BRK puffert Mehreinsätze mit ehrenamtlich besetzten Rettungsmitteln

  • Zitat

    Statt der geforderten 112 253 von den Krankenkassen bezahlten Vorhaltestunden mussten 150 884 Stunden, geleistet werden, um für die Bevölkerung die Versorgung zu sichern. Dieser Leistungsspagat ist längst zum Dauerzustand geworden,“ so Michael Daiminger. Hinzu kommen die ungezählten Stunden der Unterstützungsgruppen, Helfer vor Ort, den Sicherheitsabstellungen und den Sanitätsdiensten, in der Aus- und Fortbildung oder den Übungen.


    www.mittelbayerische.de

  • Leider in Bayern das unschöne Ende der TRUST-geplanten, kostenträgerfinanzierten und ehrenamtlichaufgestockten Realität.


    Diesem Landkreis stehen tagsüber vom BRK 7 RTW (+ein Stellplatz RTW Malteser) zur Verfügung mit einer durchschnittlichen Entfernung zwischen den Rettungswachen/Stellplätzen von 15-20km. Da hat selbst eine langsam ausrückende UGRD (Unterstützungsgruppe Rettungsdienst, dürfen auch transportieren soweit der RTW regelbesetzt ist) einen Zeitvorteil von fünf bis zehn Minuten. Und wenn ein RTW eben gerade in die "nahe" Uniklinik fährt dauert der Einsatz mal schnell in Summe 2,5h, in denen dann passenderweise der Duplizitätsfall eintritt.
    Desweiteren möchte man natürlich nicht für einen Unfall für den drei RTW benötigt werden sich den halben Landkreis leerziehen sondern, man alarmiert den örtlich zuständigen RTW und zwei UGRDen.
    Lösbar ist sind die Multiplitäts- und Duplitätsfälle hauptamtlich eigentlich nur durch ein bis zwei Dispo-RTW die den ganzen Tag von einer Gebiets-/Wachabsicherung zur nächsten gondeln und diese Fälle abfangen. Das zahlen aber die Kostenträger nicht, da die beispielsweise schon zwei Stellplätze (SP Malteser Rötz und SP BRK Waldmünchen, zusammen zwei Tag- und eine Nachtschicht im Wechsel, jeweils etwa 15km Einsatzradius, jeweils etwa 2,5 Einsätze/24h) zusammenlegen wollten, was aber in der Realität zu einer Kosteneinsparung und starken Verschlechterung der Versorgung führen würde.
    Et cetera et cetera.


    Sollte euch weitere Erläuterungen zu dieser bayerischen (Eigen-/Ab-)Art interessieren und den Spezifika eines Flächenlandkreises, schreibe ich gerne mehr.

  • Ich werde einfach nie verstehen, wieso sich Firmen ins eigene Fleisch schneiden. Wenn das Gutachten sagt: es brauch nur X RTW, dann gibt's halt auch nur X RTW. Anhand der steigenden Hilfsfristen gibt es dann hoffentlich mehr Autos, oder es braucht sie anscheinend ja nicht. Bzw überlegt man sich tatsächlich mal fortschrittlichere Massnahmen als nur mehr RTW. So hart es klingt, aber vielleicht müssen erst ein paar (vielleicht auch "wichtige") Leute zu Schaden kommen. Aber das ganze durch "Eigeninitiative" mit EA oder sonstwie besetzten Autos zu kompensieren konterkariert doch das ganze System!? Und auch die Spezifika eines Flächenlandkreises muss ein professionelles RD-System berücksichtigen. Aber nein: ein RTW wird gestrichen, dann stellen wir halt trotzdem einen hin, besetzen den mit Ehrenamtlichen (die anscheinend sonst nix zu tun haben, wenn damit ein fast täglich eingesetztes Rettungsmittel besetzt werden kann) und kassieren dafür Geld, dass ja eigentlich gar nicht vorgesehen ist!? Krankes System...



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  • Wenn das Gutachten sagt: es brauch nur X RTW, dann gibt's halt auch nur X RTW.


