Aktualisierung des Notarztindikationskataloges (NAIK)

  • Oh ja, das wäre nett. Und das darf man dann natürlich auch von jeder Dispositionsentscheidung und jeder ärztlichen Therapieentscheidung erwarten. Kein Evidenznachweis -> Behandlungsfehler. Was mir das an Geld sparen würde! :S

    Hast du schlecht geschlafen? Der NIK ist nicht Grubdlage der Disposition, sondern das ist die AAO des jeweiligen RD Bereichs (ich sage absichtlich nicht LST, denn es gibt ja auch LSTen, die für mehrere RD-Bereiche zuständig sind und daher zu Situationen A mal nur den RTW und mal RTW+NEF alarmieren müssen).

    Damit ÄLRD, Kreis/Stadtbehörde und wer auch immer da noch mitentscheiden darf aber eine fundierte Grundlage haben, bzw wissen was diese Grundlage eigentlich aussagt, wäre so eine Einstufung mehr als zweckdienlich. Eben wie bei einer medizinischen Leitlinie.

    Ihr Juristen lest und recherchiert ja vor einer Empfehlung/Aussage auch erstmal was es schon dazu gibt und habt dafür auch eure Standardwerke, wo aber üblicherweise auch beisteht worauf Auslegung A oder B eben fusst und ihr aufgrund dieser Quellenanalyse die "Effektstärke" viel besser einschätzen könnt.

    Alles andere ist Weissagerei.. Auch in der Medizin.

  • Naja, es gibt diverse Bundesländer die die NIK so wie sie übernommen haben - tlw. sogar per ministerieller Weisung.


    Weil "Ist Bundesärztekammer, die werden schon wissen was sie tun und wir wollen uns keine Gedanken machen"....

  • Naja, es gibt diverse Bundesländer die die NIK so wie sie übernommen haben - tlw. sogar per ministerieller Weisung.


    Weil "Ist Bundesärztekammer, die werden schon wissen was sie tun und wir wollen uns keine Gedanken machen"....

    Noch ein Grund mehr das transparenter zu gestalten.

  • Natürlich werden in der Arztschule und in der Klinikassistentenzeit die Grundlagen gelegt.

    Dennoch gibt es viele Dinge die dort nicht grundlegend vermittelt werden können und wo es vom Interesse des NA abhängt ob er sich bestimmtes Wissen aneignet. Das fängt bei der Intubation an, geht weiter zum i.o. Zugang und endet bei Entscheidungen zur techn. Rettung.

    Ich wage zu bezweifeln das die als Freelancer tätigen NA bspw. wirklich allesamt die Disziplin haben sich beim Dienstantritt auf der NA-Wache Hintertupf mit den regionalen Versorgungsstrukturen vertraut zu machen.

    Dir ist aber grundsätzlich bekannt, dass bestimmte Maßnahmen und die Sicherheit in ihrer Ausführung für die Anmeldung zur Prüfung für die Zusatzbezeichnung nachgewiesen werden müssen? Natürlich wird da vereinzelt mal ein Problem auftreten, das etwas bescheinigt wurde, was vielleicht noch nicht hätte bescheinigt werden sollen, und natürlich dürfte die eine oder andere Zahl größer sein, aber das ist leider in allen Berufsgruppen gleich...


    Da ist jetzt ein bisschen viel Meinung und etwas wenig Ahnung.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Und Notrufabfragen sind ja in der Regel digital gespeichert und daher in einem Ermittlungs- oder gar Strafverfahren nachzuvollziehen. Da wird ja dann bestimmt erkennbar sein, ob zwischen ein bisschen Atembeschwerden oder schwerer Luftnot durch Nachfragen differenziert und eine entsprechende Einsatzentscheidung getroffen wurde.

    Man kann sich manchmal eigentlich nur wundern.

  • Zitat

    Die Empfehlungen der BÄK zur Indikationsstellung des Notarzteinsatzes im Rettungsdienst müssten somit als eine berufsständische Stellungnahme einer der beteiligten Berufsgruppen am notfallmedizinischen Gesamtsystem verstanden werden.


    Zitat

    Weiterhin wurde die Berücksichtigung von Telenotarztdiensten explizit ausgeschlossen, mit der Begründung fehlender Evidenz zur primären Disposition. Daten zu sinnvollen Indikationen liegen allerdings in einigen der etablierten Telenotarztsystemen vor [1, 2, 3, 4], wobei die vom AK NAIK angeführte primäre Disposition außerhalb von Verlegungsbegleitungen inzwischen ohnehin zumeist als obsolet angesehen wird. Aus Sicht der DGINA ist es daher eine vergebene Chance, auf Grundlage der bereits verfügbaren Daten und Expertenerfahrungen, Indikationen für eine mögliche telenotärztliche Unterstützung im Rahmen dieses Katalogs bereits konsentiert abzubilden, und somit eine einheitliche Leitstruktur zu schaffen.


