FAZ: "Schießen Sie nicht auf den Sanitäter"

  • Ein interessanter Artikel aus der FAZ zum Aufbau der Kampfretter bzw. einer Combat-SAR-Komponente innerhalb der Bundeswehr (ähnlich den hier bereits vorgestellten US-amerikanischen PJs). Ähnlich dem zivilen RD in der BRD gibt es auch innerhalb der Bundeswehr Schwierigkeiten in Bezug auf die Übernahme invasiver Maßnahmen durch nicht-ärztliches bzw. zumindest nicht-sanitätsdienstliches Personal. Des Weiteren ist der Status der eingesetzten Kräfte nach internationalem Recht unklar.


    Zitat

    FAZ.net, 02.07.2016 (http://www.faz.net/aktuell/pol…-sanitaeter-14315628.html )


    Schießen Sie nicht auf den Sanitäter


    Die Bundeswehr will Kampfrettern, die sich hinter die feindlichen Linien wagen, Sanitäter zur Seite stellen.
    Das dürfte den Einsatz erschweren und ist rechtlich fragwürdig.

  • Ich würde den Kampfretter (noch) nicht den PJs gleichstellen wollen.
    Die PJs gelten als Spezialkräfte, und haben feste Konzepte und sind etabliert.


    Die Kampfretter fischen noch etwas im Trüben, sind AFAIK spezialisierte Kräfte, und noch nicht einsatzbereit.


    Vielen Dank für den Link, werde ihn nachher lesen! :)



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  • Der Artikel ist tatsächlich sehr interessant. Dort steht jedoch, dass die Kampfretter bereits "theoretisch" ihre Einsatzbereitschaft erreicht haben, nur das "Problem" mit dem Dürfen bei der Medizin nicht geklärt werden konnte - quasi der Grund des Artikels.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich habe den Artikel gelesen.
    Meine Quintessenz:


    Wir wollen keine Kampfflugzeuge irgendwohin schicken, weil ? Zu teuer? Zu gefährlich? Oder zu gewalttätig?


    Nein, wir schicken Kampfretter dorthin. Das ist für das eingesetzte Personal natürlich deutlich sicherer... als in einem Kampfflugzeug zu sitzen...


    Dann machen wir uns auch noch darüber Gedanken, ob man auf die Sanitäter schießen darf.
    Wenn nun der Fallschirmjäger eine Ausbildung zum Notfallsanitäter hat und nicht umgekehrt. Wie sieht es denn dann aus? :pfeif:


    Für mich als Laie enthält der Artikel einige absurde Denkansätze. Aber vermutlich ist das nicht unüblich, wenn man das Kriegshandwerk nicht gelernt hat.

  • Ich stimme Dir zu.
    Zumal es nicht allein um die vorhandene medizinische Qualifikation geht, sondern auch um die Zuordnung der Soldaten zur jeweiligen Einheit.
    Folglich ist ein Fallschirmjäger mit der Zusatzqualifikation NotSan nicht Teil des Sanitätsdienstes und somit nicht befugt entsprechende medizinische Maßnahmen regelhaft zu ergreifen. Ich erinnere mich daran in einem anderen Artikel gelesen zu haben, dass für die Spezialkräfte (KSK, Kampfschwimmer) eine Doppelfunktion erlaubt sei. Sonst wäre ihre tolle medizinische Ausbildung, die sie ja auch für andere Nationen anbieten, witzlos.


    Mir fehlt aber auch der militärische Sachverstand.

  • Als militärischer Laie verfolge ich seit Jahren die Diskussion über die Notwendigkeit von CSAR.
    Jeder Insider weiss um die Notwendigkeit - die praktische Umsetzung scheitert im Bürokratendschungel von Menschen mit Parteibuchausbildung und Nahkampferfahrung im Aktenstapel.


