BRK puffert Mehreinsätze mit ehrenamtlich besetzten Rettungsmitteln

  • Eben, über den MANV und von mir aus ausnahmsweise auch mal den "Massenanfall von Herzinfarkten" (also ein wirklich aussergewöhnlich hohes Einsatzaufkommen) brauchen wir ja nicht diskutieren. Da machen SEGn auch Sinn und können wahrscheinlich tatsächlich nicht sinnvoll wirtschaftlich vorgehalten werden (auch wenn es Länder mit anscheinend funktionierenden Konzepten gibt). Aber wie im o.g. Fall den Alltag damit abzudecken ist für mich einfach dumm und kurzsichtig gedacht.



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  • Und andere Flächen-Bundesländer wie S-H schaffen es auch einen Spitzenbedarf adäquat durch hauptamtliches Personal zu organisieren.


    SH hat eine Hilfsfrist von 12 min in lediglich 90% und verfehlt diese in zahlreichen Kreisen deutlich oder veröffentlicht erst gar keine Zahlen, und aus dem KTW-Bereich hört man von stundenlangen Wartezeiten.
    Die "Reserve" besteht einfach darin, überhaupt keine KTW mit den MZF zu bedienen.
    Und für den MANV gibt es natürlich ehrenamtliche SEGen, wobei der Einbindungsgrad sicherlich geringer als in Bayern ist.

  • Stundenlange Wartezeiten im qKT gibt es auch in Niedersachsen. Ein Grund warum die §19 Genehmigungen für private qKT-Firmen, die nicht zentral über die Leitstelle geführt werden, zunehmen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • [...]


    SH hat eine Hilfsfrist von 12 min in lediglich 90% und verfehlt diese in zahlreichen Kreisen deutlich oder veröffentlicht erst gar keine Zahlen, und aus dem KTW-Bereich hört man von stundenlangen Wartezeiten.
    Die "Reserve" besteht einfach darin, überhaupt keine KTW mit den MZF zu bedienen.
    Und für den MANV gibt es natürlich ehrenamtliche SEGen, wobei der Einbindungsgrad sicherlich geringer als in Bayern ist.


    Woher genau beziehst du diese Informationen? Ich habe auf die Schnelle nur die Zahlen wiedergefunden, die Nils vor längerer Zeit mal im Forum verlinkt hatte. Leider finde ich den Forenbeitrag nicht, daher hier der externe Link. Demnach erfüllen zwei Landkreise die Vorgaben nicht, einer davon um 0,6%, und zwei haben keine Angaben gemacht. Selbst wenn man es auf die geringe Anzahl von Kreisen bezieht und prozentual sieht, brauch man damit den Vergleich zu anderen Bundesländern ganz gewiss nicht zu scheuen. Hast du aktuellere Zahlen? Auch die Hilfsfrist ist nicht außerhalb des Rahmens, die 12 Minuten in 90% der Fälle sind meiner Meinung nach ganz gewiss nicht schlechter als 15 Minuten in 95%. Nicht umsonst wird bei der Hilfsfrist in manchen Ländern um jede Minute gefeilscht, denn zur Verkürzung um eine Minute braucht man sehr viele Mittel. Bevor jetzt noch etwas von Bergen, Gletschern und Vulkanschluchten kommt, weise ich auch gern daraufhin, dass die vielen Inseln da durchaus mitzählen.


    Zu den SEGen und der Einsatzzahl: Von sowas wie "Unterstützung Rettungsdienst" im normalen Einsatzbetrieb habe ich insgesamt noch nie gehört. Ansonsten ist es sehr, sehr heterogen. Der letzte SEG Einsatz der Landeshauptstadt liegt in jedem Fall mehr als fünf Jahre zurück. Wobei man nun wieder diskutieren kann, ob das eine zu hochschwellige Alarmierung ist. Allerdings sind mir Einheiten mit einem Einsatz pro Monat oder sogar mehr sehr suspekt, weil hier recht eindeutig Hilfsfristen verzerrt werden.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Stundenlange Wartezeiten im qKT gibt es auch in Niedersachsen. Ein Grund warum die §19 Genehmigungen für private qKT-Firmen, die nicht zentral über die Leitstelle geführt werden, zunehmen.


