Plusminus - Rettungsdienst vor dem Kollaps - Leiharbeit im Rettungsdienst

  • Überall das gleiche: man jammert, dass Leiharbeit teuer ist, niedrigere Qualität bieten würde, möchte sie unattraktiv machen usw.
    Die einzige Frage, die sich alle Player im Gesundheitswesen stellen müssten, ist, was sie machen sollten, damit es keine Leiharbeitenden bräuchte.

    Dass niemand mehr bereit ist heutzutage 48 Stunden (und mehr) zu unattraktiven Löhnen und Arbeitsbedingungen zu arbeiten sollte sich doch langsam rumgesprochen haben. Bietet den „normalen Arbeitenden“ annähernd gleiche Bedingungen wie die Leiharbeitsfirmen. Und da rede ich nicht mal nur von finanziellen Anreizen. Ich muss mich doch fragen, warum geben die Leute einen sicheren Job zugunsten eines Leiharbeitsstatus auf?
    Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als Leiharbeitende schlecht bezahlte und oft niedrig qualifizierte Mitarbeitende waren, die man eher belächelt hat. Gut, dass sich das mittlerweile auch in D geändert hat und Personal im Gesundheitswesen diese Option hat.

    PS: wenn irgendwann der Prozentsatz der LA höher ist als der der Normalos (wie es ja anscheinend schon bei einzelnen Firmen der Fall ist) wird man erkennen, dass man sich das ja wohl doch leisten könnte (bzw. können muss)…

    Und PPS: der grösste Hohn für ein Unternehmen ist dann, wenn man einem AN sagt, man könne ihm nicht mehr zahlen, die Arbeitszeit nicht reduzieren usw., derselbe AN dann aber im nächsten Monat beim selben AG über Leiharbeit plötzlich denselben Job zu einem Drittel mehr Gehalt macht (und die Leiharbeitsfirma noch zusätzlich dafür bezahlt werden kann).

  • Am besten hat uns der Untote aus Würzburg gefallen, der befürchtet , dass der gemeine Notfallsanitäter daran scheitern könnte, unterschiedliche EKG-Monitore korrekt bedienen zu können, von denen es ja ja im deutschen Rettungsdienst unzählige Modelle gibt.

  • Wie sieht das eigentlich mit Notärzten aus, die als Freelanzer durch die Lande ziehen? Haben die keine Probleme mit der Medizintechnik? Übernimmt die Bedienung der Notfallsanitäter? Der Leih-NotSan könnte das EKG ja auch durch den fest angestellten RettSan bedienen lassen, Herr Professor ... 8o


    Aber Blodwyn76 hat das schon gut auf den Punkt gebracht. Lieber als Arbeitgeber auf die Leih-Arbeiter schimpfen, anstatt die Arbeitsbedingungen (ggf. mit Hilfe der Lobbyarbeit in der Politik) so zu gestalten, dass die Arbeitnehmer gar nicht mehr weg wollen und gerne dort arbeiten, wo sie fest angestellt sind. Diese Probleme gibt es aber nicht nur im Rettungsdienst, sondern auch in den Krankenhäusern, wenn Leih-Ärzte oder Leih-Pflege zum Einsatz kommt.


    In meiner Ecke gibt es mittlerweile einige Kollegen, die zuvor als Teilzeitler oder GfB´ler bei einer HiOrg waren, nun aber als Leiharbeiter bei diversen Börsen für gutes Geld anschaffen gehen. Und sich die Dienste aussuchen können.


    So, und nun schaue ich mal wieder in die Elementsgruppe, um zu schauen, wie viele Schichten nun wieder unbesetzt sind ...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Am besten hat uns der Untote aus Würzburg gefallen, der befürchtet , dass der gemeine Notfallsanitäter daran scheitern könnte, unterschiedliche EKG-Monitore korrekt bedienen zu können, von denen es ja ja im deutschen Rettungsdienst unzählige Modelle gibt.

    Darf ich den "Untoten aus Würzburg" in mein Portfolio übernehmen?

