Gassen will Gebühr für Notaufnahmen

  • https://www.stern.de/politik/d…bedingungen-33365698.html


    Zitat

    Der Kassenärzte-Chef sagt, nicht jeder Patient in der Notaufnahme habe tatsächlich auch einen medizinischen Notfall - und pocht auf das Konzept der Solidargemeinschaft.

    (...)

    "Wer weiterhin direkt in die Notaufnahme geht, ohne vorher die Leitstelle anzurufen, muss gegebenenfalls eine Notfallgebühr entrichten, denn das kostet die Solidargemeinschaft unterm Strich mehr Geld und bindet unnötig medizinische Ressourcen"

  • Gassen ist vermutlich der Meinung, wenn die Leitstelle dann einen RTW entsendet (entsenden muss) und diese den Pat. ins KH bringt, werden weniger medizinische Ressourcen gebunden.


    Auch die Praxisgebühr bis 2012 hatte ja nicht den gewünschten Effekt und wurde aus diesen Gründen wieder abgeschafft. mMn nach ist dies blinder Aktionismus, um "irgendwas" zu tun.

  • Das ist ja jetzt nicht die erste wirre Aussage bzw. Forderung von Gassen in den letzten Jahren.

    Ob dieses Konzept die Kosten senkt, da habe ich massive Zweifel. Ein Anruf bei den "Leitstellen" führt wohl eher dazu, dass die RTW-Auslastung nochmal enorm steigt mit einer daraus folgenden Zuführung in die Notaufnahme.


    Was hatte denn die Notdienstgebühr vor 10 Jahren (?) bewirkt? In meiner Erinnerung wenig.

  • Gassen ist vermutlich der Meinung, wenn die Leitstelle dann einen RTW entsendet (entsenden muss) und diese den Pat. ins KH bringt, werden weniger medizinische Ressourcen gebunden.


    Auch die Praxisgebühr bis 2012 hatte ja nicht den gewünschten Effekt und wurde aus diesen Gründen wieder abgeschafft. mMn nach ist dies blinder Aktionismus, um "irgendwas" zu tun.


    Evtl hilft es ja, dass man die Patientenströme in die KV-Praxen leiten kann. Aber diese sind auch meist schon überlaufen.

  • Evtl hilft es ja, dass man die Patientenströme in die KV-Praxen leiten kann. Aber diese sind auch meist schon überlaufen.

    Dafür müssten Leitstelle und KV-Dienst aber auch irgendwie zusammenarbeiten.

    Do your job right – Treat people right – Give all out effort – Have an all in attitude.

    ~ Mark vonAppen

  • Mein subjektives Gefühl ist auch, dass die Leute keinen Bock haben zu warten und darauf sich um Termine zu kümmern.

    Daher würden vermutlich nicht wenige die paar Euro zahlen und kämen wieder sofort dran.

  • Dafür müssten Leitstelle und KV-Dienst aber auch irgendwie zusammenarbeiten.

    Es würde helfen, wenn die Rettungs-Leitstellen vermehrt auf die 116117 verweisen würden. Und man dort auch Seniorenfreundlicher durchkommt. Das Eintippen von Ziffern bei zig-verschiedenen Fragen sehr häufig zu komplex und landen dann wieder bei der 112.

  • Neben den eintippen von PLZ usw. ist auch die ewig lange Warteschleife ein Problem. Das nächste Problem ist, dass die Anzahl der Dienstärzte im Ärztlichen Notdienst in den letzten 25 Jahren massiv abgebaut wurden. Ich erzählte hier schon mal davon (vor 20 Jahren vier Dienstärzte für ca. 200.000 Einwohner; heute ein Dienstarzt für 200.000 Einwohner). Somit das nächste Problem: Neben der Warteschleife dann auch noch sehr lange Wartezeiten auf den Ärztlichen Notdienst (bis zu 6 Stunden).


