Exkurs: Ist der RS als Assistent des NotSan ausreichend? Und wenn ja, warum ist er es dann nicht als Assistent des NA?

  • Ansonsten finde ich auch gut, dass der NFS weniger angehende Med. Studenten anzieht.


    Wie kommst du beim NFS darauf? Da sind es zumindest bei unseren Bewerbern (RD) und unseren Kursen (Schule) eher deutlich mehr Kandidaten, die langfristig mal studieren werden. Das liegt daran, dass das Segment der Hauptschüler weggefallen ist und die Firmen (hier) bevorzugt Abiturienten einstellen. Es sind halt nur insgesamt sehr, sehr viel weniger Auszubildende.


    Und zum schweizer Transportsanitäter gibt es ja leider kein Pendant. Das wäre sicherlich gut und sinnvoll.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Nochmal: Mir ist das NEF mit RettAss oder NotSan als Fahrer auch lieber. Aber ich glaube einfach, dass wir dafür in Zukunft vielleicht nicht genügend Personal haben werden. Und dann finde ich die Lösung mit einem RS als Fahrer des NEF besser, als RTW still zu legen.

    Mir ist es auch am liebsten, dass wir auch in Zukunft so viel Fachpersonal haben werden, dass alle vorhandenen RTW-Schichten und auch alle NEF-Fahrerdienste verbindlich und immer mit RA/NotSan besetzt werden können. Dafür muss auch berufspolitisch alles gemacht werden, dass dies klappt. Das soll dann so auch im Gesetz stehen.

    Der Markt reguliert sich durch Angebot und Nachfrage. Es war lange Zeit so, dass das Angebot an RAs deutlich höher war, als die Nachfrage. Ich bin mit vielen Kollegen gefahren, die unter miesen Bedingungen arbeiten mussten, einfach weil die AG es mit den Leuten machen konnten. RA als RS anstellen ist ja noch eine der netteren Varianten.
    Jetzt läuft es endlich mal anders rum und dann kommt so eine Forderung! Ich bin ehrlich gesagt etwas fassungslos. Endlich ist es mal soweit, dass wir mitreden können, dass AG nennenswerte Bemühungen um Fachpersonal starten und dann kommen Kollegen um die Ecke und meinen "ach nee, wenn ihr es nicht hinbekommt, dann setzt doch RS aufs NEF".


    Das ist doch genau das Gegenteil von "berufspolitisch alles tun". Ich weiß auch nicht, was du da in welches Gesetz schreiben willst...

    Wenn alle ernsthaften Anstrengungen doch nicht gereicht haben, was machen wir dann?
    Lassen wir dann lieber RTW-Schichten ausfallen, oder überlegen wir, ob der NEF-Fahrer auch nur RS sein kann? Das ist doch das Ziel dieser parlamentarischen Anfrage. Zu klären, ob dafür die Qualifikation RS ausreichend wäre.

    Dafür sollte es erstmal ernsthafte Anstrengungen gegeben haben. Die einzigen Anstrengungen, die ich an manchen Stellen so mitverfolge sind rumweinen und versuchen irgendwelche Gesetze zu ändern. Wieviele Zeitungsartikel gab es in den letzten Monaten zum Thema "böser NotSan, wir finden doch kein Personal" und "bitte, bitte macht doch diese ach so kurze Übergangsfrist länger". Ich kenne verschiedene Betriebe die es trotz dieser "Widrigkeiten" geschafft haben kontinuierlich ihr Personal zu NotSan fortzubilden. Dann gibt es Kreisverbände, die ihre Rettungswachen aus "Mitarbeiterfreundlichkeit" schon nach 30 Jahren renovieren. Das Blockheizkraftwerk direkt ein Zimmer neben dem Ruheraum bleibt aber.
    Meiner Meinung nach ist es der erste wichtige Schritt zur Verbesserung unseres Berufsbildes, dass solche Organisationen auf die Fresse fallen. Dem entgegen zu kommen mit "ihr könnt doch auch RS aufs NEF setzen" ist einfach nur ein Schuss ins eigene Knie.


