Katastrophenhilfe: Die ersten Retter sind nicht die besten

  • Deutschlandfunk:


    Zitat

    "Mit einem so schweren Erdbeben wie dem in Nepal wäre jedes Land überfordert gewesen, kommentiert Mario Dobovisek im DLF. Vor allem die umliegenden Länder hätten schnell geholfen. Einigen westlichen Hilfsorganisationen sei es aber nur darum gegangen, sich als erste dort zeigen zu können. Auch daraus müssten Lehren gezogen werden."


    Zitat

    "Doch es gibt auch andere, die sich nicht an die Abmachungen halten und die Chaos-Phase für sich schamlos ausnutzten. Ohne jede Erkundung brechen sie auf, um die ersten zu sein. Die ersten vor den Kameras. Und wir alle fallen auf sie herein. Die ersten aus Deutschland dieses Mal waren die Helfer von I.S.A.R.-Germany – zusammen mit einem ganzen Tross von Journalisten. Doch was haben die privaten Retter dieses Vereins geleistet? Jedenfalls nicht das, was die Reporter ihnen abgekauft haben. I.S.A.R.-Germany stand tagelang herum – ohne Auftrag, ohne Material. Aber gut sahen sie aus – auf den Fernsehbildschirmen in der Heimat. Alle etablierten Organisationen ärgern sich maßlos über dieses Vorgehen, aber niemand traut es sich öffentlich zu sagen. Schließlich sind alle eine große Familie und es gibt keine Konkurrenz. Natürlich nicht."


    Quelle und vollständiger Text: http://www.deutschlandfunk.de/…?dram%3Aarticle_id=318721

  • Stand I.S.A.R. Germany während "Haiti" nicht auch schon in der Kritik ?


    Was Ich in dem Artikel allerdings vermisse ist die Information was I.S.A.R. tatsächlich gemacht hat, anstatt nach Vermissten zu suchen, im Krankenhaus zu helfen, Gebäude zu prüfen, etc.
    Mann könnte direkt den Eindruck gewinnen, dass Teams der Langzeithilfe sich auf den Schlipps getreten fühlen, weil die Teams der Soforthilfe mehr im Rampenlicht stehen.

  • Ich finde es immer sehr unglücklich, so auf einen Verein einzudreschen ohne dem Gegenüber zu ermöglichen sich im selben Text zu äußern.
    Betrachtet man die I.S.A.R. Internetauftritte, so sieht es ja nicht nach rumstehen aus.


    Ja, die Medienpräsenz ist ordentlich, aber warum auch nicht?
    Warum nicht öffentlichkeitswirksam helfen?
    Nur weil die "Etablierten" das doof finden?

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Wenn man jetzt schon einen Schluß ziehen kann, dann den, dass die Koordination für Katastrophenhilfe in Drittwelt- Ländern verbindlich und permanent auf supranationaler Ebene angesiedelt gehört. Also z.B. beim UN-Nothilfekoordinator. Die Bilder von hoffnungsvoll hingeflogenen, dann an Flughäfen gestrandeten Auslands- Hilfsteams ohne Auftrag sind ja nun wirklich nichts neues mehr. Man wird sich auch neue Tricks ausdenken müssen, um vor Ort mobil zu sein. Leider (oder zum Glück?) ist es so verflixt teuer, einen eigenen Heli mitzubringen (auch da hilft internationale Koordination!), aber komprimiertere Ausrüstung und Landeskenntnis wären schonmal ein Anfang.

  • Zitat

    Stand I.S.A.R. Germany während "Haiti" nicht auch schon in der Kritik ?


    Was Ich in dem Artikel allerdings vermisse ist die Information was I.S.A.R. tatsächlich gemacht hat, anstatt nach Vermissten zu suchen, im Krankenhaus zu helfen, Gebäude zu prüfen, etc.


    Die Information fehlt nicht - dort steht: nichts (produktives).

  • Ich halte den Pressebericht da für bedenklich. Es klingt ja so, als wäre die ISAR da nur zu Medienzwecken runter geflogen. Es gab aber ein internationales Hilfeersuchen und die Organisationen arbeiten da unter unter der Leitung der örtlichen Behörden und der UN.


    Die ISAR ist durch die UN INSARAG als Medium Team zertifiziert und hat neben den Komponenten technischer- und biologischer Ortung, Bergen, Management auch eine medizinische Komponente, die im Touristenzentrum Gorkha aufgebaut wurde, um das dortige Krankenhaus bei der Versorgung Verletzter zu unterstützen. Auch dort war der Andrang erst nicht groß, aber so langsam werden die Verletzten in die Zentren transportiert, bedingt durch die geographischen Gegebenheiten.


