ARD plusminus: "Wenn der Rettungswagen keine Rettung bringt"

  • Auch wenn der Herr Sefrin manchmal ziemlich weltfremden Stuss labert, so muss ich ihm in den im Begleittext genannten Aussagen voll zustimmen...

  • Die Frage ist ja, was hat das für Konsequenzen? Ist die Mortalität oder das Outcome dort signifikant höher respektive schlechter?


    Vorrangig thematisiert wird die Abrechnung, nicht alleine die Versorgung. Und wenn ich eine Chefarztbehandlung abrechne, sollte der Chefarzt zumindest mal beim Patienten gewesen sein und nicht nur auf der Lohnliste des Krankenhauses stehen ohne je sein Büro zu verlassen. Wenn ich mit einem KTW einen Notfall fahre, kann ich auch nicht einfach die RTW Pauschale abrechnen.

  • Ich empfinde den Bericht als sehr fragwürdig, beachtet man das was vermittelt wird und was der Bürger weiß empfinde ich ihn sogar als gefährlich. Der Bericht dürfte mehr Schaden anrichten, wie etwas nützen. Entsprechender der zu letzt genannten Empfindung wird der Bericht weniger etwas gut machen, wie viel mehr Schaden.
    Allgemein werden in dem Bericht viele Sachen durcheinander geworfen; mal wieder die üblichen "Verdächtigen" befragt und obendrein einige Sachen unreflektiert dargestellt. Aus einem solchen Bericht kann einfach nicht viel sinnvolles werden und welche Folgen er hat kann man aus meiner Sicht auch recht gut auf Facebook und auch hier verfolgen.


    Wie der Bericht richtig darstellt gibt es 4 genormte Fahrzeugtypen. Was der Bericht aber nicht darstellt ist, dass ein Typ C Fahrzeug in Deutschland nur vieler Orts als RTW angesehen wird. Es wird nicht berichtet, dass in Wirklichkeit das Typ C Fahrzeug eher eine rollende Intensivstation ist und eben kein Notfallrettungsmittel für den Standardnotfall. Einmal an der Tatsache "RTW muss Typ C Fahrzeug sein" fest gebissen geht es dann auch massiv abwärts, denn dann wird dargestellt welch dringend notwendige Sachen oftmals fehlen und das mangels Erfüllung des Typ C oftmals Versicherungsbetrug begangen wird. Tatsächlich ist es doch aber so, dass die wenigsten Patienten eine Versorgung durch ein wirkliches Typ C Fahrzeug brauche. Auch unerwähnt bleibt, dass die erwähnten Sachen oftmals nur spazieren gefahren werden und der Großteil nur von einem NA angewendet werden kann/darf, welcher die Sachen mit dem NEF meist mitbringt. Einzig der Kritik am fehlenden 12 Kanal-EKG und dem fehlen von z.B. Amiodaron kann ich etwas abgewinnen, aber hier bleibt die Frage ob das reine Mitführen für den Patienten wirklich ein Gewinn ist? Solang der RettAss/NotSan das EKG nicht selbst befunden kann oder es direkt befundet bekommt bringt es wenig, bis eben auf einen eventuellen Zeitvorteil. Ähnlich sieht es mit dem Amiodaron aus, auch hier bringt das alleinige Mitführen ohne die Freigabe zur Anwendung eigentlich nichts.
    Wendet man den Blick mal von der Ausstattung und dem vermeintlichen "Typ C Zwang" ab und wendet sich der Abrechnung zu, dann muss man eben schnell feststellen, dass hier nur Betrug unterstellt wird. Tatsächlich liegt hier eigentlich kein Betrug vor, denn der Leistungserbringer und Träger haben ein Fahrzeug als RTW definiert und dementsprechend rechnet der Leistungserbringer damit gefahrene Notfälle auch so ab. Bricht man die Sache auf das Chefarzt Beispiel herunter, dann ist es durchaus legitim was hier gemacht. Im entsprechenden Beispiel hat X Person Y zum Chefarzt gemacht und rechnet dies so ab. Auch wenn die Presse oder "Fachpersonen" diesen nicht als Chefarzt anerkennen bleibt Y vor Ort ein Chefarzt, damit bleibt die Abrechnung der entsprechenden Leistung legitim und er wird nicht zum Oberarzt oder was anderem und die Abrechnung wird nicht zum Versicherungsbetrug.