    Bezüglich der grundsätzlichen Frage schließe ich mich Johannes Meinung an.
    Es liegt noch sehr viel Verbesserungspotential in der Frage wie man den Notfallsanitäter zum richtigen Patienten bringt. Aktuelle Praxis ist es doch, dass wir oft genug bei Pseudo-Notfällen stehen und Transporte durchführen müssen, weil wir gesetzlich verpflichtet sind. Das ist sicherlich eine schwierige Situation und eine Diskussion für sich. Der erste und unstrittigste Ansatzpunkt sollte aber sein, dass ein Notfallsanitäter auch zu Notfällen fährt und nicht über die Hälfte seiner Arbeitszeit Krankentransporte fährt.

    "Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein. "

  • Zitat

    Ich glaube Johannes geht es hauptsächlich um die einjährige mit Inhalt gefüllte Ausbildungszeit.

    Die ich auch so schlecht gar nicht finde würde.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Gegen eine 1jähre RS Ausbildung hätte ich auch nichts. Es gibt da genügend Ausbildungsthemen (Einsatztaktik, Hygiene,...) die man ausführlicher behandeln könnte.


    Mal ein Gedankenspiel:
    RS sind 520 Stunden wenn man dazu die damaligen ca. 6 Monate der verkürzten RA Ausbildung dazurechnet dann wären wir insgesamt bei etwa 10 Monaten inkl. Rettungswache und Klinikpraktikum. Ggf. könnte man das Wachenpraktikum und Klinikpraktikum auf je ca. 2 Monate erweitern und das Jahr wäre voll.
    Das Ergebnis wäre ein RS auf etwa RAiP Niveau....


    Ganz neu müsste man das Rad also nicht erfinden.

  • Könnte es nicht einfach sein, dass man in drei Monaten „Ausbildung“ eigentlich eine viel bessere Ergebnisqualität bei den RettSan erzielen könnte, wenn man anders ausbilden würde?

    Views and opinions are my own.


    “The electric light did not come from the continuous improvement of candles.” - Oren Harari

  • Wo klemmt es denn Deiner Meinung bei der RettSan Ausbildung?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Könnte es nicht einfach sein, dass man in drei Monaten „Ausbildung“ eigentlich eine viel bessere Ergebnisqualität bei den RettSan erzielen könnte, wenn man anders ausbilden würde?


    In gewissem Maße schon, aber wie will man bei 4 Wochen Theorie-Block noch viel machen? Um wirklich alles Wichtige überhaupt einmal angeschnitten zu haben braucht man m.M.n. schon mehr als einen Monat, wenn man gewisse Dinge ordentlich ausbilden will mehr.

  • Man sollte dabei m.M.n beachten, dass der neue RS für ehrenamtliche dann weiterhin erschwinglich ist oder dann für KatS besondere Regelungen aufstellen. Wenn man dies nicht tut könnte dies das eh schon bröckelnde Ehrenamt massiv treffen.

  • Ich frage mich gerade, wie viele Leute, die die ganzen hier genannten Bedingungen erfüllen, sich mit dem Job als RS zufrieden geben (und der Bezahlung) und wie viele dann sagen: Jetzt mache ich noch den NFS.


    Ich finde es an und für sich auch richtig, den RS besser und umfangreicher auszubilden. Zumindest den RS, der in die Notfallrettung und auf das NEF soll. Hierzu gehören auch OrgL Elemente, wenn nicht gar die komplette OrgL Ausbildung. Das heißt also auch: Den Anforderungen steigen, das Niveau der RS wird deutlich höher. Ich würde mich nicht wundern, wenn dann viele früher oder später nach dem NFS greifen. Nur damit fehlt diese Person dann als RS auf dem Markt. Ist dann die Frage, ob dann wieder diese Verträge angeboten werden, in denen die Leute als NFS einen RS Vertrag haben, faktisch aber ständig durch schlechte Personalplanung als NFS arbeiten.


    Mit der jetzigen Ausbildung der RS und dem damit verbundenen Leistungsanspruch an die RS möchte ich eigentlich nicht, dass RS auf's NEF kommen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Das wird im Rettungsdienst sein wie in der Pflege. Da gibt es seit Jahren die kurze Ausbildung für die Hauptschüler und die richtige Ausbildung für die Realschüler und Abiturienten.
    Aus welchem Grund sollte das im RD anders sein? Die Leute sind eben unterschiedlich.
    Der RS wider so bleiben da er als Ausbildung für das Ehrenamt noch gebraucht wird. Sonst wäre das auch schon länger

  • Wo klemmt es denn Deiner Meinung bei der RettSan Ausbildung?

