Mannheimer Stadträte und Ärzte rügen Rettungsdienstplan des Landes / Normenkontrollverfahren beim VGH Baden-Württemberg

  • Ich kenne Geschäftsführer von Hilfsorganisationen, denen sind die Probleme durchaus bewusst, weil sie (sehr selten) noch RTW oder NEF fahren. Man würde auch gerne bessere Gehälter bezahlen.

    Aber wenn bei der Ausschreibung "Tariftreue" gefordert wird, das einzige wirkliche Ausschreibungskriterium des Rettungsdienstträgers der Preis (und der muss so billig wie möglich sein) ist, dann fällt es extrem schwer.

    Hinzu kommt dann noch, dass die Anzahl der NotSan-Azubis durch Vorgaben reglementiert ist. Man würde sehr gerne mehr Azubis ausbilden, darf es aber nicht.

    Wo es früher 2 Rettungswachen, 2 RTW und 3 Plätze für RAiPler (plus die RS, die die Stunden vorher gesammelt haben und dann ohne Praktikum RettAss wurden) waren sind es jetzt 3 Plätze für NotSan, 4 Rettungswachen und 6 bis 8 RTW. Man finde den Fehler.

    Zuzüglich jetzt natürlich Spitzenlast-RTW, die ehrenamtlich besetzt werden sollen, aber nicht können, da es keine NotSan mehr in den Bereitschaften gibt.

  • Wenn man die Tariftreue haben will, muss man eben an den Traifverträgen schrauben. Also bessere Abschlüsse. Dann bräuchte man punktuell keine besseren Gehälter zahlen wollen. Geld ist natürlich nur ein Faktor der vielen Gründe, warum Personal nicht gehalten werden kann. Aber Arbeitszeiten sind auch ein Grund. Somit könnte man schon zwei der vielen Punkte mittels wirklich guten Tarifverträgen aus der Welt schaffen. Zugegeben, die weiteren Punkte (Gründe) gestalten sich dann eskalierend schwieriger.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Mehr KTW hätte ich auch gerene. In der Regel sehen meine Schichten so aus, dass ich 50% meiner "Patienten" nicht transportiere. Manche gebe ich an den KTW ab, gerade morgens klappt das manchmal. 30% meiner Patienten sind KTW Fahrten die man halt fährt weil kein KTW zur Verfügung steht. 17% meiner Fahrten sind "Notfälle", bei denen der Patient tatsächlich ins Krankenhaus sollte und machmal auch muss und 3% sind HNR-Alarmierungen, Bereitstellung beim Brand, etc, Wenn ich nur noch die 20% Notfälle und sonstiges machen müsste, wäre ich deutlich zufriedener. Vor allem, da ich nun auch 2 Jahre auf einer Wache war, wo die durchschnittliche EInsatzdauer bei Transport 2 Stunden beträgt. Nachdem jetzt weitere Krankenhäuser schließen, wird das auch auf meiner jetzgen Wache deutlich zunehmen.

  • Man würde auch gerne bessere Gehälter bezahlen.

    muss man eben an den Traifverträgen schrauben.

    Genau hier ist doch der Punkt! Will man mehr Zahlen und ist an einen Tarif gebunden, dann muss man schauen, dass der Tarifvertrag besser wird. Tatsächlich scheint man in der obersten Etage aber noch nichts von den Problemen gehört zu haben bzw. man ist sich der Brisanz des Problems nicht bewusst, zumindest kommt es mir so vor, wenn ich die Meldungen zu den Tarifrunden verfolge.

    Man muss an diesem Punkt aber auch mal ganz offen und ehrlich sein, dazugehört das man eingesteht, dass 1. Geld nicht mehr alles ist und man auch mit wesentlich mehr Geld die Leute nicht wesentlich länger an den Beruf bindet und 2. der AG durchaus gewisse Möglichkeiten hat dem Mitarbeiter innerhalb der Spielregeln von Tarifvertrag und Steuerrecht einiges zu gute kommen zu lassen. Es ist also mehr Kreativität und Engagement gefragt, als nur das Gehalt in die Höhe zu schrauben. Im Übrigen nützt es aus meiner Sicht auch nur wenig, wenn man den besten und teuersten RTW und oder das entsprechende Material vorhält, wobei beides natürlich auch ein Baustein ist.
    Aus meiner Sicht würde sich als Arbeitgeber im Gesundheitswesen mal ein Blick in andere Branchen lohnen, gerade kleine Startups oder sehr moderne Unternehmen haben tlw. sehr gute Ansätze zur Bindung der Mitarbeiter und sind damit auch noch erfolgreich. Gleitzeit geht in der Pflege oder im Rettungsdienst nicht und genauso wenig Homeoffice, aber die Etablierung oder Kooperation mit einem Kindergarten wäre z.B. eine machbare Sache.