    Aus meiner Sicht würde es vor allem dem Bürger gut tun, würde man ihn tatsächlich mal über den Rettungsdienst aufklären und nicht noch zusätzlich verängstigten. Ergänzend dazu würde es dem Rettungsdienst nach einem solchen Bericht gut tun, würde man einen erneuten Bericht in der selben Sendung ausstrahlen und diesmal einen der eine vernünftige Recherche als Basis hat. Leider wird man wohl nur intern eventuell über eingehende Kritik nachdenken, öffentlich wird man wohl kaum zu dieser Stellung beziehen.

  • Zitat

    Ich empfinde den Bericht als sehr fragwürdig, beachtet man das was vermittelt wird und was der Bürger weiß empfinde ich ihn sogar als gefährlich. Der Bericht dürfte mehr Schaden anrichten, wie etwas nützen. Entsprechender der zu letzt genannten Empfindung wird der Bericht weniger etwas gut machen, wie viel mehr Schaden.
    Allgemein werden in dem Bericht viele Sachen durcheinander geworfen; mal wieder die üblichen "Verdächtigen" befragt und obendrein einige Sachen unreflektiert dargestellt. Aus einem solchen Bericht kann einfach nicht viel sinnvolles werden und welche Folgen er hat kann man aus meiner Sicht auch recht gut auf Facebook und auch hier verfolgen.

    Ich finde den Bericht grade gut, weil er (jahrelang bekannte) Missstände aufzeigt, ohne das Personal anzugreifen. Denn es ist richtig: wer jahrelang mit nem KTW zu "Notfällen" fährt, der verlernt wichtige Dinge. Und es ist kein Geheimnis, dass die Motivation und Qualität der BF-Retter niederiger ist als die der HiOrg Retter. Zumindest in Berlin bestätigen das Notärzte und auch BF-NEF-Fahrer aus ihrem täglichen Erleben. Natürlich gibt es überall Ausreißer nach oben und nach unten, aber es ist ein klarer Qualitätsunterschied zu erkennen. Übrigens sagt das auch ein Kollege (BF Berlin, NotSan, Hauptbrandmeister), der zur Wache Mitte (einzige echte Lehrrettungswache in Berlin) gewechselt hat. "Da machen die richtig Medizin, und nicht nur Krankentransport" sagt er. Obwohl die Einsätze die gleichen sind.


    In so fern finde ich es angenehm, das in der Öffentlichkeit aus Missstände hingewiesen wird, ohne das Personal anzugreifen.


    Zitat

    Wie der Bericht richtig darstellt gibt es 4 genormte Fahrzeugtypen.

    Es gibt, für den RD relevant, mindestens 8 genormte Fahrzeugtypen, wenn man NEF, RTH, ITW, und ITH (Die haben alle eigene Normierungen jenseits der DIN EN 1789) noch dazu nimmt.


    Zitat

    Was der Bericht aber nicht darstellt ist, dass ein Typ C Fahrzeug in Deutschland nur vieler Orts als RTW angesehen wird. Es wird nicht berichtet, dass in Wirklichkeit das Typ C Fahrzeug eher eine rollende Intensivstation ist und eben kein Notfallrettungsmittel für den Standardnotfall.


