Welche Notfallmedikamente und erweiterten Versorgungsmaßnahmen würdet ihr euch als NFS wünschen?

  • Das sehe ich ähnlich. Im OP oder der Intensivstation Versorge ich häufig Polytraumata, akute Blutungen etc.
    Das sind im Notarztdienst (zumindest bei mir) Raritäten.

  • Zitat

    Vielleicht passieren in Deutschland am Tag oder in der Nacht einfach zu wenige richtige Einsätze? Die werden ja nicht mehr, nur weil der RTW zwischenrein keine KTW-Transporte fährt.


    Aber wenn es dadurch weniger RTW gibt, steigt die Wahrscheinlichkeit, zu einem schwerstverletzten / erkrankten zu fahren.



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Aber wenn es dadurch weniger RTW gibt, steigt die Wahrscheinlichkeit, zu einem schwerstverletzten / erkrankten zu fahren.

    Das stimmt natürlich. Zu sehr ist die Anzahl der RTW aber nicht zu reduzieren, da der Radius eines RTW nicht wesentlich erweitert werden kann, da sonst die Hilfsfristen nicht eingehalten werden können. Von daher würde sich da nichts groß ändern, außer dass die Besatzungen mehr auf der Wache sitzen würden. Das ist für die Regeneration förderlich, aber nicht für das Können.

  • Wenn wir seit Jahren immer mehr RTW in den Dienst nehmen, im Müll zu fahren, dann können wir auch zich RTW sparen, ohne dass die echten Notfälle warten müssen. Vorausgesetzt es werden nur noch echte Notfälle bedient durch die Notfallrettung.



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  • Wie du selbst schreibst, werden mehr RWT in Dienst gestellt, weil "Müll" gefahren wird. D.h. der Anteil der richtigen Notfälle hat sich wahrscheinlich nicht unwesentlich geändert. Natürlich könnte dann z.B. wieder nur ein RTW auf einer beliebigen Wache statt dreien stehen. Wenn aber die Anzahl der wirklichen Notfälle am Tag bei zwei liegt, dann fährt die Besatzung aber auch nicht mehr als zwei Einsätze (gut, vielleicht besser zwei als einer oder keiner), und den zweiten vielleicht auch nicht, weil er parallel zum ersten auftritt.


    Die richtig schweren Notfälle wie ACS mit kariogenem Schock, schweres Trauma, massive respiratorische Insuffizienz, maligne Rhythmusstörungen usw., wo es also wirklich mal drauf ankommt, sind einfach Raritäten im Rettungsdienst. Auch als Notarzt habe ich vielleicht einen schweren Fall von zehn, wenn überhaupt, an manchen Tagen sogar gar keinen, und wir können hoffentlich davon ausgehen, dass der Notarzt nur zu vermutet schweren Fällen alarmiert wird.


    Manche vergessen vielleicht, dass auch weniger dramatische Einsätze, bei denen man sich als RTW unterfordert fühlt, die notwendige Routine für die wirklich schweren Fälle generiert.

  • Manche vergessen vielleicht, dass auch weniger dramatische Einsätze, bei denen man sich als RTW unterfordert fühlt, die notwendige Routine für die wirklich schweren Fälle generiert.

    :positiv:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Die richtig schweren Notfälle wie ACS mit kariogenem Schock, schweres Trauma, massive respiratorische Insuffizienz, maligne Rhythmusstörungen usw., wo es also wirklich mal drauf ankommt, sind einfach Raritäten im Rettungsdienst. Auch als Notarzt habe ich vielleicht einen schweren Fall von zehn, wenn überhaupt, an manchen Tagen sogar gar keinen, und wir können hoffentlich davon ausgehen, dass der Notarzt nur zu vermutet schweren Fällen alarmiert wird.


    Manche vergessen vielleicht, dass auch weniger dramatische Einsätze, bei denen man sich als RTW unterfordert fühlt, die notwendige Routine für die wirklich schweren Fälle generiert.