  • Wenn man die Tariftreue haben will, muss man eben an den Traifverträgen schrauben. Also bessere Abschlüsse. Dann bräuchte man punktuell keine besseren Gehälter zahlen wollen. Geld ist natürlich nur ein Faktor der vielen Gründe, warum Personal nicht gehalten werden kann. Aber Arbeitszeiten sind auch ein Grund. Somit könnte man schon zwei der vielen Punkte mittels wirklich guten Tarifverträgen aus der Welt schaffen. Zugegeben, die weiteren Punkte (Gründe) gestalten sich dann eskalierend schwieriger.

    Ich habe in meinem Beitrag mehrmals betont, dass es mehrere Gründe gibt, warum Mitarbeiter den Rettungsdienst (bzw. allgemein das Gesundheitswesen) verlassen. Es ging nie um Geld alleine bei den Gründen. Bezogen auf den Beitrag vom Kollegen 98-83-1 ging es aber speziell gerade um die Tarifverträge. Die können neben Geld übrigens auch noch mehr Dinge regeln.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Mal eine ernstgemeinte Frage, weil ja immer auf Start-Ups oder die Industrie abgezielt wird; was soll man denn im Rettungsdienst oder in der Pflege wirklich ändern?


    - Homeoffice --> geht nicht im RD, in der Industrie sieht man auch die ersten Anzeichen für die Rolle zurück. Ist nicht in jedem Bereich ein Erfolg.

    - Arbeitszeiten --> Ist nun mal Schichtdienst, aber auch da gibt es inzwischen genug Modelle mit 8h, 10/14h, 12h, 24h (auf dem Land und nicht mit voller Anrechnung, aber trotzdem das beliebteste Modell). Wunschdienstplan, Tausch wird untereinander immer ermöglicht, 39h-Woche, min. 30 Tage Urlaub etc.

    - Wertschätzung durch die Geschäftsführung mit regelmäßigen Besuchen, Personalversammlungen nur für den RD, fährt selber auf dem RTW/NEF mit, moderne Ausstattung, moderne Wachen (soweit sie der HiOrg und nicht dem Träger gehört), Mitarbeiterbeteiligung, wo es möglich ist. Arbeit wird gelobt und unterstützt.

    - Fort- und Weiterbildung --> Pflichtfortbildung ist obligatorisch (wird durch alle Beteiligten im RD gemeinsam gemacht), besondere Aus-/Fortbildungen nach Bedarf bzw. Ausschreibung bzw. im Rahmen Personalentwicklung. Interne Ausbildungen zu besonderen Themen (a la Bereitschaftsabend im Ehrenamt) steht jedem offen und wird auch bezahlt (Stunden geschrieben).


    Soweit mein letzter Stand, ich arbeite nicht mehr hauptberuflich im RD.

    Es braucht auch niemand mit dem Obstkorb oder dem Kicker bei den Start-Ups um die Ecke kommen. Die mir bekannten Start-Up haben selber teilweise deutlich massivere Probleme das Personal zu halten. Auch in der Industrie wechseln genug Leute den Arbeitgeber. Sind nach meiner Beobachtung als Führungskraft aber auch in min. 70% der Fälle nicht die Leistungsträger.

