BRK und BAYERN 3 starten die Aktion „RetterRuf“

  • Das Bayerische Rote Kreuz hat in Kooperation mit dem Programm Bayern 3 des Bayerischen Rundfunkes testweise zur Ferienreisezeit den sogenannten "BR3-RettungsRuf" in's Leben gerufen.


    Alle RTW und NEF des BRK mit Autobahnen im Einsatzgebiet erhalten eine direkte Rufnummer des Moderators. Haben die Besatzungen auf der Anfahrt Probleme zum Einsatzort zu kommen, da die Rettungsgasse nicht korrekt gebildet wurde, können sie sich an den Radiosender wenden. Das laufende Programm wird dann für eine Durchsage unterbrochen, in der die betreffenden Autofahrer angesprochen und zum Bilden der Rettungsgasse aufgefordert werden.


    Weitere Infos dazu:

    Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
    [Kurt Tucholsky]

  • Und wenn ich nun Antenne Bayern höre?
    Oder Bayern 2 oder B5 aktuell oder kein Radio?


    Ich finde diese Aktion eher populistisch als nützlich. Der Marketingwert dieser Aktion wird größer sein, als der tägliche Nutzen...
    Wieviele % der Fahrzeuge auf einer Autobahn haben aktuell Bayern3 laufen? Sind es 10 % ?

  • Zumal nach meiner Erfahrung auch nur das erste Fahrzeug ein Problem mit der nicht vorhandenen Rettungsgasse hat. Wenn alles steht und der erste sich die Gasse "freigehornt" hat kommen die nachfolgenden Fahrzeuge auch ganz ohne Hilfe von Bayern 3 zur Einsatzstelle.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Und wenn ich nun Antenne Bayern höre?
    Oder Bayern 2 oder B5 aktuell oder kein Radio?


    Ich finde diese Aktion eher populistisch als nützlich. Der Marketingwert dieser Aktion wird größer sein, als der tägliche Nutzen...
    Wieviele % der Fahrzeuge auf einer Autobahn haben aktuell Bayern3 laufen? Sind es 10 % ?


    Naja, und selbst wenn da ein wenig Werbung für beide Institutionen versteckt ist?
    Es ist eine Sache, die kein/wenig Geld kostet und bei richtiger Ausführung (keine "blöden" Sprüche am Telefon, richtige Wortwahl) unser Ansehen und das Verständnis für unsere Arbeit durchaus ins positive Licht rücken kann.

  • Zumal nach meiner Erfahrung auch nur das erste Fahrzeug ein Problem mit der nicht vorhandenen Rettungsgasse hat. Wenn alles steht und der erste sich die Gasse "freigehornt" hat kommen die nachfolgenden Fahrzeuge auch ganz ohne Hilfe von Bayern 3 zur Einsatzstelle.



    Da widerspreche ich Dir ganz deutlich!
    Sowohl als privater Autofahrer aber auch als RD'ler ist sehr häufig zu beobachten, dass die Gasse nach dem ersten Fahrzeug wieder dicht gemacht wird, v.a. wenn der Vekehr noch ganz langsam tröpfelt. Viele fahren auch einfach in die Mitte, um "nur mal kurz zu schauen, was da vorne eigentlich los ist".

  • Auch wenn ich scheinbar relativ einsam mit meiner Meinung bin:
    Ich finde die Idee gut.


    Natürlich hört nicht jeder Fahrer Bayern3, aber es reagiert auch nicht jeder Fahrer auf Lichtsignale, Presslufthörner und manche nicht mal auf das Anklopfen an der Scheibe.
    Wenn es also etwas gibt was nichts kostet, keinem wehtut und einfach umzusetzen ist dann finde ich das erstmal sehr begrüßenswert.


    Wie oft habe ich schon mit RTW oder NEF im Stau gesteckt weil nämlich genau das passiert ist was Rettungshund gesagt hat:
    Das erste Fahrzeug ist durch und schwupp ist die Rettungsgasse wieder zu. Und wenn du Glück hast steckst du mitten drin.
    Da hilft dir auch das beste Presslufthorn nicht. Wenn dann eine Durchsage durch das Radio kommen würde die vielleicht wenigstens ein paar Fahrer erreicht ist das schon mal gar nicht schlecht.


