Drillinge spontan geboren

  • Es kann ja jeder machen, was er will. Man darf dann hinterher nur nicht jammern, wenns schiefgegangen ist.


    Die Realität sieht nach meinem - notwendig gefärbten - Eindruck allerdings nicht selten genau umgekehrt aus: wer ggü. "schulmedizinischen" Empfehlungen am resistentesten ist, ist oft am empörtesten, wenn sich das eingegangene Risiko dann auch einmal realisiert.

  • Außer PR&alternativen Heilmethoden dürfte es wenig Gründe geben so eine Geburt nicht in einem Perinatalzentrum mit entsprechender Versorgungsstruktur für Mutter und Kinder zu machen.


    Doch. Eine selbstbestimmte, hebammengeleitete Geburt, kein Zwang oder Druck zur Sectio und sonstigen Interventionen. Das mag aus unserer medizinischen Sicht schwer zu verstehen sein, da wir uns auf Komplikationen versteifen, aber wie man sieht ist eine spontane interventionsfreie, unkomplizierte Drillingsgeburt möglich, wenn Mutter und Hebammen daran glauben (und keine medizinischen Gründe dagegen sprechen),zusammen arbeiten und nicht gestört oder unterbrochen werden. Und wenn es der Gebärenden hilft, muss man einfach mal an Kügelchen, Hyonobirthing, Wunschmusik und Gymnastik ZUSÄTZLICH glauben und das mitmachen.
    Ich würde jeder Frau erstmal unterstellen, das Beste für ihre Kinder, aber auch für sich zu wollen. Und die Absicherung war ja vorhanden. (Schiefgehen kann eh immer etwas, ob Zuhause, Outdoor, im Rtw, im Kreißsaal oder im OP)

    "Alle Menschen müssen sterben", meinte Boileau einst am Hofe Ludwigs XIV.
    Als der Sonnenkönig ihn darauf scharf ansah, korrigierte sich
    Boileau sofort: "Fast alle Menschen, Sire, fast alle!"

  • Bei allem Recht auf eine selbstbestimmte Geburt: Eine Mehrlingsschwangerschaft per se ist eine Risikoschwangerschaft. Damit gibt es also schon einmal medizinische Gründe die gegen eine Geburt außerhalb eines sicheren Settings für Mutter und Kinder sprechen und das werden bei einer Drillingsgeburt wohl selten außerhalb einer Klinik zu finden sein. Nur: das bedeutet ja nicht, dass man nicht doch eine Wassergeburt mit Globuli, Reiki-Zimbeln, ätherischen Ölen, Heavy-Metal-Musik und farblich kreisenden LED-Spots hinter sich bringen kann. Das geht ggf. auch in einem Krankenhaus.

  • Aha. Schön, dass du meine geburtshilfliche Erfahrung da so schön beurteilst und mir eine rein medizinische Sicht unterstellst.
    Alle mir bekannten Perinatalzentren - und da gehören auch diverse im Einzugsgebiet der Geburt sowie bei euch in SH dazu- der höchsten Versorgungsstufe bieten ein breites Portfolio an Zusatzleistungen bei der Geburt. Von der Wassergeburt (mittlerweile ja Standard), über Hypnose bis hin zur Naturheilkunde ist da eigentlich alles dabei (und Wunschmusik? Selbst in dem hintersten Ostdeutschen Haus in dem ich mal war, war das möglich).
    Nur eben mit der Option, dass wenn es schief läuft die Infrastruktur da ist.


    Nur: Geburten haben erfahrungsgemäß wenig mit dem zu tun, was Hebamme und Mutter "GLAUBEN" (dafür geht man in die Kirche) oder GLAUBEN ZU WOLLEN sondern damit wie die medizinische Situation ist. Und die ist bei Drillingen nun mal nicht einfach. Sicherlich geht es hier eine normale Entbindung durchzuführen, man kann bereit sein das Risiko einzugehen. Aber man muss eben auch klar sagen können "es kann eben auch schief gehen". Und dann muss es schnell gehen und Kapazitäten sowie Erfahrung haben.
    Eine geplante Hochrisikogeburt daher in einem solchen Haus durchführen zu lassen ist Kindern, Mutter, Behandlern, Hebammen und auch RD Personal (das ggf. im BabyNAW die Kinder dann verlegen darf) unfair und ein aus meiner Sicht unkalkulierbares Risiko.


    Zitat

    Ich würde jeder Frau erstmal unterstellen, das Beste für ihre Kinder, aber auch für sich zu wollen.


