Praxis richtig und intensiv erlernen

  • Hallo zusammen,


    meine Tochter möchte gerne eine Ausbildung im Rettungsdienst beginnen (zuerst allerdings nur Rettungshelferin NRW).


    Kennt jemand eine Möglichkeit, wie sie vor der Ausbildung, Praxis erlernen kann (ich glaube sie bräuchte eine intensive Praxisschulung)? Nicht, dass ihr die Zeit in der Ausbildung nicht ausreicht. Sie geht nicht mehr zur Schule. Sie interessiert sich aber auch für ein Praktikum, was kann sie in diesen Praktikum lernen?



    Vielen Dank für Eure Antworten

  • Bedeutet "Ausbildung" auch "Berufsausbildung"?

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Hallo Ich1970,


    ich meine, dass man Praxis vernünftig nur...(Tusch)...in der Praxis lernen kann. Das mag jetzt nach einem blöden Spruch klingen, aber tatsächlich habe ich die meisten Erfahrungen nicht in Fallbeispielen, Simulationen etc. gemacht, sondern auf der Rettungswache und im Klinikum.


    Vielleicht möchte Deine Tochter mit einem Praktikum im Krankenhaus beginnen? Dort kann man bereits die Basics des Umgangs mit Patienten erlernen, wie z. B. das Abbauen von Berührungsängsten, Umlagern, diagnostische Maßnahmen, undundund. Damit kann man eine Basis an Grundlagen und Tätigkeiten schaffen, auf der man später aufbauen kann und dann vielleicht auch manches besser versteht. Als positiven Nebeneffekt reduziert man damit zukünftig die Schnittstellenprobleme Rettungsdienst/Krankenhaus, weil man beide Seiten kennt. Da der Rettungshelfer NRW ja ein derartiges Praktikum nicht vorsieht, muss man dann auch nichts doppelt machen.


    Viele Grüße




    Münchner82

  • Praxis kann man durchaus effektiv trainieren in Simulationen. Selbst in mentalen Durchführungen kann man sich verbessern.



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Der Rettungshelfer sieht bewusst vorher keine Praxis vor. Es verbietet einem auch keiner nach den 80 Stunden Wachenpraktikum auch weitere Praktika sowohl in der Notfallrettung als auch im Krankenhaus zu absolvieren.


    Evtl. kann ja ein Schnupperpraktikum vorher auf einer Lehrrettungswache ein Einstieg sein. Dies ist idR jedoch erst ab 18 möglich.

  • Kennt jemand eine Möglichkeit, wie sie vor der Ausbildung, Praxis erlernen kann (ich glaube sie bräuchte eine intensive Praxisschulung)? Nicht, dass ihr die Zeit in der Ausbildung nicht ausreicht. Sie geht nicht mehr zur Schule. Sie interessiert sich aber auch für ein Praktikum, was kann sie in diesen Praktikum lernen?


    Guten Morgen!


    Das beschriebene Problem besteht für (angehende) Rettungsdienstmitarbeiter teilweise auch noch über die Ausbildung hinaus. Man kann bestimmte Einsätze nicht erzwingen. So kann es in Extremfällen Jahre dauern bis man erstmals auf ein Polytrauma, eine Reanimation, eine Geburt, eine Großschadenslage oder was auch immer trifft. Grundsätzlich sind orientierende Praktika die beste Möglichkeit sich einen Überblick über den beruflichen Alltag zu verschaffen. Wenn man sich dazu eine Wache mit einer höheren Auslastung sucht ergibt das dann auch mehr Sinn als die Dornröschenwache mit 1-2 Einsätzen 24 Stunden.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Vielleicht muss man auch erstmal rausfinden, ob der Umgang mit kranken Menschen einem überhaupt liegt. Insofern würde ich auch eher mal ein Krankenhauspraktikum als Einstieg empfehlen.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Krankenhaus und Rettungsdienst ist aber nicht wirklich vergleichbar.
    Warum nicht einfach den RH machen? Schief gehen kann dabei ja eigentlich nichts und selbst wenn Sie nachher nicht im RD arbeiten möchte ist der Kurs sicher nicht wertlos.
    Nur sollte man den RH nicht als "Beruf" sehen, in dem man ernsthaft Geld verdienen kann, der RH ist quasi ein Schnupperkurs Rettungsdienst :-D

  • Zum beschriebenen Zweck ist der Vorschlag von Alrik aber besser geeignet als gleich den RH zu machen.
    Das Praktikum könnte man ja in der ZNA z.B. machen, da kommt Notfallmedizin schon ausreichend dazu...

