SZ: Bayern stattet Rettungswagen wegen Terrorgefahr mit militärischer Ausrüstung aus

  • Zitat

    Und es ist ja mit dem Material an sich nicht getan, sondern es gehört dann ja auch noch Schulung, ggf. Einweisungen und Infos mit dazu - bei solchen Dingen hapert es oft.


    Genau das hat Prof. Helm aus Ulm heute in Leipzig auf der LifeMed gesagt.



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  • Kollege war ja in München auf der Fachtagung und er hat mir gestern mal diese Handlungsanweisung gezeigt, die die Aufgaben des ersteintreffenden Rettungsmittels beim MANV zeigen. Das gefiel mir ganz gut, entspricht ziemlich genau dem, was wir hier gerade für unseren Landkreis gestrickt haben und was gerade per Pflichtfortbildung eingeführt wird.

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  • Darüber mag man jetzt streiten... Zur Erklärung für alle: Die neue MANV-Richtlinie Bayern (noch nicht eingeführt) sieht vor, dass der RA/NotSan des ersteintreffenden RTW den vorläufigen OrgL gibt, der ersteintreffende Notarzt den LNA. Es verbleibt der RTW-Fahrer (lt. RDG eine "geeignete Person"), der erste medizinische Maßnahmen an den Patienten ergreifen soll.


    Meine Meinung: Der mit der geringsten medizinischen Qualifikation wird auf das Feld der ungesichteten Patienten geschickt und soll behandeln? Seriously?


    Ich vertrete den Ansatz, dass der RTW-Fahrer eher als Melder (oder dergleichen) den provisorischen OrgL unterstützen sollte, indem er den Funkverkehr führt, nachrückende Kräfte einweist, etc. Sprich: alles tut, um den RA/NotSan in dieser Ausnahmesituation soweit zu entlasten, damit sich dieser auf die Einsatzführung konzentrieren kann. Und das halte ich für einen Helfer mit EH-Schein (im worst case) für einen realistischen Rahmen.


    Gut dagegen finde ich die geplante Ausstattung aller RTW mit Kennzeichnungswesten, um die vorläufige Einsatzleitung zu kennzeichnen.

  • münchner82:


    Ich glaube im Falle eines MANV ist das kleinste Problem, was der nicht verplante Fahrer des RTW´s und eventuell der des NEF´s machen. Wichtig ist vor allem, dass jemand den Mut hat die OrgEL-Funktion zu übernehmen und die ersten organisatorischen Maßnahmen in Gang zu bringen. Da wird am Ende niemand fragen, was genau sein Fahrer gemacht hat.


    Eddy

  • Meine Meinung: Der mit der geringsten medizinischen Qualifikation wird auf das Feld der ungesichteten Patienten geschickt und soll behandeln? Seriously?

    Er soll Wärmeerhalt, TQs, und Guedel / Wendeltuben, sowie die Verbände und die Stabile Seitenlage anwenden. Das kann man einem RettSan zutrauen, finde ich.



    EDIT: Die Entlastungspunktion wäre ebenfalls Lebensrettend, ih zweifle aber, dass diese durchgeführt wird am Anfang, ob durch RettSan oder NA. In so fern wird der RS wohl ausreichend sein.

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  • Wenn er denn Rettungssanitäter ist, kann das vermutlich noch klappen. Wenn er eine geringere Qualifikation hat, wird die Luft wirklich sehr dünn.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Warum?


    Mit Ausnahme der Tuben trauen wir doch auch Ersthelfern diese Maßnahmen zu?

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  • Meine Meinung: Der mit der geringsten medizinischen Qualifikation wird auf das Feld der ungesichteten Patienten geschickt und soll behandeln? Seriously?


    Ich kenne das Konzept nicht, bin mir aber ziemlich sicher, dass derjenige der überbleibt eher die Vorsichtung betreiben sollte, auch wenn wie z.B. in München Vorsichtungs-RTW vorgehalten werden. In Bayern dürfte das mSTaRT sein. Behandlung besteht da aus der Stillung schwerer Blutung und der Einlage von Guedel-Tuben. Kann man an einem Tag zusammen mit mSTaRT locker beibringen.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Wird wirklich wo in Bayern ein Helfer mit nur einem EH-Schein auf einem öffentlich-rechtlichen RTW eingesetzt?



    EH -> fast ausgestorben, aber ab und an passiert dies offenbar noch
    SanH -> durchaus selten aber durchaus ja
    RDH -> (sehr) oft, insbesondere am Wochenende oder Nachts wenn viele Wachen / Schichten EA besetzt sind, insbesondere im Ländlichen Bereich gefühlt auch wieder zunehmend

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Mir sind in Bayern zwei Wachen bekannt die SanHelfer als hauptamtliches Personal im RD einsetzen.


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    Alle getätigten Aussagen stellen meine private Meinung dar und stehen in keinem Zusammenhang mit meiner beruflichen Tätigkeit.

  • Was nach BayRD ja erlaubt ist



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    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • Das BRK fordert intern auch nur als RTW-Fahrer >= SanH mit Fachlehrgang...


    Ich könnte mich ja unter dem Heiligen Ehrenamt ja noch mit Fahrer >= RDH anfreunden, aber SanH-Qualifikationen sind ungeachtet einiger guter Gegenbeispiele eine schlechte Wahl.

  • Darüber mag man jetzt streiten... Zur Erklärung für alle: Die neue MANV-Richtlinie Bayern (noch nicht eingeführt) sieht vor, dass der RA/NotSan des ersteintreffenden RTW den vorläufigen OrgL gibt, der ersteintreffende Notarzt den LNA. Es verbleibt der RTW-Fahrer (lt. RDG eine "geeignete Person"), der erste medizinische Maßnahmen an den Patienten ergreifen soll.