    Alternativ nehme ich auch gerne ein Lautsprecher am Fahrzeug über den ich die Autofahrer wüst beschimpfen kann... :hot: :aggressive: :biggrin_1:

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Lautsprecher in der Sosi Anlage hatten wir früher auf dem ersten NEF auf dem ich eingesetzt war und auch beim THW an unserem ThV Bulli. Hatte sich oft bewährt.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Für mich ist das nichts anderes, als einzelne Autofahrer vorzuführen... Wenn die Besatzungen tatsächlich erst dann anrufen, wenn sie im Stau stehen, hat das Ganze doch keinen Sinn mehr- bis ich dann beim Radio angerufen habe, bin ich sogar ausgestiegen und habe fünf Autofahrern einzeln erklärt, dass ich da jetzt durchfahren möchte...
    An sich finde ich es eine schöne Gelegenheit, um die aktuellen Kampangen zur Rettungsgasse voranzutreiben, gleichzeitig aber sehr populistisch und aus meiner Sicht wenig zielführend, wenn nur mit einer einzigen HiOrg zusammengearbeitet wird. Klar mag es für die eine HiOrg einen gewissen Werbeeffekt haben, in der Sache halte ich das allerdings für deutlich deplatziert... Ich habe auch noch keine HiOrg gesehen, die sich mit dem besten Patienten-Outcome brüstet, um mal im gleichen Ton zu bleiben...
    Ich finde es an sich eine schöne Idee, die man anders hätte umsetzen können und dann sicherlich mehr Sinn machen würde- zum Beispiel den Hinweis, Rettungsgassen zu bilden mit den Staumeldungen oder von mir aus sogar dafür das Programm zu unterbrechen- nicht aber nach einem Anruf eines einzigen RTW... (Bei uns im Kreis ist z. B. der erste RTW vom RK in der Regel der Dritte auf der Autobahn- sicher sinnvoll, wenn es dann die sind, die beim Radio anrufen...)

  • Also es handelt sich hierbei aktuell ja nur einmal um einen Test. Für einen Test finde ich es prinzipiell mal nicht schlecht, auch wenn das System mit Sicherheit noch ausbaufähig ist.


    Klar ist es nur ein Radiosender bzw. auch nur eine HiOrg, aber man testet eben, ob es möglich ist dem ein oder anderen Verkehrsteilnehmer, der die Gasse verstopft, über diesen Weg beizukommen.


    Wenn von 10 Autofahrern 4 Stück auf Bayern 3 den RetterRuf hören und dann beginnen eine Gasse zu bilden, besteht durchaus die Möglichkeit, dass andere mitziehen.


    Im Übrigen steht doch dort ganz klar, dass das BRK die Testphase macht, bei Weiterführung aber alle HiOrgs in's Boot geholt werden sollen:


    Zitat

    Die Testphase für den RetterRuf ist die Ferienreisezeit. Ist diese vorbei, dann wollen BRK und BR analysieren, ob sich das System bewährt hat. Wird es weitergeführt, dann soll der RetterRuf künftig dauerhaft allen Rettungsdienstorganisationen zur Verfügung stehen.


    Quelle: Rettungsdienst-Blog.com


    Es ist ein Test. Genau deswegen, weil noch gar niemand mit Sicherheit sagen kann, ob es funktionieren wird, oder nicht. Also lassen wir die doch einfach mal testen und schauen was passiert. Die Idee wieder verwerfen, sich andere Lösungsansätze überlegen kann man im Nachhinein immer noch. Ich finde es - egal ob das jetzt auch Werbung für's BRK und den BR ist - sehr gut, dass sich jemand Gedanken dazu macht, sich Lösungsansätze überlegt und diese dann auch noch derart schnell umsetzt.

    Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
    [Kurt Tucholsky]

  • Ist es denn tatsächlich so schwierig, eine Unfallstelle auf einer Autobahn zu erreichen? Ich bin in über 20 Jahren Rettungsdienst noch nie im Stau steckengeblieben und mir persönlich ist auch kein Fall bekannt. In Ausnahmefällen mag das vielleicht mal passiert sein, aber seit in Österreich die Rettungsgasse "eingeführt" tun hier alle so, als ob das bei uns ein Riesen-Problem sei.

