SK Verlag: SWR-Doku beleuchtet die Einhaltung von Hilfsfristen

  • Fährst Du ab und an noch im deutschen Rettungsdienst?
    Meiner Erfahrung nach fahren in der Schweiz die Rtw's deutlich wenniger Bagatelleinsätze als bei uns.
    Wobei ich nur einen kleinen Teil des Schweizer RD's kenne.
    Ich hoffe aber nicht, daß es im Rest der Schweiz komplett anderes aussieht.


    Bisher dachte ich, daß es vor allem am Eigenanteil liegt.

  • Hi!
    Auf dem schweizer Land hatte ich gar keinen (wenig) Bagatelleinsatz, in Zürich hatte es "deutsches Großstadtniveau", d.h. dort hat es niemand interessiert,wie hoch der Eigenanteil war.


    Unser Klientel wird sich nicht ändern, dort ist doch eh nix zu holen. Und Oma Bömmelkamp traut sich bei dollen Brustschmerzen nicht anzurufen, weil der Krankenwagen bei Tante Erna so teuer war letztens...
    Grüße Dani

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Ich habe mir heute in der SWR-Mediathek die Reportage angeschaut - Die Hebel, an denen man ansetzen muss, ist ja nicht neu: Ausbildungskapazitäten schaffen, Arbeitsbedingungen verbessern - Und einen politischen Willen zwecks Gestaltung des gesetzlichen Rahmen (Hilfsfristen, Aufsicht des RD etc.) aktivieren.


    Die Auswertung der Hilfsfristen hat mir persönlich auch noch einmal optisch deutlich gemacht, dass wir regional, dank demographischer bzw. topographischer Faktoren, gar nicht rum herumkommen werden auch ein semi-professionelles First-Responder-System aufzubauen.

  • Die Hebel, an denen man ansetzen muss, sind ja nicht neu: [...]


    Natürlich sind die nicht neu und auch die Probleme mit möglichen Lösungen alt bekannt. Aber eben nur "uns", den Rettern, aber eben nicht den Bürger, die, glaube ich, bisher noch nicht in so geballter Form die Probleme dargestellt bekommen haben. (Und das zur Primetime!).

  • Wow! Hat nur gut gefallen die Doku.


    Am spannendsten fand ich, dass der Leiter der ILS Stuttgart deutlich souveräner wirkte als die beiden Geschäftsführer. Es ist wichtig das ein Ruck durch die Reihen aller am RD Beteiligter geht und die Aufsichtsbehörden genauer hinschauen.


    Wenn man jetzt noch dafür sorgt, dass die KTW Pauschalen statt 79 179? betragen, dann brauche ich auch nicht mehr soviel RTW. Und dann noch N-KTW/MZF für dringende Einweisungen, Verlegungen und Fahr mal kucken- schon würde die Welt deutlich besser aussehen!



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  • Anscheinend gibt es die erste Reaktion vom Innenministerium https://swrmediathek.de/player…86-11e7-a5ff-005056a12b4c (ab 18:10)
    Die Leitstellen sollen wohl unter staatliche Kontrollen kommen.


    Naja. Herr Schröder in allen Ehren aber ob da der Innenminister Strobel so auch ganz dahinter steht bleibt abzuwarten...Zumal von einer Kommunalisierung der Leitstelle noch lange nicht die Rede ist. Kontrolle der Leitstellen kann auch nur indirekt gemeint sein eventuell durch die geplante ÄLRD auf Regierungspräsidien Ebene.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Und hier noch der Link zur kompletten odysso-Folge in der zum Schluss sogar auch noch die MANV-Struktur bzw Nichtstruktur angesprochen wird.

  • Zitat

    Zitat von Borke: Das glaube ich nicht. Wenns an den eigenen Geldbeutel geht, überlegt man doch eher welche Leistung man sich "erkauft" und ob es einem das Geld Wert ist. Der Betrag müßte halt über 10 Euro liegen, wie damals bei der Praxisgebühr. Eigenbeteilung allein ist natürlich kein Allheilmittel bei den vielen derzeitigen Problemen im Rettungsdienst. Aber es wäre ein sinnvoller Anfang um Bagatelleinsätze zu. reduzieren.

