Mit Technischen Rettungssanitätern gegen den Fachkräftemangel

  • Habe ich auch nicht gefordert. Ich habe gesagt, dass ein RS mit Funktionstulagen gar nicht so viel schlechter bezahlt werden muss, wie ein reiner NfS ohne zusätzliche Funktionen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Das wäre unrealistisch und gegenüber dem nfs unfair. Höhere Zugangsvoraussetzungen und mehr als zweieinhalb Jahre Ausbildung mehr, inklusive deutlich mehr Verantwortung muss sich auch lohnen. Gegen eine Durchlässigkeit vom RS zum NFS hat man sich aus gutem Grund bewusst entschieden, ich hoffe und denke, dass man dabei bleibt. Eine Ausbildung in Teilzeit ist aber grundsätzlich möglich. Wird ein wenig komisch, wenn man dann teils als Zweiter, teils noch als Dritter fährt.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • In der Vergangenheit ist ja öfters hier über eine neue Ausbildung anstelle des jetzigen 520-h-RS diskutiert worden und auch eine Ausbildungszeit von einem Jahr wurde bereits mehrfach angesprochen. Jetzt greift jemand den Gedanken auf, die Reaktionen sind eher verhalten.

  • Ich denke, dass das daran liegt, dass man weniger an eine umfangreichere technische, denn tatsächlich an eine umfangreiche medizinische Ausbildung gedacht hatte. Und die Forderung sich beim RS Gehalt am NFS zu orientieren, und damit deutlich über dem vorherigen Rettungsassistentengehalt, der ja immerhin zweijährig ausgebildet war, ist nicht besonders realitätsnah.

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  • ... vor allem weil die genannten Zusatzqualifikationen lächerlich sind. Brauch ich nen Kurs und mehr Gehalt, um jeden Morgen den Ölstand und das Reifenprofil am RTW zu kontrollieren?

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Naja, aber es wurde ja auch das Konzept von Falk hier in dem Thread eingebracht - da ist es mehr "Pflege". Das hat aber fast niemand kommentiert. Mir scheint es eher so, dass es halt einfach ist etwas doof zu finden aber schwer was anderes zu machen. Bisher habe ich in diesem Thread von niemanden eine ausführliche Darstellung der eigenen Idee gelesen. Schade, hatte ich sogar explizit danach gefragt.

  • Liegt vielleicht daran, dass die Grundqualifikation des RS sehr übersichtlich ist. Das ist nunmal nicht sehr viel mehr als ne angelernte Tätigkeit. Wer kommt denn auf die Idee, für Produktionshelfer und Regalbestücker ne Zusatzqualifikation zu fordern, um den "Beruf" aufzuwerten?

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  • Wie in einem anderen Thread schon mal beschrieben würde ich eine Aufwertung der RS Ausbildung durch Verlängerung der Ausbildungsdauer z.B. auf ein Jahr begrüssen. Das könnte mMn auch das erste Jahr der NotSan Ausbildung sein. Diese "RS+" Qualifikation könnten auch jetzige RS durch Praktika und Fortbildungen erreichen. Damit wäre auch eine Verkürzung oder ein späterer Beginn der NotSan Ausbildung möglich (unter diesem Voraussetzungen mMn auch guten Gewissens möglich).
    Das erste Jahr der NotSan Ausbildung und damit die "RS+" Ausbildung sollte zu einem guten BLS Provider mit pflegerischer Kompetenz für den qualifizierten KTP und Assistenz für die Notfall Rettung befähigen. Durch die verlängerte Ausbildung könnten aber dem RS+ aber auch schon gewisse erweiterte Kompetenten (ähnlich der jetzigen Notkompetenz des RA) zugesprochen werden.
    Ausserdem steht dann als Perspektive u.a. immer die dann verkürzte NotSan Ausbildung im Raum.

  • Was ich als Problem einer längeren Ausbildung sehe, ist, dass die Schulen für solch einen "Ansturm" derzeit nicht gerüstet sind. Die (teilweise neu gebauten) Schulen sind voll von den Ergänzungslehrgängen, die Azubis kommen nur sehr selten in Praxisräume und die Raumsituation ist gedrängt. Hier dann den RS (die derzeit anscheinend sowieso nur schlecht in den Schulen Platz finden) noch mehr Raumkapazitäten zuzuweisen, ist meiner Meinung nach eher schlecht bis nicht möglich.


    Auch bezüglich des Lehrpersonals gelten ähnliche Probleme: Man hat schon damit Schwierigkeiten, studiertes Personal für die NotSan-Ausbildungen aufzutreiben. Wenn man die Kapazität nochmal um 1/3 erhöht (was für eine Anrechnung konsequenterweise nötig wäre), dann hat man mehr Personal-Not und im Zweifel wird die Qualifikation der Lehrer heruntergeschraubt und damit die vorangetriebene Professionalisierung wieder etwas zurückgedreht.