    Das sehe ich sehr anders als du. Richtig ist, auf englisch heist ein DIN EN 1789 Typ C "MICU" - "Mobile Intensive Care Unit". Die Ausstattung eines Krankenkraftwagen Typ C entspricht allerdings einem ganz normalen RTW, wie er in Deutschland mehr oder minder typischerweise fährt. Spricht Defi/Monitor, Beatmungsgerät, Spritzenpumpe, Absaugpumpe, Medikamente nach Örtlichkeit, Sauerstoff, usw usw.
    Ein Intensivtransportwagen hat in Deutschland eine eigene Norm "DIN 75076:2012 Intensivtransportwagen (ITW)" , und fordert deutlich mehr Ausstattung als das, was ein Typ C Fahrzeug dabei hat (z.B. zweites Beatmungsgerät, mehr Spritzenpumpen, mehr Stromanschlüsse, usw). Die Standardanforderung an unsere Rettungsfahrzeuge sind also höher, als im Europäischen Vergleich (man kann ja mal was positives erwähnen ;) ).
    Für den Standardnotfall in Deutschland wird also ein RTW vorgesehen, und der anerkannte Standard dafür ist üblicherweise das Typ C Fahrzeug.


    Wenn nun die größte und älteste Berufsfeuerwehr Deutschlands meint, Fahrzeuge vorzuhalten, die einem KTW entsprechen, dann wäre es legitim, nur einen KTW abzurechnen.


    Zitat

    Tatsächlich ist es doch aber so, dass die wenigsten Patienten eine Versorgung durch ein wirkliches Typ C Fahrzeug brauche.


    DA sind wir so sehr einer Meinung, dass ich die zwei Bier ausgebe, falls wir uns mal über den weg laufen. Die logische Konsequenz darf aber nicht sein, dass man keine Typ C Fahrzeuge mehr vorhält, sondern dass man nur so viele wie nötig vorhält (BLS & ALS Fahrzeuge, die Konzepte sind ein paar mal diskutiert worden, ALS wäre sicherlich der Typ C RTW).


    Zitat

    Auch unerwähnt bleibt, dass die erwähnten Sachen oftmals nur spazieren gefahren werden und der Großteil nur von einem NA angewendet werden kann/darf, welcher die Sachen mit dem NEF meist mitbringt. Einzig der Kritik am fehlenden 12 Kanal-EKG und dem fehlen von z.B. Amiodaron kann ich etwas abgewinnen, aber hier bleibt die Frage ob das reine Mitführen für den Patienten wirklich ein Gewinn ist? Solang der RettAss/NotSan das EKG nicht selbst befunden kann oder es direkt befundet bekommt bringt es wenig, bis eben auf einen eventuellen Zeitvorteil. Ähnlich sieht es mit dem Amiodaron aus, auch hier bringt das alleinige Mitführen ohne die Freigabe zur Anwendung eigentlich nichts.

    Das ist ein deutschlandweites Problem. Der erste Schritt in die richtige Richtung ist aber, das Material vorzuhalten. Die NotSan SOPs in Berlin sind durchaus in Ordnung, viele NotSan lamentieren nun aber, das sie auf ihren Wachen keine echten RTWs hätten. Sie haben seit ihrer Qualifizierung keine Ampullen mehr gesehen, vergessen den Umgang und die Dosierungen, usw.


    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Und wenn ich eine Chefarztbehandlung abrechne, sollte der Chefarzt zumindest mal beim Patienten gewesen sein und nicht nur auf der Lohnliste des Krankenhauses stehen ohne je sein Büro zu verlassen.


    Der Chefarzt muss vor allem die Kernleistung höchstpersönlich erbracht haben, wohingegen der Rest der abgerechneten Leistungen unter seiner Aufsicht nach fachlicher Weisung erbracht werden muss. Das - und vor allem auch die Vorgehensweise beim Eintritt des Vertretungsfalls - ist durchaus komplex, zivilrechtlich recht umfangreich entschieden und führt dazu, dass nicht selten die Leistungen so, wie sie abgerechnet werden, nicht hätten abgerechnet werden dürfen. (Was sich dann im Zweifel auch strafrechtlich als Betrug darstellen kann.)