  • Hallo,


    Ani hat meine Zustimmung. Ich bin zwar bereits zweimal auf einer Anfahrt im Stau stecken geblieben, dabei handelte es sich allerdings um eine Baustelle. Und wenn die anderen Verkehrsteilnehmer nicht ausweichen können hilft halt weder Horn, Lautsprecher oder Radio.


    Viele Grüße,
    Thomas

  • Ich finde den Grundgedanken des Helferrufes durchaus interessant. Immerhin können Autofahrer so in Ansätzen dazu bewegt werden, schon mal eine Rettungsgasse zu bilden, auch wenn noch kein Einsatzfahrzeug von hinten kommt. Wenn man den Gedanken weiterspinnt, kann da eine brauchbare Sache draus werden: im Falle eines Unfalles auf der BAB gibt die Leitstelle direkt eine Meldung an die lokalen Radiosender aus, die dann die Fahrer auffordern, schon mal eine Rettungsgasse zu bilden. So könnte meiner Meinung nach durchaus Zeit bei der Anfahrt der Rettungsmittel einsparen.
    Klar, auch mit dieser Maßnahme wird man vielleicht nicht jeden erreichen. Aber bei der Masse wird es funktionieren.

  • @Ani mit dem RTH brauchst du ja auch keine Rettungsgasse :cool_1:

    »Wenn das deutsche Volk nur aus den tumben Idioten bestünde, die Angst vor einer Überfremdung und dem Aussterben des deutschen Volkes haben, wäre es ein Segen für die Welt, wenn ihre Ängste berechtigt wären«

  • Zitat

    In Ausnahmefällen mag das vielleicht mal passiert sein, aber seit in Österreich die Rettungsgasse "eingeführt" tun hier alle so, als ob das bei uns ein Riesen-Problem sei.


    Also auf A100, A115 und A9, A10 weis ich das es durchaus schwierig ist durchzukommen. Nein, man steckt nicht fest. Aber man muss durchaus anhalten, warten, im Schneckentempo voran kriechen. Ich weis nicht ob's besser ist in Österreich, aber davon unabhängig: es könnte hier besser werden

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich habe auch noch keine HiOrg gesehen, die sich mit dem besten Patienten-Outcome brüstet, um mal im gleichen Ton zu bleiben...


    DAS wäre in der Tat mal innovativ hierzulande! :applaus:

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Also diese ganze Radioaktion ist doch weder etwas bahnbrechend Neues, noch etwas Besonderes.
    Hat nicht jeder schon einmal die üblichen Unfallmeldungen gehört, bei denen es am Ende dann stets heißt "in diesem Bereich bitte unbedingt eine Rettungsgasse bilden und den Weg freihalten, möglichst die Unfallstelle großräumig umfahren" etc. Also sobald ein Unfall gemeldet wird, kann man dieses oder ähnliche Sätzchen jetzt schon oft hören und von Seiten des Radiosenders auch völlig ohne irgendwelche zusätzlichen Anrufe selbständig mit an die Meldung anhängen.

  • Also sobald ein Unfall gemeldet wird, kann man dieses oder ähnliche Sätzchen jetzt schon oft hören und von Seiten des Radiosenders auch völlig ohne irgendwelche zusätzlichen Anrufe selbständig mit an die Meldung anhängen.


    Wobei man da nicht den Gewöhnungseffekt ausser Acht lassen sollte.
    Ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Autofahrer wird sicherlich nach spätestens der dritten gebildeten Rettungsgasse ohne dass ein Rettungsfahrzeug durchfährt diesen automatisch angehängten Satz locker überhören.
    Wenn allerdings eine Aufforderung nur dann durchgersagt wird, wenn tatsächlich noch Einsatzfahrzeuge durchfahren, dann erkennen bestimmt einige den Sinn dahinter und halndeln beim nächsten Stau entsprechend.