    Was natürlich du die Medien ging, waren Bilder der Rettungshundeteams die Tage später sich auf die Suche nach Verschütteten gemacht haben. Die 7 Teams der ISAR waren dabei nicht erfolgreich. Das es trotzdem nicht sinnlos ist, Rettungshunde auch Tage später einzusetzen, hat ja ein norwegisches Team gezeigt, das eine Frau lebend unter den Trümmern fand.


    Wie man in den Medien lesen kann, ist die Hilfekoordination der nepalesischen Regierung eher cahotisch, als optimal. Hinzu kommt die extreme geographische Situation. Jetzt einfach zu schreiben "Die ersten Retter sind nicht die besten" halte ich für vorschnell. Denn die Effektivität hängt ja auch daran, wo und wie man seine Mittel einsetzt.


    Von daher, abwarten wie letztendlich die UN die Arbeit ihrer Einheiten bewertet.

  • Zitat

    Ich finde es immer sehr unglücklich, so auf einen Verein einzudreschen ohne dem Gegenüber zu ermöglichen sich im selben Text zu äußern.
    Betrachtet man die I.S.A.R. Internetauftritte, so sieht es ja nicht nach rumstehen aus.


    Ist das so? Genau genommen kann man der Berichterstattung nur das Eintreffen der Teams, die Planung eines Suchinsatzes, den "Abbruch" - oder die fehlende Notwendigkeit - des Sucheinsatzes entnehmen sowie die Tatsache, dass ein Krankenhaus personell unterstützt wird. Man könnte sich dann fragen, was die Rettungshunde im Krankenhaus tun ... :-)

  • Stand I.S.A.R. Germany während "Haiti" nicht auch schon in der Kritik ?


    Ist das die Truppe gewesen, die sofort einen Hubschrauber nach Haiti geschafft hatte, aber keine Einsätze hatte ?

  • Securo, das war wohl Heli Aviation [Artikel auf rettungsdienst.de]. Das mit I.S.A.R. und Haiti ist mehr ein Bauchgefühll, vielleicht bring Ich da auch was durcheinander.


    thh
    Hast du andere Artikel gelesen als Ich ? Der verlinkte Artikel im DLF stellt eine Behauptung dar, bestennfalls ein Meinung, es wird nicht ein Beleg geliefert.
    Laut eigener Aussage hat I.S.A.R. ein Erkundungsteam ausgesendet, auch die Suchmannschaften sind innerhalb des 72h-Fensters eingetroffen.
    Man könnte sich auch fragen ob das med. Team (Ä/RA/KS) im Krankenhaus tun ;)

  • Zitat

    thh
    Hast du andere Artikel gelesen als Ich ? Der verlinkte Artikel im DLF stellt eine Behauptung dar, bestennfalls ein Meinung, es wird nicht ein Beleg geliefert.
    Laut eigener Aussage hat I.S.A.R. ein Erkundungsteam ausgesendet, auch die Suchmannschaften sind innerhalb des 72h-Fensters eingetroffen.


    Ich beziehe mich auf die Berichterstattung auf der I.S.A.R.-Website.

  • Ich persönlich finde es nicht verwerflich, wenn eine Hilfsorganisation entsprechend geschulte Mitarbeiter frühzeitig in eine Katastrophenregion schickt, um dort zu schauen, wie man helfen kann und dann zeitnah damit anzufangen. Gerade bei Erdbeben, wenn die Überlebenswahrscheinlichkeit verschütteter Opfer mit jedem Tag sinkt.


    Keine Ahnung, welche Absicht die Artikelverfasserin mit ihrem Bericht verfolgt.

  • Thor: warst du dabei?

    Nein, aber was sollen Rettungshunde in einem Krankenhaus? Das ging aus den Pressemitteilungen nicht hervor. Es wurde vielmehr immer wieder darauf hingewiesen, dass das Team geteilt wurde. Zum einen wurde das Krankenhaus durch den Behandlungsplatz verstärkt, zum anderen wurden die Sucheinheiten in die umliegenden Ortschaften entsendet.


    Gerade ist eine neue Pressemitteilung rausgegangen wonach die Komonenten Suchen und Retten zurück geführt werden. Auch waren die Schäden und das Ausmaß in dem Gebiet wo die ISAR in Abstimmung mit der UN eingesetzt war, nicht so schlimm wie befürchtet.