    OT:


    Wie siehst du das als Disponent, dass Einsatzmittel (hier KTW) euch nicht direkt unterstellt sind und euch damit nicht direkt zur Verfügung stehen?
    Soweit ich weiß, ist die fehlende zentrale Disponierung ein Umstand, der auch in Berlin und Hamburg nicht immer als glücklich angesehen wird.

  • OT:


    Wie siehst du das als Disponent, dass Einsatzmittel (hier KTW) euch nicht direkt unterstellt sind und euch damit nicht direkt zur Verfügung stehen?
    Soweit ich weiß, ist die fehlende zentrale Disponierung ein Umstand, der auch in Berlin und Hamburg nicht immer als glücklich angesehen wird.


    Ich empfinde das auch nicht als eine gute Lösung, da diese Fahrzeuge oft auch uns dann nicht zur Verfügung stehen, wenn wir diese bräuchten. Das "Problem" mit den qKT ist jedoch, dass sich die Kreise nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtes Lüneburg angreifbar gemacht haben, da sie die in der Durchführungsverordung festgehaltende Hilfsfrist von 30min im qKT oft nicht einhalten können. Sie müssen daher vermehrt §19 Genehmigungen an private Firmen ausgeben, da sie selbst nicht schnell genug ihren Bedarfsplan verbessern können, da dieses ggf. eine neue Ausschreibung der Leistungen zur Folge hätte, wenn die Erhöhung zu deutlich ausfallen würde. Hier findet sich wieder ein pro-Grund für einen kommunalen RD, wie ich finde. Auffällig ist auch, dass die §19 Genehmigungen sich in Ballungsräumen häufen, auf dem platten Land jedoch nicht zu bekommen sind. Und da bräuchte man sie aber auch oft. Das wiederum hat jedoch u.a. monetäre Gründe, weil lange Fahrten auf dem platten Land einfach nicht lukrativ sind, da nach meinem Kenntnisstand nur der reine Transportweg des Patienten bezahlt wird. Also hier auch wieder ein Fehler im System.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Man müsste aber auch mal kritisch hinterfragen, ob eine generelle Hilfsfrist von 30 Minuten für alle Arten von qualifizierten Krankentransporten überhaupt sinn macht, hier der Gesetzgeber bzw. das zuständige Ministerium (da eine Verordnung) dieses ausbessern sollte? Eine Unterteilung zwischen Akuteinweisungen und planbaren Transporten wäre gut. Mein Vorschlag für alle Hilfsfristen wäre:


    Notfallrettung: 12min
    Akuteinweisung: 30min
    planbare qKT: 120min

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Zahlt irgendwer hier bundeslandabhängig seine Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung?


    "Teurer" ist in dem Zusammenhang
    das falsche Wort, man könnte vielleicht stattdessen von "angemessener" sprechen.


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    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Ob teurer oder angemessener ist für mich Tautologie. Aber wenn man einen RD wie in SH haben will, wird das einige Millionen Euro kosten. (Es handelt sich hierbei lediglich um die Feststellung einer Tatsache.

  • Ob teurer oder angemessener ist für mich Tautologie. Aber wenn man einen RD wie in SH haben will, wird das einige Millionen Euro kosten. (Es handelt sich hierbei lediglich um die Feststellung einer Tatsache.


    Ich weiß zwar nicht, was es ist, aber eine Tautologie ist es jedenfalls nicht. ;)

  • Es geht leicht vom Thema, ab, ggf. können wir auch einen eigenen Thread dazu machen. Aber ich würde es nicht gerne stehen lassen wollen, wenn der Rettungsdienst in S-H als positivste Referenz herangeführt wird. Die dargestellten Zahlen (von Johannes) sehe ich nicht mit einem Luftsprung vor Freude, die Organisation ist verbesserungsfähig und stellenweise auch -würdig. Wenn ich die Rechnung der Hilfsfristen einmal relativiere, wobei der Kreis in dem ich tätig bin natürlich keine Zahlen vorlegt, dann sind zwei Einsatzzahlen nur im Durchschnitt gut. Der eine Einsatz ist ein Notfalleinsatz im Industriegebiet vor der Wache mit einer Eintreffzeit von unter zwei Minuten, der andere Einsatz ist am Ende der Insel und wird erst innerhalb von 35 Minuten erreicht. Wenn zehn Prozent der Notfalleinsätze nicht binnen 12 Minuten bedient werden, sind das eben trotzdem bei 10.000 Einsätzen 1.000 Patienten, die warten müssen.