    Wenn ich mit einem KTW einen Notfall fahre, kann ich auch nicht einfach die RTW Pauschale abrechnen.


    So ist es.


    Wie der Bericht richtig darstellt gibt es 4 genormte Fahrzeugtypen. Was der Bericht aber nicht darstellt ist, dass ein Typ C Fahrzeug in Deutschland nur vieler Orts als RTW angesehen wird. Es wird nicht berichtet, dass in Wirklichkeit das Typ C Fahrzeug eher eine rollende Intensivstation ist und eben kein Notfallrettungsmittel für den Standardnotfall.


    Nun ja, man sollte hier das Problem einer dem heutigen Stand entsprechenden Ausrüstung und Ausbildung nicht mit der weitverbreiteten Fehldisposition von Einsatzfahrzeugen durchmischen. Als "Intensivstation" würde ich im Übrigen einen Rettungswagen aus verschiedenen Gründen nicht bezeichnen wollen.


    Die Frage ist eben: Welche Ausrüstung und welche Ausbildung benötigt man zur Versorgung von Notfallpatienten? Diese Frage kann man zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten unterschiedlich beantworten; man hat auch Notfallpatienten durch RS als Verantwortliche versorgt. Über das notwendige Maß kann man dementsprechend streiten. Dabei muss man zwei Fragen trennen: Was erscheint zur Versorgung der Bevölkerung wünschenswert? Und was ist die gesetzlich oder anderweitig, insbesondere durch Verweise auf Normwerke und den "Stand der Technik", gestellte Anforderung? Auf letzteres kommt es an, wenn sich die Frage nach zivil- oder strafrechtlicher Haftung wegen mangelhafter Ausrüstung oder Qualifikation stellt, und auch dann, wenn in Frage steht, ob der abgerechnete RTW ein RTW war.


    Im Übrigen sollten - aber auch das gehört zu "was ist wünschenswert", nicht zu "was ist vorgegegeben" - Ausrüstung und Qualifikation zueinander passen. Es macht wenig Sinn, Notfallsanitäter auf ein Fahrzeug zu setzen, das über keine - oder nur wenige - notfallmedizinische Ausstattung verfügt (und es macht noch weniger Sinn, nicht ausreichend qualifiziertes Personal auf ein hypermodernes, bis an die Nähte mit Medizintechnik und Arzneimitteln vollgestopftes Fahrzeug zu setzen).


    Tatsächlich ist es doch aber so, dass die wenigsten Patienten eine Versorgung durch ein wirkliches Typ C Fahrzeug brauche. Auch unerwähnt bleibt, dass die erwähnten Sachen oftmals nur spazieren gefahren werden und der Großteil nur von einem NA angewendet werden kann/darf, welcher die Sachen mit dem NEF meist mitbringt.


    All das ist vergleichsweise wenig relevant. Auch wenn der vorgegebene Standard nach oben an den tatsächlichen Verhältnissen vorbeigeht (wobei zu berücksichtigen ist, dass es durchaus sinnvoll erscheint, auch wenige Patienten qualifiziert versorgen zu können - die wenigstens Patienten dürften auch durch den Zeitvorteil einer Anfahrt mit Sondersignal profitieren, dennoch werden Notfälle in der Regel so angefahren), wenn Fahrzeuge falsch disponiert werden und wenn die Qualifikation des Personals für die Verwendung des Großteils der Ausstattung nicht ausreicht (nanu?), dann muss ein solches Fahrzeug, wenn es gefordert ist, auch gestellt werden.


    Wendet man den Blick mal von der Ausstattung und dem vermeintlichen "Typ C Zwang" ab und wendet sich der Abrechnung zu, dann muss man eben schnell feststellen, dass hier nur Betrug unterstellt wird. Tatsächlich liegt hier eigentlich kein Betrug vor, denn der Leistungserbringer und Träger haben ein Fahrzeug als RTW definiert und dementsprechend rechnet der Leistungserbringer damit gefahrene Notfälle auch so ab.