    Ich denke wir wissen alle, dass Patienten nicht immer mit der harten Wahrheit informiert werden und selbst dann oftmals Risiken falsch einschätzen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man der armen Frau gesagt hat "Ja, sie können ihre Kinder bei uns kriegen. Geht aber was schief sind wir absolut die falschen dafür und ihre Kinder müssen mit viel Aufwand im ganzen Bundesland verteilt werden, da wir keine Neonatalbetten reservieren können und selber nicht einmal genug Beatmungsplätze für Ihre Kinder haben. Es kann sein, dass das dann schon zu spät ist." (und wenn man ganz fair ist sagt man auch: "Wenn was schief geht brauchen wir alle Neonatologie-Teams im zentralen Baden-Württemberg, d.h. es kann sein, dass andere, unplanbare, Notfälle nicht bearbeitet werden können. Wir haben ja jetzt schon ein massives Kapazitätsproblem)



    Zitat

    Und die Absicherung war ja vorhanden. (Schiefgehen kann eh immer etwas, ob Zuhause, Outdoor, im Rtw, im Kreißsaal oder im OP)


    Aha? Wir reden von einer Klinik mit rein neonat. Schwerpunkt. Also keine ernstzunehmende ITS (auch wenn sie es so nennen), laut eigener Aussage nicht ausreichend Beatmungsplätze. Keine entsprechenden Fallzahlen.
    Sorry, aber da ist einfach ein großes Delta zu dem was die entsprechenden Zentren können. Und da steht aus meiner Sicht dann auch der Wunsch der Mutter hinter der Verpflichtung für das Kindswohl zu sorgen.


    Zum Satz in Klammern sag ich nix, der ist einfach nur.....


    So long,
    Krumel

  • Nur: Geburten haben erfahrungsgemäß wenig mit dem zu tun, was Hebamme und Mutter "GLAUBEN" (dafür geht man in die Kirche) oder GLAUBEN ZU WOLLEN sondern damit wie die medizinische Situation ist. Und die ist bei Drillingen nun mal nicht einfach. Sicherlich geht es hier eine normale Entbindung durchzuführen, man kann bereit sein das Risiko einzugehen. Aber man muss eben auch klar sagen können "es kann eben auch schief gehen". Und dann muss es schnell gehen und Kapazitäten sowie Erfahrung haben.
    Eine geplante Hochrisikogeburt daher in einem solchen Haus durchführen zu lassen ist Kindern, Mutter, Behandlern, Hebammen und auch RD Personal (das ggf. im BabyNAW die Kinder dann verlegen darf) unfair und ein aus meiner Sicht unkalkulierbares Risiko.

    Exakt meine Meinung. Man gaukelt eine Harmlosigkeit vor, die es so bei keiner Geburt gibt. Wenn es schief geht, sind die Krankenhäuser auf einmal wieder gut genug, sich um die dann eingetretene Katastrophe zu kümmern. Vielleicht ist in Vergessenheit geraten, warum in den letzten hundert Jahre die Mütter- und Neugeborenensterblichkeit so eklatant zurück gegangen ist. Kleiner Tipp: An den standardmäßig durchgeführten Hausgeburten und Ayurveda liegt es nicht.


    Ein ähnliches Bild zeigt sich übrigens auch bei ambulant durchgeführten Operationen. Da kann man ja die absurdesten Dinge in kleinen OP-"Zentren" oder Praxen durchführen lassen. Um die Komplikationen dürfen sich (u.a. ich) dann abends oder nachts die bösen Krankenhäuser kümmern, weil man natürlich nur bis 17 oder 18 Uhr geöffnet bzw. man auch gar nicht die Kapazität dazu hat.

  • Da kann ich nur auf Wikipediaverweisen. Unabhängig davon ist jede Geburt einfach eine riskante Sache, wenn man möchte, dass wirklich alles gut geht und bei Komplikationen sofort ausreichend Hilfe (fachlich und materiell) vorhanden ist.

  • Ein ähnliches Bild zeigt sich übrigens auch bei ambulant durchgeführten Operationen


    So ist es. Klinik A klärt ordentlich auf: "Es gibt diese und jene Risiken."
    Klinik B macht es nicht: "Ja, ne ist doch nur ne kleine Sache."


    Konsequenz der meisten Patienten:
    Die in Klinik B kennen sich bestimmt voll aus. Da ist das nur ne kleine Sache.


    --> Man glaubt was man glauben möchte...

  • Unabhängig davon ist jede Geburt einfach eine riskante Sache, wenn man möchte, dass wirklich alles gut geht und bei Komplikationen sofort ausreichend Hilfe (fachlich und materiell) vorhanden ist.


    Mit dieser Begründung kann man sich mit einem Schnupfen auch in eine Notfallambulanz setzen.


  • Mit dieser Begründung kann man sich mit einem Schnupfen auch in eine Notfallambulanz setzen.

    Die Vulnerabilität und die katastrophalen Folgen schon kürzester Störungen eines Neugeborenen sind dir bekannt? Die Gefahren für die Mutter lasse ich jetzt mal außen vor.