  • Naja, die Problematik mit den überlasteten Schulen ist regional sehr unterschiedlich. Schließlich sind die NotSan-Weiterbildungen in vielen Ecken Deutschlands überwiegend nur Vorbereitungslehrgänge und die Rettungsassistentenausbildung ist weggefallen. Dadurch finden teils sogar mehr RS Kurse statt - diese werden aber auch benötigt, da es eben viel weniger NotSan-Azubistellen gibt, als es früher RettAss Plätze gab. Am Ende ist es gar nicht leicht, dies auseinander zu rechnen. Persönlich habe ich aber Zweifel daran, ob das erste Lehrjahr des NotSan so wirklich gut als alleinige Ausbildung taugt mit seinem jetzigen Curriculum. Und ich fände es nicht gut, dies jetzt schon wieder zu ändern. Man muss einem Lehrsystem ja auch erstmal die Zeit geben, sich wirklich einzuspielen und tatsächliche Vorteile und Probleme zu sehen. Andernfalls reformiert man es am Ende mehr oder minder jährlich und das hilft dem Berufsbild auch nicht. Aber eine medizinisch brauchbare einjährige Ausbildung zu schaffen, dürfte leicht möglich sein. Geht man mit der Maßgabe, dass derjenige als zweiter Mann auf einem RTW eingesetzt werden soll, kann man eigentlich die alte Rettungsassistentenausbildung mit leichten Änderungen auf das Maß kürzen. Wobei man sich dann wieder in der Ausbildung klar zur Notfallrettung bekennen würde, der Trend geht ja eher zum Krankentransport mit pflegerischen Komponenten hin.

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  • Aber eine medizinisch brauchbare einjährige Ausbildung zu schaffen, dürfte leicht möglich sein. Geht man mit der Maßgabe, dass derjenige als zweiter Mann auf einem RTW eingesetzt werden soll,


    Ich halte es nicht für gut, einen dritten, komplette neuen, einjährigen Ausbildungsgang zu erstellen. Ich bin für eine modulare Lösung. Grundlage RS und dann eben entsprechende Module. Aus meiner Sicht könnten solche Modul eben sein:


    1. strukturiertes Abarbeiten von Notfällen (BLS Provider, PLS Provider, ....)
    2. Lagerung von Patienten, Heben und Tragen (Rückenschule, Kinestetik,....)
    3. Betreuung und Pflege von Patienten sowohl für kurze als auch Ferntransporte
    4. Kommunikation (das übliche + Medical English)
    5. medizinische Skills (Zugang, Vorbereitung Intubation, Vorbereitung EZIO, Perfusoren....)
    6. "Über den Tellerrand" (Ausbildung zum Truppman FW, Rettungsschwimmer, ggf. THW Grundausbildung, Einweisung in KatS Einheit)
    F. Führerschein (für Bewerber ohne Klasse B/C1)


    Dies ermöglicht eine Durchlässigkeit die ich in diesem Bereich für absolut sinnvoll und erstrebenswert halte. Je nach örtlicher Gegebenheit können bestimmte Modul Voraussetzung für bestimmte Tätigkeiten sein (Einsatz RTW nur mit Modulen 1. & 5. & F, verantwortlicher Einsatz im Krankentransport nur mit Modulen 1. & 2. & 4. & F).

  • Ich bin mir ehrlich gesagt unsicher, ob das Niveau der RTW-Fahrer (wie auch immer sie dann heißen mögen) wirklich ansteigt, wenn man die Ausbildung so verlängert, dass es völlig unattraktiv wird, sie im Rahmen eines FSJ oder ähnlichem zu machen, sie aber gleichzeitig zu kurz ist, um wirklich die Grundlage eines jahrelangen Broterwerbs zu sein. Ich glaube, dass der RS im Grunde völlig ausreichend ist, um das Fahrzeug zu fahren an der Einsatzstelle zuzuarbeiten. Wie man das genau macht, da muss man neue Leute natürlich anlernen, aber der formale Rahmen ist für meinen Geschmack im Grunde in Ordnung.

  • Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das Niveau der Interessenten deutlich absinkt, wenn man nicht mehr "aus Versehen" auch die Guten im Rahmen eines FSJ ins Boot holt.

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  • Interessante Idee, ich sehe allerdings den Vorteil der Modularisierung nicht wirklich. Und ehrlich gesagt fürchte ich, dass wenn man 4, 6 und F in die Ausbildung aufnimmt, für die medizinische Grundsausbildung zu wenig Raum übrig bleibt. In der Pflege finden sich auch Bewerber für einjährige Kurse und dort ist es sehr viel leichter einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Grundsätzlich könnte man die einjährige Ausbildung aber so gliedern, dass es den alten RS Lehrgang weiterhin als Einstieg gibt, wenn man unbedingt auf FSJ Rücksicht nehmen will und einen Weiterbildungscharakter haben möchte. Auch das wäre ohne weiteres möglich.