    In meinem alten Landkreis in NRW hatten wir eine Hilfsfrist von 8 Minuten im städt. Bereich, 12 Minuten im ländlichen und haben über Jahre 96% der Einsätze in diesen Fristen bedienen können. Und da waren auch Berge und abgelegene Ortschaften dabei. Der Rettungsdienst in S-H ist sicherlich gut, aber in meinen Augen eben nicht großartig.

  • Und so wie du das unkritische Lob auf den schleswig-holsteinischen Rettungsdienst für überzogen hältst, finde ich die geäußerte Kritik an TRUST für zu kurz gegriffen.


    Die TRUST-Gutachten haben erstmals (zumindest soweit ich weiß) die rettungsdienstliche Versorgung in einem Flächenland auf eine wissenschaftlich valide Grundlage gestellt. Anders als in manch anderen Bundesländern wird in Bayern nun kein RTW mehr aus Bauchgefühl, Kirchturmdenken, politischem Profit oder Lobbyismus installiert.
    Was man TRUST vorhalten kann ist, dass es der rettungsdienstlichen Realität immer um ca. fünf Jahre nachhinkt und vor allem im Bereich Krankentransport kaum Flexibilität zulässt. Außerdem dürfen sich die Kostenträger dank TRUST nun jeder Logik verschließen ("Die grundlegende Restrukturierung des kreiseigenen Klinikverbundes 2015 und die damit verbundene Steigerung von RTW-Verlegungen um 100% mit gleichzeitigem Einbruch der Hilfsfristen an den betroffenen Standorten interessiert uns nicht, maßgeblich für uns ist das Gutachten von 2014").
    Die Aussage, dass vor TRUST alles besser war, kann ich aber nicht unterschreiben.


    Und nun zurück nach Kiel :bye:

  • Es geht leicht vom Thema, ab, ggf. können wir auch einen eigenen Thread dazu machen. Aber ich würde es nicht gerne stehen lassen wollen, wenn der Rettungsdienst in S-H als positivste Referenz herangeführt wird. Die dargestellten Zahlen (von Johannes) sehe ich nicht mit einem Luftsprung vor Freude, die Organisation ist verbesserungsfähig und stellenweise auch -würdig. Wenn ich die Rechnung der Hilfsfristen einmal relativiere, wobei der Kreis in dem ich tätig bin natürlich keine Zahlen vorlegt, dann sind zwei Einsatzzahlen nur im Durchschnitt gut. Der eine Einsatz ist ein Notfalleinsatz im Industriegebiet vor der Wache mit einer Eintreffzeit von unter zwei Minuten, der andere Einsatz ist am Ende der Insel und wird erst innerhalb von 35 Minuten erreicht. Wenn zehn Prozent der Notfalleinsätze nicht binnen 12 Minuten bedient werden, sind das eben trotzdem bei 10.000 Einsätzen 1.000 Patienten, die warten müssen.


    In meinem alten Landkreis in NRW hatten wir eine Hilfsfrist von 8 Minuten im städt. Bereich, 12 Minuten im ländlichen und haben über Jahre 96% der Einsätze in diesen Fristen bedienen können. Und da waren auch Berge und abgelegene Ortschaften dabei. Der Rettungsdienst in S-H ist sicherlich gut, aber in meinen Augen eben nicht großartig.