    Die Frage wird nur unter Berücksichtigung des jeweiligen Landesrechts zu beantworten sein, aber ich bin sicher, dass die Frage, was ein "Rettungswagen" ist, nicht in jedem Land durch Vereinbarungen der Leistungserbringer und Rettungsdienstträger (oder Kostenträger) beantwortet wird; vermutlich nicht einmal in den meisten.

  • Hat es wohl etwas zu bedeuten, dass dieser Thread direkt über "Hannover stellt zwei N-KTW in Dienst" steht? Lustiger Zufall jedenfalls.



    Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn die Kostenträger tatsächlich kein maßgebliches Interesse haben, gegen diesen Betrug vorzugehen. Schließlich ist klar, wer für 116 RTW (nach Jahresbericht FW HH ) diese Geräte letztendlich bezahlen müsste. Das würde sich in den nächsten Jahren in massiven Mehrkosten niederschlagen. Zumal ich den Nutzen an vielen Stellen auch nicht sehe. Über ein 12-Kanal EKG und ein gescheites Ampullarium reden wir dabei selbstverständlich nicht.


    Naja ich sehe schon die nächste Überschrift: "Hamburg stellt 116 N-KTW in Dienst" :biggrin_1:

    "Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein. "

  • Wenn nun die größte und älteste Berufsfeuerwehr Deutschlands meint, Fahrzeuge vorzuhalten, die einem KTW entsprechen, dann wäre es legitim, nur einen KTW abzurechnen.


    Die entsprechenden Fahrzeuge werden aber als RTW betrieben; als RTW gekennzeichnet und als RTW disponiert und damit ist die Abrechnung erst mal legitim. Sicher mag das ein Prof. Dr. Sefrin und mögen das auch hier Personen anders sehen, doch da sind wir wieder beim Chefarzt Beispiel. Auch wenn man entsprechende Zweifel an dem Fahrzeug hat wird daraus eben noch lange kein KTW oder gar anderes, damit ist und bleibt die Abrechnung erst mal legal.

    Denn es ist richtig: wer jahrelang mit nem KTW zu "Notfällen" fährt, der verlernt wichtige Dinge.


    Auch ist es im übrigen so, dass diese RTW mangels z.B. Spritzenpumpe und oder Thoraxdrainage nicht gleich zum KTW werden und damit ein "echter Retter" in seiner Arbeit massiv behindert und oder eingeschränkt ist. Tatsächlich ist es doch viel mehr so, dass ein Fahrzeug auch ohne diese Ausstattung ein RTW sein kann und auch ein Fahrzeug mit dem ein "echter Retter" wirklich gut arbeiten kann. Im übrigen arbeite ich schon Jahre mit einem RTW und die fehlende Übung kommt nicht vom ggf. fehlenden Material (z.B. ZVK) sondern davon, dass es 1. zum Glück zu wenig Kundschaft gibt die dieses brächte und 2. davon, dass man es einmal in der Ausbildung lernt und danach selten bzw. tlw. gar nicht mehr entsprechend geschult wird. Die reine Vorhaltung von ZVK; Thoraxdrainage und Co. auf dem RTW wird also kein Leben retten bzw. sie wird den Retter nicht dazu bringen sich damit wirklich aus zu kennen.

    (Die haben alle eigene Normierungen jenseits der DIN EN 1789)

    Der Bericht bezieht sich doch aber genau auf diese eine Norm und damit ist es erst mal egal welche anderen Normen es noch gibt. Das es in Deutschland andere Normen gibt bzw. auch andere Rettungsmittel wie in der Norm vorgesehen, darauf geht der Bericht nicht ein und damit sind außenstehende Normen erst mal uninteressant. Würde man diese Normen berücksichtigen, dann müsste man betrachten ob aus diesen "fraglichen" RTW nicht mittels NEF ein echtes Typ C Fahrzeug wird und ob darüber nicht dem Steuerzahler sogar Geld gespart wird.

