Gassen will Gebühr für Notaufnahmen

  • Selbstverständlich ist die Medizin in Deutschland regelhaft eine Dienstleistung, auch wenn die anfallenden Gebühren idR durch Versicherungen übernommen werden. Eine Ausnahme wäre die freie Heilfürsorge der Bundeswehr für ihre Soldaten.

    Das ist für "Kassenpatienten" gerade nicht der Fall. Da werden keine "Gebühren" durch "Versicherungen" übernommen, sondern die Krankenkassen als Träger der gesetzlichen Krankenversicherung erbringen die Leistungen selbst (!) durch von ihnen beauftragte Leistungserbringer (Ärzte, usw.).

  • Und ein rein staatliches System wie das NHS in GB funktioniert auch immer besser als Krankenkassensystem ? Wage ich zu bezweifeln. Ansonsten wird auch dort für den Bürger die Dienstleistung "Gesundheitsversorgung" erbracht

  • Und ein rein staatliches System wie das NHS in GB funktioniert auch immer besser als Krankenkassensystem ?

    wo steht das?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Bis zu einem gewissen Punkt ist das klassische Hausarztmodell in unserer Gesellschaft aber glaube ich auch tatsächlich veraltet.
    Man ist es mittlerweile gewohnt, Dienstleistungen (fast) rund um die Uhr in Anspruch nehmen zu können. Das kann man jetzt gut oder schlecht finden, es ist aber einfach eine gesellschaftliche Entwicklung, der man begegnen muss.
    Und da halte ich permanent besetzte „Walk-in-Arztpraxen“ durchaus für zeitgemäss. Das muss den Hausarzt ja nicht ersetzen, aber gerade für „junge“ und sonst gesunde Patienten, die ein akutes Problem haben, ist es genau das richtige Angebot (der chronisch Kranke ist wahrscheinlich bei „seinem“ Arzt weiterhin besser aufgehoben). Und neben dem Modell „niedergelassener oder Klinikarzt“ halt eine weitere, ggf. für den ein oder anderen recht attraktive Alternative.

    Nein. Schlicht und einfach nein. Nur weil die Gesellschaft sich an Amazon Same Day Delivery gewöhnt hat ist es weder richtig, noch gut.

    Und sich einen Arzttermin früh morgens oder auf den Nachmittag zu legen und so halt 1-2h später zur Arbeit zu kommen oder entsprechend früher zu gehen ist absolut möglich. Zumal es gerade in Ballungsgebieten durchaus schon Ärzte gibt, die extra späte Sprechstunden anbieten.


    Aber klar können wir ein 24/7 Schichtsystem anbieten.. ist nur die Frage mit welchen Ärzten. Genau das ist nämlich der Grund warum die Kollegen aus der Klinik in die Niederlassung oder ganz aus der Medizin raus gehen..


    Man muss einfach nicht jedem Trend hinterherlaufen bzw jeder Scheiß mitmachen.

  • Und sich einen Arzttermin früh morgens oder auf den Nachmittag zu legen und so halt 1-2h später zur Arbeit zu kommen oder entsprechend früher zu gehen ist absolut möglich.

    Zitat eines Patienten, der spät am Abend wegen einer „hausärztlichen“ Sache in die Notaufnahme kommt: „In meiner Firma sind Umstrukturierungen geplant. Wenn raus käme, dass ich krank bin, wird man versuchen mich los zu werden! Darum bleibt mir keine andere Möglichkeit.“

  • Zitat eines Patienten, der spät am Abend wegen einer „hausärztlichen“ Sache in die Notaufnahme kommt: „In meiner Firma sind Umstrukturierungen geplant. Wenn raus käme, dass ich krank bin, wird man versuchen mich los zu werden! Darum bleibt mir keine andere Möglichkeit.“

    Ich behauptet ja nicht, dass es immer und für jeden einfach ist. Aber es wäre sinnvoller? Einfach mitspielen oder versuchen die Gesellschaft lebenswerter (um)gestalten? Nicht die Sprechstundenzeiten sind das Problem, sondern wie in einigen Unternehmen und Branchen mit den Mitarbeitern umgegangen wird.

  • Aber klar können wir ein 24/7 Schichtsystem anbieten.. ist nur die Frage mit welchen Ärzten. Genau das ist nämlich der Grund warum die Kollegen aus der Klinik in die Niederlassung oder ganz aus der Medizin raus gehen..

    Ist das wirklich so?


    Ich bin jetzt seit 1975 in der "Szene".

    Damals waren geteilte Dienste bei Klinikärzten normal - durchgearbeitet hat lediglich die Person die den kompletten Nachtdienst hinter sich hatte.

    Viele Chefärzte haben vorausgesetzt das in der "freien" Mittagszeit entweder Arztbriefe diktiert werden oder irgendein Unterricht erteilt wurde.

    Halbtags- oder 75%-Stellen ... nada, niente


    Der Facharzthäufigkeit war im Vgl. zu heute deutlich geringer.

    Die zumeist männlichen Ärzte haben dies alles hingenommen - denn so war das Eigenheim schneller möglich.

