Lauterbach plant neue Leitstellen

  • Ein erster Schritt (zurück; hatten wir zumindest in Bayern vor zig Jahren schonmal) in die richtige Richtung.

    Erfolgreich kann das Ganze aber nur sein, wenn dann der ärztliche Notdienst und andere Gesundheitsdienste massiv ausgebaut werden.

    Sonst führt der "kleine Dienstweg" wahrscheinlich auch nur dazu, dass man nen "RTW mal zum Schauen schickt" wenn der ÄND nicht zeitnah verfügbar ist.

  • Ich hoffe es.

    Ich fand die kurze Verknüpfung von ÄND und Notruf regelmäßig sehr sinnvoll, weil doch einige (viele) Anrufer den Zustand viel schlechter einschätzen, als es wirklich war. Und die Leitstelle dann zu oft einen RTW schickt, als auf die 116117 zu verweisen.

    Auch konnte da sehr häufig mit einem Telefonat mit dem ÄND-Arzt einiges geklärt werden.

  • Erfolgreich kann das Ganze aber nur sein, wenn dann der ärztliche Notdienst und andere Gesundheitsdienste massiv ausgebaut werden.

    Sonst führt der "kleine Dienstweg" wahrscheinlich auch nur dazu, dass man nen "RTW mal zum Schauen schickt" wenn der ÄND nicht zeitnah verfügbar ist.

    Zumindest könnte deutlich besser als heute erfasst werden, ob es beim ÄBD Kapazitätsprobleme gibt. Im Moment ist ja entweder nicht erreichbar oder drückt "seine" Patienten an die 112 ab.

  • Zumindest könnte deutlich besser als heute erfasst werden, ob es beim ÄBD Kapazitätsprobleme gibt. Im Moment ist ja entweder nicht erreichbar oder drückt "seine" Patienten an die 112 ab.

    Da hast Du natürlich recht. Ich glaube halt, dass auch hier gelten muss "It takes a system to save a life!". Aber ich gehe davon aus, dass neben der Zusammenlegung der 1116117 und der 112 (hoffentlich) auch weitere Systemoptimierugen geplant sind (da sind die genannten "Notfallzentren" ja auch schon eine gute Überlegung, wenn man denn das Personal dafür hat).

  • Das finden einige Leitstellenkollegen, die ich eben vor meiner Dienststelle getroffen haben, nicht lustig. Spannender finde ich jedoch, dass die neue Leitstelle zukünftig dann wohl schon zu klein sein wird. Wenn der ÄND da noch abgefragt und disponiert werden muss, was durchaus Sinn macht wie ich finde, wird man jedoch deutlich mehr Leitstellentische brauchen (wenn man nicht die Notabfrageplätze oder/und die Reserve-Leitstelle in Beschlag nehmen möchte, die eigentlich für andere Dinge gedacht ist).

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Sagt mal, wie steht es eigentlich um den Einsatz von (echter) künstlicher Intelligenz in Leitstellen? Ich höre immer nur von Abfrage-Algorithmen, die eher an einen riesigen Standard-Fragenkatalog erinnern als die echten Möglichkeiten der aktuellen Technologie zu nutzen. Ist das nur mein Eindruck? Sowohl in der Abfrage als auch in der Disposition gäbe es da doch irre Potenziale...? Woran scheitert es? An der schlechten Spracherkennung beim aufgeregten Anrufer...?

  • Ich wüsste nicht, dass es sowas schon gäbe. Also Spracherkennung und Einschätzung durch den Computer. Allerdings ist bei der Abfrage und der Abfragesoftware noch Luft nach oben. Die sind bisher neben notwendigen Informationen auf maximale Sicherheit getrimmt. Und in Zukunft sollte bei einem roten und dicken Zeh seit einer Woche eben kein RTW mehr raus kommen, sondern Hausarzt oder ärztlicher Notdienst. Und dieser dürfte dann eben nicht mehr selbst entscheiden dürfen (der ärztliche Notdienst), ob er irgendwo hin fahren möchte oder nicht (seit zwei Wochen Bauchschmerzen? Rufen sie die 112 an!). Wenn die Rettungsleitstellen zwar abfragen dürfen, jedoch aber kein Dispositionsrecht gegenüber den Ärzten im Notdienst haben (wie bei den NEF), dann wird das nicht funktionieren. Denn bisher lehnen Ärzte im Notdienst auch Einsätze ab, die von ihren Notdienstzentralen abgefragt werden.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Brauchen wir nicht insbesondere eine Stärkung des ambulanten Notdienstes ? Eine "Gemeindeschwester" nach spätestens 4 Stunden zum Patienten kommt und die dann zusammen mit einem Arzt den Sie telemedizinisch konsultiert die Patienten behandelt. Die Daten gehen dann automatisch zum Hausarzt und des wird gleich ein Termin für die Folgebehandlung oder Kontrolle gemacht wenn notwendig.