    Dein Verbwahl ist etwas unpassend. Das Gutachten sagt mit der gegebenen Finanzierung ist soviel Rettungsdienst da sinnhaft. Nicht es braucht soviele RTW, selbst INM-Mitarbeiter sagen mittlerweile persönlich (!= offiziell) das die Dispo-RTWs für Gebietsabsicherung gut wären.
    Aber zB TRUST Gutachten sagt "KTW Stunden reduzieren". Realität sagt "Nominelle Auslastung steigt von 86% auf 92%. Die Einsatzzahlen steigen auch". Einsatzkräfte sagen "Wir fahren durch und müssen uns unsere Pause erkämpfen und die Patienten warten immer länger." TRUST sagt: "Is billiger so"


    Anhand der steigenden Hilfsfristen gibt es dann hoffentlich mehr Autos, oder es braucht sie anscheinend ja nicht.


    In den TRUST-Gutachten werden als diese Rettungsdienstlichen Lückenfüller berücksichtigt, nur sagen die hald mit Verweis auf die Kosten das sich Nachtschichten für Rötz und Waldmünchen (aktuell nur im wöchentlichen Wechsel) nicht lohnen. Die Hilfsfrist des BayRDG wird ja gehalten im Schnitt. Die UGRD verbessert ja die Zeit für den einzelnen Patienten.


    Bzw überlegt man sich tatsächlich mal fortschrittlichere Massnahmen als nur mehr RTW.


    Zum Beispiel die genannten Dispo-RTWs.


    So hart es klingt, aber vielleicht müssen erst ein paar (vielleicht auch "wichtige") Leute zu Schaden kommen.


    Das traut sich niemand...


    Aber das ganze durch "Eigeninitiative" mit EA oder sonstwie besetzten Autos zu kompensieren konterkariert doch das ganze System!?


    Jein, ja tut es aus deinen Gründen. Aber man kann schon fast nicht anders. Aber auch nein, weil es in Gutachten mit eingerechnet bzw rausgerechnet wird.
    Auch wurde zB über den HvO Lam und die weiteren Einsatzzahlen gezeigt dass ein neu eingerichteter Stellplatz Lam sinnvoll ist.



    Aber nein: ein RTW wird gestrichen, dann stellen wir halt trotzdem einen hin, besetzen den mit Ehrenamtlichen (die anscheinend sonst nix zu tun haben, wenn damit ein fast täglich eingesetztes Rettungsmittel besetzt werden kann) und kassieren dafür Geld, dass ja eigentlich gar nicht vorgesehen ist!?


    (Die RTWs Waldmünchen/Rötz wurden nicht gestrichen, im Übrigen, bis jetzt...)
    Und ja, man ist in allen realitätsnahen Ebenen auch nicht zufrieden damit. Die Einsatzkräfte holen das Beste für den Patienten und die Führungskräfte kämpfen dafür dass nicht noch mehr verschlimmbessert wird.



    Krankes System...


    Ja!

  • Und warum setzt man dann die Fahrzeuge dann nicht nur als FR ein. Ich unterstelle jetzt dem BRK einfach mal, dass es mit der Situation gar nicht soooo unzufrieden ist. Die UG transportiert, kostet kein Personal und die Transporte werden ja dennoch gezahlt, oder? Und solang das so läuft kann sich schon nicht Firma XY den RD in dem Bereich "unter den Nagel reissen"...



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  • Das die Transporte gezahlt werden ist da gar nicht so sicher. Ein Rechtsanspruch besteht nicht.
    Aber es verhindert in der Tat natürlich, dass ein Mehrbedarf festgestellt und ausgeschrieben wird.
    Da unterlag das BRK nämlich zuletzt immer wieder.

  • Wer hat denn da die Aufsicht über den RD?

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Die UGRDen
    - dürfen nur wenn sie regelkonform nach BayRDG sind (Besetzung RA und Fahrer, richtiger RTW) transportieren,
    - können den bestellten Regel-RTW abbestellen, wenn überhaupt nicht oder durch die UGRD transportiert wird
    - und können den Transport ganz normal abrechnen.