    So weit bin ich gar nicht eingestiegen. Unser Konzept sieht entsprechende Ausrüstung auf jedem Rettungsmittel vor und dann haben wir das Vorgehen geschult (bzw. sind bis Anfang Dezember noch dabei). Da geht es grob um Eintreffen, Erkundung, Lagemeldung, Vorsichtung, Erstversorgung und Übergabe. Das ist in dem bayrischen Konzept wohl ähnlich gegliedert und darauf hab ich mich weiter oben bezogen.

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  • Warum?


    Mit Ausnahme der Tuben trauen wir doch auch Ersthelfern diese Maßnahmen zu?


    Tun wir das? Ich persönlich nicht. Ich gehe mit, dass es völlig akzeptabel ist, dass diese Maßnahmen für Ersthelfer gelehrt werden und diese sich bemühen mögen, sie zu ergreifen, aber meine Berufspraxis zeigt mir, dass sie in einer Vielzahl der Fälle insuffizient sind. Dies ist im Laienhelferbereich auch ok, weil es immer besser als nichts ist, vom Rettungsdienst erwarte ich jedoch die Sicherstellung suffizienter Hilfe. Und da ist man mit dem EH / SanH Niveau einfach zu niedrig.

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  • Liegt das an dem Ausbildungsstand? Oder an der seltenen Exposition gegenüber Notfällen?
    Ein RD-EH wird wohl nicht vergleichbar mit einem Laien-EH sein?



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  • Ich möchte behaupten, dass dies an beidem liegt. Sicherlich entsteht Handlungskompetenz aus Erfahrung, ohne Grundwissen geschieht das jedoch kaum. Und in einem 10 Stunden Lehrgang kann das wichtigste vermittelt werden um die Zeit bis zum Eintreffen des RD zu überbrücken, nicht aber, um die Grundfähigkeiten zum Handeln als Rettungsdienst zu vermitteln. Wir reden hier vom eigenständigen Handeln bei Großschadensfällen. Dies ist ein Szenario mit dem sich hochausgebildete und erfahrene Rettungsdienstler öfter schwer tun.

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  • Auch ich bin da eher skeptisch, so das ich eher sagen würde, dass LT eher ab RettSan aufwärts benutzt werden sollten. In einer meiner letzten Reanimationssituationen hatten wir als ersteintreffender RTW (Besatzung NotSan/RettAss), ca. 10min vor dem NEF, ein zufällig anwesender Feuerwehr-Ersthelfer war auch da, das Problem, dass wir/ich den LT nicht dicht bekommen haben. Er ließ sich auch schlecht einlegen. Größe war gemäß Herstellerangabe korrekt und wurde auch richtig befüllt (geblockt). Der Patient ließ sich aber wunderbar mit Beutel/Maske/Guedel beatmen, so dass ich den LT wieder entfernt habe. Ich beließ es auch dabei, da die Reanimation mit drei Mann zu dem Zeitpunkt sehr effektiv war. Patient konnte gut ventiliert werden, eine gute HDM war vorhanden, es konnte streßfrei ein venöser Zugang und Adrenalin gegeben werden, sowie wurde die Intubation bereits vorbereitet. Ausgangssituation war ein unbeobachteter Kreislaufstillstand mit Asystolie bei Eintreffen RTW. Nachdem das A-Management zunächst nicht so funktionierte wie erhofft, wurde zunächst mehr auf B und C die Aufmerksamkeit verschoben. Als beides gut lief und zwischen Adrenalingabe bzw. Zyklus Zeit war, wurde erfolgreich intubiert (positive Kapnometrie/-graphie, Auskultation). Positiv war die Anwesenheit eines Feuerwehr-Ersthelfers. Mit drei Mann ist eben mehr zu schaffen. Gerade am Anfang. Die Notärztin fragte auch nach dem LT, sowie konnte sie bereits von mehreren Vorfällen berichten, wo gleiches/ähnliche Komplikationen beim Einsatz des LT vorgefallen sind. Ich habe mir natürlich auch schon Gedanken gemacht, ob es an fehlender Routine liegen könnte, da ich schließlich als GfB nur 3 bis max. 4 mal im Monat RTW fahre. Allerdings hat die endotracheale Intubation problemlos geklappt (was ich aufgrund meiner Anästhesiepflegezeit auch viel öfters getan habe wie einen LT real einzusetzen). Allerdings konnte ich keinen Anwendungsfehler beim benutzen des LT entdecken. Es war alles so wie es sein sollte. Eine Theorie von mir ist, dass die größere Oberfläche des LT beim Abdichten Probleme macht, wenn diese in den oberen Atemwegen nicht richtig "flutscht", quasi zu trocken ist. In einem anderen Fall vor einigen Jahren hatte ich ein ähnliches Problem, allerdings lag eine massive Blutung in den unteren Atemwegen vor (vermutlich Lungenkrebs, die Ehefrau wusste es nicht genau). Dort war eine Beatmung nicht möglich, schon gar nicht mit LT. Nach Einlage des LT lief das Blut aus dem Anschlusskonus heraus, man konnte die Absaugpumpe reinhalten und Vollgas geben, es wurde nur mit Mühe weniger, zum beatmen blieb keine Zeit. An Intubation war nicht zu denken, weil ständig hellrotes schaumiges Blut in Massen (!) nachlief. Das Gästebad und der Hausflur des Hauses sah damals aus wie in einem Schlachthof nach ein paar Überstunden zum BBQ-Fest. Der Patient ist quasi verblutet.


    Das waren meine zwei eher negativen Erfahrungen zum LT. Wobei die letzte an der massiven Blutung lag.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.