    Ich denke nicht, dass dieser Ansatz etwas bringt. Viel wichtiger wäre die Aufklärung, wann ich was nutze, z.B. bei "Husten, Schnupfen, Heiserkeit" geht man zum kassenärztlichem Bereitschaftsdienst - wenn überhaupt. Auch die Verzahnung von diesem und dem RD sollte man endlich in Angriff nehmen, so lassen sich viele Fahrten vermeiden.
    Bevor man lange rumjammert oder das Rad neu erfinden möchte, könnte man sich auch in benachbarten Ländern orientieren. Ja, in Dänemark bekommen wir auch Fahrten die man vermeiden könnte, aber hier entschuldigt sich noch der Patient mit AKS dass er uns gerufen hat - auf Anraten des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Dieser wird fast immer zuerst kontaktiert - und es läuft...


    Es wurde schon gesagt: der kleine Retter weiß, an welchen Schrauben gedreht werden müßte und - wenn man wollte, auch könnte - nur die Obrigkeit will es nicht hören.

  • .... und der kleine Retter stellt sich die Dinge vieeeeellll einfacher vor als sie sind.
    Denn "mal eben mehr an den KV verweisen" ist eben nicht mal eben getan.


    Wer stellt und bezahlt das "mehr" an Call-Takern die du dann auf einmal brauchst um aus den 10x Grippe das Lungenödem rauszufischen?
    Wer stellt und bezahlt das "mehr" an ÄBD Ärzten? Du wartest heute schon in vielen Notfallpraxen gerne mal 4h und länger, der ÄBD kann in manchen Regionen gerne auch mal 6-8h brauchen. Mal abgesehen davon das es in vielen Regionen vorne und hinten schon nicht reicht mit den ÄBD Ärzten. Deren Dienstpläne sind nur nicht ganz so leer weil hier mehr Zwang herrscht. Was umgekehrt aber auch wieder zu RD Einsätzen führt, da der Gynäkologe Atemwegsprobleme dann doch lieber mit dem RTW fahren lässt weil das hat er mal so gehört.

  • Wer stellt und bezahlt das "mehr" an Call-Takern die du dann auf einmal brauchst um aus den 10x Grippe das Lungenödem rauszufischen?
    Wer stellt und bezahlt das "mehr" an ÄBD Ärzten?

    Ich würde die Behauptung aufstellen, dass wenn die 400 Euro, die der RTW kostet, an den diensthabenden Arzt gehen würden, dieses Problem nicht so wahnsinnig groß wäre. Und vermutlich würde es auch mit 300 Euro klappen, dann hätte die Gesellschaft immer noch 100 gespart und der RTW wäre für Notfälle frei.

  • .... und der kleine Retter stellt sich die Dinge vieeeeellll einfacher vor als sie sind.
    Denn "mal eben mehr an den KV verweisen" ist eben nicht mal eben getan.


    Wer stellt und bezahlt das "mehr" an Call-Takern die du dann auf einmal brauchst um aus den 10x Grippe das Lungenödem rauszufischen?
    Wer stellt und bezahlt das "mehr" an ÄBD Ärzten? Du wartest heute schon in vielen Notfallpraxen gerne mal 4h und länger, der ÄBD kann in manchen Regionen gerne auch mal 6-8h brauchen. Mal abgesehen davon das es in vielen Regionen vorne und hinten schon nicht reicht mit den ÄBD Ärzten. Deren Dienstpläne sind nur nicht ganz so leer weil hier mehr Zwang herrscht. Was umgekehrt aber auch wieder zu RD Einsätzen führt, da der Gynäkologe Atemwegsprobleme dann doch lieber mit dem RTW fahren lässt weil das hat er mal so gehört.