    Unser Parlament erdreistet sich, Entscheidungen über Auslandseinsätze zu fällen.
    Das wäre ja ok -nur um Gottes Willen kein Nachdenken und keine Planung, wenn es um Verletzung/Verstümmelung/Schwerbehinderung und Tod geht.
    Ich habe keine Ahnung, ob diese Auslandseinsätzer wirklich notwendig sind - doch wenn sie durchgeführt werden, dann bitte-sehr konsequent mit der besten Austattung und Ausbildung und Umsetzung.
    Wasch mich, aber mach mich nicht nass - im Bundestag und in den Ministerien mag das funktionieren...im Auslands- und Gefechtseinsatz aber nicht.


    Darüber hinaus wäre es mir absolut neu, daß Taliban-Milizen, IS-Kämpfer, somalische Piraten oder afrikanische Stammeskrieger sich um die Bedeutung irgendwelcher Schutzzeichen kümmern.


    Beim Lesen des kompletten Artikels und einer anderen Diskussion hier im Forum hatte ich auch den Gedanken:
    "Welcher alte süddeutsche Mediziner hat hier einen Beratervertrag mit dem Verteidigungsministerium".

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Whaat?! Das halte ich aber für ein Gerücht!

  • Was für ein medizinisches Ausbildungsniveau braucht man denn als Kampfretter oder PJ? Ist das nicht im Endeffekt Analgesie, Blutstillung und Viggo legen? Oder fangen die im Gefecht an Leute zu intubieren etc?

  • Die amerikanischen PJs haben in den Dokus auch Koniotomien im Heli durchgeführt (und dann noch ein "High-Five" verteilt).
    Bei mangelnden Kenntnissen in der Atemwegssicherung ist dies auch eher notwendig (irgendwo im Forum wurde auch eine entsprechende Studie mit einem Vergleich zwischen UK und US medical teams vorgestellt).

  • Eigentlich interessant - das internationale "mitspielen" scheitert an einer bürokratischen Diskussion über ärztliche Kompetenzen.


    Dabei wäre gerade die Bundeswehr geeignet die Sanis entsprechend innerhalb der eigenen inner- und außerklinischen Strukturen zu qualifizieren. Wie große die Schnittmenge zwischen entsprechend kompetenten Kampfsoldaten und qualifizierten/qualifizierbaren Sanis ist kann ich nicht beurteilen. Da wird schon mehr als überdurchschnittliche körperliche und geistige Fitness erforderlich sein....

  • Kampfretter im Einsatz


    Das freut mich doch sehr, hat auch lange genug gedauert.


    Hab den Thread hier irgendwie erst jetzt wahrgenommen, es ist aber mitnichten so, dass die Kampfretter echte "Sanis" sein müssen.
    Ganz vor allem sind sie hervorragend ausgebildete Infanteristen, die zufällig auch ein wenig Medizin können sollen.


    Schwerpunkt ist aber - wie gesagt - die infanteristische Tätigkeit, so sind die Soldaten auch qualifiziert.
    Die Hürde für Anwärter ist hoch und rekrutiert wird vor allem aus bereits hochqualifizierten Bereichen des Objektschutzes der Luftwaffe oder bspw. der Division Spezielle Operationen.
    Hat man es geschafft, folgt eine umfangreiche Ausbildung inkl. Fallschirmspringen (automatisch und manuell), Fast-roping, Nahkampfausbildung, Einzelkämpferlehrgänge usw.


    Und:
    Sie sind eine Spezialeinheit in der Luftwaffe.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin


  • Und:
    Sie sind eine Spezialeinheit in der Luftwaffe.


    Dann hat ja bald jede Teilstreitkraft ihre eigene Spezialeinheuit. Jetzt fehlt nur die die Streitkäftebasis... ;o)

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
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    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Na ja, so ganz unüblich ist das ja auch nicht.
    Jede Spezialeinheit hat ja TSK-spezifisch auch eigene Aufgaben.


    Bei der SKB dürfte das dann sowas werden wie LOGSOC.