  • Das finden einige Leitstellenkollegen, die ich eben vor meiner Dienststelle getroffen haben, nicht lustig. Spannender finde ich jedoch, dass die neue Leitstelle zukünftig dann wohl schon zu klein sein wird. Wenn der ÄND da noch abgefragt und disponiert werden muss, was durchaus Sinn macht wie ich finde, wird man jedoch deutlich mehr Leitstellentische brauchen (wenn man nicht die Notabfrageplätze oder/und die Reserve-Leitstelle in Beschlag nehmen möchte, die eigentlich für andere Dinge gedacht ist).

    Das kommt aber ja stark auf die Ausgestaltung des Systems an. Wenn nach drei Fragen rauskommt dass der Anrufer eher was für den KV-Notdienst ist und du dann nur den Knopf für die Weiterleitung drückst ist es doch super. Wenn du ne Viertelstunde abfragen musst, seit wann der Husten besteht oder ob schon Ibu genommen wurde, dann ist das natürlich nicht sinnvoll.


    Viele der Ideen aus dem Positionspapier sind aber doch super. Wenn die gut umgesetzt werden, dann könnte das wirklich etwas zum Besseren ändern.

  • Brauchen wir nicht insbesondere eine Stärkung des ambulanten Notdienstes ? Eine "Gemeindeschwester" nach spätestens 4 Stunden zum Patienten kommt und die dann zusammen mit einem Arzt den Sie telemedizinisch konsultiert die Patienten behandelt. Die Daten gehen dann automatisch zum Hausarzt und des wird gleich ein Termin für die Folgebehandlung oder Kontrolle gemacht wenn notwendig.

    Ich würde sogar ein Stück weitergehen und die Gemeindeschwester und den Gemeindenotfallsaniäter zusammenlegen. Weiterbildung auf Grundlage einer abgeschlossenen Ausbildung zur Pflegefachkraft oder Notfallsanitäter und die Ausbildung gemeinsam absolvieren. Denn ein flächendeckender Einsatz ist für beide Berufsgruppen schwierig, da beide Berufsgruppen unter Personalmangel leiden.


    Zusätzlich müsste man den Ärztlichen Notdienst medizintechnisch besser ausstatten. Gefühlt kommen Einweisungen oder Verweise an die 112 deswegen zustande, weil den Ärzten einige technische Dinge fehlen, die heute locker mobil verfügbar wären. Quasi einen Standard entwickeln. Dazu eine Arzthelferin immer mit dabei (dann geht auch die Dokumentation und Abrechnung schneller - war bis vor einigen Jahren hier noch öfters so der Fall, dass der Arzt nicht alleine los düsen musste).


    Die Frage ist dann jedoch, ob man ambulant/präklinisch beide Systeme braucht (ÄND vs. GemeindeNotSan/-Schwester) oder wie man dieses besser aufteilt (nach Aufgaben beispielsweise; oder nach Orten - Arzt im Notfallzentrum am KH, GNotSan/Schwester machen Hausbesuche mit Telearztanbindung, usw.)?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Am besten finde ich ja, dass die Zentren "einen Termin" buchen sollen. Auf die Umsetzung bin ich ja gespannt.

    Ich denke auch nicht, dass eine räumliche Zusammenlegung von 112 und 116117 sinnvoll bzw. notwendig ist, jedoch sollte die Vermittlung, bzw. Weiterleitung einfach möglich sein. Ein Notfalleinsatz sollte elektronisch in die ILS ins System gehen und nicht per Telefon oder Fax übergeben werden müssen.

  • Ich glaube in Zeiten, in denen Leitstellen schon Homeoffice anbieten etc. brauch man (hoffentlich) nicht darüber diskutieren dass eine gemeinsame Leitstelle auch physisch an einem gemeinsamen Ort sitzen muss.
    Die Gesamtorganisation und -verantwortung muss aber in einer Hand liegen um die Synergien möglichst sinnvoll zu nutzen.

    Idealerweise würde die „eine Hand“ auch gleich die angeschlossenen Dienste (ÄND, RD, weitere medizinische Akutdienste etc.) organisieren, damit das Gesamtsystem ideal aufgestellt ist und nicht jeder „sein Ding macht“.