    Diese Einsätze stellen für mich weniger eine Herausforderung dar, als der vermeintlich einfache Notfall. Bei den von dir genannten Beispielen weiß ich, dass ich es mit einem kritischen Patienten zu tun habe und was von mir und dem Team verlangt wird.
    Bei den "hausärztlichen Notfällen" sind meines Erachtens nach viel mehr Fertigkeiten gefordert: Hier muss ich durch meine Diagnosefähigkeiten den Patienten einstufen - ist er so kritisch, dass er einer sofortigen (notärztlichen) Intervention bedarf? Profitiert er von einer Krankenhauseinweisung oder ist ihn mit hausärztlicher Versorgung besser geholfen?
    Es gibt Kollegen, die fahren alles ins Krankenhaus - damit liegt man im Zweifel nie falsch. Es gibt Kollegen, die fordern sich grundsätzlich für alles den Notarzt nach - soll der doch entscheiden. Und es gibt Kollegen, die im Rahmen ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten Diffenzialdiagnostik betreiben und versuchen, auch dem Patienten mit bösartigem Männerschnupfen zu helfen. Für mich macht den Unterschied die Versorgung von solchen Patienten aus und nicht der NACA V der Woche.

  • Auch ich bin der Meinung, dass es nicht immer die "hochdramatischen Einsätze" sein müssen, die dem NotSan die Routine geben. Bei Alltagseinsätzen erlernt man die Routine für viele Massnahmen, die bei kritischen Patienten dann einfach sitzen müssen. Voraussetzung dafür ist aber eben, dass man im Alltag auch handeln und nicht nur "in der Not kompetent" sein darf. Da geht das Schreiben des bayerischen IMs genau in die richtige Richtung. Es muss offiziell (also von Politik, Ärzten, Vorgesetzten und Kollegen) anerkannt und geregelt sein, dass ein NotSan auch ausserhalb des rechtfertigen Notstands und ohne NA-Alarmierung anhand von SOPs bei Alltagseinsätzen tätig wird. Einige Beispiele: iv-Zugang und Infusionstherapie, Analgesie mit verschiedenen Medikamenten (z.B. bei Extremitätentraumen, Lumbalgien usw.), Therapie von unkomplizierten Atemstörungen (z.B. COPD, Asthma ohne vitale Dekompensation) und Herzerkrankungen (z.B. "unkompliziertes" ACS) usw. Dadurch erhält man Erfahrung mit diesen Massnahmen, die dann bei kritischen Patienten hilft.
    Sollte eine RTW-Alarmierung nur noch zu vermeintlich "echten" Notfällen erfolgen (und da müsste man auch noch über eine Definition diskutieren), könnte man die einsatzfreie Zeit auch zu regelmässigen Trainings nutzen. Dafür müssten vom AG entsprechende Vorgaben und Trainingsmöglichkeiten geschaffen werden. Wenn für Massnahmen wie Maskenbeatmung, Intubation, Airwaymanagement noch Klinik-Praktika im Rahmen der jährlichen Fortbildungspflicht eingeführt werden, hat man mMn das bestmögliche getan, um die Routine des NotSan zu sichern. Bei einzelnen Massnahmen wird man wahrscheinlich trotzdem irgendwann ins "kalte Wasser geworfen" werden. Das ist bei NA aber auch nicht anders.

  • Es muss auch nicht jeder super viel Routine haben. Wenn ich eines in den letzten Monaten festgestellt habe, dann dass es einfach nur einen braucht der klare Ansagen macht. Manchmal muss man den Kopf halt auch ein bisschen ausschalten und einfach nur arbeiten.

  • Gestern erst wieder erlebt: ein wohl als auch NA tätiger Niedergelassener weißt eine Altenheimbewohnerin mit Hemiparese und Dysarthrie bei GCS10 ohne sicher vorbestehendes neurologisches Defizit als normalen Krankentransport ein. Onset vor 2,5h bei Eintreffen RD. Sowas passiert halt auch echt außerhalb von urbanen RD- Legenden und macht meiner Meinung nach vieles der Kompetenzdisskussion um den NotSan lächerlich.