    Die Rückkehr des Teams hat begonnen

  • Wie man in den Medien lesen kann, ist die Hilfekoordination der nepalesischen Regierung eher cahotisch, als optimal.
    ...
    Von daher, abwarten wie letztendlich die UN die Arbeit ihrer Einheiten bewertet.


    Sehr schwieriges Problem!
    Aus deutscher bzw. mitteleuropäischer Betrachtung heraus gibt es viele Staaten/Regionen, wo es niemand "draufhat".
    Umso komplizierter ist es, dies mit Respekt/Höflichkeit/Diplomatie zu vermitteln.
    Zu schnell nämlich ist die Gefahr der Bevormundung bzw. das Hochkommen von Trotzreaktionen, wenn den Verhältnissen vor Ort mißtraut wird bzw. die lokalen Dienststellen sich übergangen fühlen.


    Um es zu verdeutlichen:
    beim letzten Oderhochwasser in Ostdeutschland veranstaltete die niederländische Armee gerade ein Manöver in -D-.
    Das wurde sofort abgebrochen und die niederländischen Einheiten machten sich quasi automatisch auf den Weg.
    Daran haben sich die dt. Dienststellen nicht gestört - ganz im Gegenteil, denn es war ganz normale Nachbarschaftshilfe.


    In den Grenzgebieten von -D- zu DK, NL, F, LUX, CH und A schon im Alltag bei allen BOS völlig normal.
    Niemand fühlt sich auf den Fuß getreten - jeder versteht, das es um Ressourcenoptimierung geht.


    Woanders auf dem blauen Planeten: ???

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Viel interessanter finde ich ja die Komponente des MHW - Hier kenne ich die Helfer tlw. und wundere mich nur noch, aber nunja-.
    Auch was man auf deren FB Feeds so findet ist eben nicht "Katastrophenhilfe" sondern "Sanitätsdienst im Ausland".


    Praktisch gesehen ist die Problematik ja nicht die, dass die Leute da motiviert runter fliegen sondern die, dass Sie dort einerseits bereits knappe Ressourcen weiter dezimieren (die wenigsten dieser "Schnell-Runter-Flieger" sind in der Lage sich für den Zeitraum der Chaos-Phase autark oder wenigstens semi-autark zu versorgen), andererseits aber auch das Problem das Sie mitunter die lokalen Strukturen nicht ausreichend beachten und mitunter damit das Pflaster für die mitunter in der Tat später aufschlagenden aber schlagkräftigeren "Big Player" schwieriger machen.


    Es ist aber in der Tat schon sehr auffällig wie viele "kleine" Vereine es in letzter Zeit gibt die sich alle mit der medizinischen Akuthilfe befassen - Die eigentlich die geringste Rolle spielt.


    VG,
    P

  • Leider wird hier vieles verwechselt und vermischt. I.S.A.R. wird durch die UN koordiniert und eingesetzt.


    Andere Organisationen wie das ehemalige USAR Team aus der Nähe von Düren, jetzt Task Force Germany – Deutsche Erdbebenrettung e. V. war unter anderem auch in Thailand und Haiti tätig. Diese arbeiten mit eigener Organisation. Ob Sie auch in Nepal vor Ort sind, entzieht sich meiner Kenntnis.

  • Wenn man mal wegguckt von den Machenschaften vom DRK in BW und dem BRK, kann man in diesen Fällen besser verstehen, warum ich fest an das Rot Kreuz Konzept glaube.


    Die Nationale Hilfsgesellschaft meldet ihren Bedarf an das IKRK, und dieses schickt die Anfrage an die anderen Nationalen Hilfsgesellschaften. Dann schicken diese entsprechend abgesprochen ihr Personal und Material. Ferner gefällt mir das Konzept, dass die Nationalen Hilfsgesellschaften in Friedenszeiten sich auf Krieg und Katastrophe vorbereiten. In Deutschland tun das auch viele Andere, in vielen anderen Ländern sind die Rot Kreuz oder Rot Halbmond Organisationen damit alleine. (Zu erwähnen ist, das nach Genfer Konventionen die Nationale Hilfsgesellschaft auch bei Besatzung weiterhin den Tätigkeiten nachgehen darf, die es zu Friedenszeiten ausführte).


    Infrastruktur ist bekannt, Ansprechpartner sind etabliert, und Meldewege schon definiert...
    Klar, das hängt auch immer stark von der Nationalen Rot Kreuz (Halbmond) Organisation ab, aber es ist meiner Meinung nach besser, als das einschwämmen von Kräften die dann einfach losziehen....


    http://www.drk.de/ueber-uns/pa…-kreuz-international.html

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.