    Praxisgründung bzw. -übernahme war DAS Lebensziel - die Wochenarbeitszeit von 60-70 Std. blieb dabei unverändert.


    Die Zunahme von Frauen in der Medizin hat m.E. die Arbeitsbedingungen wesentlich verbessert.

    Auch der Marburger Bund hat wesentlich zu Veränderungen beigetragen.


    Der Anteil angestellter Ärzte -z.B. in einem MVZ- hat deutlich zugenommen; Teilzeitarbeit, bezahlter Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall haben eben Vorteile.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Also kurz und bündig: ja, von dem, was ich so mitbekomme ist der Hauptgrund für den Wechsel aus der Klinik in die Niederlassung tatsächlich der Wegfall von Nacht-/ Bereitschaftsdiensten, Rufbereitschaft und Schichtdienst. Also Nein, ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Ärzte in Niederlassung ein 24/7 Modell mitträgt. Aber es ist ohnehin illusorisch, da du wesentlich (!!) mehr Ärzte benötigen würdest und es sind ja jetzt schon viel zu wenig Hausärzte. Also die Variante wird Theorie bleiben, einzig der Grund an dem es scheitert, wäre die Frage.


    Und das Aufkeimen der MVZs mit angestellten Ärzten: ja es werden mehr, gerade so für den Übergang der jüngeren Ärzte zum Aufbau eines gewissen Vermögens, aber instand sind es immer noch sehr sehr wenige im Vergleich zur ärztlich geführten Praxis. Man darf das jetzt nicht überschätzen.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Die Bundeswehr hat übrigens keine freie Heilfürsorge, sondern eine unentgeltliche truppenärztliche Versorgung.


    Und viele Arbeitnehmer können eben nicht mal eben 2 Stunden später zur Arbeit kommen oder früher gehen. Die meisten meiner Probanden können das nicht.
    Trotzdem braucht man keinen 24/7 Hausarzt.

  • Der Facharzthäufigkeit war im Vgl. zu heute deutlich geringer.

    Das lag unter anderem auch an der Arbeitsvertragsgestaltung. Diese waren oftmals so formuliert, dass sie befristet bis zum Ablegen der Facharztprüfung liefen. Da es früher bekanntlich ein Überschuss und kein Mangel an Ärzten gab, haben sich daher viele schlicht nicht für die Prüfungen angemeldet.

  • Und viele Arbeitnehmer können eben nicht mal eben 2 Stunden später zur Arbeit kommen oder früher gehen. Die meisten meiner Probanden können das nicht.

    Wobei das bei den wenigsten sehr häufig der Fall sein dürfte. Und, wenn der Arztbesuch nicht außerhalb der Arbeitszeit wahrnehmbar ist, hat der Arbeitgeber das auch zu ermöglichen.

  • Soweit die Theorie.
    Das Problem betrifft nicht nur Arzttermine, sondern auch zB stufenweise Wiedereingliederung. oder auch Physiotermine.

    Meine Probanden müssen zB erstmal von zu Hause entweder über die Firma oder direkt zu irgendwelchen Baustellen. Fahren da sehr häufig als Kolonne hin. Wenn jetzt einer von denn 2 Stunden früher wieder weg müsste um zum Arzt zu kommen, ist das ein Problem.

    Das neue Programm mit der ambulanten Präventionsreha der DRV ist für die auch nicht möglich.

  • Ich zitiere einen sehr geschätzten Kollegen: „Wir versuchen heute die Probleme von morgen mit Konzepten von gestern zu lösen!“

    Ich würde dies heute so umschreiben: „die Probleme von heute resultieren aus Lösungen von gestern und was morgen sein wird - wen juckt es heute.“

  • Ich zitiere einen sehr geschätzten Kollegen: „Wir versuchen heute die Probleme von morgen mit Konzepten von gestern zu lösen!“

    Ich würde dies heute so umschreiben: „die Probleme von heute resultieren aus Lösungen von gestern und was morgen sein wird - wen juckt es heute.“

    Ja, ein wirklich sehr geschätzter Kollege. Und weise dazu.

  • Noch weniger Befragte kennen die Website 116117.de* (neun Prozent) sowie die 116117-App (vier Prozent), wobei die Bekanntheitswerte in jüngeren Altersgruppen und in Haushalten mit Kindern höher liegen.

    Nicht mal ich wusste dass die eine App haben. Dabei war ich schon auf der Webseite, aber selbst dort ist es auch nur ganz unten versteckt.

  • "Zwar warteten 37 Prozent der Befragten nur bis zu 15 Minuten in der Praxis. Im Schnitt betrug die Wartezeit 30 Minutenzumindest für Menschen mit dringenden Problemen wie zum Beispiel hohem Fieber oder starken Schmerzen eine lange Zeit. Zu Stoßzeiten kann es noch deutlich länger dauern: 11 Prozent warteten über eine Stunde."

    Das überascht mich dann doch. Nur 11% über eine Stunde? In der hiesigen KV Praxis sind Wartezeiten über 1h am Wochenende eigentlich normal.

  • Wir schaffen hier (Region Hannover) auch noch länger. Mich überraschten die Zahlen daher doch ein wenig.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.