    "Glück ists wenn man sich dort kratzen kann wos einen juckt" - L. Hirsch
    »Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel und Dumme voller Selbstvertrauen sind!« – Charles Bukowski

  • In NRW habe ich den Satz auch noch nie im Radio gehört. Ich kann mich an meine Kindheit erinnern, wenn wir mal in den Urlaub gen Süden gefahren sind. Da kam das gelegentlich mal bei Bayern 3. Allerdings waren das dann auch Mega-Staus in der Urlaubszeit. Unabhängig davon sind die meisten Staus nicht unfallbedingt, sondern entstehen einfach durch hohes Verkehrsaufkommen. Ein positives Feedback durch entspannt durchrollende Rettungsmittel wird man also in einem Stau eher selten sehen.

  • Ich hatte kürzlich mal ein Vorkommnis auf Einsatzfahrt. Wir waren im Interhospitaltransfer unterwegs. Ich bekam noch mit, dass auf der Autobahn ein paar Staus gemeldet worden sind, habe den Radiomeldungen aber nicht weiter Beachtung geschenkt. Der Stau war dann doch länger, so entschieden wir uns mit Sondersignal weiterzufahren. Die Rettungsgasse ging so einigermaßen zu befahren. Irgendwann hielt der Fahrer an, sprach mit einem Feuerwehrmann, welcher auf der Straße stand und rangierte dann unser Fahrzeug auf der Autobahn, um an einem PKW rechts vorbeifahren zu können. Kurz darauf kamen wir an der auslösenden Unfallstelle vorbei (LKW-Unfall, diverse Feuerwehr-und Rettungsdienstfahrzeuge sowie RTH). Aufgrund des mittig auf der Fahrbahn geparkten RTHs verzögerte sich die Weiterfahrt um wenige Minuten.
    Zwei Tage nach dem Einsatz bekamen wir einen Anruf der Leitstelle, dass wir uns mit der Autobahnpolizei in Verbindung setzen sollen. Der Feuerwehrmann, der uns beim rangieren half, hat der Polizei mitgeteilt, dass da ein versperrtes Fahrzeug einige hundert Meter vor der Unfallstelle auf der mittleren Fahrspur steht und vom Fahrer jede Spur fehlt. Daraufhin begab sich ein Polizist auf die Suche und fand einen Herr, mittleren Alters, mit Händen in den Hosentaschen, der sich dann als Fahrer des PKWs zu erkennen gab. Er wollte sich das (=die Einsatzstelle) nur mal anschauen und ging nicht davon aus, dass noch Rettungsfahrzeuge nachkämen, weil schon so viele am Einsatz sind. Das waren seine Worte. Nun waren wir gefragt und sollten dem Polizisten sagen, ob da Lebensbedrohung im Spiel war und unserer Patient möglicherweise einen zusätzlichen Schaden genommen hat. Wenn das der Fall ist, bekäme der Fahrer eine Anzeige wegen Behinderung von Rettungsfahrzeugen mit fahrlässiger Körperverletzung (heißt der Straftatbestand m.W.), ca. fünf Punkte, Fahrverbot und Geldstrafe i.H. eines Monatsgehalts. Wir haben uns nach Teamentscheidung für die mildere Strafe entschieden, das heißt die Polizei verfolgt jetzt nur das Behindern von Einsatzfahrzeugen. Den Fahrer wird das jetzt ca. 50 € + Gebühren und einen Punkt kosten.
    Auf der einen Seite hätte der Fahrer den Denkzettel seines Lebens bekommen und er Fall wäre evtl. zur Presse gegangen, auf der anderen Seite hätte er Einspruch einlegen können und wir hätte uns im schlimmsten Fall vor Gericht gesehen. Dann müssen wir erklären, was sich bei einem Patient zur neurologischen Früh-Reha mit einer kristalloider Infusion via ZVK, NIBP-Messung und Sauerstoff über feuchte Nase aufgrund des einminütigen Rangiervorgangs dramatisch verschlimmert hat. Vorausgesetzt die Gegenpartei hat Zugriff zu den Patientenakten. Nach Rücksprache mit dem begleitenden Notarzt sowie kurzer Beratung durch den Polizist haben wir uns für den Denkzettel entschieden, den unser Parkplatzsuchender sicherlich akzeptieren wird.