Interessanter Vortrag mit interessanten Argumenten!
Das was und wie es dargestellt wird ist aus meiner Sicht recht gut gemacht, leider erzeugt der Vortrag aber zumindest bei mir einen faden Beigeschmack. Zwei Punkte die aus meiner Sicht recht klar herausgestellt werden sind:
1. Ist nur durch eine Akademisierung eine Professionalisierung und ein Evidenz basiertes Arbeiten möglich.
2. Sind hat die Akademisierung ein überwiegend persönliche Benefit.
Sicher ist, dass eine Akademisierung ein evidenzbasiertes Handeln einfacher macht, allerdings kann man das auch in nicht akademisierten Bereichen etablieren. Wichtiger als die Art der Qualifizierung (duale Ausbildung vs. Studium) ist es doch, dass man die Menschen für den Beruf begeistert und sie schon in der Ausbildung damit vertraut macht sich entsprechende Quellen zu suchen. Wichtig ist doch auch, dass wir ein generellen Wechsel brauchen, denn ein evidenzbasiertes Arbeiten funktioniert nur dann, wenn es den über gestellten Ebenen mitmachen. Solang eine Chefetage (sei es Arbeitgeber oder ÄLRD oder ... ) nicht evidenzbasiert handeln und das so festlegen, solange bringt auch ein Studium nichts.
Ein erster richtiger und wichtiger Schritt zu Professionalisierung wäre aus meiner Sicht mehr Gesellschaften o.ä. wie der DBRD, die DGRe und andere. Wir müssen darstellen, dass wir viele sind und das wir mehr machen wie nur von A nach B fahren. Wenn uns das gelingt ist ein erster Schritt in Richtung Professionalisierung gemacht und daraus lassen sich zig weitere Ableiten, letzten Endes kann das auch dazu führen, dass die HiOrg; BF und Co. bei einer Diskussion um bessere Ausbildungen weniger Gewicht bekommen.
Die Idee der Akademisierung von Gesundheitsberufen in Europa nicht ja nicht neu. Seit 20-30 Jahren werden in großen Teilen bereits Gesundheitsberufe akademisch ausgebildet. Erste Studiengänge, z.B. für die Pflege, sind bereits in den 1960ziger/1970ziger Jahren entstanden. Übrigens hat Deutschland sich gegen die Zugangs-Anhebung auf Abitur und Akademisierung in der Pflege gewehrt, weil man Angst hatte, dass man nicht mehr genug Pflegepersonal finden würde. Nun sehen wir, dass auch ohne Abitur und Studium nicht mehr genug Pflegepersonal gefunden werden konnte. Gleiches mit der Ausbildung der Hebammen. In Europa schon längere Zeit ein Studium, nur in Deutschland ist man bisher nicht in die Gänge gekommen. Nun befinden sich die ersten deutschen Midwiferys im Studium und erobern die Kreißsäle und Wochenbettstationen. Im übrigen haben auch andere europäische Länder Personalprobleme in der Pflege, auch solche, die schon akademische Laufbahnen in der Pflege anbieten (umsetzen). Das Problem scheint also noch wesentlich tiefer zu liegen als nur in der Art und Weise der Ausbildung (Arbeitsbedingungen). Allerdings konnte auch gezeigt werden, wenn ich der verschiedenen Fachliteratur glauben schenken darf (ich lese halt nicht nur Rettung, sondern auch Fachjournale aus der Pflege und aus der Geburtshilfe), dass eine schlechte Versorgungsqualität und eine höhere Mortalitätsrate in Korrelation mit einem geringen Qualifikationsniveau und einer Unterschreitung der Personaluntergrenzen/Sollstärken einhergehen. Und auch ganz ohne Studie bin ich mir sicher, dass sich das auch auf uns Retter so übertragen lässt. Zu den ganzen Befürchtungen: Wie machen das denn die ganzen anderen Länder, wo die Pflege, Geburtshilfe UND auch der Rettungsdienst bereits eine akademisierte Laufbahnausbildung vorgeben? Ja, wir sollten den Schritt gehen, gerade auch weil uns gezeigt wurde, dass eine duale Ausbildung das allgemeine Problem nicht verbessern konnte - ja es sogar schlimmer wurde, wir jedoch einiges dazu gewinnen könnten. Auch sollten wir dazu Kammern bilden, um durch die Selbstverwaltung externe Einflüsse minimieren zu können, einheitliche Qualitätsstandards entwickeln zu können und eine Interessenvertretung des Berufes gegenüber der Politik haben zu können. Der DBRD ist eine erste (gute?) Entwicklung in diese Richtung. Der DGRe verfolgt die Professionalisierung auf etwas anderem Wege. Im Prinzip bräuchte man beide Dinge in einer Kammer. Das Wort Kammer ist im Gesundheitswesen (leider) ein Schreckgespenst, weil in der Pflege die Kommunikation und Umsetzung leider so richtig in die Hose gegangen ist.