Triage in Sachsen?

  • Das wurde doch bereits dementiert.

    Der ÄD (von Hause aus Gynäkologe) hat sich missverständlich ausgedrückt, er sprach ja auch nur von Sauerstoffgabe und ein uninformierter Journalist hat das verarbeitet.

    Ein Blick ins Intensivregister zeigt auch, dass die Lage in Zittau und Sachsen prekär ist, dort aber noch Kapazitäten vorhanden sind.

  • Wer sich die Karte ansieht findet Zittau in der tiefsten Provinz (ist nicht abwertend gemeint).

    Die nächsten grossen Klinikkapazitäten sind in Bautzen oder Dresden.


    Dann gäbe es noch die Möglichkeit der Verlegung nach Polen oder Tschechien...die ggf. eine ITW-Kapazität voraussetzt.


    Wenn coronabedingt ein Triageverfahren zum Tragen kommt dann wird es in solchen Gegenden mit viel Landschaft sein.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Hallo @raphael-wiesbaden,

    da gebe ich dir leider nur teilweise Recht. Ich bezweifle das Polen oder Tschechien Pat. von hier nehmen würden, da sie selber genug Probleme haben wie ich finde.

    Grüße an alle und eine schöne Vorweihnachtszeit sowie Weihnachtszeit

  • Ein Blick ins Intensivregister zeigt auch, dass die Lage in Zittau und Sachsen prekär ist, dort aber noch Kapazitäten vorhanden sind.

    Sorry, aber das Register ist nichts wert. Da werden Betten ausgewiesen, die es de facto nicht gibt, d.h. die nie betrieben werden können.

    Alleine die Annahme, dass es ohne Corona leere Intensivbetten geben würde. E sgibt keine leeren Intensivbetten. Viel zu teuer und viel zu selten. Es gibt maximal gerade zufällig nicht belegte Betten... also gibt es die jetzt noch weniger. Selbst wenn an manchen Orten die OPs eingeschränkt werden.

  • Das ist mir bewusst, allerdings halte ich das Register insofern für brauchbar um die Kapazitäten der Maximalversorger abzuschätzen. Und da sieht es danach aus, dass Leipzig und Dresden noch ausreichend Kapazitäten haben, sodass Zittau keine Leute sterben lassen muss.

  • Das ist mir bewusst, allerdings halte ich das Register insofern für brauchbar um die Kapazitäten der Maximalversorger abzuschätzen. Und da sieht es danach aus, dass Leipzig und Dresden noch ausreichend Kapazitäten haben, sodass Zittau keine Leute sterben lassen muss.

    Die Erfahrung, die ich bisher machen konnte, widerspricht da deiner Aussage. Die kleinen Kliniken im nahen Dresdner Umland sind fast alle, laut DIVI, ziemlich stark ausgelastet. Nicht wenige melden keine verfügbaren Betten. Die Maximal- und Schwerpunktversorger in Dresden melden freie bis begrenzte Kapazitäten im DIVI Intensivregister. Jedoch ist es eigentlich fast unmöglich dort (Covid-19) Betten zu bekommen.

    Auch laut dem MDR sind alle Intensivbetten für Covid-19 Patienten in Dresdner Kliniken belegt.

    (Beitrag MDR Belegung Intensivbetten in Dresden)

    Das Intensivregister gibt nur Übersicht über alle Intensivbetten, angaben zu dedizierten Covid-19 Betten werden da nicht getroffen. Zudem melden einige Kliniken freie Betten obwohl diese personell nicht besetzt sind. Besonders ist dies bei den Schwerpunkt- und Maximalversorgern zu sehen. Das Motto wir melden uns niemals ab, steht wohl an oberster Stelle.

  • Ich kenne die Situation in Sachsen nicht. Sondern primär die im Süd(westen), meine Region war lange Zeit einer der am schlimmsten betroffenen, lange bevor es in Sachsen so richtig abging.