    Zitat

    Diesbezüglich wären aber durchaus Daten zum gezielteren Einsatz von notarztbesetzen Rettungsmitteln verfügbar [5, 6, 7, 8, 9]. Dabei ist zu beachten, dass außerhalb des deutschsprachigen Raumes meist Notärzte zum Einsatz kommen, die ein wesentlich höheres Kompetenzniveau für das erforderliche Spektrum der präklinischen Notfallmedizin aufweisen, welches nach aktuell deutschem Standard in der Notarztqualifikation kaum erwartet werden kann [10, 11].


    Die DGINA Stellungnahme zum NAIK:
    https://www.dgina.de/images/do…/naik_dgina_kommentar.pdf

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Die DGINA tritt in meiner Wahrnehmung momentan als einer der wenigen auf welche Patientenorientiert argumentieren.

    Die treten nicht nur so auf. Die sind auch im Vergleich extrem engagiert und innovativ was die Arbeit in Gremien und Arbeitsgruppen angeht. Und sie beteiligen ungewöhnlich gut junge Kolleginnen und Kollegen und auch andere Berufsgruppen.

  • Ich habe mir die Mühe gemacht, und die angegebenen Quellen 5-11 alle nachgeschaut und die kurzen Abstracts dazu gelesen. Überzeugende Daten finde ich hier keine. 5 gibt Auskunft, wann der Hubschrauber zum Einsatz kommen sollte, 6 und 7 beschreiben, wie oft und erfolgreich prähospital ein (schwieriger) Atemweg erfolgreich gemanagt wurde, das hierfür häufig geübt werden soll und Paramedics eher schlechter als Ärzte abschnitten. 8 beschreibt den Einsatz der ECMO prähospital und 9 welche oder wie viele Patienten von erweiterten Rettungstechniken bei Trauma profitieren. Wie man daraus auf einen besseren Einsatz des Notarztes schließen soll, kann ich nicht nachvollziehen.


    10 stellt das Konzept der Berliner ÄLRD dar, welche ihre Voraussetzungen für den Einsatz als Notarzt festlegen. Dass diese durch irgendeine Evidenz belegt ist, kann ich anhand der aufgeführten Quellen nicht sehen. Auch nicht, warum von diesem Konzept auf ein besseres Kompetenzniveau außerhalb des deutschsprachigen Raumes geschlossen werden kann.

    11 untersucht die präklinisch von NÄ gestellten Diagnosen anhand der im Rettungsdienst vorhandenen Mittel mit denen in der Klinik. Auch hier wüsste ich nicht, wie man anhand dieses Kurz-Artikels einen Vergleich mit dem Ausland anstellen kann.


    Alles in allem überzeugt mich die Stellungnahme der DGINA nicht mehr als der Indikationskatalog der BÄK.

    Einmal editiert, zuletzt von Hilope () aus folgendem Grund: sprachliche Glättung

  • Hier muss man vielleicht fairerweise anführen, dass die angeführten neueren Quellen 3 und 4 vom Sommer 2023 sind, wo die Recherche wahrscheinlich schon beendet war, wenn man im Oktober/ November 2023 den Katalog herausgeben möchte.


    1 beschreibt das (ich nehme an, ursprüngliche) Konzept des TNA in Aachen, und wenn ich mir den dort aufgeführten Indikationskatalog für den TNA anschaue, denke ich nicht, dass es sinnvoll gewesen wäre, auf diese Daten zurückzugreifen:


    Zitat

    Infobox 1 Mögliche Indikationen für Telenotarzt

    • Hypertensive Entgleisung
    • Schmerztherapie bei nicht lebensbedrohlichen Verletzungen/Erkrankungen
    • Schlaganfall (ohne Bewusstlosigkeit)
    • Hypoglykämie
    • Hilfestellung bei unklaren Notfällen
    • Hilfestellung bei EKG-Interpretation
    • Transportverweigerung (u. a. rechtliche Absicherung für den Rettungsassistent, Rettungssanitäter)
    • Sekundärverlegungen nach definierten Kriterien
    • Zur Überbrückung bis zum Eintreffen des Notarztes grundsätzlich

    Notfallmedizin | Indikationen und Grenzen des Telenotarztsystems | springermedizin.de

  • In Teilen hast du Recht, in Teilen muss man die Quellen tatsächlich im Volltext, bzw mit ausführlichem Methoden und Ergebnisteil lesen. Dann kann man durchaus einige der Aussagen da raus ziehen. Dafür haben sie andere gute Studien zu dem Thema nicht aufgeführt. Aber, es ist halt auch kein qualitatives Review..

    Ineinander haben sie mont völlig am Thema vorbei zitiert.. was ja auch immer mal wieder vorkommt