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Was an der Leiharbeit leider das größte Problem ist, selbst bei Organisationen welche keine 48h Woche haben, sonder auf die 40 Max aufpassen, das genau dieses Personal dann noch 1x 24h oder 2x12h bei den Börsen fährt. Jeder will Sozialversichert sein und dann noch was hinzuverdienen, was ja auch ehrlich attraktiv und verständlich ist. Umkehrschluss, in der folge der über 60h Wochen, sind sie in der sozialversicherten Organisation dann krank und hier werden die Lücken durch Börsen wieder gefüllt. Teilweise werden doch ganze RTW’s der Organisationen durch Börsen besetzt, da wollte der Platzhirsch unbedingt das Auto, weiß aber schon zuvor das er es nicht besetzen kann und besetzt es mit Personal der Börsen (ja ich könnte über 10 Standorte nennen). Organisationen welche ein gutes Klima und fair sind, bekommen hier keinen Zuschlag, jedoch denen ihr Personal fährt über die Börsen genau auf diesen Fahrzeugen … hier muss der Auftraggeber/Bundesland/Staat meiner Meinung nach einen Riegel vorschieben, der Einsatz an „Fremdkräften“ beschränken um hier wieder Ordnung reinzubringen. Leiharbeit/Börsen JA! Aber nicht um ganze Fahrzeuge zu besetzen, sondern um Personallücken durch Krankheit/unvorhergesehe Ausfälle zu besetzen das kein Fahrzeug steht. Und ja dann auch gut bezahlt. Aber nicht Dienstplanmässig über Monate ganze Planstellen. Hier sind in BW das Innenministerium und die Bereichsausschüsse gefragt.

  • Gleiches kann ich hier bei den Kollegen, die hier noch nebenbei schaffen, bisher nicht bestätigten (übermässiges erkranken). Im übrigen ist das kein festes Phänomen des Rettungsdienstes. Ärzte tun dieses, die Pflege auch. Und die Feuerwehrbeamten schaffen auch nebenbei. Wenn nur 8 Dienst pro Monat anfallen, bleibt auch viel Zeit für Nebenjobs (teils mit eigenen Firmen) bei Baumfäll-Firmen, Brandschutz-Firmen, Rüben-LKW fahren, als Elektriker, usw. Edit: Wäre diese Denkweise anders, wenn die Kollegen anstatt irgendwo anders im Rettungsdienst als Dachdecker, Kellner oder sonst was nebenbei schaffen würden?


    Der Rettungsdienstträger hat zu mindestens bei Ausschreibungen die Möglichkeit, die Bedingungen der Ausschreibungen für seine Interessen gut zu definieren. Er kann auch die Gewichtung der Bedingungen festlegen, zum Beispiel für Qualität. Meistens haben Ausschreibungen jedoch die größte Gewichtung auf den Preis. Und wer immer auf billig setzt, der bekommt auch billig. Sicher, der Staat muss auf die sinnvolle, maßvolle und effizienteste Art und Weise achten, wie mit Steuergeldern / Beitragsgeldern umgegangen werden soll. Wir wissen aber auch, dass das jedes Jahr nicht klappt (und gefühlt immer schlimmer wird). Gehen würde da aber was, wenn man es will (und die verwaltende und ausschreibende Stelle auch ein wenig Ahnung von der Materie hat).

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich mag den falschen Eindruck haben, aber die Mehrheit der (Rettungsdienst-)Kollegen, die ich kenne, die in der Zeit- oder Leiharbeit tätig sind, tun dies in Vollzeit und haben eben ihre ursprünglichen Festanstellungen bei konventionellen Rettungsdiensten aufgegeben. Warum? Bessere Arbeitsbedingungen bei mehr Lohn. Ähnlich wie in der Pflege erfolgen die Einsätze in Betrieben meist über mittlere Zeiträume und oft auch wiederholt, nur sehr selten für einzelne Schichten. Die Fehlanreize, sehr viel Geld für Leiharbeit auszugeben und dabei die eigenen Arbeitsbedingungen immer mehr zu verschlechtern, haben sich die Rettungsdienste eins zu eins bei den Kliniken v abgeschaut. Sehr schade, nicht nur eigentlich.


    Ich halte es für falsch, die Politik nun anzuflehen, es zu verbieten. Das wird mehr schaden als nützen. Die Leute sind den Bedingungen trotz des eigentlichen schlechten Rufes der Zeitarbeit entflohen. Die kommen nicht zurück in die alten Umstände, dann werden sie mehrheitlich ganz gehen. Und das macht es nur noch schlimmer.


    Zum Ruf Ärzte vs. RFP in Zeitarbeit: der Ruf ist für beide Seiten schlecht (gewesen) und die Argumente waren ziemlich die selben. Denkt mal 10-15 Jahre zurück, was über die Börsenärzte geredet wurde, auch hier. Inzwischen ist es normal. Letztlich ist es nur eine Sonderform der "Abstimmung mit den Füßen", die wir alle so oft gefordert haben.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ich weiß nicht so ganz, was ich von dem Beitrag halten soll. Insgesamt entsteht eine falsche Balance dadurch, dass mehr Auftraggebende als Mitarbeiter oder Firmen der ANÜ interviewt werden.