    Ganz ehrlich? Die Triage findet schon seit Wochen statt und auf ganz anderer Ebene.


    Denn die Frage stellt sich nicht nur bei "wer kriegt jetzt Intensivbehandlung im vollen Maßstab"?

    Sondern ggf. bereits davor.

    Wer wird mit 85 noch aus dem Pflegeheim überhaupt in die Klinik gefahren?

    Wer wandert auf Normalstation obwohl er eigentlich ITS pflichtig wäre?


    V.a. bei diesem Punkten konnten wir schon in der ersten Welle eine gewisse Triage sehen, jetzt ist diese schon seit Wochen da.

    Die Einsätze in denen man lieber "in Ruhe im Pflegeheim sterben lässt" haben zugenommen, genauso sind die Intensivkriterien insb. für alte und vorbelastete Patienten immer härter und schärfer geworden - Nicht nur hier sondern auch woanders.

    Viele Patienten die wir zu Beginn der ersten Welle oder auch im Sommer noch auf ITS eingewiesen und dort potentiell beatmet werden sehen die ITS gar nicht.

    Wir erreichen jetzt nur schlichtweg eine neue Stufe: Wir werden zukünftig entscheiden müssen welche "jungen" und "gesunden" Patienten an die Maschine wandern und welche nicht. ECMO Betten sind aktuell bereits derart Mangelware, dass viele "junge und gesunde" auch in BaWü tlw. kein oder stark verzögert ein entsprechendes Bett erhalten. (Wobei hier auch die Intensivtransportproblematik rein spielt...), aktuell sind quasi nur noch im Großraum Stuttgart wirklich Betten zu bekommen.

  • Sorry, aber das Register ist nichts wert. Da werden Betten ausgewiesen, die es de facto nicht gibt, d.h. die nie betrieben werden können.

    So unrecht hat VK-Retter damit nicht. Auch andere Register, wie das spezielle Corona-Register von IVENA Niedersachsen, gibt Betten oder Kompetenzen an, die es real gar nicht gibt. So konnte ich mit einem kurzen Blick schon erkennen, dass einige Dorfkrankenhäuser als ECMO-Zentrum ausgewiesen sind, die jedoch gar keine sind. Auch werden in einigen Krankenhäusern über die spezielle Corona-IVENA-Niedersachsen Seite freie Intensivbetten angezeigt, im normalen IVENA Niedersachsen sind diese für Corona-Fälle jedoch nicht verfügbar, also abgemeldet. Daher ist es schon fraglich, ob auf sowas Verlass ist. Ich kann nur hoffen, dass die Kleeblatt-Stäbe der Länder hier bessere Informationen haben, wenn überregionale Verlegungen organisiert werden sollen (müssen).


    Wobei hier auch die Intensivtransportproblematik rein spielt

    In der ersten Welle hatten wir 3 bis 4 COVID-ARDS/ECMOs pro Woche. Jetzt in der zweiten Welle haben wir diese Anzahl regelhaft pro Tag.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Einmal editiert, zuletzt von Harris NRÜ () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Wir als Maximalversorger haben aktuell 3 Normalstationen als Covid Station eingerichtet. Und jedesmal, wenn ein RTW fragt, ob er kommen kann, kann ich immer nur die gleiche Antwort geben. Keine Iso Kapazitäten, das nächste zuständige Haus anfahren. Gestern auf einer unser drei Neurochirurgischen Stationen Covid Fälle, also ganz viel hin und her Geschiebe, um Einzelzimmer zu schaffen. Ergebnis, 2 Stationen jetzt isoliert, von 6 freien Betten auf -2 (es musste eine zweite Station mit einbezogen werden und es mussten positive Patienten und Kontaktpatienten, die aber aktuell negativ sind, getrennt werden, was aus vielen 2 Bett Zimmern 1 Bett Zimmer gemacht hat).