  • Da würde ich aber eher ein paar Schnupperschichten auf dem RTW empfehlen. Denn der Rettungsdienst besteht ja nicht nur aus Notfallmedizin die praktische Fähigkeiten erfordert, sondern auch aus nichtmedizinischen Tätigkeiten. :-)


    Ich denke da Trage rein, Trage raus, praktische Problemlösungen (wie bekomme ich den Patienten mit dem Combicarrier durch das enge Treppenhaus? Bin ich körperlich dazu in der Lage?), oder aber auch ob man mit dem Gegensatz "Rumgammeln" / Alarmfahrt / Notfallpatient zurecht kommt.

  • Vielleicht muss man auch erstmal rausfinden, ob der Umgang mit kranken Menschen einem überhaupt liegt. Insofern würde ich auch eher mal ein Krankenhauspraktikum als Einstieg empfehlen.


    Mein Bezug und meine Empfehlung dazu.
    Man kanns natürlich auch ganz anders machen...

  • Was wäre denn besser, eine Schule zu finden, mit interner oder externer Prüfung?


    Meiner Meinung nach, wäre eine Prüfung in der Schule besser. Kann mich da aber auch irren, welche Erfahrungen habt ihr denn so gemacht?

  • Was meinst Du mit externer und interner Prüfung? Oder verwechselst Du bei interner Prüfung den Fachgebietsschwerpunkt? Intern = "nicht-chirurgisch" wie Asthma, Herzinfarkt, usw.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Der Rettungshelfer NRW ist eine extrem kurze Qualifikation auf Niveau der absoluten Grundlagen. Jede Rettungsdienstschule, die auch die tatsächlichen Rettungsdienstausbildungen (früher Rettungsassistent, jetzt Notfallsanitäter) anbietet, dürfte spielend in der Lage sein, dies qualitativ hochwertig auszubilden. Es ist damit kaum möglich irgendetwas eigenverantwortlich zu tun, diese Qualifikation (gibt es in dieser verkürzten Form übrigens nirgends anders und wird außerhalb NRWs auch nicht anerkannt) eignet sich gut um ein klein wenig Praxis im RD sammeln zu können, bevor man eine "richtige" Ausbildung absolviert und um Zivildienstleistende schnell als Fahrer qualifizieren zu können. Daher ist dieser Kurs eigentlich das, was du als Vorbereitung suchst, nämlich der sanftest mögliche Einstieg um erstmal etwas Praxis am Patienten zu sammeln. Wichtig wäre es dann vielleicht noch, dass man keine Angst hat, einen Transporter zu fahren, denn die Position als Fahrer ist als RH NRW im hauptamtlichen Krankentransport eigentlich unumgänglich, in der Notfallrettung darf man damit ohnehin nur als Praktikant teilnehmen. Es gibt übrigens auch heute noch diverse Krankentransportunternehmen (und einige Rettungsdienste), die auch die kleineren Ausbildungen - allerdings eher den Rettungssanitäter - finanzieren und praktisch begleiten. Da entfällt dann sogar die Auswahl der Schule.


    Aber irgendwelche Praktika vorzuschieben, die über den Erwerb eines Erste Hilfe Scheins hinausgehen, ist meiner Meinung nach komplett übertrieben. Wenn man unbedingt trotzdem möchte, dann würde ich ein berufsorientierendes Praktikum bei einem Rettungsdienst anstreben. Da erfährt man zumindest etwas über die Organisation des RDs in der Region und mögliche Arbeitgeber - und die Art der Anstellungen, die sie einem bieten können. Aber wie gesagt, ich denke der Kurs setzt wirklich keine Vorkenntnisse voraus und bei einem zweiwöchigen Lehrgang ist es zumeist ja auch zu verkraften, wenn man hinterher doch lieber etwas anderes machen möchte. Denn Praktika ohne jede vorhergehende Qualifikation führen meist schon aus Versicherungsgründen zu Frustration. Praxis erlernt man nunmal nicht, wenn man drei Meter entfernt steht und wirklich nur gucken darf. Aber selbst die alltäglichsten Dinge, wie das Umlagern eines Patienten oder das Absetzen eines Funkspruchs, setzen Schulungen in "Heben und Tragen" bzw. eine Unterweisung im Behördenfunk voraus.


    Vielleicht wäre es aber klug, wenn sie sich einfach an einer Rettungsdienstschule beraten lässt? Die machen das gerne und können glaube ich einen Großteil aller vorhandenen Ängste zerstreuen. Und sich mal einen Tag Unterricht anzuschauen könnte erheblich wertvoller sein.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

    Einmal editiert, zuletzt von Johannes D. ()

  • Ein sehr guter Beitrag - mit einer klitzekleinen Einschränkung:
    es gibt keinen Zivildienst mehr, weil es keinen Wehrdienst mehr gibt.


    Nach wie vor gibt es aber das FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr).

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?