  • Das Thema ist recht komplex. Aus der Geburtshilfe / Pflege weiß ich, dass beispielsweise der Corona-Bonus von 600 Euro für Ummut gesorgt hatte. Während nur sehr ausgewählte Gruppen im Krankenhaus die Zulage bekommen haben (Geburtshilfe beispielsweise nicht, trotz regelmäßigen Covid positiven Schwangeren), der Rest leer ausging und die Mitarbeiter von Volkswagen alle samt 1.500 Euro bekommen haben, aber gar nicht mit Corona-Patienten zu tun haben, weil sie Autos zusammen schrauben. Da gibt es viele Punkte und Gründe, warum man kein Bock mehr auf den Job hat. Im Krankenhaus würden sich die dreijährig examinierten Pflegekräfte und Hebammen u.a. wünschen, dass man sie von fachfremden Tätigkeiten entlasten würde. Essen austeilen, Nachtschränke putzen, Laborblut weg bringen, Kreißsäle wischen, Tee oder Kaffee kochen für die Patienten, usw., ist Ressourcenverschwendung. Genau so wie Notfallsanitäter mit ihren RTW für Krankentransporte einzusetzen, die auch nur deshalb anfallen, weil die zu wenigen KTW ausgelastet sind und die Nicht-Verfügbarkeit von Sondermietwagen dazu führt, dass alles auf KTW geupdatet wird (Teufelskreis eben). Oder Notärzte oder ITW für Heimbeatmungs-Patienten eingesetzt werden. Oder RTH einen Knicke-Fuß von der Insel holen sollen.


    Um mal die Punkte von 98-83-1 aufzugreifen:


    • Arbeitzeiten: Feuerwehr 48 Std. im 24 Std. Dienst, bei meiner Nebentäigkeit HiOrg 45 Std. im 12-Std. Dienst. Ich bin Sesselfurzer, also 39 Std.-Woche und Homeoffice. Voll gut! 45 Std. oder 48 Std. als Vollzeitmitarbeiter? Nööö.
    • Wertschätzung: Was ist das? Maul halten und arbeiten ist der Haupteindruck in den letzten 28 Jahren.
    • Moderne Ausstattung: Nein, eigentlich nicht. Klar gibt es neue Sachen. Aber den Stand der Zeit spiegeln die zum größten Teil nicht wieder. Teilweise fehlt sie ganz, z. B. digitale Dokumentation, Raupentragestühle, Leitstellenvernetzung, bessere Kommunikationstechnik, usw.
    • Moderne Wachen: Neue Wachen gibt es, aber modern und "geeigent" sind diese oft nicht wirklich. Zu eng, zu lange Laufwege, Tiefgaragen für die Fahrzeuge, anderes Beispiel: Warum bekommt der Notarzt große Ruheräume, eigenen Fernseher, eigene Toilette und eigene Dusche, usw. Der NotSan/RettSan auf der Wache muss in kleinen Hundeboxen schlafen (passt nur ein Bett und ein Stuhl rein, so klein sind die Ruheräume)? Geht gar nicht...
    • Fortbildung: Der Standard-Pflicht-Kram. Okay, der ist wichtig, das sehe ich ein und mache den auch gerne. Aber warum nur 16 bis 24 Std. wenn ich jedoch 30 Stunden pro Jahr bringen muss (und diesen Rest eben nicht als Arbeitszeit vergütet bekomme)? Irgendwie geht hier noch eine ganze Menge mehr, was Aus-, Fort- und Weiterbildung betrifft.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Es mag viele Gründe geben warum viele das Gesundheitssystem verlassen. Die Beispiele von Harris NRÜ kommen mir sehr bekannt vor.


    In Deutschland gab es wohl im Rettungsdienst einige die keine Corona Prämie erhielten. Aus Sicht des Mitarbeiters ist das natürlich eine ausgezeichnete Wertschätzung. Begründung meines damaligen Arbeitgebers war die fehlende Refinanzierung.

    Und gleichzeitig wird man fast täglich genervt ob man Zusatzschichten machen will.

  • Mal vorne weg, was 98-83-1 schreibt stelle ich nicht in Abrede und es gibt da wirkliche Leuchttürme, aber in der breiten Masse scheint mir das noch nicht angekommen zu sein.

    - Arbeitszeiten --> Ist nun mal Schichtdienst, aber auch da gibt es inzwischen genug Modelle mit 8h, 10/14h, 12h, 24h (auf dem Land und nicht mit voller Anrechnung, aber trotzdem das beliebteste Modell). Wunschdienstplan, Tausch wird untereinander immer ermöglicht, 39h-Woche, min. 30 Tage Urlaub etc.

