Notarzt erklärt mir, ich würde mir meine Schmerzen einbilden.

Hört sich eher nach ÄBD und ähnlich den "Rettungssanitätern" aus dem letzten Thread an. Da man aus dem Focus-Beitrag keine weiteren Details erfährt, kann man auch nichts weiter zu kommentieren, als dass es besser hätte laufen können.

Naja, wenn man sich den Reddit-Post anschaut, dann wird da schon davon gesprochen, dass der RTW zur Analgesie nachgefordert hat. Denke schon, dass da tatsächlich ein NA vor Ort war.

Und das Problem, dass beschrieben wird, kommt ja tatsächlich vor. Das ist denke ich unbestritten. Letztendlich kann da nur jeder für sich darauf achten, dass man aus dem Schubladendenken raus kommt und seinen Job professionell macht. Im Zweifelsfall kann man ja auch als Teammitglied dem Leader entsprechende Hinweise geben.

Man muss erstmal alles ernst nehmen, professionell untersuchen, danach kann man für sich Rückschlüsse ziehen, was das Problem des Patienten ist.

Könnte alles so einfach sein, ist es aber nicht. (Wusste schon Herbert Grönemeyer)

Den Reddit-Beitrag kann ich nicht einsehen, deswegen bezog ich meine Aussage auf den Focus-Artikel.

Die Beiträge im Reddit-Sub sind wie immer etwas abenteuerlich und jeder trägt seinen Teil dazu bei.

In dem Wust aus Geschichten findet man aber auch noch weitere Ergänzungen der Verfasserin:

Zitat

Ich war von der Situation auch komplett eingeschüchtert, der Notarzt hat auf mich eingeredet als wäre ich ein dummes Blondchen, und so richtig von oben herab mit mir gesprochen. Ich bin irgendwann so wütend geworden, weil er mich so behandelt, dass ich den Mut gefunden habe meinen Mund aufzumachen.

Ich habe ihn gefragt wie wahrscheinlich es denn ist, dass ich eine Panikattacke aufgrund meiner Sozialphobie bekomme, wenn ich alleine abends auf der Couch sitze und warum zur Hölle ich dann Hilfe bei fremden Menschen suchen sollte. Hat er zwar nicht ernst genommen, aber das hat mich nur noch wütender gemacht und ich habe mich an die RTW Besatzung gewendet und diese gebeten mich ins Krankenhaus zu fahren. Dem Notarzt habe ich ab dem Zeitpunkt nur noch mitgeteilt, dass ich ihn nicht mehr sehen und nicht mehr sprechen möchte, und ich ihn nicht mit im RTW haben möchte.

Er hat dann nur sehr gereizt geantwortet, dass er das aber jetzt im Protokoll vermerken müsse und ich habe zugestimmt.

Die RTW Besatzung war zu dem Zeitpunkt glaube ich etwas geschockt über meine Reaktion, hat aber nichts mehr dazu gesagt und mich ins Krankenhaus gebracht. Ab da ging dann alles sehr schnell.

Respekt.

Direkt ohne NA ins KH zu fahren war zuvor anscheinend keine Option gewesen.

Zitat

und mich ins Krankenhaus gebracht. Ab da ging dann alles sehr schnell.

Ja, schon nach 24 Stunden fand die OP statt

Es war vermutlich keine Option, da man der Patientin die Schmerzen nehmen lassen wollte.

Das der Notarzt sich vermeintlich wie ein großes Ar.... aufgeführt hat, lässt einen abwegen.

Hätte ein NotSan mal einfach Analgesie gekonnt.

Zitat von M1k3

Hätte ein NotSan mal einfach Analgesie gekonnt gedurft.

Vielleicht war ja auch dies das Problem.

Gibts das noch in Deutschland?

Wenn man nach SAA/BPR arbeitet, ist das dürfen, vor allem mit den neuen 2024er Updates weniger das Problem. Aber auch hier schreiben verschiedene ÄLRD´s (aus meiner Sicht auch durchaus verständlich), bei der Gabe von Esketamin/Midazolam oder Morphin vor, dass ein NEF nachzualarmieren ist.

Zitat von Merlin

aus meiner Sicht auch durchaus verständlich

Das kann ich im Jahre 2024 nicht mehr nachvollziehen. Wenn das verständlich sein soll, dann hätten wir uns die Entwicklung der letzten zehn Jahre sparen können. Aber diese Diskussion ist im Forum ja in vielen Threads präsent.

Wir führen tausende Analgesien / Analgosedierungen im Jahr ohne Arzt durch und es überleben alle… verrückt was der Basler Bürger so aushält…

Zitat von Munin

Wir führen tausende Analgesien / Analgosedierungen im Jahr ohne Arzt durch und es überleben alle… verrückt was der Basler Bürger so aushält…

Klar sterben die alle, halt spätestens so 80-100 Jahre später, aber es ist ja wohl bekannt,dass die Basler etwas langsamer sind.