  • Zusätzlich müsste man den Ärztlichen Notdienst medizintechnisch besser ausstatten. Gefühlt kommen Einweisungen oder Verweise an die 112 deswegen zustande, weil den Ärzten einige technische Dinge fehlen, die heute locker mobil verfügbar wären. Quasi einen Standard entwickeln. Dazu eine Arzthelferin immer mit dabei (dann geht auch die Dokumentation und Abrechnung schneller - war bis vor einigen Jahren hier noch öfters so der Fall, dass der Arzt nicht alleine los düsen musste).

    Für welche Patienten brauche ich einen ÄBD wenn ich eine "Gemeindeschwester" (ggf. auch NFS oder MFA mit jeweils unterschiedlicher Fortbildung) mit Kamera, elektronischen Stethoskop, EKG und Ultraschall in Verbindung mit dem Arzt im Backoffice habe ? Insbesondere wenn diese ambulante Fachkraft ggf. noch studiert ist (Lauterbach Papier Seite 15, Nr 8). Das dürfte das Patientenaufkommen die einen Arzt im Haushalt benötigen deutlich reduzieren.

  • Der Minister hat bestimmt "vergessen" das der Rettungsdienst Ländersache ist.

    "Übersehen" hat er die Tatsache das auch die Kassenärztlichen Vereinigungen nicht alles abnicken und eine riesige Lobby haben.


    Für mich entsteht der Eindruck das Hr. Lauterbach mediale Aufmerksamkeit erhofft...nicht mehr.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Der Minister hat bestimmt "vergessen" das der Rettungsdienst Ländersache ist.

    "Übersehen" hat er die Tatsache das auch die Kassenärztlichen Vereinigungen nicht alles abnicken und eine riesige Lobby haben.

    Wieso soll er das "vergessen" haben? Das sind im Moment Vorschläge einer Kommission, die im parlamentarischen Verfahren, in dem sicher ebenfalls die Länder involviert sein werden, dann, in welcher Form auch immer, umgesetzt werden müssen. Dass die KVen da nicht kampflos Dinge abgeben werden, ist sicher so, aufgrund der miserablen Leistung in den letzten Jahren, die ja Ursache der Reformbemühungen sind, wird deren Einflussmöglichkeiten bestimmt nicht mehr ganz so stark sein wie früher.


    Für mich entsteht der Eindruck das Hr. Lauterbach mediale Aufmerksamkeit erhofft...nicht mehr.

    Woran machst du das fest?

  • Die Frage ist dann jedoch, ob man ambulant/präklinisch beide Systeme braucht (ÄND vs. GemeindeNotSan/-Schwester) oder wie man dieses besser aufteilt (nach Aufgaben beispielsweise; oder nach Orten - Arzt im Notfallzentrum am KH, GNotSan/Schwester machen Hausbesuche mit Telearztanbindung, usw.)?

    Für welche Patienten brauche ich einen ÄBD wenn ich eine "Gemeindeschwester" (ggf. auch NFS oder MFA mit jeweils unterschiedlicher Fortbildung) mit Kamera, elektronischen Stethoskop, EKG und Ultraschall in Verbindung mit dem Arzt im Backoffice habe ? Insbesondere wenn diese ambulante Fachkraft ggf. noch studiert ist (Lauterbach Papier Seite 15, Nr 8). Das dürfte das Patientenaufkommen die einen Arzt im Haushalt benötigen deutlich reduzieren.

    Genau das müssen dann die nächsten Schritte sein, wie genau die ambulante Versorgung organisiert sein soll

  • Wieso soll er das "vergessen" haben? Das sind im Moment Vorschläge einer Kommission, die im parlamentarischen Verfahren, in dem sicher ebenfalls die Länder involviert sein werden, dann, in welcher Form auch immer, umgesetzt werden müssen. Dass die KVen da nicht kampflos Dinge abgeben werden, ist sicher so, aufgrund der miserablen Leistung in den letzten Jahren, die ja Ursache der Reformbemühungen sind, wird deren Einflussmöglichkeiten bestimmt nicht mehr ganz so stark sein wie früher.


    Woran machst du das fest?

    Einfach aus der Tatsache das der Rettungsdienst Länderangelegenheit ist.

    Das bedeutet für mich das sich ein Bundesminister in Länderangelegenheiten einmischen möchte.

    Da ist der Faktor "Besitzstandswahrung" sehr wichtig.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?