu regeln, wie man vielleicht denken mag, wenn man es gut machen will.
Ich selbst wohne in der ?großen Kreisstadt" mit guter Abdeckung durch den Rettungsdienst und bekomme sehr regelmäßig Alarmierung. -
Magst du das vielleicht noch etwas ausführen?
Mich würden beispielsweise die tatsächliche Anzahl der Alarmierungen und die Indikationen interessieren. Bekommt ihr Material gestellt oder beschränkt sich euer Tun auf reine Erste Hilfe? -
Was ich mich außerdem frage:
Wie viel Mehrarbeit bedeutet ein solches System von Seiten der Leitstelle und wo soll das Personal dafür in einer Stadt wie Berlin mit einer nicht geringen Anzahl an Hilfeersuchen herkommen? -
Al: Hängt vom System ab, das kann vollautomatisch funktionieren.
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Zitat
Mich würden beispielsweise die tatsächliche Anzahl der Alarmierungen und die Indikationen interessieren. Bekommt ihr Material gestellt oder beschränkt sich euer Tun auf reine Erste Hilfe?
Gerne... Es sind am Tage im Durchschnitt etwa drei Alarmierung aus der Leitstelle heraus.
Das Ganze ist im Ursprung gedacht gewesen, um konkret die Zeit bis zum Einsetzen der Herzdruckmassage zu verkürzen. Daher ist kein Material vorgesehen.
Die ursprüngliche Einsatzindikation war rein der unterstellte Kreislaufstillstand.
Mittlerweile ausgedehnt auf Notfälle mit vermuteter 'höchster Lebensgefahr'. Nach Ermessen des Disponenten.
Der Mehraufwand für die Disposition ist ein Mausklick. Und ggf. Info an den Anrufer und das eingesetzte Rettungsmittel, dass ein Mobiler Retter hinzukommt. -
Vielen Dank für den Einblick!
Gerne... Es sind am Tage im Durchschnitt etwa drei Alarmierung aus der Leitstelle heraus.
Die verteilen sich ja dann auch mehrere registrierte Ersthelfer. Also laufen davon grob geschätzt wie viele bei einem Einzelnen auf? -
...und machen diese registrierten Ersthelfer nach Einsatzende eine Rückmeldung?
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Die Frage nach Anzahl der Einsätze für den Einzelnen ist schwer zu beantworten und richtet sich nach der Geografie.
Ich selber bin seit etwa 1,5 Jahren registriert und habe in der Zeit 12 Alarmierung.
Ein anderer Kollege ist bei 17 in einem halben Jahr. Andere 1-3 in 1,5 Jahren.
Im Anschluss wird in der App ein Protokoll erstellt. -
Vielen Dank nochmal für deine Infos aus erster Hand!