Wird die Berufsausbildung jetzt der Standardweg zum Medizinstudium?

  • Also ich kenne 20-30% raus im Physikum?!



    Gesendet von iPhone mit Tapatalk

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • Zitat

    So sind - oder waren jedenfalls zu Diplomzeiten - viele naturwissenschaftlichen oder Ingenieur-Studiengänge beschaffen.


    Kenne ich auch noch so. Ab dem Vordiplom waren wir ca. 1/3 weniger.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

    Einmal editiert, zuletzt von Alrik ()

  • Die Zahlen sind ein bisschen mit Vorsicht zu genießen. Tatsächlich kenne ich auch so bummelig 10%, die das Physikum im Schnitt nicht bestehen. Die Ausfallquote unter Medizinern ist vorher recht hoch, was sich in den Erhebungen aber nicht niederschlägt. Denn frei gewordene Plätze werden nachbesetzt - aus Quereinsteigern und Teilplatzstudenten, die auf einen Vollplatz aufrücken. Dies wird für die Statistik aber nicht unbedingt als neu begonnenes Medizinstudium gewertet - und somit ist auch niemand durchgefallen / hat niemand abgebrochen, obwohl es eine Exmatrikulation gab. Beim Physikum ist auch die Besonderheit, dass überdurchschnittlich häufig nicht bestanden wird, wenn es einmal nicht bestanden wurde. Dafür muss man sich in der hier verlinkten Tabelle nur einmal den Unterschied zwischen Referenz- und nicht Referenzteilnehmern ausrechnen.


    Im Hammerexamen fällt man wohl eher einmalig durch, in der mündlichen sind Durchfaller selten. Wer ein Physikum hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Arzt. Zahnmediziner haben es da eher wie Juristen. Das Physikum ist durch den Wegfall einer schriftlichen Prüfung und einer Teilung der anderen Fächer auf Vorphysikum und Physikum deutlich einfacher, dafür ist die Abschlussprüfung ziemlich knackig.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Auch wenn ich die Punkte der Diskussion jetzt nicht uninteressant finde würde ich gerne nochmal das Augenmerk darauf legen zu diskutieren, was das Urteil für den Rettungsdienst/die Krankenpflegeschulen/Physiotherapie etc bedeutet.
    Wie soll damit umgegangen werden?
    Wie soll man Azubis in Zukunft auswählen?
    Vermehrt Realschüler einstellen statt Abiturienten?
    Meint ihr der Berufsverband sollte hierzu auch Stellung nehmen?

  • Ich denke, dass sich da gar nicht viel ändern wird. Gegenwärtig haben die allermeisten jungen Kollegen den Wunsch einmal studieren zu gehen. Bis es soweit ist, setzen es nur noch wenige um und viele kehren schnell zurück. Der tatsächliche Verlust ist kaum größer als in anderen Gruppen (andere Ausbildung, alternative Jobs als RettAss / NFS, Berufsaufgabe wegen Familienleben, etc pp). Ist dies andernorts deutlich anders?


    Ich finde auch, man darf den Fortschritt, den medizinisch sehr motivierte junge Leute, die sich über das nötige Maß weiterbilden wollen, nicht unterschätzen. Auch sind betriebswirtschaftlich junge Menschen, die in einem Alter gehen, in dem sich die Ausbildung ausgezahlt hat, aber ehe sie sehr teuer werden, nicht das Schlimmste. Aber ja, es wird noch mehr Angst in Personalabteilungen vor Abiturienten geben, wenn das bewusst wird. Eine eher schlechte Entwicklung meiner Meinung nach, wenn man bedenkt, dass immer mehr Menschen ihre Schulkarriere mit dem Abitur beenden und der Realschulabschluss deutlich abgewertet wurde. Aber die Frage ist am Ende, wie lange man diese riesige Auswahl überhaupt hat. Man darf nicht vergessen, dass es irgendwann billiger wird, die Ausbildungsplätze wieder zu erhöhen als aufgrund des Personalmangels die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten...

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Man sollte erst mal abwarten, inwieweit überhaupt Dinge wie Ausbildung/Softskills etc bewertet werden.