    Abrechnung erfolgt ganz normal als Notfall (1/2x) über die Sonderfahrdienst-KV-Nummer und das Geld geht direkt an den Kreisverband. Die besetzenden Kräfte erhalten die übliche Aufwandsentschädigung.



    Und ja diese Sonderfahrdienste sind anscheinend obrigkeitlich so gewollt. Zumindest sperren sich die Kostenträger nicht mehr oder weniger als bei durch Regelvorhaltungsfahrzeugen durchgeführten Transporten (zB auch Langstreckenverlegungen zur Reha etc, die ausserhalb der Vorhaltung "als Sonderfahrdienst" gefahren werden).



    Aufsicht über den Rettungsdienst Bayern hat das BayStMI mit dem Lenkungsgremium "Rettungsdienst Bayern" mit Vertreter aus Staat, Leistungserbringern und Kostenträgern.



    Wer sich die Struktur mit organisatorischen Aspekten und Erkenntnissen aus den TRUST-Gutachten zu Gemüte führen möchte dem sei der aktuelle (2016) Rettungsdienstbericht Bayern ans Herz gelegt: Klick mich! (120 Seiten pdf)

  • Bekommt man für jeden Einsatz 21,50? Das wäre bei den Zahlen kein schlechter Verdienst... :-D

  • Trotzdem könnte man da einige Sozialversicherungspflichtige Stellen schaffen!



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    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • Vielfach vergessenes problem dabei: In Flächenlandkreisen die Ausflüglerisch im Sommer hochinteressant sind fällt Dir am Wochenende, wenn Du die UG auch gerne mal richtig dringend brauchst, diese weg. Denn genau die Helfer die sonst fleißig ausrücken besetzen gerade die RegelRTW Ehrenamtlich oder mach (hier in unserem Bereich) Dienst bei auf der Wasserrettungsstation, denn da ist man schließlich auch noch Mitglied. ;-)


    Gleiches problem auch gerne mit den SEGen

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Vielfach vergessenes problem dabei: In Flächenlandkreisen die Ausflüglerisch im Sommer hochinteressant sind fällt Dir am Wochenende, wenn Du die UG auch gerne mal richtig dringend brauchst, diese weg. Denn genau die Helfer die sonst fleißig ausrücken besetzen gerade die RegelRTW Ehrenamtlich oder mach (hier in unserem Bereich) Dienst bei auf der Wasserrettungsstation, denn da ist man schließlich auch noch Mitglied. ;-)


    Gleiches problem auch gerne mit den SEGen

    Super, das schafft Vertrauen ins System... :-D

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wir sind zwar nicht in Bayern, aber die Probleme sind bei uns ähnlich. Ohne SEG wären Einsatzlagen mit mehreren Verletzten, Bereitstellungen oder außergewöhnlich einsatzstarke Tage einfach nicht machbar. Die Alternative zu einer SEG (die leider selten einen RTW nach NRettDG stellen können) wäre in einigen Fällen gar kein Rettungsdienst für 40 Minuten.


    So hart es klingt, aber vielleicht müssen erst ein paar (vielleicht auch "wichtige") Leute zu Schaden kommen.


    Das ist traurigerweise wahr, allerdings glaube ich auch nicht, dass ein entsprechender Vorfall wirklich Konsequenzen nach sich ziehen wird. Man kann ja alles als unglücklichen Einzelfall, schicksalshafte Verkettung oder sonstwie relativieren. Ich fände es viel schöner, wenn man sich anhand der erhobenen statistischen Daten im Voraus Gedanken macht und versucht, kreativere Konzepte als "mehr Fahrzeuge" zu etablieren. Leider passiert hier, ob mit oder ohne öffentlichen Druck, einfach nichts.

    Aber das ganze durch "Eigeninitiative" mit EA oder sonstwie besetzten Autos zu kompensieren konterkariert doch das ganze System!? Und auch die Spezifika eines Flächenlandkreises muss ein professionelles RD-System berücksichtigen.