    Richtig ist, auf englisch heist ein DIN EN 1789 Typ C "MICU" - "Mobile Intensive Care Unit". Die Ausstattung eines Krankenkraftwagen Typ C entspricht allerdings einem ganz normalen RTW, wie er in Deutschland mehr oder minder typischerweise fährt.

    Ich glaube du versuchst hier gerade das Pferd von hinten auf zu zäumen. Nicht die Norm orientiert sich am RTW, sondern der RTW sollte sich an der Norm orientieren und dazu gehört auch zu betrachten für was welches Fahrzeug laut Norm gedacht ist. Ist ein Fahrzeug nicht genormt spricht ja nichts dagegen sich selbst was zu "basteln" (DIN-Norm), im anderen Fall sollte man sich aber schon fragen, ob man sich wirklich am höchsten orientieren muss?
    Laut meinem an gelesenen Wissen löste die EN 1789 die RTW DIN ab, dabei kam die Frage auf was künftig ein RTW sein sollte. Nachdem damals die neue EN und die alte DIN verglichen wurden und einige schlaue Köpfe ihre Meinung dazu gesagt hatte beschloss man nur das Typ C Fahrzeug als für den RTW geeignet anzusehen. An dieser Entscheidung wurde und wird nach meinem Wissen auch nicht gerüttelt und geschüttelt. Dieses daran festhalten ist für mich aber mehr als nur merkwürdig, da man doch sonst gerne System miteinander vergleicht.

    Wenn nun die größte und älteste Berufsfeuerwehr Deutschlands meint, Fahrzeuge vorzuhalten, die einem KTW entsprechen, dann wäre es legitim, nur einen KTW abzurechnen.

    Wie oben schon geschrieben, die Fahrzeuge sind als RTW deklariert und werden so betrieben, damit sind sie auch grundsätzlich erst mal ein RTW. Solang im Gesetzt, und dazu gehört auch das SGB, nicht steht ein RTW muss nach DIN EN 1789 ausgestattet sein, solang darf man auch andere Fahrzeuge als RTW bezeichnen und abrechnen.
    Würde es im übrigen bei diesem Sachverhalt nur um die persönliche Meinung gehen, dann wäre sicher alsbald selbst ein Typ C Fahrzeug kein mangels dies und jenem kein RTW mehr.
    Geht man die Sache anders herum an und übersetzt die Norm und betrachtet die angedachten Einsatzzwecke, dann könnte man sicher auch argumentieren, dass in Deutschland zig übertrieben hoch gezüchtete Rettungswagen unterwegs sind und hier die Kasse für unnötig hohe Kosten aufkommt. Gerade in einem System in dem es einen Rettungswagen und einen Notarzt mit eigenem Fahrzeug gibt muss nicht alles was gut und teuer ist und selten zum Einsatz kommt doppelt und dreifach vorgehalten werden.

    (BLS & ALS Fahrzeuge, die Konzepte sind ein paar mal diskutiert worden, ALS wäre sicherlich der Typ C RTW)

    Das entsprechende Konzept gibt es doch in der Norm und in Deutschland, was sollte man da also neu erfinden müssen?
    Laut EN 1789 hat man das Typ B Fahrzeug als BLS Einheit und das Typ C Fahrzeug als ALS Einheit, damit wäre das für Rettungsdienstsysteme ohne Notarzt geklärt. In Deutschland wo man ein Rettungsdienstsystem mit einem Notarzt und einem NEF hat kann man das doch auch recht simple machen, auch ohne neue Fahrzeuge erfinden zu müssen. Eine BLS Einheit stellen KTW und erweiterte Typ B Fahrzeuge (=RTW mit Ausstattung über der Typ B Norm) da und eine ALS-Einheit erweitere Typ B Fahrzeuge die falls notwendig durch ein NEF ergänzt werden. Würde man in Deutschland endlich mal verstehen das ein KTW ein Rettungsmittel und kein besseres Taxi ist, dann könnte man diese auch sinnvoll einsetzen und das wäre auch ein Einsatz als BLS-Einheit.