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  • " Bei Einsätzen im Rahmen der Rettung und Rückführung von Personen, bringen die Kampfretter verwundete und/oder isolierte Personen zum Hubschrauber und zum im Luftfahrzeug wartenden Sanitätspersonal. Sie unterstützen an Bord das medizinische Fachpersonal auf deren Anweisung und mit ihren Qualifikationen. "


    Also anders als die PJs, die die Versorgung bis ins KH alleine übernehmen.



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  • Könnte es an der inflationären Verwendung des Wortes "Spezial" liegen?


    Mir drängt sich der Verdacht auf, daß der Begriff "Special" einfach ohne Nachdenken aus dem US-En-<Englisch

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


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  • " Bei Einsätzen im Rahmen der Rettung und Rückführung von Personen, bringen die Kampfretter verwundete und/oder isolierte Personen zum Hubschrauber und zum im Luftfahrzeug wartenden Sanitätspersonal. Sie unterstützen an Bord das medizinische Fachpersonal auf deren Anweisung und mit ihren Qualifikationen. "


    Also anders als die PJs, die die Versorgung bis ins KH alleine übernehmen.


    Ja und nein. Die Tätigkeit ist schon anders, allerdings drückt der Bericht nicht gut aus.
    Ziel ist es, dass die Kampfretter einen Verwundeten u.U. auch >24h am Leben erhalten können.
    Nur bis zum Heli schleppen ist es also nicht.

    Könnte es an der inflationären Verwendung des Wortes "Spezial" liegen?


    Mir drängt sich der Verdacht auf, daß der Begriff "Special" einfach ohne Nachdenken aus dem US-En-<Englisch


    Warum sollte das so sein? Was treibt dich zu der Meinung? Auch bei den US-Streitkräften ist Spezial drin wenn special draufsteht.

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  • Das sollte NICHT gegen die US-gebräuchliche Terminologie gerichtet sein.
    Es wird m.E. aber inflationär, wenn dieser Begriff unreflektiert einfach übernommen wird.


    Alle hier im Forum sind "Special" - ohne diese Bezeichnung für ihre tgl. Arbeit zu benutzen.


    Wenn in meiner Strasse bei jetzt 3°C. die FW mit dreissig Personen im stundenlangen Einsatz ist, werden meine Frau und ich heisse Getränke kochen und den Kühlschrank plündern.
    Das "spezialisiert" uns aber nicht dazu, mit einem Feldkochherd für 500 Personen eine Mahlzeit zuzubereiten-
    Wer das beherrscht, kann aber vmtl. keine Kantine mit tgl. drei Menüs handeln...


    Wir alle sind Spezialisten, haben über die allgemeine Ausbildung und Erfahrung besondere Fertigkeiten und Kenntnisse, die andere nicht haben.
    Das führt aber nicht dazu, daß im Sprachgebrauch ein "Spezial" draus wird.


    P.S.
    ebenso inflationär ist m.E. in den Medien der Begriff "Experte".
    Was qualifiziert ihn dazu?


    Unlängst habe ich eine Veranstaltung betreut, auf dem der "Terrorismus-Experte" eines TV-Senders sprach.
    Er wurde dazu befragt - seine Antwort: werktäglich zwei Zeitstunden nur für dieses Thema mit einem breiten Fächer der Informationen.


    Also, ihr HEMS-Crew-Member, AMLS-Practitioner, Desinfektoren, OLRD's und SEG-Führer...
    ihr macht Eure Arbeit gut bis ser gut...ganz ohne Special

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?


  • Ich drifte ja auch gerne mal im Thema ab, aber wenigstens versuche ich inhaltlich auf die Beiträge meiner Vorgänger einzugehen.
    Aber was zum Geier - außer dem Wort "Spezial" - hat dieser Wortdu...schwall mit dem Thema "Kampfretter" zu tun?
    Warte, ich antworte schon selber: Nix. Gaaaar nix.

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