Zitat von M1k3

Gibts das noch in Deutschland?

Ja, selbstverständlich. Mindestens ein Landkreis im südlichen Brandenburg ist da sehr restriktiv.

Ich kann eure Ansicht zu dem Thema Analgesie durchaus verstehen. Gleichzeitig sehe ich aber auch durchaus den Punkt der ärztlichen Leitungen.

Es ist in den letzten Jahren aus meiner Sicht und in meinem persönlichen Tätigkeitsfeld vieles besser geworden, was die Gabe von Medikamenten und die entsprechenden Algorithmen angeht. Gleichzeitig sieht die Rechtslage es aber eben derzeit noch vor, dass die ÄLRD für alles was Sie freigeben in der Mitverantwortung sind.

Wenn jetzt eine Analgesie mit Medikamenten notwendig wird, die eben nicht in jeder Hausapotheke herumstehen, kommt es mir doch vor allem auf folgenden Punkt an:

Ich möchte damit schnellstmöglich anfangen, um die Schmerzen des Patienten schnell und wirksam zu mindern. Wenn das erfordert, dass im Verlauf ein NEF hinzukommt, dass den Erfolg dieser Maßnahme überprüft und "ärztlich absegnet", dann stört mich dass ehrlich gesagt wenig.

Vor allem, wenn es dabei um Gaben von Opiaten gibt, die in der Zukunft ja deutlich häufiger vorkommen werden.

Gleichzeitig habe ich aber auch die Möglichkeit, eben ohne NEF zu fahren, wenn ich der Meinung bin, dass der Patient unmittelbar JETZT in ein Krankenhaus muss. Ich muss dann eben nur im Nachhinein bei Rückfragen zu meinen gemachten Medikamentengaben sprachfähig sein.

Und ganz ehrlich, das stellt für mich jetzt kein Problem da. Mein Ego ist damit auch nicht sonderlich angegriffen.

Nun, steinigt mich

Zitat

Wenn das erfordert, dass im Verlauf ein NEF hinzukommt, dass den Erfolg dieser Maßnahme überprüft und "ärztlich absegnet", dann stört mich dass ehrlich gesagt wenig.

Erfordert es das denn?

Zitat von M1k3

Erfordert es das denn?

Aus meiner Sicht nicht zwangsweise. Ich traue mir durchaus zu die SAA/BPR zum großen Teil selbstständig anzuwenden.

Aber gleichzeitig geht es hier nicht um mich alleine. Es geht um alle Kollegen, die im Zuständigkeitsbereich eines ÄLRD unterwegs sind.

Weißt du, ob die alle so sicher in den Algorithmen sind wie du? Ich kann dafür nicht die Hand ins Feuer legen.

Beim kritischen Patienten bin ich aber durchaus froh über zusätzlichen Support. Da ist ein RS und ein NFS vor Ort manchmal doch wenig Personal für viel Workload.

Außerdem muss man selbstkritisch sagen: Ich habe mit einigen Maßnahmen und mit einigen Medikamenten wenig praktische Erfahrung. Insbesondere mit den Opiaten, wenn sie dann jetzt freigegeben werden. Das gleiche gilt für z.B. Kardioversion und Thoraxentlastungspunktion.

Habe ich gelernt, wurde ich zertifiziert für, wurde am Phantom durchgeführt, aber die praktische Erfahrung damit ist halt gering.

Daher kann ich mit der Situation bisher so leben.

Zitat von Merlin

Weißt du, ob die alle so sicher in den Algorithmen sind wie du? Ich kann dafür nicht die Hand ins Feuer legen.

Dafür, was in den Algorithmen steht, dass zum Beispiel unbedingt ein NA bei bestimmten Medikamenten hinzugezogen werden muss, ist der NFS nicht verantwortlich. Allerdings sollte er sehr sicher in ihnen sein, da Unsicherheiten in ihnen keine NA-Indikation darstellt. Es ist ja auch nicht verboten, im Zweifel nachzuschauen (nach CRM soll man das ja ausdrücklich).

Vielleicht bin ich jetzt völlig neben der Spur, aber der Beitrag vom Focus fasst nur den Link auf Reddit zusammen und da lese ich ausschließlich Behauptungen einer unzufriedenen Patientin. Oder habe ich etwas überlesen? Die Kommentare sind ja recht... umfangreich und inhaltlich wenig ergiebig.

Gab es irgendwo überprüfbare Fakten? Kam die Gegenseite zu Wort?

Andernfalls finde ich, dass hier etwas vorschnell über den Fall geurteilt wird. Wenn ich meine persönlichen Erfahrungen mit Beschwerden (ja, ich gebe zu, die gab es, wenn auch eher im Rettungsdienst als RettAss/NFS) mal übertrage, dann sind solche Beschwerden oft nicht mit den überprüfbaren Fakten oder gar dem Erleben des Personals vor Ort überein zu bringen.