    Im übrigen finde ich die Abrechnung und Bezahlung hier viel weniger eine Diskussion würdig, wie die Tatsache das man einfach für alles einen RTW Schein bekommt und diesen abrechnen kann bzw. dass alles und jeder transportiert werden muss um Geld dafür zu bekommen. Würde man die Ausstellung von Transportscheinen überabreiten und auch kontrollieren, dann lies sich viel mehr sparen und alleine bei der Kontrolle nach heutigen Maßstäben könnte man einiges an Betrug und Geldverschwendung vermeiden. Auch könnte man wie gesagt einiges an Geldverschwendung und Betrug vermeiden, müsste man als KTW/RTW nicht jeden Patienten transportieren um Geld zu bekommen. Wenn diese beiden Punkte die massiv Geld kosten geklärt sind, dann kann man sich von mir aus gerne darüber unterhalten ob ein RTW nicht wirklich ein Typ C Fahrzeug sein muss.

  • Ganz nebenbei interesssnt zu beobachten ist, dass mehrere Rettungsdienstbereiche (zB DRK Celle) auf Facebook oder anderswo Berichte über die Ausstattung ihrer Fahrzeuge posten. Teilweise mit explizitem Bezug auf plusminus...

  • [...] Und es ist kein Geheimnis, dass die Motivation und Qualität der BF-Retter niederiger ist als die der HiOrg Retter. Zumindest in Berlin bestätigen das Notärzte und auch BF-NEF-Fahrer aus ihrem täglichen Erleben. Natürlich gibt es überall Ausreißer nach oben und nach unten, aber es ist ein klarer Qualitätsunterschied zu erkennen. Übrigens sagt das auch ein Kollege (BF Berlin, NotSan, Hauptbrandmeister), der zur Wache Mitte (einzige echte Lehrrettungswache in Berlin) gewechselt hat. "Da machen die richtig Medizin, und nicht nur Krankentransport" sagt er. Obwohl die Einsätze die gleichen sind. [...]


    Das ist der größte Unsinn, den du seit langem geschrieben hast, mit Verlaub. Einen fundierten Vergleich der Qualität der Arbeit von Berufsfeuerwehr-Rettungsassistenten mit der von Hilfsorganisations-Rettungsassistenten gibt es nicht. Und sie ist auch kaum durchführbar, da es wohl nicht die Hilfsorganisation und die Berufsfeuerwehr gibt. Hat der Hamster der Affäre deines Schwagers auch noch einen Kommentar dazu abgegeben, den du hier als "Quelle" anführen möchtest?

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!


  • Unglaublich... aber was beschwere ich mich wir haben heute auf unseren ältesten RTWs auch noch kein 12 Kanal EKG. Das sind jetzt nur noch zwei Stück aber die laufen bestimmt auch noch 2-3 Jahre...
    Aber ich kann mich an eine ganz alte Reportage so aus dem Jahr 1989 oder 1990 erinnern über die Berliner Feuerwehr da wollte der Notarzt im RTW ein Nitro Spray. Einwand des Sanitäters: "...wir sind doch der 'RTW und nicht der NAW...". Da kann ich mich noch lebhaft erinnern.
    Fand ich damals schon kurios. :scratch_one-s_head:

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Hallo!