    Insgesamt sind ja mehrere Sachen kritisiert worden:
    - unterschiedlich schwierige Abiturprüfungen in den einzelnen Bundesländern, somit tendentiell schwieriger mit einem Bayern Abitur einen Studienplatz zu erhalten, als jemand (vorausgesetzt gleich intelligent und engagiert) der sein Abi in Bremen macht
    - uneinheitliche Auswahl bei den Hochschulen (einige wichten den Medizinertest extrem stark, andere wichten Schulnoten unterschiedlich, wiederum andere rechnen Ausbildungen ect. oder andere Softskills mit rein)
    - wenn Auswahlgespräche, dann strukturiert und vergleichbar
    - Begrenzung der Wartezeit - (aber nicht, dass man dann nach Ablauf dieser Wartezeit einen Studienplatz bekommt, sondern dass eine Wartezeit nur bis ca 8 Semester gewertet wird)


    Ob es sich also in Zukunft lohnen wird, eiine Ausbildung nur für eine Aufwertung seiner Chancen zu machen, wird sich zeigen - es ist ja noch gar nicht raus, inwieweit das etwas bringen wird.
    Ein sehr gutes Abitur wird aber in jedem Fall niemals schaden, so dass man eher sein Augenmerk hierauf legen sollte.

  • Als Rentner mit viel Vergangenheit stelle ich mir die Frage, inwieweit sich denn überhaupt etwas verändert hat.


    Zu Zeiten des Rettungsassistenten als der Weisheit letzter Schluss haben auch schon Abiturienten ihre Wartezeit damit überbrückt.
    Als Studierende hatten sie damit zugleich Arbeitsmöglichkeiten die sich mit dem Studium kombinieren liessen.


    In den Glanzzeiten des Zivildienstes haben unendlich viele (heutige) Mediziner diese Möglichkeit genutzt; sie waren dann halt RS.
    Auch hier gab es durchaus Vereinbarkeiten von Studium und Job.
    Ebenso galt ung gilt dies für Kräfte im FSJ.


    Als Alt-Retter und Patient und Patientendarsteller (bspw. in der Lernklinik der Uni MZ) merke ich deutlich ob jemand der an mir herumhantiert bereits eine beliebige med. Ausbildung durchlaufen hat!
    Ich halte es für einen patientenbezogenen Umgang extrem nützlich.
    Ebenso sehe ich einen wertvollen Vorteil, wenn der RD in einer x-beliebigen Klinik auf jemand mit "Stallgeruch" trifft.


    Dann wäre es noch interessant zu erfahren, ob die Rettungsdienstschulen derart überlaufen sind und eine Selektierung überhaupt sinnvoll wäre.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

    Einmal editiert, zuletzt von raphael-wiesbaden ()

  • Für Rettungssanitäter ist das glaube ich genauso egal, wie es das schon immer war. Der Unterschied zwischen Rettungsassistenten und Notfallsanitäter ist aber die Ausbildungssituation. Durch die Refinanzierung durch die Krankenkassen und die betriebliche Ausbildungssituation besteht nur ein kleiner Bruchteil der Ausbildungsplätze gegenwärtig und es ist öffentliches nicht privates Geld, was für diese Ausbildung eingesetzt wird. Von daher ist die Diskussion grundsätzlich berechtigt, auch wenn ich es persönlich wie oben geschildert nicht so kritisch finde.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Die gleiche Problematik besteht aber auch in den Pflegeberufen. Während meiner Ausbildungszeit waren es nur zwei von 25 Pflegeschülerinnen/Pflegeschülern, die danach ein Medizinstudium angestrebt haben, die Wartezeit aber mit einer Ausbildung zur Krankenschwester/-pfleger "versüssen" wollten. Mich würde interessieren, wie dieses heute aussieht. Von den 25 Schülern des Lehrkrankenhauses arbeiten nur noch 3 dort, 2 weitere in anderen Krankenhäusern. Die restlichen 20, mich eingeschlossen, haben die Pflege verlassen. Aber das hat wenig mit Studium zu tun, sondern eher mit schlechten Arbeitsbedingungen.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Je mehr Leute Abi haben, desto mehr interessieren sich auch für ein Studium. Das Gymnasium ist zu einer Art Volksschule mutiert, die Übertrittsquoten von der Grundschule aufs GY sind in den letzten dreißig Jahren explodiert. Die Kanalisierung müsste eigentlich von unten her angegangen werden.

  • Kann man eigentlich theoretisch irgendwo mit Mittlerer Reife und sehr gutem Notfallsanitäter- Staatsexamen + Berufserfahrung Tiermedizin studieren? Weiß das jemand?

