Hat der Rettungssanitäter überhaupt noch eine Chance?

  • Nochmal: mir stellt sich nur die Frage "warum gibt man sich damit zufrieden?". Eine Verkäuferin könnte man bös gesagt bestimmt auch in 520 Stunden anlernen. Warum kann man beim Umgang mit kranken Menschen mit dieser Ausbildung eigenverantwortlich (Betreuer auf KTW) eingesetzt werden? Warum bekommt man damit wie o.g. einen Arbeitsvertrag? Ist das wirklich so ein Hilfsarbeiterjob? MMn eigentlich nicht!

  • Eine Verkäuferin könnte man bös gesagt bestimmt auch in 520 Stunden anlernen.


    Oft genug kommt es einem ja so vor.


    Bei einer konsequenten Systemtrennung muss der RS im Krankentransport ja nun nicht so wahnsinnig viele lebensrettende Entscheidungen treffen. Und die Verantwortung, die er als Fahrer und Transporteur trägt, hängt auch nicht von der Ausbildungsdauer ab.
    Fahrer von Tanklastzügen oder Reisebussen lernen auch keine drei Jahre - sie gewinnen Erfahrung, so wie auch der RS.


    J.

  • Vielleicht liegt es wirklich daran, dass ich aus einem RD System komme, in dem auch der Pat. im Krankentransport (Einweisungen, Verlegungen etc.) bei Bedarf eine Versorgung nach Notwendigkeit und Beurteilung bekommt (z.B. Monitoring, Infusion, Analgesie, Antiemtikum, etc.). Bei einer konsequenten Systemtrennung wäre ein KTP eigentlich sonst ja wirklich nur Taxifahren (Heimfahrten von nicht gehfähigen Pat. ohne Bedarf an medizinischer Betreuung) und dafür brauch ich mMn auch keinen RS. Sobald ich aber medizinisch beurteilen, entscheiden und therapieren soll, is der RS mMn zu wenig...

  • Zitat

    Fahrer von Tanklastzügen oder Reisebussen lernen auch keine drei Jahre - sie gewinnen Erfahrung, so wie auch der RS.


    Jörg, ich hoffe du meinst das nicht wirklich ernst? :acute:


    Der Berufskraftfahrer ist ein anerkannter Ausbildungsberuf seit 1974! Zunächst zwei Jahre aber seit 2001 drei Jahre! Für die Personen- bzw, Gefahrgutbeförderung benötigt man noch weitere Aufbaukurse.


    Daran lässt sich ersehen wie "unqualifiziert" das RD Personal bislang unterwegs ist.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Ohne bedarf an medizinischer Betreuung ist kein Krankentransport, sondern eine Krankenfahrt mit unqualifiziertem Personal.
    Auch wenn die meisten Fahrten mit einem KTW von einem Taxi gemacht werden könnten.

  • (z.B. Monitoring, Infusion, Analgesie, Antiemtikum, etc....Sobald ich aber medizinisch beurteilen, entscheiden und therapieren soll, is der RS mMn zu wenig...


    Blöderweise wollen aber die wenigsten "Paramedics" den ganzen Tag lang KTW fahren.
    Es sei denn man führt ein, dass ab sofort jeder KTW-Patient bereits bei der Fahrt durch das RFP umfangreichend medizinisch versorgt werden muss. (ZVK, Intubation etc.)
    Das würde gerade bei Einweisungen in die Chirurgie viel Zeit sparen und nun nur noch im Krankenhaus tätige Rettungsassistenten hätten auch mehr zu tun, weil die meisten stationären Patienten intubiert beatmet aufgenommen werden. --> mehr Intensivbetten --> mehr Arbeitstellen auch für Rettungsassistenten im Krankenhaus
    Präklinische Narkose --> geringere Einleitungszeiten im OP-Bereich --> weniger Anästhesisten im Krankenhaus --> weniger Ärzte --> Geld gespart


    :ironie:

  • Mit den aufgeführten Versorgungen würde bei uns kein Patient errungen KTW von innen sehen, sondern grundsätzlich einen RTW, weil ein RS dafür einfach zu gering ausgebildet ist.

  • Das is halt der Unterschied: wenns wirklich qualifizierter KTP mit medizinischer Betreuung is, dann macht das auch der RA/NFS gern (is ja auch kein grosser Unterschied zum 08/15 Notfall dann).
    Und für Heimfahrten etc. brauchs auch keinen KTW/RS...

  • Das is halt der Unterschied: wenns wirklich qualifizierter KTP mit medizinischer Betreuung is, dann macht das auch der RA/NFS gern (is ja auch kein grosser Unterschied zum 08/15 Notfall dann).
    Und für Heimfahrten etc. brauchs auch keinen KTW/RS...


    Der 08/ 15 Notfall, welcher einen immer größeren Anteil an den Einsätzen einnimt, läuft nach dem Vortrag seiner Leiden eigenständig zum Wagen, steigt ein und schnallt sich selber auf dem Betreuerstuhl an. Bei uns machen diese Einsätze mittlerweile geschätzte 60% aus. Mir ist dies mittlerweile trotzdem lieber, ist es doch weniger Plackerei. Ich muss weniger Material mit mir rumschleppen, Mutti nicht mehr aus der sechsten Etage runterschleppen und es ist einfach bequemer. Für alles Andere bekomme ich eigentlich viel zu wenig Geld.


    Die wenigen "wirklichen" Notfälle werden dennoch professionell abgewickelt.