    Zitat von »M1k3«
    [...] Und es ist kein Geheimnis, dass die Motivation und Qualität der BF-Retter niederiger ist als die der HiOrg Retter. Zumindest in Berlin bestätigen das Notärzte und auch BF-NEF-Fahrer aus ihrem täglichen Erleben. Natürlich gibt es überall Ausreißer nach oben und nach unten, aber es ist ein klarer Qualitätsunterschied zu erkennen. Übrigens sagt das auch ein Kollege (BF Berlin, NotSan, Hauptbrandmeister), der zur Wache Mitte (einzige echte Lehrrettungswache in Berlin) gewechselt hat. "Da machen die richtig Medizin, und nicht nur Krankentransport" sagt er. Obwohl die Einsätze die gleichen sind. [...]




    Das ist der größte Unsinn, den du seit langem geschrieben hast, mit Verlaub. Einen fundierten Vergleich der Qualität der Arbeit von Berufsfeuerwehr-Rettungsassistenten mit der von Hilfsorganisations-Rettungsassistenten gibt es nicht. Und sie ist auch kaum durchführbar, da es wohl nicht die Hilfsorganisation und die Berufsfeuerwehr gibt. Hat der Hamster der Affäre deines Schwagers auch noch einen Kommentar dazu abgegeben, den du hier als "Quelle" anführen möchtest?

    Lieber Johannes,
    auch ich hatte irgendwo in einem anderem Thread schon mal nachgefragt, ob hier nun alles nur noch mit Zitierfähigen Quellen, Evidenz oder Statistiken funktioniert.
    Gerade durch das Forum und die User hier mit einem breiten (Fach-) Wissen und Kontakten in der Retterszene Deutschlandweit und weiter,gibt es eben auch durchaus objektive Aussagen, die man hier teilen kann und sollte. Ich bin froh drüber. Ja- über objektivität kann man streiten,aber den ein oder anderen hier kennt man ja und kann die Aussagen einschätzen.
    Ich hoffe es gibt weiterhin auch persönliche Meinungen und Einschätzungen hier.
    Der Satz von Mike hätte leicht abgewandelt auch von mir kommen können...
    Also dann.....


    Grüße Dani

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Unglaublich... aber was beschwere ich mich wir haben heute auf unseren ältesten RTWs auch noch kein 12 Kanal EKG. Das sind jetzt nur noch zwei Stück aber die laufen bestimmt auch noch 2-3 Jahre...

    2-3 Jahre hält hier die übliche RTW Generation, bis diese aufgrund der Vorgaben neu beschafft werden muss. Auf den beiden Wachen wo ich fahre, ist zur Zeit kein RTW älter als 1,5 Jahre. Auch die Reserve-Kisten nicht. Aber ja, das war früher auch mal anders. Bis der Rettungsträger (der Landkreis) konkrete Vorgaben gemacht hat.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Obwohl ich mir auch vorstellen könnte, dass die am Boden liegende Motivation der Feuerwehr Berlin auch andere Gründe haben könnte.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Berlin hin oder her: Die Feuerwehren waren in den letzten 20 Jahren jedenfalls nicht die Triebfeder des Fortschritts für den deutschen Rettungsdienst.
    Ich kenne auch keinen einzigen BF-Menschen, der nicht davon zu berichten wüsste, dass die Kollegen die Mundwinkel an den Tagen hängen lassen, an denen sie Schicht auf dem RTW haben.


    Gesendet von meinem Swift 2 X mit Tapatalk

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Berlin hin oder her: Die Feuerwehren waren in den letzten 20 Jahren jedenfalls nicht die Triebfeder des Fortschritts für den deutschen Rettungsdienst.


    Wer war denn deiner Meinung nach in den letzten 20 Jahren die Triebfeder des Fortschritts für den deutschen Rettungsdienst?

  • Ich bestreite nicht, dass es genügend demotivierte Kollegen bei Berufsfeuerwehren gibt, und dass das fachliche Niveau sehr heterogen ist. Ich bezweifele lediglich, dass man einigermaßen berechtigt sagen könnte, dass es andernorts wirklich deutlich besser ist.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!