    Wenn wie im Ausgangsfall 25% des Rettungsdienstes über den geplanten Bedarf aus freien Stücken erbracht werden, dann gebe ich dir völlig Recht.
    Allerdings halte ich es für utopisch bei solchen Flächen und derart geringen Einsatzzahlen eine vollständige hauptamtliche Abdeckung zu gewährleisten. Duplizitätsfälle, mehrere Verletzte oder außergewöhnliche Wetterlagen wird es immer geben und ich finde ein System, dass dafür auf ehrenamtlicher Bereitschaft aufbaut eine gute, bezahlbare und vor allem realistische Lösung. Allerdings sollte das Personal im Einsatzfall angemessen entschädigt werden, und die Einsätze müssen sich eben auf Ausnahmefälle beschränken. Bei schichtweise besetzten Fahrzeugen oder einer UGRD mit knapp 700 Einsätzen im Jahr läuft etwas gewaltig schief, auch den ehrenamtlichen KTW-Dienst lehne ich ab.
    Grundsätzlich das Ehrenamt bzw. eine unentgeltliche Bereitschaft neben dem hauptamtlichen Dienst zu verteufeln finde ich aber auch nicht sinnvoll, denn es ist in meinen Augen die einzige Alternative, eine gute Versorgung über den Regelfall hinaus zu gewährleisten.
    Für den Regelfall finde ich ein oder zwei "Lückenfüller-RTW" in jedem Fall eine gute Ergänzung, damit sollte ein Großteil der Duplizitätsfälle abgefangen werden.
    Mehrere RTW mit 0-1 Einsätzen in 24 Stunden hauptamtlich zu besetzen ist dann für mich keine realistische oder sinnvolle Problemlösung.


    Stattdessen fände ich ein System, dass ich im Urlaub in England kennengelernt habe interessant. Dort hat man einen speziellen Verleger-RTW für die zahlreichen weiten Fahrten in Häuser übergeordneter Versorgungsstufen. Ein solches Fahrzeug, eventuell in Rufbereitschaft (mit 30 min Vorlauf) würde sicherlich einige Landkreise enorm entlasten. Zunächst würden die Akutverlegungen keine Lücken mehr reißen.
    Perspektivisch könnte man, anstatt einen Patienten z.B. mit einem Lagerungsschwindel 60 Minuten in eine HNO-Klinik zu transportieren, das lokale Krankenhaus anfahren, dort eine symptomatische Therapie beginnen (Telemedizin?) und mit etwas Zeitverzug eine Verlegung mit einem speziellen Fahrzeug organisieren.
    Fände ich für Landkreise mit kleiner Klinik und weiter Entfernung interessant, und würde bei uns z.B. gerade nachts eine erhebliche Entlastung bringen. Dazu noch ein verschiebbares Fahrzeug und die Welt wäre ein Stück rosiger.

    Und warum setzt man dann die Fahrzeuge dann nicht nur als FR ein.


    Weil man damit noch größere Lücken in die Vorhaltung reißt. Wenn ein entsprechend besetztes Fahrzeug zum Einsatz kommt, dann soll es auch transportieren, alles andere ist in meinen Augen eine unnötige Belastung der rettungsdienstlichen Abdeckung, des eingesetzten Personals und nicht zuletzt des Patienten.

  • Super, das schafft Vertrauen ins System... :-D



    Kann man diesem System vertrauen wenn man es kennt? :-P

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Und andere Flächen-Bundesländer wie S-H schaffen es auch einen Spitzenbedarf adäquat durch hauptamtliches Personal zu organisieren.


    Wir können nicht alles, aber Rettungsdienst. :pfeif:

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Wir sind zwar nicht in Bayern, aber die Probleme sind bei uns ähnlich. Ohne SEG wären Einsatzlagen mit mehreren Verletzten, Bereitstellungen oder außergewöhnlich einsatzstarke Tage einfach nicht machbar. Die Alternative zu einer SEG (die leider selten einen RTW nach NRettDG stellen können) wäre in einigen Fällen gar kein Rettungsdienst für 40 Minuten.

    Bei Einsatzlagen mit mehreren Verletzten machen SEG doch durchaus Sinn, wie ich finde. Für den Rest? Da stellt sich die Frage, ob der Landkreis hier irgendwie bei der Ausschreibung und Bedarfs- und Einsatzplanung seine Hausaufgaben nicht richtig gemacht hat!

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.