    An der Kultur in unserer Branche.
    Basti hat in seinem Blog "Ey, bissdu Esstehilfäh?!" beschrieben was medizinische Laien innerhalb von zwei bis vier Tagen erlernen können.


    In meinen vier Wochen vor 28 Jahren habe ich folgendes gelernt (ich war bis dahin Sanhelfer):
    - 20 Notfallmedikamente (inkl. Indikation, Kontraindikation und Wechselwirkung)
    - Intubation
    - Megacode im zweier Team inkl. erweiterter Airwaymassnahmen
    - Assistenzmassnahmen
    - i.V. Zugang


    Aus heutiger Sicht würde ich klar sagen, dass das weit über das Ziel hinausgeschossen war und am Bedarf vorbei ging. Aber die Worte des Ausbildungsleiters klingen mir heute noch in den Ohren: "Wir sind ein privates Rettungsdienstunternehmen. Unser Personal muss besser sein, als das der Mitbewerber, da wir im Fokus stehen."


    Die Grundeinstellung, Menschen zu entwicklen sollte gegeben sein und nicht billige "Kutscher" zu kreieren.
    Fokus auf das was wirklich wesentlich ist und nicht Vergeudung der Zeit mit Unsummen an Anatomie- und Physiologiestoff.


    Eine klare "Do-It" Einstellung und nicht "das darfst Du nicht".


    Darüber hinaus stelle ich das Klinikpraktikum in Frage.
    Welche Relevanz bzw. welchen Praxisbezug hat es, jemanden in die Anästhesie zu schicken oder in die Notaufnahme, wenn er Krankentransporte begleiten soll oder als Fahrer auf dem RTW agiert?
    Ehrlich gesagt würde ich den Krankenhäusern diese Belastung nicht mehr aufbürden und lieber dafür sorgen, dass die Klinikpraktika für die Notsan umso qualitativ hochwertiger werden.


    Wäre der RettSan i.A nicht besser im Altersheim aufgehoben und wenn dann max. 2 Wochen?


    Dafür würde ich in die Gesamtausbildung ggf. den Führerschein (C1) integrieren, sofern noch nicht vorhanden.
    Dazu noch ein intensives Fahrsicherheitstraining für alle.


    Generell sollte die RettSan-Ausbildung reformiert werden.
    Aber nicht unbedingt länger, sondern anders.
    Mehr Relevanz und mehr Realitätsbezug.


    Ach ja, die "Laien" aus Bastis' Kurs konnten nach 4 Tagen auch eine Triage nach mStart durchführen.
    Man stelle sich vor, was in 4 Wochen möglich wäre.

    Views and opinions are my own.


    “The electric light did not come from the continuous improvement of candles.” - Oren Harari

  • Danke für Deine Ausführungen. Eigentlich kann ich vielen Dingen zustimmen, sehe es ähnlich oder habe gleiches erlebt.


    In meinen vier Wochen vor 28 Jahren habe ich folgendes gelernt (ich war bis dahin Sanhelfer):
    - 20 Notfallmedikamente (inkl. Indikation, Kontraindikation und Wechselwirkung)
    - Intubation
    - Megacode im zweier Team inkl. erweiterter Airwaymassnahmen
    - Assistenzmassnahmen
    - i.V. Zugang

    Ja, das war bei mir auch so. Jedoch erst "nur" 19 Jahre her. Ich bin jedoch als Krankenpfleger mit etwas Anästhesie-/Intensivpflegeerfahrung dahin gekommen, zuvor auch eine San-KatS-Ausbildung gemacht. War keine Herausforderung irgendwie. Aber inhaltlich stimmt das. Wie gesagt, war bei mir auch so.


    Darüber hinaus stelle ich das Klinikpraktikum in Frage.
    Welche Relevanz bzw. welchen Praxisbezug hat es, jemanden in die Anästhesie zu schicken oder in die Notaufnahme, wenn er Krankentransporte begleiten soll oder als Fahrer auf dem RTW agiert?
    Ehrlich gesagt würde ich den Krankenhäusern diese Belastung nicht mehr aufbürden und lieber dafür sorgen, dass die Klinikpraktika für die Notsan umso qualitativ hochwertiger werden.