  • Meinst du das ernst?


    Klar. Ich bezog mich allerdings auf "Jede Geburt".
    Wo ist der Unterschied, ob ich wegen einer "normalen" Geburt bei einer problemlosen Schwangerschaft in ein Haus der Maximalversorgung mit angeschlossener Frühchen-Intensivstation und Kinderintensivstation gehe oder mich wegen einer hartnäckig laufenden Nase in eine HNO-Ambulanz setze?


    Selbstverständlich nehme ich an, dass eine Mehrlingsgeburt risikoreicher ist und deswegen ein Zentrum vielleicht nicht die schlechteste Wahl ist (obwohl der entsprechend verlinkte Wikipedia-Artikel ein höheres Entbindungsrisiko nicht erwähnt).


    Genau deswegen habe ich ja gefragt.

  • Wo ist der Unterschied, ob ich wegen einer "normalen" Geburt bei einer problemlosen Schwangerschaft in ein Haus der Maximalversorgung mit angeschlossener Frühchen-Intensivstation und Kinderintensivstation gehe oder mich wegen einer hartnäckig laufenden Nase in eine HNO-Ambulanz setze?


    Manche Dinge kann man nur mit Meme beantworten:

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Hätte ich die vollkommen unauffällige Schwangerschaft meiner Frau auch mit einem Schnupfen gleichgesetzt hätte ich heute keine Kinder.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Ich wollte schon heute Morgen etwas dazu schreiben, habe es aber dann vergessen. Nach dem Lösch-Wunsch von Christian nun also doch noch mein Beitrag zu diesem Thema.


    Die Diskussion wurde sehr unsachlich und unschön formuliert. Es mag sein, das Ansichten hier weit auseinandergehen, aber dem Gegenüber das Gefühl zu geben, er sei blöd, ist respektlos. Ferner konnte ich den Diskussionspunkt von Christian schon nachvollziehen. Alles birgt seine Risiken. Wenn das Argument für die KH-Geburt nun ist, das etwas schief gehen KÖNNTE, dann kann auch jeder Schnupfen in die Rettungsstelle, weil es ein ARDS werden KÖNNTE.


    Wie manche im Thread wissen ist das Risiko, dass bei einer Geburt etwas schief geht doch deutlich höher, als das Risiko, dass ein Schnupfen sich zum ARDS entwickelt. Das wurde aber nicht formuliert. Sondern mit aufgebrachten Memes und vorwurfsvollen rhetorischen Fragen wurde der Kollege in die Ecke gedrängt. Das finde ich unschön, zumal ich nicht den Eindruck hatte, dass er vehement einen Standpunkt vertreten hat, sondern eher interessiert die Argumentation beider Seiten nachvollziehen wollte. Ich hoffe im echten Leben werden Lern- und Wissbegierige nicht so abgewatscht.



    Christian: dieser Thread ist sicherlich entgleist, aber denk doch auch an die schönen Zeiten in diesem Forum! Ich fände es schade, wenn dieser Ausrutscher das Ende einer langen und ergiebigen Beziehung wären. :prost:

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.


  • Mit dieser Begründung kann man sich mit einem Schnupfen auch in eine Notfallambulanz setzen.
    ...


    Klar. Ich bezog mich allerdings auf "Jede Geburt".
    Wo ist der Unterschied, ob ich wegen einer "normalen" Geburt bei einer problemlosen Schwangerschaft in ein Haus der Maximalversorgung mit angeschlossener Frühchen-Intensivstation und Kinderintensivstation gehe oder mich wegen einer hartnäckig laufenden Nase in eine HNO-Ambulanz setze?.

    Weil auch eine "normale" Schwangerschaft ganz plötzlich zu einem Notfall werden kann. Und nochmals: Neugeborene sind maximal vulnerabel, auch kurzzeitige Störungen insb. die Hypoxie haben Auswirkungen auf das gesamte Leben des Kindes. Dafür lohnt sich tatsächlich der maximale Aufwand.


    Bei einer laufenden Nase ist mir eine solche Entwicklung in kürzester Zeit nicht bekannt.



    Selbstverständlich nehme ich an, dass eine Mehrlingsgeburt risikoreicher ist und deswegen ein Zentrum vielleicht nicht die schlechteste Wahl ist (obwohl der entsprechend verlinkte Wikipedia-Artikel ein höheres Entbindungsrisiko nicht erwähnt).

    Es geht nicht nur um den Entbindungsvorgang an sich, sondern um das gesamte perinatale Risiko (für Kind und Mutter).


  • Ich finde, dass Du das schön formuliert hast. Zusätzlich zum "Danke-Button" nochmals so: Danke.


    Und ich finde Christians Löschwunsch schon schade. Hoffentlich überlegt er es sich noch...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.