    Heute morgen stand auf dem geriatrischen Abreißkalender an der Wand "Wer nicht will findet Gründe, wer will findet Wege". Vorgestern stand drauf "Alle haben gesagt das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es gemacht". Wie es im Ist-Zustand ist, haben wir alle gesehen. Das muss nicht zwingend genau deswegen auch so bleiben.

  • Ein schöner Kommentar von Johannes Schmid-Johannsen vom SWR zum Thema Rettungsdienstfinanzierung:


    Bei Anruf - Taxi mit Blaulicht


    Ein schöner und sachlicher Kommentar, der genau in die richtige Richtung geht. Es gibt ja aktuell ein paar Leute, die sich mit solchen Ideen und der Umsetzung beschäftigen. Bleibt nur abzuwarten, wo und wann es umgesetzt wird oder ob es doch beim das-war-schon-immer-so bleibt, weil noch immer zu wenig Gegenwind aufkommt.

  • Viel wichtiger wäre die Aufklärung, wann ich was nutze, z.B. bei "Husten, Schnupfen, Heiserkeit" geht man zum kassenärztlichem Bereitschaftsdienst - wenn überhaupt.


    Jein.


    Zum einen: Sicherlich ist solche Aufklärung wichtig, doch fraglich ist ihr Erfolg. Es ist bereits keineswegs mehr durchgehend erfolgreich, den Menschen viel grundlegendere Dinge - wie die Notwendigkeit von Impfungen und der Inanspruchnahme medizinischer statt alternativer Hilfe bei gravierenden Erkrankungen zu vermitteln . Oder die Notwendigkeit einer Rettungsgasse. Oder die Schädlichkeit des Gaffens. Oder die Unzulässigkeit von Angriffen auf Einsatzkräfte. Wenn schon das - durchaus in der Breite - nicht funktioniert, sehe ich für einen Erfolg dieser Aufklärung als alleiniges oder auch nur erstrangiges Mittel eher schwarz.


    Zum anderen: Aufklärung ist das eine - bewusster Missbrauch ist das andere. Nicht jeder, der den Rettungsdienst für einen (teilweise offenkundigen) Nicht-Notfall verständigt, tut das versehentlich.


    Auch die Verzahnung von diesem und dem RD sollte man endlich in Angriff nehmen, so lassen sich viele Fahrten vermeiden.


    Ist es denn in Ba-Wü noch nicht allgemein so, dass die 116117 in der ILS abgefragt wird?


    Bevor man lange rumjammert oder das Rad neu erfinden möchte, könnte man sich auch in benachbarten Ländern orientieren. Ja, in Dänemark bekommen wir auch Fahrten die man vermeiden könnte, aber hier entschuldigt sich noch der Patient mit AKS dass er uns gerufen hat - auf Anraten des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Dieser wird fast immer zuerst kontaktiert - und es läuft...


    Das halte ich weniger für eine Frage des Wissens - also der Aufklärung - als vielmehr der Mentalität und Erwartungshaltung.


    Es wurde schon gesagt: der kleine Retter weiß, an welchen Schrauben gedreht werden müßte und - wenn man wollte, auch könnte - nur die Obrigkeit will es nicht hören.


    IBTD - der kleine Retter weiß, wo die Probleme liegen, aber ob die Schrauben, an denen er drehen wollen würde, sie lösen, erscheint mir doch eher zweifelhaft.

  • Welche wissenschaftliche Evidenz kann der Notarzt der AGNSW denn für seine These der 10 Minuten ins Feld führen?


    Keine, vermutlich. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass es darüber seriöse Untersuchungen gibt. Warum 10 Minuten, und nicht 8, oder 12? Oder 5 oder 15?


    HInzu kommt: Notfall ist nicht gleich Notfall - 10 Minuten erscheinen mir für eine Reanimation ziemlich lang, für viele andere Notfallbilder aus medizinischer Sicht aber kürzer als zwingend erforderlich.


    Und natürlich wird die Darstellung dadurch erheblich verfälscht, dass aller Voraussicht nach die weit überwiegende Mehrzahl der als solche gezählten Notfalleinsätze alles andere als "dringliche medizinische Notfälle" sind.