    Wenn das klappt, ist das gut. Tatsächlich tun sich aber noch einige Anbieter erheblich schwer damit Dienstpläne anzubieten bzw. eine Tätigkeit zu ermöglichen, die Rücksicht nimmt auf die Wünsche bzw. Erfordernisse des Arbeitnehmers. Ich habe es schon mehr als nur ein Mal mitbekommen, dass Mitarbeiter mit dem Wunsch nach überwiegend Tag-/Nachtdienst wegen Studium oder Familie vor die Wahl gestellt wurden. Aus meiner Sicht ein Ding der Unmöglichkeit. Auch ist das mit der Schichtlänge und der Wochenarbeitszeit so eine Sache, bei beidem wird nach meiner Erfahrung gerne das maximal mögliche angesetzt. Machts halt einfacher. Hier mal regelmäßig die Auslastung zu prüfen und die Arbeitszeit ggf. anzupassen, dass habe ich bisher kaum erlebt. Alleine bei diesen Punkten haben einige Arbeitgeber einen erheblichen Nachholbedarf, der sollte aus meiner Sicht durchaus mal angegangen werden.

    - Wertschätzung durch die Geschäftsführung mit regelmäßigen Besuchen, Personalversammlungen nur für den RD, fährt selber auf dem RTW/NEF mit, moderne Ausstattung, moderne Wachen (soweit sie der HiOrg und nicht dem Träger gehört), Mitarbeiterbeteiligung, wo es möglich ist. Arbeit wird gelobt und unterstützt.

    Wertschätzung kennen viele auch nur durch das Wort "Danke" in einer Mail und gerade bei AG wo die Führungsetage nicht mitfährt bzw. sich mehr mit dem Geld beschäftigt ist das dann auch das Maximale was rüber kommt. Evtl. gibts hier und da mal zusätzlich noch eine Kleinigkeit, aber mehr auch nicht. Und moderne Wachen? Wie Harris schon schrieb beim Bau sicherlich, wobei man sich da auch eher am absoluten muss orientiert, und danach wird schon gehen. Regelmäßige Renovierungen einer Wache habe ich noch nirgends erlebt, im Gegensatz zum Privaten wo inzwischen tlw. im Mietvertrag drin steht wann man was zu renovieren hat. Mitarbeiterbeteiligung habe ich schon mehrfach mitbekommen und auch wie Mitarbeiter aktiv dazu ermuntert wurden, man durfte seine Ideen kundtun (die dann im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten berücksichtig wurden, also eher weniger) und man durfte am Ende gerne für die künftige Wache einkaufen gehen (natürlich inkl. den Scherereien um die Lieferung und verbunden mit einem eigenen Aufbau).

    besondere Aus-/Fortbildungen nach Bedarf bzw. Ausschreibung bzw. im Rahmen Personalentwicklung. Interne Ausbildungen zu besonderen Themen (a la Bereitschaftsabend im Ehrenamt) steht jedem offen und wird auch bezahlt (Stunden geschrieben).

    Auch hier, ich stelle was du schreibst nicht in Abfrage und doch kenne ich das nur bedingt so. Hier und da mal eine finanzierte Fortbildung habe ich mitbekommen, wobei da die Kosten nur tlw. getragen wurden und meist dafür frei genommen werden muss oder getauscht, eine Freistellung war da "nicht auch noch möglich". Eigene Inhouse Weiterbildungsmöglichkeiten, sei es durch interne oder externe Dozenten kenne ich kaum und leider hatten sie wenn meist auch eher ein faden Beigeschmack. Von der "neuen" Möglichkeit zur Onlinefortbildung oder über moderne Vermittlungsmethoden will ich er gar nicht reden, das hat sich nach meiner Erfahrung noch viel weniger verbreitet, wie das oben.

    Es braucht auch niemand mit dem Obstkorb oder dem Kicker bei den Start-Ups um die Ecke kommen.

    Warum nicht? Die Forderungen eines stabilen sozialen Umfelds und einer aktiven Bemühung um ein gesundes Leben ist keine Einbahnstraße vom AG aus! Sicher sind das vll. auch lustig anmutende Dinge, aber es sind Kleinigkeiten, die etwas positives bewirken können und die man durchaus in Erwägung ziehen sollte sie zu nutzen.