    Finde ich interessant, ja. Könnte man tatsächlich drüber nachdenken. Vor allem würde ich mir, gern auch aus dem Topf des Rettungsdienst bezahlte, hoch qualifizierte klinische Praxisanleiter wünschen, die die RettSan und NotSan anleiten. Sie müssten daher schon eine Doppelqualifikation in der Fachpflege und NotSan haben. Das ist natürlich schon ein Hammer, vor allem wenn die pädagogische Zusatzausbildung noch dazu kommt. Ein negativer Punkt in der Ausbildung von Rettungsdienstpersonal im klinischen Teil empfand ich immer den, dass das Pflegepersonal ganz häufig nicht genau weiß, was der Mensch der nun da vor einem steht und Retter werden will eigentlich schon kann und was er überhaupt genau lernen soll. Mein Fazit war daher immer, dass eine Doppelqualifikation dafür sinnvoll wäre. In meinem alten Lehrkrankenhaus hat die Fachweiterbildung A/I immer Praktika auf dem NEF gemacht. So war hier immer etwas retter-technische Fachkenntnis vorhanden. Aber wo gibt es das noch? Und vor allem: Gibt es das heute immer noch?


    Wäre der RettSan i.A nicht besser im Altersheim aufgehoben und wenn dann max. 2 Wochen?

    Wie schon im Punkt zuvor. Jedoch würde ich nicht das Altenheim wählen, sondern mehr die Pflegestation im Krankenhaus.


    Dafür würde ich in die Gesamtausbildung ggf. den Führerschein (C1) integrieren, sofern noch nicht vorhanden.
    Dazu noch ein intensives Fahrsicherheitstraining für alle.

    Finde ich gut. Wird mittlerweile oft auch schon angeboten.


    Generell sollte die RettSan-Ausbildung reformiert werden.
    Aber nicht unbedingt länger, sondern anders.

    Auch hier stimme ich zu, jedoch mit einem "aber": Verändern ja, aber mit einer längeren Ausbildung. Man kann sich nun darüber streiten wie lang genau. Aber analog zur Krankenpflegehilfe (Pflegeassistenz oder wie das nun modern heißt) könnte ich mir die einjährige Ausbildung dazu gut vorstellen. Die Belange des Ehrenamts interessieren mich dabei wenig, da Rettungsdienst doch mehr Gesundheitswesen wie Katastrophenschutz ist.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Bei uns im n der Gegend gibt es bereits Krankenhäuser, die gar keine RS mehr für Praktika nehmen. Das ist inzwischen ein echtes Problem.


    Eddy

  • In meinen vier Wochen vor 28 Jahren habe ich folgendes gelernt (ich war bis dahin Sanhelfer):
    - 20 Notfallmedikamente (inkl. Indikation, Kontraindikation und Wechselwirkung)
    - Intubation
    - Megacode im zweier Team inkl. erweiterter Airwaymassnahmen
    - Assistenzmassnahmen
    - i.V. Zugang

    Ich durfte das auch lernen aber das ist erst 5 Jahre her. Damals gabs aber auch schon Schulen die dem zukünftigen RS gerade noch die Medis für die Rea beibrachten.
    Wobei "meine" Schule damals auch einen Schwerpunkt auf Pharmakologie legte.

  • Hier sind ein paar interessante Punkte aufgekommen, die der Diskussion durchaus lohnen.


    Als ersten und mir persönlich wichtigsten Punkt möchte ich klarstellen, dass ich es für grundfalsch und für die Diskussion eigentlich disqualifizierend halte, dass der professionelle (berufliche) Rettungsdienst mit seinen Ausbildungen Rücksicht auf die Bedürfnisse des Ehrenamts nehmen sollte. Die Erfahrungen der Vergangenheit sollten doch eigentlich ausreichen, um dies nicht einmal als Forderung ernsthaft zu wiederholen. Wie viele Fortschritte wurden im Rettungsdienst durch diese Argumentation verhindert? Welch gewaltige Probleme mit der Rettungsassistentenausbildung resultierten aus diesem Gedankengang bzw diesen Forderungen der HiOrgs? Es war schwer genug, die meisten davon mit der NotSan Ausbildung auszumerzen und eine erneute Entwicklung in diese Richtung zu verhindern. Gerade die Hilfsorganisationen beweinen dies seither recht medienwirksam. Und welchen Sinn sollte es überhaupt machen, darauf Rücksicht zu nehmen? Betreffende KatS Organisationen haben genügend eigene Schulen und eigene Ausbildungsgänge. Wenn es einen Lehrgang exakt nach dem Vorbild des jetzigen RS weiter braucht für sie, können sie ihn ohne weiteres weiter (ggf. unter anderem Namen) anbieten. Ich habe nicht einmal eine Ahnung, wieviele sanitätsdienstliche bzw. Katastrophenschutzqualifikationen es so gibt (SHL, SDL, SanA, SanB, SanC, Sanitätshelfer (MHD) / Schulsanitäter, Einsatzsanitäter, erweiterter Ersthelfer, Sanitätshelfer (JUH), grundausgebildeter Helfer Sanitätsdienst, Katastrophenschutzhelfer sind nur diejenigen, die mir spontan einfallen), in vielen Bundesländern, die den Rettungshelfer nicht (mehr) kennen, wurde dieser über die Organisationen erhalten, warum sollte das beim RS schwerer sein?