    Ich bin mir auch nicht so sicher, wo man da genau angreifen müsste. Allerdings sehe ich skeptisch auf die langsame Bildung von Parallelstrukturen, die sich in den letzten Jahren immer mehr bilden, weil Hausärzte, Fachärzte, der Ärztliche Notdienst und auch die ambulante Pflegeversorgung nicht so funktionieren, wie diese müssten. Und das muss immer mehr vom Rettungsdienst und den Krankenhäusern abgefangen werden. Ich hoffe, dass ÄND, ACN und GNotSan nicht irgendwann nebeneinander arbeiten, sondern dass man die Synergieeffekte der Systeme nutzt (und diese zentral gemeinsam abgefragt, disponiert und GEFÜHRT werden).


    Daneben müsste man sich einmal Gedanken um die Öffnungszeiten von Haus- und Fachärzten Gedanken machen (ja, ich weiß - auch die haben ein Privatleben - ich hätte als Hausarzt auch kein Bock auf eine 55 oder 60 Stunden-Woche); tägliche "Notfallzeitfenster" für kurzfristige Termine beim Facharzt (ich habe bei einem akuten Hörverlust auch schon mal zu hören bekommen, dass ich in 3 Monaten einen Termin bekommen könnte - übrigens - nach dem klar war, dass ich Kassenpatient bin).


    Außerhalb der Öffnungszeiten der Hausärzte muss es den ÄND geben sowie in jedem Akutversorger eine ÄND-Praxis, wo die Notaufnahme gleich weiterleiten kann. Heutzutage gibt es oft Lücken von mehreren Stunden zwischen Feierabend der Hausärzte und des Dienstbeginns des ÄND. Also: 112.


    Die Leitstellen müssen technisch, organisatorisch und rechtlich ertüchtigt werden den ÄND und vielleicht auch einen "Pflegenotruf" abzufragen (und wie gesagt, diesen zu disponieren und zu führen). Einheitliche Leitstellensoftware, einheitliche Abfragesoftware, einheitliche Stichworte mit einheitlicher AAO (zu mindestens für den RD/ÄND) und Vernetzung aller Leitstellen im ganzen Bundesland. Dafür ist auch ein ausreichender (spendabler, hervorragender ...) Personalschlüssel erforderlich (denn heutzutage kippen die Disponenten tot am Tisch um, werden zu dutzenden Dauerkrank, Burnout, Herz- & Kreislauferkrankungen und kommen irgendwann nie mehr wieder; leider kein Einzelfälle mehr).

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Außerhalb der Öffnungszeiten der Hausärzte muss es den ÄND geben sowie in jedem Akutversorger eine ÄND-Praxis,

    Mal doof und ketzerisch gefragt, warum außerhalb der Öffnungszeiten der Hausärzte?

    Betrachte ich mir was ich im beruflichen und privaten Umfeld mitbekommen, dann ist die Forderung nach einem zuverlässigen ÄBD außerhalb der Öffnungszeiten der Hausärzte ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Aus meiner Sicht bräuchte es einen ÄND bzw. entsprechende Praxen in Kliniken 24/7, denn es gibt immer mehr Hausärzte die "Notfälle" erst in X Stunden / Tagen versorgen können und immer mehr Patienten die überhaupt keinen Hausarzt haben. Erschwerend kommt hinzu, dass immer mehr Hausärzte wegen zeitnahen Laborwerten und oder "mal Röntgen" ins Krankenhaus einweisen und viele gerade jüngere Ärzte die Selbstständigkeit bzw. Teilhabe an einer Praxis zu uninteressant finden, diese wollen eben auch mal "nur Mensch" sein können. Würde man einen ÄBD 24/7 anbieten, könnte man manchem jungen Arzt eine interessante Form der Anstellung bieten, Hausärzten eine Alternative zum Krankenhaus/der Notaufnahme und man könnte eben eine Vielzahl an Patienten aus den Notaufnahmen fern halten.

    Was mir beim aktuellen Bericht fehlt ist durch Herrn Gassen eine Kostenforderung im dreistelligen Bereich, die Betonung der Not der Ärzte und vor allem die Forderung entsprechende Strafzahlungen den Ärzten zu Gute kommen zu lassen. Mit diesem kleinen Mix wäre aus meiner Sicht viel offensichtlicher um was es geht, ein bequemeres / lukrativeres Leben für Menschen mit Medizinstudium.