    Und die Schnelltests helfen da nur bedingt, da immer wieder Patienten dabei sind, bei denen der Schnelltest negativ ist und die PCR positiv.

  • V.a. bei diesem Punkten konnten wir schon in der ersten Welle eine gewisse Triage sehen, jetzt ist diese schon seit Wochen da.

    Die Einsätze in denen man lieber "in Ruhe im Pflegeheim sterben lässt" haben zugenommen, genauso sind die Intensivkriterien insb. für alte und vorbelastete Patienten immer härter und schärfer geworden - Nicht nur hier sondern auch woanders.

    Viele Patienten die wir zu Beginn der ersten Welle oder auch im Sommer noch auf ITS eingewiesen und dort potentiell beatmet werden sehen die ITS gar nicht.

    Wobei es jetzt vielleicht das richtige Vorgehen ist, und man die Jahre zuvor eher unverantwortlich zu viel getan und teilweise gegen Patientenwillen gehandelt hatte. Dass man jetzt kritischer über Behandlungen nachdenkt, halte ich eher für positiv als negativ. Nichtsdestotrotz bleibt das Alter für mich nach wie vor kein Kriterium für oder gegen eine Maximaltherapie.

  • Hi,

    dann berichte ich mal aus der Mitte des Hotspots. Die vier/fünf Kliniken die ich am meisten anfahre sind voll. Die ITS Betten, bzw Beatmungsbetten sind nach Aussage der Ärzte auch nicht das Problem. Man eiert täglich mit 2-3 freien Betten rum... Es gibt zu wenig Pflegepersonal, eigentlich auch wie immer, nun aber deutlich verschärft durch einen sehr deutlichen Ausfall wegen Quarantäneanordnungen. Und chirurgisch sollte man sich im Moment auch nichts tun, eine sehr grosse Anzahl an Ärzten sitz ebenfalls zu Hause oder liegt auf Station. Es gibt eine zentrale Telefonnummer, die die Covidpatienten verteilen soll. Macht meist keinen Sinn, da durch die eigentliche Erkrankung eben nicht alle Häuser in Frage kommen, so rufe ich wie immer selbst in den Notaufnahmen an und habe bis jetzt alle unterbekommen. Wartezeiten vor der Notaufnahme bis zu einer Stunde, es wird ein Schnelltest gemacht und es liegen keine Patienten mehr auf dem Gang.

    Die Sache mit der Triage finde ich Interessant, da hab ich mich bis jetzt zurückgehalten aber da bin ich ganz bei Krumel. Es wird jetzt noch konsequenter versucht, Patienten zu hause zu lassen, egal ob es die ü80 im Pflegeheim oder der "schlechte AZ" zu Hause.

    Verlegungen weiter weg halten sich wohl noch in Grenzen, da hab ich aber keinen ganz genauen Durchblick.

    Das Verlegergeschäft der Johanniter-Luftrettung aus Hessen/Niedersachsen scheint weiterhin gut zu laufen, fliegen öfter hier vorbei Richtung Kreischa oder HarrisNRÜ? ;-)


    Grüße Dani

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Das Verlegergeschäft der Johanniter-Luftrettung aus Hessen/Niedersachsen scheint weiterhin gut zu laufen, fliegen öfter hier vorbei Richtung Kreischa oder HarrisNRÜ?

    Im Regelfall per ITW, ja. Sehr oft. Fliegen bezahlen die Krankenkassen regelhaft nicht.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • nomen est omen: die AS 365 N3 trägt die Kennung D-HJUH

    einen von denen sehe ich so oft über meinem Haus, woher kommt der so oft?

    Grüße Dani

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Ich würde auf Rostock, Gießen oder Mittelhessen tippen. In Niedersachsen gibt es keine JUH Luftrettung.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich würde auf Rostock, Gießen oder Mittelhessen tippen. In Niedersachsen gibt es keine JUH Luftrettung.

    Dann die..

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...