    Zunächst muss man aber auch sehr vorsichtig sein, welche RS Ausbildung man nun als Grundlage seiner Beurteilungen heranzieht. Viele Bundesländer haben die Ausbildung in den letzten Jahren (mehrfach) reformiert und dabei den Schwerpunkt des Wandels in die Richtung "weg von der Notfallrettung hin zum Krankentransport" gelegt. Ich finde es da wenig überraschend, dass betreffende Absolventen etwas schwerer mit der Notfallrettung zurecht kommen wie früher. Die durchschnittliche Dienstzeit im hauptamtlichen RD dürfte bei RS aber wohl durchschnittlich noch geringer sein als beim RettAss / NotSan, sodass man vielleicht diese Curricula als Grundlage nehmen sollte. Ich kenne RS Ausbildungen auch noch so, dass man in Megacode mit allen Maßnahmen und den NK Medikamenten ausgebildet wurde. Dies wurde am Ende, bei allem was in den Jahren so in der Notfallmedizin dazu kam natürlich sehr viel für die Zeit und ist mitnichten an Schulen noch flächendeckend der Fall. Die Reanimationsprüfung findet in mehreren Bundesländern auf BLS Niveau statt und Medikamente sind häufig drastisch reduziert.


    Die Aussage, dass man die Ausbildung auch verbessern könnte ist an sich auch erstmal ein Allgemeinplatz. Es gibt keine Ausbildung, die man nicht verbessern kann. Die Frage, die man stellen muss, ist ob man es erfolgsversprechend mit den vorhandenen Rahmenbedingungen kann. Die Forderung nach dem Streichen des Klinikpraktikums finde ich befremdlich. In Rettungsdienstpraktika kann in der Kürze der Zeit kaum gewährleistet werden, dass der Azubi ansatzweise in einer ausreichender Zahl seltener Maßnahmen die Assistenz erlernt und beim Abarbeiten der typischen Probleme unterstützen kann. Ich gehe mit, dass dies in den Kliniken zumindest gefühlt heutzutage deutlich schlechter ausgebildet wird wie früher. Aber wenn der Azubi dies am Ende beherrschen soll und man es nicht adäquat andernorts mit guter Wahrscheinlichkeit in ausreichender Zahl praktisch üben kann, ist die Forderung nach dem Abschaffen dieses Praktikums der falsche Weg. Auch die Forderung, sie weiter auf den Krankentransport auszurichten, wenn man über Probleme der Notfallrettung spricht, ist befremdlich. Ich finde sie wahr und berechtigt, für den hier diskutierten Zweck fürchte ich aber, dass sie das Problem eher deutlich verschärfen würde. Sinnvoller wäre es eigentlich die Ausbildungsstrukturen für eine Tätigkeit im Krankentransport von denen der Notfallrettung durch unterschiedliche Ausbildungen zu trennen und dies auch organisatorisch zu vollziehen. Dies würde nebenbei viele Probleme des Rettungsdienstes potentiell zumindest deutlich reduzieren. Leider ist mir auch bewusst, dass dies illusorisch ist.