  • - 24/7-Notfallarztpraxen an die Krankenhäuser anschließen (-> "Bagatellen" werden direkt weitergeleitet)

    - eine Rufnummer für alle medizinischen Belange, die ggf. auch in einer zentralen Leitstelle aufläuft (vgl. Notruf Niederösterreich); dann den Anrufer an die richtige Stelle weiterleiten (s.u.)

    - Notfalldienste in die Pflicht nehmen und schlagkräftig aufstellen, sowie eine 24/7 Verfügbarkeit sicherstellen (ÄND, Pflegedienste, psycho-soziale Notdienste usw.)


    Kostet alles Geld, ist aber meines Erachtens die einzig sinnvolle Lösung da auch die meisten "Bagatellen" ein Problem haben und RD sowie Notaufnahme oft die einzig kurzfristig verfügbaren Dienste sind.

  • Wir werden die gesellschaftlichen Herausforderungen mit ihren Auswirkungen auf das Gesundheitswesen nicht innerhalb des Gesundheitswesens lösen können.

    Wir können maximal eine Milderung der Effekte erzielen. Und das wird am Ende nicht reichen, um das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren.

  • Wieder einmal wird vom bundesweiten Problem des ärztlichen Notdienstes abgelenkt.


    Das ebenso bundesweite Problem ignoranter Patienten mit Pseudoversorgungsanspruchsmentalität klammere ich einmal bewusst aus.


    Wer trifft denn eine (telefonische!) und qualifizierte Entscheidung über die Klinikbedürftigkeit?

    Was passiert wenn das dann der Klinikarzt nach persönlicher Inaugenscheinnahme verneint?

    Wie lange soll der Patient in der Warteschleife warten?

    Wann gibt es die Erkenntnis bei Kassenärzten das tatsächlich Menschen auch Freitagsmittags erkranken?

    Wie begründet Hr. Gassen den Verwaltungsaufwand während gleichzeitig niedergelassene Ärzte im Papierkrieg kämpfen?

    Was ist mit chir. Krankheitsbildern die nicht eindeutig traumatologisch/orthopädisch zu versorgen sind?

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Mal doof und ketzerisch gefragt, warum außerhalb der Öffnungszeiten der Hausärzte?

    Nun ja, das war von mir recht bewusst gewählt. Denn eine Ärzteschwemme haben wir auch nicht. Der Ärztliche Notdienst muss von den niedergelassenen Ärzten auch irgendwie gestellt werden können. Das geht während der Praxisöffnungszeiten nicht so gut. Erfahrungsgemäß ist die Nachfrage nach dem ÄND an den Wochenenden, in der Nacht, an den Feiertagen und Mittwoch und Freitag Nachmittag größer. Ich denke, mit einer vernüpftigen zentralen Abfrage, Lenkung und Führung des Ärztlichen Notdienstes und der Besetzung der Praxen an den Krankenhäusern würde das in den Zeitbereichen gefühlt reichen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das ist doch aber auch ein Gedanke, der sich an alten Gegebenheiten orientiert. Ohne es böse zu meinen.

    Auch hier sollte man doch dringend überlegen ob das bisherige System noch aktuell ist, sowohl im Bezug auf das was man dem "Kunden", wie auch dem Arzt bietet. Ich kann mir wie gesagt durchaus vorstellen, dass eine Anstellung in einem "Krankenhaus" oder beim Landkreis als Hausarzt interessant wäre, man hat als Angestellter weniger Risiken, geregelten Urlaub und Co. und könnte ggf. in einem Zwischending von Krankenhaus und Hausarzt arbeiten. Quasi in einer Praxis mit klinischem Backround und ohne dafür im Krankenhaus zu arbeiten bzw. selbst sich in Unkosten stürzen zu müssen.
    Die Sache mit Hausarzt = Arzt mit eigener Praxis oder zumindest Teilhabe an einer Praxis erscheint mir nicht mehr zeitgemäß. einerseits wegen den Kosten/Risiken und auf der anderen Seite ob der "Ansprüche" der potentiellen Ärzte.

  • Die Tatsache,dass immer mehr ÄrztInnen (insb. bei Frauen ist der Trend noch ausgeprägter) ja hin zu MVZs wechseln ist da ein guter Indikator.


    Aber das ist ja böse für die KV weil man dann weniger Macht hat.