    In einigen Punkten gebe ich dir sicherlich Recht. Es gibt in Schleswig-Holstein viele Probleme, aus meiner Sicht vor allem die exorbitante Zahl an Fahrzeugausfällen. Das beste Gutachten zum Bedarf bringt ja am Ende wenig, wenn die geplanten Fahrzeuge dann regelmäßig ausfallen. Allerdings geht das Ausmaß der Ausfälle zwischen den Kreisen etwas auseinander. Allerdings kannst du wirklich die Organisation in Ostholstein nicht als repräsentativ ansehen. Das meine ich gar nicht mal, weil da HiOrgs und sogar ein Privater beteiligt sind, sondern weil es so viele unabhängige Firmen gibt, denen eine unglaublich autonom agieren dürfen. Kreisweite Einigungen sind in OH eine absolute Rarität. Es wäre einfach erforderlich, dass der Träger sich massiver durchsetzt und nicht wieder (zum inzwischen vierten mal in den letzten Jahren, glaube ich) über eine Kommunalisierung nachdenkt. Entweder man tut es einfach mal oder man macht zumindest klare Vorgaben und verhindert diese Insellösungen (nicht auf Fehmarn bezogen).


    Die Hilfsfrist im Generellen kann man sicherlich kritisieren. 90% ist sicherlich so eine Sache, allerdings sind die 12 Minuten im Bundesschnitt sehr gut. Es gibt genug Länder, die erhebliche Schwierigkeiten 15 Minuten einzuhalten. Nun sind meiner Erfahrung nach die Hilfsfristüberschreitungen in dem Zeitfenster weniger Minuten und daher halte ich 12 Minuten in 90% für weitaus besser als 15 Minuten in 95%, lange Überschreitungen kenne ich als selten und die würden am Ende in jeder Prozentbegrenzung gedeckt. Dass eine Hilfsfrist nur im Durchschnitt gut ist, ist ein Allgemeinplatz. Natürlich ist es für denjenigen schlecht, der nicht zu den 90% / 95% oder welcher Zahl auch immer gehört. Das gilt gleichermaßen in allen Bundesländern.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Es fehlen die Hauptamtlichen, damit die Planstellen adäquat besetzt wären. Personalmangel führt zu Überbelastung des vorhandenen Personals und der führt zu vermehrten Krankheitsausfällen. Mal abgesehen davon, dass Ehrenamtler auf einem Regelrettungsmittel als Verantwortliche nichts verloren haben, könntest du so viele gar nicht auftreiben um den Missstand noch aufzufangen. Man redet hier nicht mehr von 2-3 Ausfällen pro Woche und Kreis, schon lange nicht mehr.

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    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
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  • Es fehlen die Hauptamtlichen, damit die Planstellen adäquat besetzt wären. Personalmangel führt zu Überbelastung des vorhandenen Personals und der führt zu vermehrten Krankheitsausfällen. Mal abgesehen davon, dass Ehrenamtler auf einem Regelrettungsmittel als Verantwortliche nichts verloren haben, könntest du so viele gar nicht auftreiben um den Missstand noch aufzufangen. Man redet hier nicht mehr von 2-3 Ausfällen pro Woche und Kreis, schon lange nicht mehr.


    Tja, da wird man irgendwann nicht um die Überlegung herumkommen, ob es nicht doch besser gewesen wäre, das Ehrenamt zu fördern - wenn die Planstellen auch weiter nicht besetzt werden können sollten.


    Es gibt ja mit Grund nur selten Berufs- ggü. sehr vielen freiwilligen Feuerwehren ...

  • Ein etwas anderes Modell - Wurde aber schon in meinem Umfeld durchaus praktiziert:


    Man kann ja auch Ehrenamtliche für die Spitzenabdeckung im Krankentransport alarmieren - Damit die Hauptamtlichen auf dem RTW bleiben können bzw. die HA-RTW auch nur Notfallrettung fahren.

  • Ein etwas anderes Modell - Wurde aber schon in meinem Umfeld durchaus praktiziert:


    Man kann ja auch Ehrenamtliche für die Spitzenabdeckung im Krankentransport alarmieren - Damit die Hauptamtlichen auf dem RTW bleiben können bzw. die HA-RTW auch nur Notfallrettung fahren.


    Ich höre hier schon das laute Gelächter, wenn man hier so etwas fragen würde. Trotz 30 KTW würden die täglich fahren...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.