  • Es besteht natürlich kein Zusammenhang zwischen der Unfähigkeit eines Arztes und der Kompetenzenzwicklung des Notfallsanitäterers. Trotzdem mutet der eigentlich nicht gegebene Ausbildungsstandart in klassichen Notarztskills zumindest im bayerischen Notarztdienst (Notarztkurs, ja...) komisch an, wenn man bedenkt dass dem Notfallsanitäter von seiten der ärztlichen Interessenvertetungen lange nichtmal Basismedikamente an die Hand gegeben werden wollten. Aber der niedergelassene Arbeitsmediziner kann natürlich eine RSI beim aspirierenden Polytrauma sicher durchführeren.

  • Bitte, wir wissen alle, dass es bescheidene Ärzte gibt. Den Vergleich sollten wir dennoch nicht antreten, denn es werden sich mindestens so viele bescheidene RettAss / NotSan finden. Und die Geschichten werden vielleicht sogar viel, viel schlimmer. Wenn man Berufsgruppen vergleichen will, braucht man valide Durchschnitte und nicht individuelle Low-Performer. Wer auf das Pferd setzt riskiert, dass wir morgen wieder mit NAWs fahren müssen...

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Gestern erst wieder erlebt: ein wohl als auch NA tätiger Niedergelassener weißt eine Altenheimbewohnerin mit Hemiparese und Dysarthrie bei GCS10 ohne sicher vorbestehendes neurologisches Defizit als normalen Krankentransport ein. Onset vor 2,5h bei Eintreffen RD.


    Das hört sich im ersten Moment hoch dramatisch an. Bei darüber nachdenken muss man sagen, das kommt auf die Vorgeschichte des Patienten an. Ein GCS von 10 ist auch ein Wort. Nur eine Dysarthrie (=verwaschene Sprache) kommt wie zu Stande? Redet desorientert (= 13) verwaschen oder gibt laute von sich (= 12) dann ist es eine Aphasie. Um auf 10 zu kommen fehlt noch was.
    Ist der Patient dement?
    Was für Therapieziele sind für diesen Patienten vereinbart?
    Welches Rehapotential sieht man?
    Welche Wünsche hatte der Patient?
    Wie sehen es die Angehörigen?


    Ein Mediainfarkt im hohen Alter ist eine Möglichkeit aus dem Leben zu scheiden. Das kann auch das "Ziel" einer derartigen Einweisung sein. Dem Patienten diese Möglichkeit zu geben.
    Ohne Hemikraniektoie kann man da nämlich "wunderbar" einklemmen und ab 80 wird da selten mehr kraniomtomiert... das macht kein Neurochirurg mehr.

  • Ich würde mir Mutmaßungen an dieser Stelle sparen. Wie unsere Forumsjuristen so gerne schreiben: Wir wissen nicht genug, um den Fall zu bewerten.

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  • Bitte, wir wissen alle, dass es bescheidene Ärzte gibt. Den Vergleich sollten wir dennoch nicht antreten, denn es werden sich mindestens so viele bescheidene RettAss / NotSan finden. Und die Geschichten werden vielleicht sogar viel, viel schlimmer. Wenn man Berufsgruppen vergleichen will, braucht man valide Durchschnitte und nicht individuelle Low-Performer. Wer auf das Pferd setzt riskiert, dass wir morgen wieder mit NAWs fahren müssen...

    Das wäre auch fast allen am liebsten, gibt die Realität aber leider nicht her...

  • Bringen diese Anekdoten und Stammtischwahrheiten diesen Thema wirklich weiter voran?

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Das wäre auch fast allen am liebsten, gibt die Realität aber leider nicht her...


    Daran habe ich erheblichen Zweifel. Insbesondere in Kreisen des Rettungsfachpersonals (und der Beitragszahler).

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
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    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!