  • Zitat

    Je mehr Leute Abi haben, desto mehr interessieren sich auch für ein Studium. Das Gymnasium ist zu einer Art Volksschule mutiert, die Übertrittsquoten von der Grundschule aufs GY sind in den letzten dreißig Jahren explodiert. Die Kanalisierung müsste eigentlich von unten her angegangen werden.


    Dann aber bitte nicht schon in der 3., 4., oder 6. klasse, sondern deutlich später.





    Sent from my iPhone using Tapatalk

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Das wird schwer. Folgt man den Reformen der letzten Jahren, ist zu befürchten, dass man demnächst schon nach der 6. Klasse das Abitur macht...

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Hier noch ein Interview mit einem an der Klage beteiligtem Rechtsanwalt:
    https://www.studis-online.de/S…2-nc-urteil-interview.php
    Vmtl. wird es demnach so laufen, dass auch die ABIturnote (und ggfl. andere Fakten wie Ausbildung) bei der Wartezeit berücksichtigt werden - bislang ist es ja so, dass man entweder rein über die Abinote oder rein über die Wartezeit (und halt nach AdH - Auswahlverfahren der Hochschule, wobei jede ein anderes Auswahlverfahren hat) hineinkommt. Bei der Wartezeit ist die Abi-Note erst mal egal (wenn allerdings beispielsweise nicht alle mit 14 Wartesemestern berücksichtigt werden können, dann wird da wieder nach der Abi-Note sortiert, allerdings bedeutet das, dass jemand dann mit 15 Wartesemestern auf jeden Fall drin ist, auch wenn das Abi sehr schlecht ist).
    So wie ich das Interview lese, macht also Wartezeit und Ausbildung auch wieder nur mit einem entsprechend guten Abi (ich denke im 2,X Bereich Sinn) - für den Rest bleibt dann halt nur Studium im Ausland oder ähnliches - von daher muss man mal abwarten, wie groß der Run auf die Ausbildung tatsächlich wird.

  • Das Studium der Tiermedizin erfordert die allgemeine Hochschulreife, ist also das Abitur erforderlich.


    Brauchen das Humanmediziner theoretisch nicht auch? Und ich habe min. einen im Semester, der kein Abi hat und trotzdem studiert, ohne größere Probleme.


    Edit:
    Also bspw. die FU Berlin lässt das zu, es gibt 4 Wege FU Berlin. Die Frage ist da halt, ob NFS fachlich ähnlich ist oder nicht (dann kann die Zugangsprüfung erlassen werden), denke ich aber nicht, da ich auch im AdH nirgendwo den NFS gefunden hab.

    Einmal editiert, zuletzt von henni ()

  • Nicht nur theoretisch, es ist so. Einzige Möglichkeit wäre über eine Ausbildung+Berufserfahrung die Qualifikation für einen Bachelor und dann ein Studienplatz über die Zweitstudienquote.


    Einschränkend: Ich weiß aber nicht wie es mit einem Fachabi im Gesundheitswesen aussieht

  • Kann man eigentlich theoretisch irgendwo mit Mittlerer Reife und sehr gutem Notfallsanitäter- Staatsexamen + Berufserfahrung Tiermedizin studieren? Weiß das jemand?

    Könnte sein. Hier findest du weitere Informationen: http://www.tiho-hannover.de/st…um-der-veterinaermedizin/


    Zitat

    Hochschulzugang aufgrund beruflicher Vorbildung:

    • Meister/in
    • Staatlich geprüfte/r Techniker/in
    • Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in

    Mit dem Nachweis der bis hier genannten Abschlüsse erfolgt die Bewerbung direkt unter www.hochschulstart.de.nach Abschluss einer dreijährigen anerkannten Ausbildung einem dem Studiengang Tiermedizin fachlich nahestehenden Beruf (z. B. Landwirt/in; Tierpfleger/in, Tierwirt/in, TMF, VMTA, MTA, CTA, BTA, siehe Liste) und anschließender mindestens dreijährigen Berufstätigkeit in dem erlernten Beruf.
    Mit dem Nachweis einer Ausbildung und anschließender Berufstätigkeit ist vor der Bewerbung bei hochschulstart.de zunächst ein
    formloser Antrag auf Feststellung der Einschlägigkeit und Festlegung
    der Durchschnittsnote an unsere Hochschule zu richten (Anschrift siehe
    rechts). Dem Antrag sind beizufügen:

    Zu den Berufen zählen auch Hebammen, Intensivpfleger, etc.