    Das Problem ist ja eigentlich das, dass der Rettungsdienst mittlerweile für alle und jeden den Blödmann macht. Die Schnittwunde am Finger, wenige hundert Meter vom Krankenhaus, die Rückführung eines abgängigen psychisch Kranken Menschen in sein nicht frei gewähltes Zuhause, der Ersatz für den unglücklicherweise verhinderten Hausarzt oder einfach weil man zu blau ist um noch irgendetwas zu merken. Der Rettungsdienst ist ein bequemes Mittel, Probleme ab- oder weiterzuschieben. Gerade in Altenheimen komme ich mir da leider viel zu oft verarscht vor. Und die Bewohner können in den seltensten Fällen etwas dafür, sind leider viel zu oft auch die Leidtragenden.


    Wir müssen auch etwas an der Struktur und Organisation ändern. Ich habe ehrlich keine Lust darauf, von der Polizei wenige hundert Meter weit vom Krankenhaus zu einer Schnittwunde am Finger gerufen zu werden oder nachts um drei Uhr einen Altenheimbewohner mit angeblichem Harnverhalt oder Verstopfung seit dem Vortag durch die Gegend zu fahren. Viele haben sich an diese Einsätze als dazugehörendes Übel gewöhnt, ich will mich daran nicht gewöhnen.

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  • Ich sehe uns mehr als universelle und omnipäsente, günstige Problemlöser. Manche der Probleme sind medizinischer Natur. Wenn auch die Wenigeren.

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Weil die "Ausbildung" zum Rettungssanitäter keine anerkannte Berufsausbildung ist.


    Der Rettungssanitäter ist eine Qualifikation, ungefähr genauso wie ein Übungsleiterschein.


    Und?
    Es gibt auch keine Ausbildung zum Hausmeister, Gabelstaplerfahrer, Imbisbudenbetreiber, Taxifahrer, Manager, Künstler, Designer, Fußballprofi oder zum Wachleiter und Lehrrettungsassistenten. Das sind auch alles "nur" Schulungen, Scheinerwerbe, oder das berühmte Learning-by-doing. Und zumindest ist der RS eine staatlich anerkannte Ausbildung was der LRA z.B. nicht ist. Dieser wird aber akzeptiert, der RS...naja...so mir nicht auf den Keks gehen.
    Es werden vermutlich nicht alle oben genannten Berufe von vielen als Erstrebenswert angesehen werden, trotzdem sind es Berufe und jeder hat sein eigenes Berufsbild. Und wenn du in der Kneipe jemanden triffst und ihn fragst was er beruflich macht und er antwortet: "Ich bin Rettungssanitäter" (vielleicht sogar mit Stolz?), erklärt man ihm dann das es kein Berufsbild ist weil...ja wieso eigentlich? Es kein Ausbildungsberuf ist? Das reicht aus? Entschuldigung, aber ich find das sehr merkwürdig und auch irgendwo ein wenig überheblich von Rettungsassistenten, selbst nur mit einer Schmalspurausbildung gesegnet (was sie ja auch aus eigener Kraft zum Glück versuchen zu ändern), wenn sie meinen zu sagen welcher Job ein Berufsbild ist und welcher nicht.

  • wenn sie meinen zu sagen welcher Job ein Berufsbild ist und welcher nicht.


    Es ist halt nun mal so, wie es ist:
    RettAss = Berufsbild
    RS = Qualifikation


    Mit Überheblichkeit hat das m.E. mal gar nichts zu tun!



    Zu Deinem Beispiel mit dem Lehrrettungsassistenten muss man noch hinzufügen, dass dies eine Qualifizierung/Funktion innerhalb des RettAss ist, d.h. kein RettAss, kein Lehrrettungsassistent!

  • Zitat

    Entschuldigung, aber ich find das sehr merkwürdig und auch irgendwo ein wenig überheblich von Rettungsassistenten, selbst nur mit einer Schmalspurausbildung gesegnet (was sie ja auch aus eigener Kraft zum Glück versuchen zu ändern), wenn sie meinen zu sagen welcher Job ein Berufsbild ist und welcher nicht.


    Das ist etwas, das mir leider recht häufig auffällt. Was über die Doktoren gejammert wird, wird nach unten getreten. So lässt sich innerhalb des Rettungsdienstes (in meinen Augen) relativ wenig Einheit herstellen.

    We are the pilgrims, master; we shall go always a little further.

  • Möchte nur kurz anmerken, dass ich diese ganze semantische Diskussion wenig zielführend finde. Rettunssanitäter ist de facto ein Beruf, wenn man die Definition des Grundgesetzes als Grundlage nimmt. Ich finde die Frage des Threaderstellers und die Diskussion über die mögliche Zukunft des Krankentransports durchaus berechtigt.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Womit wir das dann im Grundsatz auch geklärt hätten :nyam2:
    Ich bin auch der Auffassung das uns der RS noh viele Jahrzente begleiten wird. In welcher Form auch immer.
    Es beadarf für das Ehrenamt ja schließlich auch noch einer Sanitätsausbildung. Ich glaube nicht, das irgend ein Ehrenamtler des NFS absolvieren wird, wenn er im realen Leben auch noch einen Beruf zu schultern hat.

  • Ich glaube nicht, das irgend ein Ehrenamtler des NFS absolvieren wird, wenn er im realen Leben auch noch einen Beruf zu schultern hat.


    Ich würde eher sagen, dass dies auf Einzelfälle beschränkt bleiben wird, aber geben wird es das. Ich kenne Ärzte, die haben ein Studium zum Bauingenieur absolviert oder sind Dipl. Chemiker......... In Einzelfällen gibt es die unglaublichsten Kombinationen.


    Eddy