    Aber mal abgesehen dem oben Punkten

    • Warum nicht tatsächlich mal 30 Tage Urlaub gewähren, auch wenn der Mitarbeiter keine 5 Tagewoche arbeitet? Gerade aktuell könnte man damit einigen Menschen ein echten Gefallen tun.
    • Warum nicht hergehen und regelmäßig Tankgutscheine Ausgeben oder ein ÖPNV-Ticket anbieten, also zumindest stark vergünstigt?
    • Warum nicht hergehen und sich um eine Kinder- / Altenbetreuung kümmern? Hier kann ich dem Mitarbeiter erheblich helfen und ihn auch besser halten, mal ganz zu schweigen vom positiven Effekt in der Außendarstellung und ggf. zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten.
    • Ein Obstkorb, kl. Fitnessset für die Wache oder gar die komplette Übernahme der Fitnessstudiokosten darf nicht großartig zu diskutieren sein.
    • Wachen sollten innovativ und mit einem Blick in die Zukunft gebaut und vor allem auch erhalten werden.
    • Genügend Dienstbekleidung und auch moderne sollte ein guter Standard sein.
    • In der lokalen Presse mal direkt und auch ausführlich die Mitarbeiter loben und deren Situation darstellen, auch das wäre etwas, was gut ankommt.
    • Online und auch Offline sich auch als Arbeitgeber für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, ggf. auch mal an Gegenwind gegen die höheren Instanzen wäre mal ein echter Paukenschlag.
    • Fortbildung über das normale Maß hinaus fördern wäre auch mal eine tolle Aktion, auch wenn es vll. um nicht direkt medizinische geht.
    • Ein QM nicht nur als Zertifikat an der Wand hängen zu haben, sondern es richtig zu leben wäre auch mal etwas positives.

    Und das sind nur einige wenige Punkte, die Liste ließe sich noch ein ganzes Stück lang erweitern. Sicher gibt es da wie gesagt auch Arbeitgeber die einiges davon umsetzen, was ich auch nicht bestreite. Wenn man sich die Personalnot und die Umfragen bzw. Personalgespräche aber so ansieht, dann wird das noch viel zu wenig bzw. viel zu lückenhaft in der breiten Masse umgesetzt.

  • 1. Arbeitszeit

    Beurteilung der Schichtzeiten fand/findet min. 1x jährlich in Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat statt. Auf Schichtwünsche der Mitarbeiter wird maximal Rücksicht genommen, wo es nur geht. Ansonsten findet man immer einen Tauschpartner. Kommt halt auf das Teamgefüge an.


    2. Aus-/Fortbildung

    Interne Wachfortbildung immer zu besonderen Themen mit Dozenten aus dem Ehrenamt. Die haben dann gerne auch mal Themen aus ihrem beruflichen Alltag mit Rettungsdienstrelevanz vorgestellt (Ärzte, Polizisten, Anwälte, Bestatter, Kampfsportlehrer etc.)


    Zu den sonstigen Punkten:

    Tankgutschein hat man überlegt und nach Rücksprache mit Steuerberatung und Finanzamt zum Schutz der Mitarbeiter nicht gemacht. ÖPNV-Ticket kann man vergessen. Da kommt hier niemand pünktlich zum Dienst und auch privat ist es für die Mehrzahl einfach nur sinnlos, da zu teuer und zu langsam. (nur auf die Region bezogen)

    Obstkorb/Kicker habe ich in mehreren Unternehmen (nicht nur Rettungsdienst) erlebt. War ungefähr zwei Monate interessant, dann ging das Obst nicht mehr jeden Tag weg und der Kicker wurde auch nicht mehr genutzt.

    Dienstkleidung in ausreichender Anzahl ist ein Muss.

    Lokale Presse geht nur auf dem Dorf, sonst interessiert das die Presse im Ballungsgebiet eher nicht.

    Von QM habe ich inzwischen meine ganz persönliche Meinung, nachdem ich die ach so tollen QM-Systeme der ach so tollen Vorbilder aus der Industrie kennenlernen durfte.


    Scheinbar war/ist es hier - im Vergleich zu anderswo - noch relativ gut.