    Fehlende Einweisungen, mangelnde Kenntnisse der Umgebung sind ja oft auch Probleme, die durch ein Organisationsverschulden durch den AG entstehen. Dass dann noch der alte weiße Mann anfängt, von der Unmöglichkeit einer Einweisung zu sprechen (mit den selben Argumenten wie der Pressesprecher der RKiSH), finde ich absurd.


    Neben dem Studium bin ich jetzt in verschiedenen Bereichen aktiv gewesen und muss sagen, dass die RD-Landschaft sehr heterogen ist.

    In einem Kreis bekommt man vorweg ausführliche Informationen zu den SOP, zu Krankenhäusern der Umgebung, Kontaktdaten, etc. - beim nächsten ist man dann froh, wenn man am Tag vor Dienstantritt weiß, dass der RTW eigentlich an einer anderen Wache startet.


    Und in Zeiten des Pyramiden-Prozesses noch davon zu sprechen, dass in einigen RTW ja viele Medikamente vorgehalten werden... Nunja.


    Einen Kreis weiter startet eine Organisation jetzt die Zusammenarbeit mit einer ANÜ-Firma und besetzt teilweise ganze RTW. Ich bin mal gespannt, wie sich das fortsetzt.

  • Am besten hat uns der Untote aus Würzburg gefallen, der befürchtet , dass der gemeine Notfallsanitäter daran scheitern könnte, unterschiedliche EKG-Monitore korrekt bedienen zu können, von denen es ja ja im deutschen Rettungsdienst unzählige Modelle gibt.

    immerhin gesteht er dem Sani mittlerweile zu, ein EKG befunden zu können… ah ne, sorry, bedienen 🤪

  • Netzfund zum Thema:

    Keine Fotobeschreibung verfügbar.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Was an der Leiharbeit leider das größte Problem ist, selbst bei Organisationen welche keine 48h Woche haben, sonder auf die 40 Max aufpassen, das genau dieses Personal dann noch 1x 24h oder 2x12h bei den Börsen fährt. Jeder will Sozialversichert sein und dann noch was hinzuverdienen, was ja auch ehrlich attraktiv und verständlich ist. Umkehrschluss, in der folge der über 60h Wochen, sind sie in der sozialversicherten Organisation dann krank und hier werden die Lücken durch Börsen wieder gefüllt.

    Niemand muss eine Nebentätigkeit genehmigen, die die Haupttätigkeit beeinträchtigt.

  • Laut DRK TV muss eine Nebentätigkeit nur angezeigt werden, da steht nichts von Genehmigung des Haupt-AG.


    Lustig bis absurd wird es, wenn man weiß, dass die Kostenträger (in BaWü) die Personalkosten der Festangestellten mit spitzestem Bleistift betrachten, bei den Börsenkosten aber alles 1:1 einfach durchgewunken wird.

  • In so ziemlich jedem TV muss eine Nebentätigkeit angezeigt werden. Und auch wenn keine Genehmigung erteilt werden muss, kann dennoch begründet die Nebentätigkeit untersagt werden.

  • Letzteres ist zuletzt nicht mehr der Fall, als Durchwinken würde ich das nicht mehr bezeichnen.

    Da tut sich gerade viel.

  • Was tut sich da gerade viel, bei den Nebentätigkeiten? Meine Erfahrung (BF und ein Landkreis), dass diese sich mit berechtigten Begründungen für Beamte und auch Angestellten (vor allem da) sehr schwer getan haben. Diese wurden immer zerpflückt und dann wieder vom Arbeitgeber zurückgezogen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich bezog mich auf Taubenzüchters Post bezüglich der Kassen bzw. seine Aussage,dass das Durchgewunken wird.

    Das ist nicht mehr überall so.

  • Laut DRK TV muss eine Nebentätigkeit nur angezeigt werden, da steht nichts von Genehmigung des Haupt-AG.

    Wenn ein Arbeitnehmer durch mangelnde Erholung "ständig" krank ist und damit seine Arbeitsleitung nicht erbringen kann, kann eine Nebentätigkeit sehr wohl untersagt werden.

    Eine Untersagung ist auch schon relativ einfach möglich, wenn der Arbeitnehmer durch die Nebentätigkeit die maximal zulässige Arbeitszeit überschreitet. Hier müsste der Arbeitgeber sogar einschreiten, weil er für die Einhaltung des Arbeitsgesetzes verantwortlich ist.

    Wenn der Arbeitnehmer in der selben Stadt bei der Konkurrenz-Organisation nebenher arbeitet, würde das sehr wahrscheinlich auch ein guter Grund sein, diese Nebentätigkeit zu untersagen.