    Der Vergleich zu den hochintensiven Kurzfortbildungen, die nach oder ähnlich den NAEMT Konzepten sind, hinkt in so vielen Ebenen, dass ich gar nicht weiß, wo man mit dem Kommentieren anfangen soll. Zum einen ist die Aufnahmefähigkeit über wenige Tage mit wochenlanger Vorbereitung auf diese sehr viel höher als bei Unterricht über mehrere Monate. Zum anderen ist die Teilnehmergruppe hochmotivierter Einzelner ein starker Vorselektionsfaktor, der eben nicht dem durchschnittlichen Azubi einer Grundsausbildung vergleichbar ist. Auch das Ausbilder-Teilnehmer-Verhältnis und die eingesetzten Mittel sind für den Umfang der bundesweiten RS Ausbildung schlicht unmöglich zu finanzieren. Obendrein finde ich die angesprochende Schilderung hoch beeindruckend und auch unerwartet, allerdings ist das schlichte Feststellen eines Problems nach ABCDE ohne nähere Differenzierung und Therapie eine vergleichsweise einfache Tätigkeit. Interessant wird es doch wirklich erst bei der Eingrenzung, welches Problem es ist, dem Verständnis, was es bedeutet und welchen Therapieweg es erfordert sowie die Kompetenz diesen auch einschlagen bzw. assistieren zu können.


    Die Forderung nach einer starken Modularisierung aufbauend auf der jetzigen RS Ausbildung ohne große Veränderung vorher halte ich für wenig hilfreich. In allen wichtigen Ausbildungsreformen medizinischer Ausbildungen wurde der Weg zu größeren Modulen gewählt, die Theorie und Praxis zwischen kleineren Themenfeldern zu großen zusammenfassen und umfassender Unterrichten (Krankenpflegeausbildung, Notfallsanitäterausbildung) und im Falle des Medizinstudiums sogar mit jahrelangen, wissenschaftlich begleitenden Projekten zwischen Regel-, Reform und Modellstudiengängen. Dies ist zwar auch eine Modularisierung, aber eben nicht in so kleinen Teilkompetenzen, sondern zu größeren, umfassenderen Feldern.


    Dies führt mich auch zu einem leider ebenfalls illusorischen Wunschvorschlag: eine 3-6 Monatige Grundausbildung als Sanitäter im Krankentransport, der primär in allgemeinem medizinischen Verständnis fußt und umfänglich zu tatsächlich qualifiziertem Krankentransport befähigt, indem entsprechende pflegerische und spezifischere Themen in diese integriert wird und dafür die Komponente der erweiterten Medizin, die auf einen Einsatz in der Notfallrettung abzielt, weglässt. Aufbauend auf diesem Grundlehrgang oder direkt en bloc eine insgesamt einjährige Notfallrettungsgrundausbildung, die zusätzlich zu den vorgenannten Themen eben zur Assistenz in komplexeren, notfallmedizinischen Einsätzen, sowie zum abarbeiten von Einfacheren und Mittleren befähigt. Dies könnte man so gestalten, dass es als erstes Ausbildungsjahr der Notfallsanitäterausbildung anrechenbar wäre. Damit könnte man eine sinnvolle Karriere für alle Teile ermöglichen, erzeugt wieder eine Durchlässigkeit bei entsprechenden Voraussetzungen und behält dennoch Ausbildungsteile in längen, dass ohne große Probleme nach Konzepten unterrichtet und umfänglich geprüft werden kann, die aktueller Medizinpädagogik entsprechen. Leider halte ich es für unwahrscheinlich, dass sich dies in absehbarer Zeit umsetzen ließe.


    Mein realistischerer Vorschlag wäre das Einführen einer entsprechenden Ausbildung zwischen dem jetzigen RS und dem früheren RettAss. Ob dies nun ein Jahr sein muss, oder 6 Monate reichen, lässt sich sicher diskutieren. Ich würde ein Jahr vorziehen, weil man doch eine Menge können sollte, gerade wenn man bedenkt, dass langfristig die Einsätze mit "erweiterten Versorgungsmaßnahmen" bzw. "Maßnahmen nach SOP" ohne Notarzt vor Ort vermutlich wohl eher zu- denn abnehmen würden. Hier könnte man auf die Pflege schielen, wie die diese gestalten. Dort gibt es große Erfahrungen mit unterschiedlichsten Qualifikationsniveaus diverser Längen unterhalb der sog. Examinierten. Warum unbedingt das Rad neu erfinden und sich nicht im den Grenzen der Vergleichbarkeit an vorhanden Erfahrungen orientieren?


    In dem Sinne, eine gute Nacht!

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Wie wäre es denn, wenn man die Ausbildung ließe, wie sie ist, damit sie Allen (auch dem Ehrenamt) zur Verfügung stünde, aber danach Module aufbaut? Modul 1 zum Beispiel befähigt zum Ktw-Fahren, Modul 2,aufbauend natürlich auf Modul 1,befähigt zum Rtw-Fahren? Fahren in diesem Sinne natürlich nicht fahren, sondern vollwertiges Team-Mitglied sein. Wünschenswert wäre natürlich eine bundeseinheitliche Regelung dazu.