    Hier kommt die Mitarbeiterunzufriedenheit fast ausschließlich durch die regelmäßige Gefahr der Ausschreibung und des drohenden Arbeitsplatzverlustes bzw. Verschlechterung der Bedingungen und Gehaltsstruktur im Rettungsdienst. Gerade die Jüngeren können sich nichts mehr das leisten, was die Älteren früher sich leisten konnten (Haus, regelmäßig neues Auto, mehrfach Urlaub im Jahr etc.)

  • [ÖPNV] ... für die Mehrzahl einfach nur sinnlos, da zu teuer und zu langsam. (nur auf die Region bezogen)

    @allgemein Das trifft wohl auf sehr viele Regionen zu (kaum Angebot, zu geringe Taktung, zu lange Fahrzeiten). Und da wo es möglich ist, ist es doch nicht möglich, weil zu unzuverlässig (ständige Verspätungen). Seit 2006 fahre ich regelmäßig Regionalexpress und S-Bahn - ich könnte Bücher schreiben über diesen Wahnsinn. Bevor Deutschland das Auto stehen lässt, muss noch sehr viel mehr passieren (und die Bürgerbedenkenträgerinitativen mal einen Gang runterschalten). Und damit sind nicht die Benzinpreise gemeint. Die können auch 5 Euro pro Liter betragen; wenn man keine (Aus-) Wahl hat, hat man keine Wahl.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das ist imho auch das große Problem in BaWü:

    Das IM hat unter seiner CDU Führung chronisch Angst das Thema RD anzugehen weil es genau weiß, dass am Ende viele alte Zöpfe abgeschnitten werden müssten. Egal ob in Mannheim, Freiburg, Lörrach, Ulm, oder Stuttgart, Land auf Land ab braucht es eigentlich "DIE" große Reform und nicht Verschlimmbesserungen (wobei ich den RD Plan nicht so unterirdisch finde wie alle tun).

    Aber insbesondere was ILSen angeht muss halt endlich mal ein großer Paukenschlag nach bayerischem Vorbild her.

    Einheitliche Softwarebasis, einheitliche Ausbildung die ihren Namen wert ist, einheitliche Hardware, einheitliche Vorgaben zum Betrieb, einheitliche Dispositionsgrundsätze, Leitstellen VPN.

    Und damit auch: Zusammenlegung der Kirchturmleitstellen.

    Da kann ich Dir nur beipflichten. Der RD in Ba-Wü im Allgemeinen und die Leitstellen im Besonderen gehören grundsätzlich reformiert, auch wenn das den vielen Lokalfürsten bei DRK, ASB, Städten und Gemeinden nicht gefällt. Aber solange es hier, gerade im Bereich einer bestimmten Partei und einer bestimmten HiOrg, sehr häufig personelle Vermischungen gibt, sehe ich da schwarz.

    (NB: Mit Blick nach Bayern und die dortigen Leitstellen: Technisch top, aber an der Qualität der Disposition können die auch noch arbeiten...)

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Aus der Geburtshilfe / Pflege weiß ich, dass beispielsweise der Corona-Bonus von 600 Euro für Ummut gesorgt hatte. Während nur sehr ausgewählte Gruppen im Krankenhaus die Zulage bekommen haben (Geburtshilfe beispielsweise nicht, trotz regelmäßigen Covid positiven Schwangeren), der Rest leer ausging und die Mitarbeiter von Volkswagen alle samt 1.500 Euro bekommen haben, aber gar nicht mit Corona-Patienten zu tun haben, weil sie Autos zusammen schrauben.


    In Deutschland gab es wohl im Rettungsdienst einige die keine Corona Prämie erhielten. Aus Sicht des Mitarbeiters ist das natürlich eine ausgezeichnete Wertschätzung. Begründung meines damaligen Arbeitgebers war die fehlende Refinanzierung.