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  • Ein RS, der neben seiner eigentlichen Tätigeit noch viele andere Positionen wahrnimmt und diese Ausfüllt, muss dabei Funktionszulagenbedingt gar nicht viel weniger verdienen als ein "reiner" NfS (ohne Zusatzfunktionen und entsprechender Zulage).


    Das sehe ich nicht so. Es gibt immer und überall ausbildungsbedingte Gehaltsunterschiede - wer (in seinem Tätigkeitsbereich!) einen Hochschulabschluss erworben hat, wird regelmäßig besser bezahlt als derjenige, der eine Ausbildung abgeschlossen hat, und der wiederum besser als der angelernte oder Hilfsarbeiter; Zulagen für Zusatzqualifikationen sind dabei regelmäßig nicht geeignet, diese Unterschiede zu novellieren.


    Das halte ich auch für richtig; wer eine dreijährige Ausbildung abgeschlossen hat, ist regelmäßig deutlich qualifizierter als derjenige, der (nur) verschiedene Zusatzmodule absolviert hat.


    Er ist am Ende genau so wichtig für das Team, aber eben aus technischer Sicht.


    Das ist richtig, für das Gehalt aber regelmäßig nicht entscheidend - denn auch der Reinigungsdienst ist wichtig für das Team, weil sonst alle im Dreck ersticken würden. Dennoch werden aller Voraussicht nach die Reinigungskolonnen im Bundeskanzleramt nicht annähernd so gut bezahlt wie die Bundeskanzlerin.


    Entscheidend ist nämlich nicht nur, ob die Arbeit am Ende (genauso) wichtig ist für den Erfolg, sondern auch, wie einfach es ist, diese Arbeit zu erledigen, und wie schnell / wie viele Menschen diese Qualifikation erwerben können.

  • Das sehe ich nicht so. Es gibt immer und überall ausbildungsbedingte Gehaltsunterschiede - wer (in seinem Tätigkeitsbereich!) einen Hochschulabschluss erworben hat, wird regelmäßig besser bezahlt als derjenige, der eine Ausbildung abgeschlossen hat, und der wiederum besser als der angelernte oder Hilfsarbeiter; Zulagen für Zusatzqualifikationen sind dabei regelmäßig nicht geeignet, diese Unterschiede zu novellieren.


    Das halte ich auch für richtig; wer eine dreijährige Ausbildung abgeschlossen hat, ist regelmäßig deutlich qualifizierter als derjenige, der (nur) verschiedene Zusatzmodule absolviert hat.

    Ich halte es für falsch. Wenn wir Leistung, statt Qualifikation bezahlen würden, gäbe es weniger inkompetente Chefetagen. Der BER ist ein gutes Beispiel dafür, das "hochqualifizierte" Chefs einfach Geld kriegen, egal was passiert. Fair find ich das nicht.


    Wegen mir könnte man mit Zulagen gerne Personal belohnen das deutlich besser arbeitet als andere.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • [...]


    Ich halte es für falsch. Wenn wir Leistung, statt Qualifikation bezahlen würden, gäbe es weniger inkompetente Chefetagen. Der BER ist ein gutes Beispiel dafür, das "hochqualifizierte" Chefs einfach Geld kriegen, egal was passiert. Fair find ich das nicht.


    Wegen mir könnte man mit Zulagen gerne Personal belohnen das deutlich besser arbeitet als andere.



    Mal abgesehen davon, dass wir bisher nicht von Chefetagen geredet haben, in denen Entscheidungen wie der BER (war das nicht die Politik..?) getroffen wurden, sondern von großen Berufsgruppen, glaube ich das nicht. Wenn sich Qualifikation nicht mehr lohnt, wird der Anreiz sie zu erwerben deutlich kleiner. Das führt am Ende zu einer Abnahme von Qualifikation und damit am Ende auch von Leistung.


    Wenn man nur noch mit Leistungszulagen arbeitet hat man das Beschäftigungsmodell eines der unsäglichsten privaten Rettungsdienste der Branche übernommen. Und dieses Modell führt nicht unwesentlich zu deren Personalnot - denn die meisten Mitarbeiter wollen Sicherheit. Leistungsbeurteilungen sind immer subjektiv und nur in geringem Umfang objektivierbar. Und wichtige soziale Errungenschaften gingen dabei allzu schnell verloren (Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bezahlte Überstunden, Urlaub...). Ich bin sehr erstaunt, dass du ein so ein System wünschst.

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