    "Alle Menschen müssen sterben", meinte Boileau einst am Hofe Ludwigs XIV.
    Als der Sonnenkönig ihn darauf scharf ansah, korrigierte sich
    Boileau sofort: "Fast alle Menschen, Sire, fast alle!"

  • In meinen vier Wochen vor 28 Jahren habe ich folgendes gelernt (ich war bis dahin Sanhelfer):
    - 20 Notfallmedikamente (inkl. Indikation, Kontraindikation und Wechselwirkung)
    - Intubation
    - Megacode im zweier Team inkl. erweiterter Airwaymassnahmen
    - Assistenzmassnahmen
    - i.V. Zugang


    Ja, freilich, wobei Assistenzmaßnahmen bereits für alle SanH ausgebildet waren und die meisten die übrigen Themen bereits - theoretisch - in Fortbildungen und aus Eigeninteresse gelernt hatten. Wirklich neu waren eigentlich nur Anteile an Physiologie und Pathophysiologie - wobei ich mir nicht sicher bin, ob die in der Tiefe in den Lehrgang gehört hätten, aber der Ausbilder war eben Medizinstudent/Arzt ...


    Ich denke auch, man darf dabei den Unterschied zwischen einer RS-Ausbildung, die auf eine vorherige Ausbildung im Sanitätsdienst und längere, oft mehrjährige Tätigkeit dort bei regelmäßiger Fortbildung aufsetzt, nicht mit einer Ausbildung vergleichen, bei der der Theoriekurs die erste Begegnung mit dem Thema ist.


    Fokus auf das was wirklich wesentlich ist und nicht Vergeudung der Zeit mit Unsummen an Anatomie- und Physiologiestoff.


    So ist es. Ich halte es allerdings schon für wünschenswert, nicht ausschließlich handlungsorientiertes Wissen zu vermitteln nach der Art "Du checkst das, wenn es so ist, dann tust Du das, und ist es so, dann machst Du jenes". Grundlagen der Pathophysiologie sind für verstehendes Handeln notwendig - Grundlagen!


    Welche Relevanz bzw. welchen Praxisbezug hat es, jemanden in die Anästhesie zu schicken oder in die Notaufnahme, wenn er Krankentransporte begleiten soll oder als Fahrer auf dem RTW agiert?


    Als Fahrer auf dem RTW soll er dem NotSan assistieren und gemeinsam mit diesem Patienten versorgen; dazu gehören auch praktische Kenntnisse. Als Verantwortlicher im Krankentransport soll er diese Kenntnisse im Notfall auch anwenden können.


    Ach ja, die "Laien" aus Bastis' Kurs konnten nach 4 Tagen auch eine Triage nach mStart durchführen.
    Man stelle sich vor, was in 4 Wochen möglich wäre.


    Naja, mStart ist ja nun auch auf Laien zugeschnitten und lässt sich drillmäßig trainieren - monkey see, monkey do. Es gibt andere Dinge, die man genauso schnell lernen kann - die Basis-HLW beispielsweise, insbesondere, wenn man die Beatmung entfallen lässt. Aber wozu brauche ich jemanden mit diesem Kenntnisstand dann als zweites Besatzungsmitglied auf dem RTW oder als denjenigen, der die Verantwortung auf dem KTW trägt?

  • Ich fahre regelmäßig mit EA RS welche im Hauptberuf bei der Bundeswehr als CFR Charlie ausgebildet sind. Hier kann man sehen, was eine gute RS Ausbildung alles machen kann, ohne das es zeitlich überbordend ist. Die Ausbildung dauert 4 Monate und jedes Jahr müssen 2 Wochen Klinik/Rettungswache und 2 Wochen Auffrischungskurs besucht werden. Die Jungs sind schneller und sicherer in der Patientenversorgung (einschließlich Vitalparameter erheben, orientierende Untersuchung, Zugang legen, 12 Kanal kleben, etc.) als viele meiner RA-Kollegen. Die Performance dieser Kollegen ist exzellent! Auch alle Assistenzaufgaben werden mit Bravour gemeistert. Das zeigt mir, dass eine Verlängerung des RS auf ein Jahr nicht notwendig ist, um exzellente Einsatzkräfte zur Unterstützungdes NotSans im Rettungsdienst zu bekommen.