    Tatsächlich war/ ist es so, dass nur die Prämien/ Boni für die Pflegekräfte größtenteils refinanziert wurden und deswegen auch mehrheitlich nur die Pflegekräfte diese ausgezahlt bekommen haben. Da die meisten Krankenhäuser oder Rettungsdienste trotz Krise keine Millionen- bzw. Milliarden-Gewinne wie VW in den letzten beiden Jahren erzielen konnten, gab es für deren (weiteres) Personal eben auch keine Prämie oder lediglich eine sehr reduzierte. Die Pflege hatte dieses Mal halt am lautesten geschrien und dazu noch den Eindruck vermittelt, dass ganz offensichtlich nur sie an der Bewältigung der Pandemie beteiligt sei. Außerdem hatte die Politik ohnehin noch ein schlechtes Gewissen gegenüber den Pflegekräften, die kurz zuvor auf ihre missliche Lage aufmerksam gemacht hatten.

  • Es kam drauf an. Einige LK haben den GKV die Pistole auf die Brust gesetzt und einfach gezahlt.

    Kosten des RD. Aber sowas geht nicht überall in der BRD, dank der verschiedenen Systeme.

  • Ich habe lediglich den Hintergrund beschrieben, warum die meisten im Gesundheitsbereich nur eine kleine oder gar keine Prämie erhalten haben. Dass es individuelle betriebs- oder organisationsübergreifende Zahlungen gab, habe ich ja erwähnt.

  • Wie das beim (Gesundheits-) Personal ankommt, dass kann man sich ja denken. Und ich kann es nachvollziehen. Wer dran schuld ist oder woran das liegt, ist dabei erst einmal nicht wichtig. Das es (mal wieder) schief gelaufen ist (obwohl man zurecht ein schlechtes Gewissen hatte), dass ist das Problem. Politik hat wieder ein Stück mehr an Vertrauen verloren.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das Thema ist recht komplex. Aus der Geburtshilfe / Pflege weiß ich, dass beispielsweise der Corona-Bonus von 600 Euro für Ummut gesorgt hatte. Während nur sehr ausgewählte Gruppen im Krankenhaus die Zulage bekommen haben (Geburtshilfe beispielsweise nicht, trotz regelmäßigen Covid positiven Schwangeren), der Rest leer ausging und die Mitarbeiter von Volkswagen alle samt 1.500 Euro bekommen haben, aber gar nicht mit Corona-Patienten zu tun haben, weil sie Autos zusammen schrauben.

    Hierzulande gab es für die Beamten 1.300 € einmalig als corona-bedingte Sonderzahlung, unabhängig von der Verwendung oder konkreten Belastungen. Ungewöhnlich, aber nett.

  • UPDATE:


    […]

    Auf dem Tisch der Richter in der Schubertstraße liegt bereits seit Mitte Oktober ein Normenkontrollantrag. [Er] wende[t] sich gegen den neuen Rettungsdienstplan, den das Land im September veröffentlicht hat. Er verletze, so argumentieren sie, das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Das liege daran, dass im Rettungsdienst Krankenkassen und Hilfsorganisationen alles unter sich ausmachen, ohne den Staat einzubeziehen. Nun werde in dem neuen Plan auch noch die Hilfsfrist für Rettungsdienst und Notarzt (bisher zehn, maximal 15 Minuten) großzügiger ausgelegt. Zudem lasse die Neuregelung zu, dass erst einmal alle Entscheidungen auf Landesebene getroffen und dazu ein neues Gutachten abgewartet wird, ehe in den Städten neue Rettungswagen stationiert werden.

    Genau das ist in Mannheim jetzt der Fall. Daher haben die Antragsteller ihren Normenkontrollantrag – in diesem Fall spricht man nicht von einer Klage – erweitert. Denn aus ihrer Sicht ist der befürchtete Fall eingetreten: Für Mannheim liegt ein Gutachten vor. Aber unter Hinweis darauf, dass ja der ganze Rettungsdienst im Land neu untersucht werden soll, wird es nicht umgesetzt. Ende Oktober haben die Krankenkassen nämlich im Bereichsausschuss – dem Gremium, das vor Ort den Rettungsdienst regelt – die Umsetzung eines Gutachtens gestoppt.

    Dabei haben es Hilfsorganisationen und Krankenkassen gemeinsam bestellt – im Februar. Es analysiert, wo und wie die Hilfsfrist eingehalten wird, wo Standorte für Notärzte und Rettungswagen sinnvoll sind und ob deren Anzahl bedarfsgerecht ist.“

    […]


    Quelle: https://www.mannheimer-morgen.…eftigt-_arid,2018880.html